Lieber Freund der leisen Rockmusik! Ich glaube, da bist Du gleich auf mehreren falschen Dampfern gleichzeitig, wenn nicht gar auf dem Traumschiff! Tull sind und waren immer hauptsächlich eine Live-Band, die Tonträger (auch lt. I.A.) immer nur ein Souvenir zum Konzert. Und das ist auch gut so. Denn Musik ist eine nur im Augenblick entstehende Kunst, der die modernen Aufnahmetechniken zwar eine Reproduzierbarkeit (und Beliebigkeit) beschert haben, den Augenblick allerdings nie ersetzten können.Thomas G hat geschrieben:Für mich waren Konzerte nie ein Thema. 1991 konnte ich mich einmal aufraffen, zu einem Tull-Konzert zu gehen,
Eddie Jobson war einer der besten Musiker, die je auf einem Tull-Album spielten. Jeffrey Hammond war ein völlig auswechselbarer Bassist. Für die Musik ist das so und nicht anders zu beurteilen. Wer die originelleren Faxen auf der Bühne abzog, interessiert mich wenig.
Im Gegensatz zu Dir war ich auf gut 100 Tull-Konzerten und möchte davon höchstens ein drittel missen (hauptsächlich aus den letzten 15 Jahren). Gerade als ein Menschlein, dass eigentlich mehr auf Klassik als auf Rock steht und in diesem Bereich konzertmäßig in meiner Heimatstadt Berlin seit meiner Kindheit bestens versorgt bin, weiß ich, dass kein Stück Plastik oder Vinyl gegen ein Konzerterlebnis anstinken kann (Musik die riecht?).
Und obwohl ich weit mehr Klassikkonzerte und Opern als Rockkonzerte besucht habe, kann ich nicht behaupten, dass mir Tull irgendwann zu laut gespielt haben. Mensch, Alda, dett muss knacken, dett is Rock mit Eiern!
Was nun Eddie Jobson und Jeffrey angeht: Natürlich war Jobson ein ganz fingerfertiger Pianist (mir allerdings zu nervös und die Geige hätte er mal lieber im Kasten gelassen, gerade live!). Aber mir gefallen doch Brick, Passion Play und Warchild besser als A. Und das liegt nicht daran, dass bei den drei ersten ein recht schlechter Bassist mitgespielt hat, sondern dass ein Gruppe von Freunden zusammen an einem künstlerischen Gesamtkonzept gearbeitet hat, das einzigartig war und garantiert auch sehr von Jeffrey (wenn auch nicht vordergründig musikalisch) beeinflusst war. Wer sie damals live auf der Bühne erlebt hat, wird das garantiert bestätigen. Das hat nichts mit Faxen zu tun, sondern einer Chemie zwischen den fünf, die es nie wieder gab.
Vielleicht möchte I.A. auch keine neue CD machen, da ihm schlicht und ergreifend die Muffe geht, musikalisch nicht all zuviel mehr zu sagen zu haben. Wenn ich mir da die letzten Instrumentals anhöre (Mo'z Art Medley etc.), könnte ich ihn da durchaus verstehen.
Dann wünsche ich Dir noch viele tolle Live-Erlebnisse aud Deinem Sofa vor Deiner optimal eingestellten Anlage.
Ich bin hier und Du bist mein Sofa (Herr Zappa, 1975)
Ich bin der Dreck unter Deinen Walzen
Carsten