Warum eigentlich Jethro Tull??

hier gehören alle Jethro Tull News rein - all Jethro Tull news

Moderator: King Heath

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palaun
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Beitrag von palaun »

Es braucht Dir nichts Leid zu tun, lieber Whistling Cat fish.Das ist es, was ich lesen,bzw hören wollte.Danke dafür!!!
Laufi
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Beitrag von Laufi »

Hi:
palaun hat geschrieben:Es braucht Dir nichts Leid zu tun, lieber Whistling Cat fish.Das ist es, was ich lesen,bzw hören wollte.Danke dafür!!!
Und ich auch :)

Mal im Ernst, das ist ja das tolle an so nem Forum: daß jeder seine Meinung, seine Gefühle, etc. kundtut. Und selbst wenn ich z.Zt. eher zur "Meckerfraktion" gehöre, fand ich das einen perfekten Beitrag und sehr interessant zu lesen!

Liebe Grüße,

Laufi
"Du hast wohl nen nassen Helm auf!"

http://www.laufi.de
A Passion Play

Warum Jethro Tull

Beitrag von A Passion Play »

Soweit ich mich erinnere war mein erstes Tull
Konzert in Frankfurt in der Festhalle ca. 1976
bei der To old to Rock .... Tour
Im Vorprogramm John Miles

Das Konzert war Ausverkauft.

Warum ich zu Jethro Tull gekommen bin , lag daran das
ein guter Freund ( Wolfang ) mir als Geburtstags geschenkt
mir eine LP von Jethro Tull schenkte .

Thick as a Brick .

Von diesen Zeitpunkt an war und ist immer noch meine
Lieblingsgruppe Jethro Tull

Gruß an alle Tull Fans
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Dietmar
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Beitrag von Dietmar »

So, ich hatte ja schon länger mal vor, zu diesem Topic auch einen zum Besten zu geben, bin aber irgendwie nie dazu gekommen ... jetzt aber mal. Wobei ich mir halt auch immer die spannende Frage stelle: warum war ich damals so richtig „heiß auf Tull“, und warum heute eher weniger .... aber dazu später mehr.

Zu Jethro Tull gekommen bin ich (Jahrgang 1967) irgendwie wie die Jungfrau zum Kinde. Die 80er Jahre gehörten bei mir fanmäßig ganz klar QUEEN, eigentlich meiner „ersten großen musikalischen Liebe“. Die ist dann spätestens mit Freddies „Abgang“ 1991 auch erloschen – ganz einfach, weil ich über viele Jahre schlecht Musik von Verstorbenen hören konnte. Fragt mich nicht warum, heute geht das irgendwie besser. Großer „Haken“ an QUEEN in den 80ern: Ich bin zwar über „Flash“ und „Another One Bites The Dust“ dazu gekommen, aber nachdem ich den Backkatalog hatte, konnte eigentlich kein nachfolgendes Album den ersten 4 Scheiben das Wasser reichen. Die waren an Genialität und Spielwitz nicht zu toppen. Hinzu kommt, ich bin zwar in den 80ern groß geworden, hatte aber dennoch deutlich eher ein Faible für 70er Musik ... für ROCK und (mehr oder weniger) quietschende Gitarren...

Zu Tull bin ich über „Original Masters“ 1985 gekommen. Einer meiner ältesten Kumpel, Metal-Fan im Allgemeinen und damals Judas Priest-Fan im Besonderen (ich fand die damals nicht so pralle) war irgendwie dem Irrtum erlegen, bei Jethro Tull handele es sich um eine „kultige Metal-Band der Siebziger“, und hatte sich daher das neue Best-Of von denen gekauft. Leider konnte er damit nun gar nichts anfangen, hat mir die LP aber freundlicherweise mal ausgeliehen. Ich glaube, ich kannte vorher „Loco Breath“ und „Aqualung“ ... na ja, ganz okay ... mehr aber auch nicht. Und dann dieses Album, insbesondere „Songs From The Wood“ oder „Ministrel In The Gallery“ ... wie geil war das denn bitte, SOWAS hatte ich bis dato noch nicht gehört.... HAMMER!

„Clever“ wie ich damals war, wollte ich mir dann weitere Alben (auch meine ersten CD’s) zulegen, hab‘ aber irgendwie zu Beginn die „falschen“ CD’s gekauft. „Broadsword“ fand ich zwar ganz okay, allerdings war der Sound grottenschlecht. "Under Wraps" hatte Hammersound, aber irgendwie hatte das musikalisch wenig gemein mit dem, was ich von „Original Masters“kannte und irgendwie auch erwartet hatte. Konsequenz: Das war’s erst mal mit Tull für die nächsten 2 Jahre.

Und auch danach hatte es sich eher langsam weiterentwickelt. 1987 dann „Crest Of A Knave“ und mein erstes Konzert in einer total verkifften Hamburger Sporthalle. Tolles Konzert zwar, aber auch nicht so, dass ich mir gleich alle früheren CD’s hätte kaufen müssen. Gleiches Bild zwei Jahre später bei „Rock Island“, 2. Konzert, wieder in Hamburg. Es bewegte sich also da noch in ganz normalen Bahnen.

Fanmäßig „geknallt“ hat es dann irgendwie auf der 91er „Catfish“ Tour. Ich hatte schon zwei Konzerte in Hamburg und Hannover gesehen, und als ich dann statt zur Vorlesung in der Uni mich ins Auto gesetzt hatte, um ein weiteres Konzert der Tour im 400 Kilometer entfernten Hagen zu schauen, wusste ich: halt, hier stimmt irgendwas nicht..... so bin ich zu Tull-O-Mania gekommen, die ja dann durch das NEW DAY und durch BEGGAR’S FARM irgendwie ziemlich ausgeartet ist - vielleicht mit dem Schlußpunkt des Konzertes in der Hamburger Musikhalle 1999. Danach hatte ich irgendwie erstmals das Gefühl, ich bin „ein wenig damit durch“.

Warum fand ich das damals nun so genial, und warum lässt mich das alles heute eher kalt. Ehrlich gesagt, ich weiß es auch nicht genau. Ein Grund ist sicherlich, dass ich noch nie ein Freund von Nostalgie war, weder vor 20 Jahren noch heute. Nostalgische Erinnerungen geben mir immer das Gefühl, noch älter zu sein als ich mich so schon fühle. Die Begeisterung für Tull auf den Touren 1991 bis 1999 ergab sich nie aus der Tatsache, dass Tull in den 70ern mal eine Hammerband waren – das hatte ich ja selbst nicht erlebt – sondern weil mich die Konzerte so begeistert hatten, wie sie seinerzeit waren. Anderson war wirklich amüsant, es gab die regelmäßigen neuen Alben, und die waren auch noch RICHTIG gut (im Gegensatz zu meinen Queen-Erfahrungen, siehe oben)

Warum diese Begeisterung so ca. im Jahre 2000 erloschen ist, kann ich bis heute nicht sagen. Andererseits kann man wohl auch in anderen Lebenslagen oftmals nicht sagen, warum die Leidenschaft und Begeisterung für etwas auf einmal weg ist. Für Tull würde ich vielleicht sagen: ich hab‘ in den Jahren irgendwie alles mit der Band erlebt, was geht, und 1999 war dann vielleicht der „Overkill“ erreicht. Ich hatte ja dann auch die Hoffnung, dass mit weniger Konzerten und etwas Abstand die alte Begeisterung wieder etwas stärker wird – aber das hat sich bis heute auch nicht wirklich bewahrheitet. Und mittlerweile glaube ich auch, dass daran ein neues Album nicht wirklich etwas ändern könnte.

Ich hab‘ das ja schon an anderer Stelle angedeutet: Letztlich ich das hier auch kein Phänomen, was ich auf Tull reduzieren kann. Ich hab‘ schon seit längerer Zeit irgendwie kein wirkliches Interesses mehr an den Bands, denen ich quasi Jahrzehnte gefolgt bin. Andere Beispiele sind Saga oder Magnum oder Meat Loaf oder Tori Amos oder Axxis oder, oder, oder.... ich hab‘ x Alben, ich hab‘ sie zigfach live gesehen, es waren viele tolle Konzerte dabei .... aber muss ich mir das noch mal geben? Aus den meisten Konzerten geh‘ ich mittlerweile halt raus mit dem Statement: das hab‘ ich schon origineller gesehen. Härtestes Beispiel war wohl Meat Loaf in der Color Line Arena vor zwei Jahren. Ausverkauftes Haus, die Masse war begeistert .... und ich hatte irgendwie nur noch Mitleid, wie sich der Mann (aus meiner Sicht) 2 ½ Stunden über die Bühne gequält hat. 10 Jahre früher war am Ende seiner Konzerte das Publikum platt und er selber noch relativ fit. So ändern sich die Zeiten.

Letztes Jahr die erstmaligen Konzerte von Judas Priest und Rush, jetzt kürzlich das Konzert der Donnas in Hamburg .... das sind wieder Konzerte, die mir in guter Erinnerung bleiben, einfach weil es einmalige Erlebnisse sind – ohne diese lästigen Erinnerungen an frührere Konzerte. Allerdings kann ich mit der Erfahrung von Tull diese Konzerte heute auch einfach als „tolle Abende“ abhaken, ohne dass ich nun das Bedürfnis habe, diese bei allernächster Gelegenheit wiederholen zu müssen. Stattdessen lieber „Ohren auf“ und geschaut, ob sich nicht mal wieder was tolles Neues ergibt.

So, das muss es in Sachen „Seelenstrip“ aber auch erst mal gewesen sein. Ich seh‘ bei mir einfach ganz deutlich, dass das mangelnde Interesse für Tull weniger etwas mit Tull an sich zu tun hat sondern eher an mir persönlich liegt. Hab‘ auch schon dran gedacht, ob das erste Anzeichen von „Midlife Crisis“ sind? Keine Ahnung, ist ja eigentlich mit 37 noch etwas früh ...

So long, Gruß an alle
Dietmar
Whistling Catfish
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Beitrag von Whistling Catfish »

Mahlzeit,

besten Dank für die interessanten "Innenansichten".
Dietmar hat geschrieben:„Songs From The Wood“ oder „Ministrel In The Gallery“ ... wie geil war das denn bitte, SOWAS hatte ich bis dato noch nicht gehört.... HAMMER!
In der Tat, jedoch waren diese Songs nicht geil, sie SIND es! :P
„Broadsword“ fand ich zwar ganz okay, allerdings war der Sound grottenschlecht
Oh, das überrascht mich aber! Ich fand' Broadsword von der Produktion her immer so richtig hochglanzpoliert. Höchstens der Flötensound kam mir immer ein wenig zu "wood-wind" ähnlich daher.

Aber ich finde das interessant, zumal Broadsword das einzige richtig "fremdproduzierte" Album war.
Härtestes Beispiel war wohl Meat Loaf in der Color Line Arena vor zwei Jahren.
Ich war seinerzeit in Oberhausen und fand' es schlicht nur langweilig. Aber das gehört wohl eher "Off Topic".

Ich würde speziell hier zu diesem Topic gerne noch mehr Beiträge lesen.

Bis dahin,
J.
I wish I was a Catfish, swimmin' in the deep blue sea....
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Dietmar
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Beitrag von Dietmar »

Whistling Catfish hat geschrieben:
Dietmar hat geschrieben: Härtestes Beispiel war wohl Meat Loaf in der Color Line Arena vor zwei Jahren.
Ich war seinerzeit in Oberhausen und fand' es schlicht nur langweilig. Aber das gehört wohl eher "Off Topic".
... egal :P Ich hab' Meat Loaf Konzerte von 1989/1990 in Erinnerung, ohne aktuelles Album (Bat II war damals jahrelang in "Pre-Production"), da hat der Mann kleinste Hallen gerockt, dass es nur so eine Wonne war. DAS war Rock'n'Roll, der hat die Leute echt "nass" gemacht (im doppelten Sinne des Wortes)

Schaut man sich die letzten Touren an, dann war das einfach nur noch öde. Auch Meat Loaf kann niemand vorwerfen, dass der Zahn der Zeit ein wenig an ihm genagt hat. Wenn ich dann aber die Riesenhallen und den Publikumsandrang vor zwei Jahren sehe, dann steht das wirklich in keinem Verhältnis mehr zur qualitativen Darbietung. Trotzdem schien mir die Mehrzahl der Leute da zufrieden rausgegangen zu sein .... konnte ich nicht annähernd nachvollziehen. Ich sag's ja .... Erinnerungen an früher sind sch...., wenn man versucht, sie gegen die Gegenwart abzugleichen :wink:

Gruß Dietmar
Whistling Catfish
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Beitrag von Whistling Catfish »

Dietmar hat geschrieben:
Whistling Catfish hat geschrieben:
Dietmar hat geschrieben: Härtestes Beispiel war wohl Meat Loaf in der Color Line Arena vor zwei Jahren.
Ich war seinerzeit in Oberhausen und fand' es schlicht nur langweilig. Aber das gehört wohl eher "Off Topic".
... egal :P Ich hab' Meat Loaf Konzerte von 1989/1990 in Erinnerung, ohne aktuelles Album (Bat II war damals jahrelang in "Pre-Production"), da hat der Mann kleinste Hallen gerockt, dass es nur so eine Wonne war. DAS war Rock'n'Roll, der hat die Leute echt "nass" gemacht (im doppelten Sinne des Wortes)

Schaut man sich die letzten Touren an, dann war das einfach nur noch öde. Auch Meat Loaf kann niemand vorwerfen, dass der Zahn der Zeit ein wenig an ihm genagt hat. Wenn ich dann aber die Riesenhallen und den Publikumsandrang vor zwei Jahren sehe, dann steht das wirklich in keinem Verhältnis mehr zur qualitativen Darbietung. Trotzdem schien mir die Mehrzahl der Leute da zufrieden rausgegangen zu sein .... konnte ich nicht annähernd nachvollziehen. Ich sag's ja .... Erinnerungen an früher sind sch...., wenn man versucht, sie gegen die Gegenwart abzugleichen :wink:

Gruß Dietmar
Ich war ein halbes Jahr vor der offiziellen Tour bei ihm in dieser kleinen runden Halle am Kölner Tanzbrunnen. (Das war ein, zwei Tage nach der Gottschalk-Knutsch-Attacke auf dem Wetten dass...? Sofa, also noch vor Veröffentlichung des letzten Albums - keine Ahnung mehr wie das heisst!)

Und dass fand' ich auch noch sehr geil. Das hat wirklich Spaß gemacht den Dicken da seine theatralisch kitschigen Songs aufführen zu sehen. Und da hat er auch noch ordendlich Gas gegeben und den Eindruck vermittelt ihm würde seine Arbeit Spaß machen.

(Bin nachher sogar von irgendeinem Fernsehteam zum Gig befragt worden - hat das zufällig einer gesehen??? Ich hab' nämlich keine Ahnung ob das überhaupt je gesendet wurde!)

Ganz anders der Eindruck ein paar Monate später in Oberhausen anlässlich der offiziellen Album Tour. Er wirkte lustlos und das Gewimmer und Gejammer der neuen Songs ging mir auch nur noch auf den Sender.

Ich hab' die neuen Alben eigentlich nie gemocht. Für mich hat er nur ein einziges Album gemacht, was es wert ist gehört zu werden (Bat I). Hinterher kamen nur noch billige und z. T. wirklich nervige Kopien davon!

Das letzte hatte ich mir ja anlässlich der Konzerte auch gekauft, hab es aber nach dem ersten Hören gleich meiner Nachbarin geschenkt - die konnte sich wenigstens daran erfreuen.

Aber wie gesagt, das ist wohl reine Geschmacksache!

Aber bezügl. des Gigs - das war 'ne echte Enttäuschung, auch ohne das ich jemals Meat Loaf Fan war. Der Gig war einfach schlecht. Aber vielleicht muss man ihm das nachsehen, da er ja meines Wissens einige Tage später in London mit Herzrhytmusstörungen auf der Bühne aus den Latschen gekippt ist und ins Krankenhaus eingeliefert werden musste.

Ich weiss, daß das in "Off-Topic" gehört - aber mein Vorredner hat gesagt das wäre egal...... :twisted: :P

Viele Grüße,
J.
Ich sag's ja .... Erinnerungen an früher sind sch...., wenn man versucht, sie gegen die Gegenwart abzugleichen
:lol: - wie war das noch? "Objects in the rear view mirror may appear closer than they are..." (Meat Loaf: auf irgendeiner BAT Kopie.....) 8)
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Dietmar
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Beitrag von Dietmar »

Whistling Catfish hat geschrieben: :lol: - wie war das noch? "Objects in the rear view mirror may appear closer than they are..." (Meat Loaf: auf irgendeiner BAT Kopie.....) 8)
Immer wieder faszinierend, wie der Mann passende Songtexte zitieren kann.... :)
Danjêl
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Beitrag von Danjêl »

:) Zwei Jahre nach dem Erstellen des Beitrags meine Antwort - aber ich habe mir mal die Zeit genommen, die alten Beiträge zu überfliegen, und hierzu habe ich auch noch ein witziges Anekdötchen...

Vor etwa 10 Jahren kaufte mein Bruder die Broadsword-Platte - nicht etwa, weil er Tull kannte, sondern weil ihm als Fantasy-Fan das Cover gefiel ;-) Mein Bruder sowieso Metal-Fan (ich glaube, die Tull-CD war damals auch unter HardRock / Metal abgelegt) konnte damit wenig anfangen, ich auch nicht, und so verschwand die CD in den Tiefen seines CD-Regals...

Jahre später, kurz vor seinem Auszug aus dem Elternhaus hörte ich mir noch einige CD von ihm an - bevor sie für immer wegwaren, typisches Schmarotzerphänomen ;-) - und da kam auch die TullCD wieder hervor. "Beastie" hat die Neugier erweckt, ich lud mir einige Titel vom Internet herab, kaufte mir eine Best-Of-CD, mein erstes Konzert und so wurde ich, was ich noch immer bin -- Tullfanatiker :D
Gast

Beitrag von Gast »

Es ist schon komisch mit dieser Musik. Ich war 13 und wir hingen gerne im Keller eines Freundes ab. Dort rauchten wir unsere (mit Pfeifentabak – Rum & Maple, wenn die Erinnerung nicht trügt) selbst gedrehten Zigaretten und hörten die Platten der älteren Geschwister: Ten Years After, den Woodstock Soundtrack, Black Sabbath usw. Eines schönen Tages produzierte der Kellerbesitzer eine neue LP, die er von seiner älteren Schwester zu Weihnachten bekommen hatte. Sie hieß (die LP, nicht die Schwester) A Passion Play. Merkwürdige Platte, dachten wir alle, sagten es aber nicht, weil Coolness auch schon damals angesagt war, nur nicht so genannt wurde. Es fiel natürlich zunächst mal auf, dass es keine Songs gab. Ausser natürlich The Story Of The Hare... Und diese hörten wir denn auch ein paar mal; selbstverständlich nur den zweiten Teil. Ich glaube, wir wussten garnicht, dass die Geschichte auf der A Seite begann. Dies war übrigens eine weitere Besonderheit dieser Passion Ausgabe: es stand weder Side 1 noch Side A o.ä. auf dem schönen grünen Label mit dem roten Schmetterling. Wir amüsierten uns also köstlich über dieses komische Englisch, verstanden aber natürlich kein Wort. Mit dem letzten „a pairrrr“ nahm dann mein Kellerfreund die Nadel von der Platte und legte irgendwas anderes auf.
Nach ein paar Wochen fragte ich ihn dann, ob er mir das gute Stück nicht mal leihen wollte. Er zögerte etwas, rabarberte was von „wollte ich eigentlich heute abend hören“ und gab sie mir schließlich doch. Ich hatte sogar den Eindruck, er war ganz froh das rosa Teil los zu sein.
Warum ich mir die Platte ausgeliehen habe, kann ich wirklich nicht mehr nachvollziehen. Ich glaube, es war tatsächlich nur die Story, die mich interessierte.
Eines schönen Tages hatte ich Besuch von ein paar anderen, nicht kellertauglichen, Freunden und dachte mir, die werde ich mit der Story jetzt mal schwer beeindrucken. Jemand der sowas abgefahrenes hört MUSS ja einfach ein unglaublich geiler Typ sein. Unglücklicherweise hörte niemand hin und eine Freundin von mir stand plötzlich auf und verkündete ihren Aufbruch. Als guter Gastgeber, der ich war und hoffentlich immer noch bin, stand auch ich auf und verbrachte die Dame zur Tür. Und hier passierte es. Sie drängte mir ein Gespräch auf. Ich hatte nicht die geringste Lust mir ihre Ergüsse über andere Leute anzuhören, aber meine Höflichkeit erlaubte es mir auch nicht, sie durch die Tür und ins Freie zu befördern. Diese Episode hatte nun zur Folge, dass ich nicht rechtzeitig zurück in mein Zimmer kam, um die Platte nach erledigter Story vom Teller zu nehmen. Während besagte Dame munter weiter palaverte vernahm ich aus meinem Zimmer diese ungewöhnlichen Laute. Ich hatte garnicht mehr daran gedacht, dass ich A Passion Play aufgelegt hatte und versuchte nun herauszuhören, was da lief. Von vorne also Damenrabarber, von hinten diese komische Musik. Als sie sich dann endlich verabschiedet hatte, sprintete ich zurück in mein Zimmer und stellte nun zweierlei fest. Es war Jethro Tull, die diese unglaubliche Musik fabrizierten, und meine Freunde hatten mit der freundlichen Unterstützung von Tull nun ebenfalls den Entschluss gefasst, möglichst schnell mein Zimmer zu verlassen. Das war mir aber wurscht. Von diesem Tag an hörte ich so gut wie nichts anderes mehr als Teil 2 von A Passion Play. Ich las die Texte mit, sang mit und war BEGEISTERT. Nach ein paar Tagen versuchte ich es dann auch mit Teil 1, der mir aber nicht ganz so gut gefiel.

Glücklicherweise gaben Jethro Tull schon wenige Wochen später ein Konzert. Es bedurfte einiger Űberredungskunst bis meine Mutter mir den Besuch auf der Basis eines Kompromisses erlaubte. Ich musste einen Freund mitnehmen. Das war leichter gesagt als getan, denn in meinem Freundeskreis mochte niemand Jethro Tull. Der Kellerfreund hatte sich sogar zu einem ausgesprochenen Tull-Gegner entwickelt. Schließlich konnte ich einen Schulkumpel, mit dem ich eine frühere Leidenschaft für KISS geteilt hatte, zum Mitkommen überreden. Er hat es nicht bereut. Das Konzert war Songs From The Wood und ein echter Hammer. Im Jahr darauf waren’s dann schon zwei Konzerte und im Jahr darauf keins, weil’s nämlich keins gab. Nun sind es inzwischen über 80. Und um es mal klar zu sagen: da war auch einiges Mittelmaß dabei. Ich habe mir mit Freunden ganze Touren gegeben und es war eigentlich immer ein Konzert dabei, dass wirklich herausstach. Liederhalle Stuttgart 1989 fällt mir dabei ein. Die letzten Konzerte waren auch wieder von äusserst unterschiedliche Qualität. Wolverhampton im Jahre 2004 war irgendwie komisch, Oxford ein ziemlicher Knaller. Tunbridge Wells im letzten Jahr hatte viel Atmosphäre (besonders in meinem Kopf nach ungefähr drei Litern Cider), aber einen schrecklichen Sound und einen angesäuerten Anderson eben ob dieses Umstandes. Und zu Ende spielen durften sie auch nicht. Auch Cropredy 2004 hat mich nicht wirklich überzeugt. Irgendwas war da faul. Vielleicht ja auch nur bei mir, möchte ich nicht ganz von der Hand weisen.

So, das war’s. Eine Tull-Geschichte. Und zwar die Kurzfassung. Die Langfassung wäre dann meine Autobiographie, weil Jethro Tull nicht mehr und nicht weniger als mein Leben verändert und beeinflusst haben. Ohne die Band hätte ich nicht ... aber halt. Ein andermal vielleicht.

Gruß

King Heath
King Heath
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Beitrag von King Heath »

Und das nächste Mal logge ich mich dann auch ein.

Heath
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palaun
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Beitrag von palaun »

Oh, ja...
Da könnte ich auch viel zu erzählen, zu dem Thema: Ohne Jethro Tull hätte ich nie...
Das wäre doch glatt einen neuen Thread wert :D Nur weiter so !!!!
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Birgit
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Beitrag von Birgit »

King Heath hat geschrieben:... A Passion Play. Merkwürdige Platte, dachten wir alle, sagten es aber nicht, weil Coolness auch schon damals angesagt war, nur nicht so genannt wurde. Es fiel natürlich zunächst mal auf, dass es keine Songs gab. Ausser natürlich The Story Of The Hare... Und diese hörten wir denn auch ein paar mal; selbstverständlich nur den zweiten Teil. Ich glaube, wir wussten garnicht, dass die Geschichte auf der A Seite begann.
:)
Hi,
sehr nette Geschichte!
Ich habe APP damals ganz anders erlebt! "The Story Of The Hare..." fand ich zwar sehr gut und witzig, aber eigentlich hat sie mich mitten in diesem Opus immer etwas gestört. Deshalb habe ich mir gleich als ich CDs brennen konnte das Märchen ans Ende gesetzt. Auch witzig, den ersten Teil einfach zu ignorieren! Dann gibt die Geschichte doch gar keinen Sinn, oder? (Naja, zugegeben, sie gibt auch sonst keinen :) .
Gruß
Birgit
Danjêl
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Beitrag von Danjêl »

Birgit hat geschrieben:Dann gibt die Geschichte doch gar keinen Sinn, oder? (Naja, zugegeben, sie gibt auch sonst keinen :) .
Gruß
Birgit
würde ich nicht behaupten :wink: ich finde die Geschichte klasse
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Birgit
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Beitrag von Birgit »

Danjêl hat geschrieben:
Birgit hat geschrieben:Dann gibt die Geschichte doch gar keinen Sinn, oder? (Naja, zugegeben, sie gibt auch sonst keinen :) .
Gruß
Birgit
würde ich nicht behaupten :wink: ich finde die Geschichte klasse
ich meine die Geschichte von dem Hasen, der seine Brille verlor, ergibt keinen Sinn, wenn man nur die 2. Hälfte kennt :!:
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