Heavy Horses - Steven Wilson Remix

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Moderator: King Heath

Marengo
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Re: Heavy Horses - Steven Wilson Remix

Beitrag von Marengo »

mart hat geschrieben:Das ist dann auch mit die grösste Kritik: Bei allen Live-Abmischungen von Jakko klingt das Schlagzeug merkwürdig leblos. Auch der Rest ist eher dumpf. Da wirkt "Bursting Out" in weiten Teilen deutlicher, wenn auch aggressiver im Klang. Allerdings hat man damals wohl einiges nachträglich hinzugefügt, was im Booklet ja auch angesprochen wird.
Aber schlecht ist es das neue Konzert trotzdem nicht.
Du drückst genau das aus, was ich empfinde. Der Sound ist vor allem beim Low-End zu aufgeräumt und die Mitten haben ein "Loch". Die Gitarre sägt und schneidet kein bisschen. JJ kriegt das nicht hin. Das Ergebnis klingt bei mir nicht dumpf, aber flach und dünn. Vielleicht meinst Du das? Bursting Out hat bei allen soundmäßigen Unzulänglichkeiten wenigstens Martins dreckige Gitarre gut eingefangen. JJ bastelt sich darüber hinaus einen Mix, der das, was Anno 78 aus den Boxen dröhnte, nicht ansatzweise trifft. Martins Gitarre war "piercing". Leider kann ich hier nix hochladen, sonst würde ich zwei Stücke der Stormwatch Tour anbieten als Referenz, wie Tull geklungen haben. Nicht, weil ich die Aufnahmen gemacht habe, aber weil sie den 70er Jahre Tull-Sound gut abbilden. Meine Augen mögen taub, meine Ohren blind und meine Demenz fortschreitend sein, but i fucking well know how it sounded...
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Nightcap
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Re: Heavy Horses - Steven Wilson Remix

Beitrag von Nightcap »

Habe mich bislang „nur“ mit den Bonus-Tracks beschäftigen können. Ein echter Kracher wie „Old Aces Die Hard“ ist, wie Laufi auch schon gesagt hat, diesmal nicht dabei, das macht aber überhaupt nichts.

„Horse Hoeing Husbandry“ ist tatsächlich eher holprig und unfertig. Geht gut los, hat ein paar schöne Instrumentals, aber mir fehlt die durchgängige Idee. Bleibt nicht wirklich im Ohr und kommt auch irgendwie nicht in die Pötte. Trotzdem auf jeden Fall spannend, da hätte was draus werden können, wäre daran weiter gearbeitet worden.

„Everything In Our Lives“ bietet mir da schon mehr und passt von der Melodie für mich eher zu Stormwatch, wo es klasse drauf gepasst hätte.
Gefällt mir sehr gut!

Die Version 2 von „Living In These Hard Times“ gefällt mir auch sehr, vielleicht sogar besser als Version 1.
Ein funfact ist ja dabei, dass die Textzeilen mit dem „The bone‘s in the china“ etc., die ihm ja offenbar so wichtig waren, dass er sie in 2 Songs untergebracht hat (eben auch in Old Aces...) dann doch erst mit 20 bzw. 40 Jahren Verspätung das Licht der Öffentlichkeit sehen. Aber besser spät als nie!

Die frühe Version von Jack-A-Lynn noch zu sehr mit Handbremse, aber toll um die Entwicklung zu verstehen. IA hat es einfach immer wieder verstanden, die Songs weiter zu entwickeln, bis sie „veröffentlichungsreif“ waren — um sie dann doch manchmal im Archiv verstauben zu lassen :wink:
Aber dafür hat er dann Material für die diversen Editionen...

Quatrain herrlich mit dem Gebrabbel :D

Mein Favorit ist bislang der „Botanic Man“. Wunderbare Melodien und Tonartwechsel, ein echter Ohrwurm. Cheesy trifft es tatsächlich gut. Mir gefällt es trotzdem, einfach weil es musikalisch viel zu bieten hat.

A Town In England hätte ich natürlich auch gerne komplett gehabt.

Das Booklet ist natürlich wieder allerliebst! Die ganze Serie ist wirklich großartig und ihr Geld mehr als wert.
Die anderen Sachen muss ich mir aber erst noch erschließen.
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folkfreak
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Re: Heavy Horses - Steven Wilson Remix

Beitrag von folkfreak »

Ich finde dies erste Demo sehr viel besser als das Demo von 1981. Von diesem ersten Demo mit der Gitarrenlinie vor der letzten Strophe ist es auch viel direkter zur fertigen Version von 1982 mit dem Outro, wo diese Melodie ausgearbeitet wurde.
Beasty
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Re: Heavy Horses - Steven Wilson Remix

Beitrag von Beasty »

Ich liebe "Botanic man". "A town in England" wäre bestimmt geil geworden. Toller Ansatz aber wenn sie es halt nicht fertiggestellt haben, dann ist es leider so. Der Tullsound war 77-79 absolut formvollendet.
He's hundred names of terror, the creature you love the least. Picture his name before you and exorcise the beast.
King Heath
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Live in Bern 28.05.1978

Beitrag von King Heath »

Marengo hat geschrieben:JJ bastelt sich darüber hinaus einen Mix, der das, was Anno 78 aus den Boxen dröhnte, nicht ansatzweise trifft. Martins Gitarre war "piercing". Leider kann ich hier nix hochladen, sonst würde ich zwei Stücke der Stormwatch Tour anbieten als Referenz, wie Tull geklungen haben. Nicht, weil ich die Aufnahmen gemacht habe, aber weil sie den 70er Jahre Tull-Sound gut abbilden. Meine Augen mögen taub, meine Ohren blind und meine Demenz fortschreitend sein, but i fucking well know how it sounded...
Hier handelt es sich offenkundig um ein Missverständnis. Die Signale von der Bühne, die auf dem 24-Track landeten, dürften kaum über den FOH-Mischer gelaufen sein. Warum eine potenzielle Rauschquelle, zumal in analogen Zeiten, dazwischen schalten? Was für eine Art Material sich auf den Bändern befindet, mit dem JJ gearbeitet hat, kann man sich am besten vorstellen, wenn man dazu DP zitiert:
DP hat geschrieben:Being on stage with Jethro Tull was like being in a drawing room. It wasn't like being with Led Zeppelin or Rainbow or any of those bands, the amps were turned right down, and we could all talk to each other without any problem.
Ich kann das bestätigen, habe ich doch 1993 in Dublin auf dem Sofa gesessen (Für die Spätgeborenen: auf der 25th Anniversary Tour wurden für "Songs From The Wood" ein paar Gäste aus dem Publikum geholt, die dann auf einem Sofa, das sich rechts auf der Bühne befand, Platz nehmen durften und den Eröffnungschor mimen sollten - ich habe nicht gemimt, sondern gesungen, was ein anderer Sänger nicht so toll fand. Ähem.).

Auf den Bändern ist also relativ zahmes Zeug und das hört man eben. Auf "Tull's Tractor Tales", einer historischen Publikumsaufnahme aus Berlin, hört man den schneidenden Hallensound von MBs Gitarre und die rumpelnden Drums von Barrie sehr gut, albeit in nicht so toller Qualität.

Ich finde die Bern-Aufnahme trotzdem gut und interessant, sowohl für sich stehend, als auch im Vergleich mit "Bursting Out". Auf das Intro mit Flöte hatte ich oben schon hingewiesen, aber es gibt noch viel mehr zu entdecken, was allerdings auch hin und wieder Fragen aufwirft. Fangen wir mit Grundsätzlichem an:

Stereo-Panorama
Vom Publikum aus gesehen, waren die Instrumente auf der Bühne von links nach rechts wie folgt verteilt: DP (Synthies, Portative Pipe Organ), Brittledick (Bass), Barrie (Drums) - davor IA, dann MB (E-Gitarre), John Evans (Hammond, Synthie, Piano). "Bursting Out" wurde aus Publikumsperspektive gemischt. Bern eher nicht. Eher nicht, weil hier die Instrumente oft die Plätze tauschen. Besonders augen- bzw. ohrenfällig wird dies bei Conundrum. Auf "Bursting Out" hört man DPs kontrapunktisches Spiel zu MBs Gitarre ganz links (wenn auch nur sehr leise), während rechts John Evans ordentlich in die Orgel haut. Auf der Bern-Aufnahme ist das Panorama vertauscht. Hier hört man DP nun rechts, dafür aber deutlich deutlicher. Dieser seltsame Mischmasch zieht sich durch die ganze Aufnahme. Meine Vermutung ist, dass JJ versucht hat, mittels neuer Verteilung der Instrumente ein ausgeglicheneres Klangbild zu bekommen.

Merkwürdiges
Nehmen wir No Lullaby. Wie bereits an anderer Stelle erwähnt, wurde das Stück auf der Heavy Horses Tour in Gänze gegeben, also gewissermaßen doppelt. Auf "Bursting Out" und "Bern" aber findet sich nur die Hälfte. Und auf letzterer fehlt das Ende fast vollständig. Es gibt eine merkwürdige Pause zwischen No Lullaby und Sweet Dreams. Warum? Waren MB und die anderen so sehr an die volle Version gewöhnt, dass sie gewissermaßen nach einer Halbzeit das Finale nicht mehr in den Fingern hatten?

No Over-dubs?
Dieses Thema wurde hier auch schon diskutiert. Und die Anwort ist nun klar. Auf Skating Away spielt MB bekanntlich die Marimba. Im ersten Teil übernimmt Brittledick die E-Gitarre, kehrt aber in der dritten Strophe an den Bass zurück. Wer spielt aber dann die Gitarre auf der "Bursting Out" Version? Nach dem Buch von Bern, niemand. MB bleibt schön bei der Marimba und es gibt einfach keine E-Gitarre in der dritten Strophe. Da ist diese Aussage dann nur mit Zeitablauf zu erklären:
IA hat geschrieben:We went into the studio to undertake some 'fixes' of bad notes or fluffs but not, to my recollection much in the way of replacement and certainly not any additions implied by the term 'overdubs'.
Macht ja nix.

Bern (und nicht Berne. Berne ist ein Ortsteil von Farmsen und Farmsen ist ein Ortsteil von Rahlstedt, in den 70er Jahren der größte Stadtteil Europas. Berne hat außerdem die letzte U-Bahn-Station vor den Walddörfern und Tull haben da mit Sicherheit nie gespielt) ist trotz des rohen Sounds sehr interessant und hat einen hohen Unterhaltungswert, ebenso wie die anderen JJ Mixe, auch wenn ich mich hier und da mit dem Sound etwas schwer tue (Lutetia springs to mind). Die Bucheditionen haben immer ihre zwei Seiten. Einmal den neuen Mix von SW und den Blick in die Geschichte. Und letzterer sollte nicht geschönt werden. Wenn also die Live-Aufnahmen nicht mehr hergeben, müssen wir das akzeptieren. Wenn sie in den Schönheitssalon geschickt worden wären, hätten sie vermutlich viel von ihrer Authentizität eingebüßt. Also Ohren auf und durch.

KH
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Re: Heavy Horses - Steven Wilson Remix

Beitrag von Laufi »

Moin:

vielen Dank für den ausführlichen Bericht, Könich!

Ja, das Prozedere der Liveaufnahmen klingt lgisch und ist auch so usus, ein 24-Kanal-Multichore das die Signale zum Ü-Wagen, bzw. Maison Rouge Mobil abzweigt, da wird nichts über den FOH gegangen sein. Und JT waren auf der Bühne *immer* leise, das konnte man bereits in den ersten Reihen stehend bemerken, ein Grund für den Plastikkäfig hinter dem Doane lange Zeit spielen musste, btw.

Ich bin vom musikalischen Inhalt der Box immer begeisterter und ich sehe das Konzert -ganz klar- als ungeschöntes Zeitdokument. Klasse! Das Buch habe ich auch durch, interessante Geschichten und wie immer von MW sehr schön aufgearbeitet. Sehr interessant auch diese Kleinigkeiten (2 Tracks, die auf der Original LP einen Tick zu schnell liefen, das analoge Zeitalter hat uns manchmal halt auch beschissen ;-) )

Meine anfängliche Begeiterung wächst quasi weiter ins unermessliche. Heißt auch: ich kann die nächste Box kaum erwarten ;-)
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Unisono
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Re: Heavy Horses - Steven Wilson Remix

Beitrag von Unisono »

Vielen Dank an KH für die zahlreichen Beobachtungen. Ich gebe zu, dass mir das mit der wechselnden Instrumentenlokalisierung noch gar nicht aufgefallen ist (und vielleicht auch nie aufgefallen wäre). Was mich aber verblüfft: wie oft es kleine musikalische Abweichungen gegenüber der vertrauten BO-Version gibt. Und natürlich auch nicht-musikalische, sprich die Zwischenansagen. Offenbar hat damals IA sehr frei von Stadt zu Stadt variiert - während er in späteren Jahren einzelne Songs jahrelang mit immer denselben lahmen Witzen einleitete (z.B. Griminelles Lament mit "perhaps she found a flute-player with a bigger flute")
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Dietmar
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Re: Heavy Horses - Steven Wilson Remix

Beitrag von Dietmar »

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Carsten
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Re: Live in Bern 28.05.1978

Beitrag von Carsten »

King Heath hat geschrieben: Ich finde die Bern-Aufnahme trotzdem gut und interessant, sowohl für sich stehend, als auch im Vergleich mit "Bursting Out". Auf das Intro mit Flöte hatte ich oben schon hingewiesen, aber es gibt noch viel mehr zu entdecken, was allerdings auch hin und wieder Fragen aufwirft. Fangen wir mit Grundsätzlichem an:

Stereo-Panorama
Vom Publikum aus gesehen, waren die Instrumente auf der Bühne von links nach rechts wie folgt verteilt: DP (Synthies, Portative Pipe Organ), Brittledick (Bass), Barrie (Drums) - davor IA, dann MB (E-Gitarre), John Evans (Hammond, Synthie, Piano). "Bursting Out" wurde aus Publikumsperspektive gemischt. Bern eher nicht. Eher nicht, weil hier die Instrumente oft die Plätze tauschen. Besonders augen- bzw. ohrenfällig wird dies bei Conundrum. Auf "Bursting Out" hört man DPs kontrapunktisches Spiel zu MBs Gitarre ganz links (wenn auch nur sehr leise), während rechts John Evans ordentlich in die Orgel haut. Auf der Bern-Aufnahme ist das Panorama vertauscht. Hier hört man DP nun rechts, dafür aber deutlich deutlicher. Dieser seltsame Mischmasch zieht sich durch die ganze Aufnahme. Meine Vermutung ist, dass JJ versucht hat, mittels neuer Verteilung der Instrumente ein ausgeglicheneres Klangbild zu bekommen.
Was ich übrigens auch sehr befremdlich finde: Der Run von Barry über die Toms (von ganz hoch bis Standtom) am Anfang von "No Lullaby" läuft hier, aber auch bei "Bursting Out" und "Heavy Horses" von links nach rechts. Wenn ich als Zuhörer vor dem Schlagzeug sitze, ist es genau andersrum. Hat einer ne Idee, weshalb das so gemixt wurde? Die Hihat höre ich eher links, müsste aber rechts sein, oder täuschen mich meine alten Ohren?
King Heath hat geschrieben: Merkwürdiges
Nehmen wir No Lullaby. Wie bereits an anderer Stelle erwähnt, wurde das Stück auf der Heavy Horses Tour in Gänze gegeben, also gewissermaßen doppelt. Auf "Bursting Out" und "Bern" aber findet sich nur die Hälfte. Und auf letzterer fehlt das Ende fast vollständig. Es gibt eine merkwürdige Pause zwischen No Lullaby und Sweet Dreams. Warum? Waren MB und die anderen so sehr an die volle Version gewöhnt, dass sie gewissermaßen nach einer Halbzeit das Finale nicht mehr in den Fingern hatten?
Ich glaube nicht, dass nur das halbe Stück in Bern gespielt wurde, sondern eher, dass auch hier geschnitten wurde. Ebenso ist auch das Flötensolo, wie auf "Bursting Out", geschnitten (wenn ich mich nicht irre, identisch). Auch ob die Flöte im Intro authentisch live ist, bezweifle ich. Das wäre dramaturgisch blödsinnig.

Ansonsten ist das aber die erste wirklich gut hörbare Mischarbeit von Jakko. Macht echt Spaß und brezelt über Kopfhörer ganz herrlich! Wunderbares Konzert. Schöner Himmel. Gut gemacht, MacIntyre.

Der Rest der Box ist natürlich auch schönstens geeignet, das alte Bergmann-Herz zu erwärmen. Da der Mann schon immer eine senti und mentale Schwäche hatte, hat ihm "Botanic Man" (trotz des recht schwachen Textes, ich nehme auch an, hierin wird Ian's Ablehnung des kleinen Meisterwerks liegen) gleich die Tränen ob der wunderschönen Musik in die Augen getrieben. Meisterhaft gesungen und eine leicht und locker scheinende Melodieführung, die aber beim Versuch des Nachsingens ihre wahre Größe, Schwierigkeit und Schönheit offenbart. Eine wunderbare Mischung aus anspruchsvollem Sandmännchen und meinem hochverehrten Hallenser Freund Georg Friedrich Händel (ohne Brat).

Auch "Horse Hoeing Husbandry" zeigt nach mehrmaligem Hören ein irres Potential, das leider nicht weiter verfolgt wurde. Wär doch für die "Tull Rock Opera" fertiggestellt der Knaller gewesen...mit entsprechendem Gesang natürlich.

"Everything In Our Lives" rauscht allerdings wie das beschriebene Meer und Öl belanglos an mir vorbei.

Die Steven Mixe sind zum großen Teil auch allerliebst mit wenigen bekannten (Flöte zu leise und dünn) und neuen Schwächen: Wie hat er es fertig gekriegt, den Punch aus Bass und Bassdrum in "Journeyman" rauszufiltern? Und weshalb schwächeln die Flöten- und Martins Gitarenriffs zwischen den Zeilen im selben Song bis hin zum Belanglosen, wo sie doch früher so schön bissig waren?
Weshalb rattert das Tambourine in "Rover" bedenkenlos weiter, wenn alle anderen Instrumente am Schluß der Refrains einen Break haben und still sind? Früher hat auch jenes geschwiegen und das war auch gut so. Es heißt ja, I.A. würde das alles abnicken, aber vielleicht hören seine Ohren die Tambourinfrequenzen gar nicht mehr?

Wie immer...als Tullfan muss man was zu meckern finden. Alles in allem aber wieder ein kleines Stück, auch wegen des knorken Buchs und der interessanten Fotos (!), zum sehr liebhaben.
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Whistling Catfish
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Re: Live in Bern 28.05.1978

Beitrag von Whistling Catfish »

Carsten hat geschrieben:Alles in allem aber wieder ein kleines Stück, auch wegen des knorken Buchs und der interessanten Fotos (!), zum sehr liebhaben.
Das hast Du schön gesagt! Ich hätte gestern die Gelegenheit die Stereo CD mal in Ruhe und Gänze durchzuhören und das Booklet zu lesen! HH ist eines meiner ewigen Top 5 Tull Alben und ich hatte in der Tat Tränen der Rührung und Freude in meinen Augen! Bern ist absolut herzalkerliebst und für mich bisher die ultimative Tull Live Aufnahme! Besser als BO oder auch MSG! Ich finde Bern 78/2018 schlicht wunderbar! Aber auch der neue Mix des Albums ist klasse! Ich verstehe diese Remixe ohnehin viel mehr als Addition denn als Ersatz! Das mit den Trommeln auf No Lullaby ist mir auch aufgefallen, aber wie gesagt - das macht es doch erst richtig schön wenn man Unterschiede ausmachen kann. Die Bonustracks finde ich hier generell nett - aber sie reißen mich jetzt nicht vom Hocker wie es z. B. der WarChild Soundtrack tat! Aber natürlich sind sie alle sehr hörenswert!

Ich bin dankbar für jede einzelne der bisher erschienenen Boxen! Und ich habe bisher noch nicht einen der 5.1. Mixe gehört! Hell, I haven't even watched the SFTW Landover DVD......allein der frische Stereo Mix der vertrauten und so sehr geliebten Alben macht mir unwahrscheinliche Freude! Und die Booklets geben soviel Einsicht in die Zeit und die Prozesse das es nur so nerdig kracht! Toll! Ich würde den ganzen JT EMI Katalog gerne so aufbereitet sehen. Love it!
I wish I was a Catfish, swimmin' in the deep blue sea....
Unisono
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Re: Live in Bern 28.05.1978

Beitrag von Unisono »

Carsten hat geschrieben:...als Tullfan muss man was zu meckern finden.
ein präzises Psychogramm der Spezies!
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Re: Heavy Horses - Steven Wilson Remix

Beitrag von mart »

Mit diesen Remixen wurde ne echte Marke gesetzt. Da ist soviel Herzblut reingeflossen. Man könnte daraus einen Altar bauen :D
Wer hatte eigentlich Einfluss auf die Auswahl der Extras ? Hatten da auch Fans die Hand im Spiel (mal abgesehen von vielen Fotos) ?
Das kommt doch sicher nicht nur von der Plattenfirma, oder ?
Laufi
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Re: Heavy Horses - Steven Wilson Remix

Beitrag von Laufi »

mart hat geschrieben:Wer hatte eigentlich Einfluss auf die Auswahl der Extras ?
Diverse Menschen recherchieren, das letzte Wort hat IA. Das gilt auch für die Mixe (wobei man sagen kann, daß besonders SW einen sehr guten Stand und freie Hand bei IA hat).

Die ganzen Mehrspurbänder der unveröffentlichten Tracks lagen ab irgendwann Anfang der 70er wohl bei IA, d.h. er hat uns zwischen 1988 und 1993 ganz gut verarscht ("mehr gibt es nicht"), bzw. war zu faul, das zu mischen (oder hat keinen gehabt, der das für nen schmalen Taler tut). Es sind auf den Boxen jedenfalls so ziemlich meist nur die Sachen veröffentlicht worden, die damals irgendwann mal gemischt, aber halt nicht veröffentlicht wurden.
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Nightcap
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Re: Heavy Horses - Steven Wilson Remix

Beitrag von Nightcap »

Von 0 auf Platz 4 der Album-Charts.
Nicht schlecht!
https://www.offiziellecharts.de/charts/album
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King Heath
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Heavy Horses - New Shoes braucht das Land

Beitrag von King Heath »

Carsten hat geschrieben:Auch "Horse Hoeing Husbandry" zeigt nach mehrmaligem Hören ein irres Potential, das leider nicht weiter verfolgt wurde. Wär doch für die "Tull Rock Opera" fertiggestellt der Knaller gewesen...mit entsprechendem Gesang natürlich.
"Horse Hoeing Husbandry" ist exemplarisch für die Lieder, die IA lieber auf dem Dachboden behalten hätte, weil sie ins Leere gelaufen sind und deswegen nicht weiter verfolgt wurden. Ich finde das sehr großzügig von ihm, uns dennoch daran teilhaben zu lassen.

Der erste Teil des Songs scheint mir melodiös und harmonisch (geht ja auch selten getrennt) in seinem Kopf so festgefahren zu sein, dass er von dieser Spur nicht mehr runter gekommen ist. Die Eröffnungs-Quinte ließ mich beim ersten Hören an "And Further On" denken. Ich glaube, es gibt in jedes Musikers Köpfchen immer eine "systemimanente" quasi DNA-bedingte Melodie (begleitet von der unterbewussten Harmonie), die beim Griff zur Gitarre (oder dem Schlag auf die Tasten) erstmal raus will. Ich habe die jedenfalls. Die ist aber auch gleichzeitig eine Art Käfig, wenn der Musikant nicht rechtzeitig die Kurve kriegt. Und das scheint mir im ersten Teil von "Horse Hoeing Husbandry" der Fall zu sein. Ich sehe jedenfalls keinen Ausweg aus dieser doch sehr improvisiert klingenden Melodie. Kaschiert wird dieser Eindruck natürlich durch das tolle Ensemblespiel. Ich wiederhole mich gern: diese Ausgabe von Tull war spielerisch einfach die beste aller Zeiten und des Universums und dem ganzen Rest. Aber wenn der Kopf in einer Schleife gefangen ist, kommt auch der Rest da nicht raus. Der schicke Instrumentalteil (der irgendwo anders von IA weiter verwurstet wurde, ich komme nur ums Verrecken nicht drauf, wo - klingt aber sehr nach Ougenweide) scheint mir ein Versuch, das Stück nochmal aufzubrechen, was aber auch zu nichts geführt hat, was daran zu erkennnen ist, dass es völlig unspektakulär ausfisselt. Ein guter, aber gescheiterter Versuch. Ich bin sehr glücklich darüber, den hören zu können.

KH
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