Seeehr traurig. Ich habe ihn irgendwann im Herbst 1985 das erste Mal mit Fairport im Hamburger Logo gesehen, da war er noch ganz schüchtern und konnte sein Glück, mit den großen Fairports auf einer Bühne zu stehen, gar nicht richtig fassen. "Kennen gelernt" habe ich ihn im Sommer 1987, einen Tag nach dem "Glass Spider" Konzert von David Bowie, als Fairport in der Großen Freiheit spielten. Regulärer Konzertbeginn damals: 1:00 Uhr morgens. Fairport haben einen Schiss drauf gegeben, ob ihnen Leute beim Soundcheck zukuckten und so waren wir relativ früh in der Halle. Als ich Ricci Saunders erzählte, dass sich direkt unter uns der Kaiserkeller befindet, in dem die Beatles in den frühen 60ern - noch vor dem Star Club - ihre Auftritte hatten, ging er in die Knie und dann auf alle viere, um den Boden zu küssen. Dann rief er Maart zu uns und zeigte auf den Boden: "Kaiserkeller". Und auch Maart sah plötzlich glückseelig in die Runde. Wir haben uns dann eine Weile unterhalten und Ricci lief kurz weg, um meinem Kumpel und mir einen Flyer zu holen, den er uns in die Hand drückte. Da sollten wir unbedingt hinkommen. Es war der Flyer zu "Fairport's 20th Anniversary Convention" in Cropredy im August 1987 mit den Special Guests Martin Barre und Ian Anderson. Wir sind hingefahren.
In Cropredy 1987 haben wir beide wieder getroffen, aber die waren so voller Adrenalin, dass an ein entspanntes Gespräch nicht zu denken war.
Knapp 10 Jahre später hörte ich dann das Gerücht, dass es im Fairportlager rumoren sollte. Maart war wohl in seine elektronischen Gimmicks etwas zu verliebt und das wollte der Rest der Band nicht mehr hören und auch nicht mehr haben. Als ich dann im Februar 1997 in Birmingham aufschlug, um zum 30th Anniversary Concert der Band im Rep Theatre zu gehen, erzählten mir meine Freunde, dass man Maart den Stuhl vor die Tür gesetzt und ihn durch Chris Leslie ersetzt hätte (auf den Konzertplakaten war Maart noch zu sehen). Das war ein kleiner Schock, aber ich konnte es auch nachvollziehen. Fairports Sound war etwas zu artifiziell geworden. Chris Leslie und sein warmer Geigenklang hatten einen großen Einfluss auf den Rest der Band (Ric Saunders spielte plötzlich eine echte Geige und nicht mehr ein rein elektrisches Instrument). Und mit Chris Leslie war nun wieder ein echter Songwriter dabei.
Damit wir uns nicht falsch verstehen, Maarts Kompositionen und Arrangements sind großartig. Ich denke hier vor allem an
The Cat on the Mixer/Three Left Feet (ganz besonderer Favorit, den ich immer noch als Fingerübung nutze),
The Noise Club, das sehr irisch-schottische
Cup Of Tea!/A Loaf Of Bread/Miss Monahan's und einen weiteren meiner Lieblinge, bei dem ich mir regelmäßig die Finger breche,
A Surfeit of Lampreys. Ebenfalls in bester Erinnerung ist mir - und wohl auch ein paar anderen hier- sein Metal-Arrangement für Matty Groves, das 1992 in Cropredy für Begeisterung sorgte und seit dem viele Wiederaufführungen erfahren hat. Und das sind nur ein paar seiner Kompositionen/Arrangements. Und eben auch alle instrumental. Fairport wollte 1997 mehr. Das war, glaube ich, keine leichte Zeit für Maart.
Aber er hat einfach weiter Musik gemacht, immer, mit allen und jedem, an jedem Ort. Sei es auf Tour mit Cat Stevens oder in der Fußgängerzone von Oxfords Cornmarket Street, um zwei Extreme aufzuzeigen.
Ich habe mich immer sehr gefreut, wenn er in Cropredy auf die Bühne kam, und habe mit ein paar tausend anderen "Määäääääärt" gerufen (now you know where the Umlaut goes). Sein rundes, verschmitztes Gesicht wird mir fehlen. Dass ich seinen letzten Auftritt in Cropredy verpasst habe, sehe ich zwiespältig. Einerseits bin ich etwas traurig darüber, andererseits habe ich auch zu Nahe am Wasser gebaut. Zu wissen, dass es das letzte Mal sein würde, hätte mir nicht gefallen. Erinnerungen sind mir lieber.
KH
P.S.: Bessere Version habe ich auf die Schnelle nicht gefunden
https://www.youtube.com/watch?v=8b9zbVGbN3U
KH