Still Thick As A Brick

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Moderator: King Heath

Jack Green
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Re: Still Thick As A Brick

Beitrag von Jack Green »

Meine zwei Cent, nach vollem Durchhören:

Großartige Leistung in mehrfacher Hinsicht. Zunächst mal ist es rein handwerklich toll ausgeführt. Lutz selbst an allen Instrumenten finde ich klasse (am Kontrabass eine ziemlich coole Leistung, Drums sowieso und auch die Keys etc.), auch die E-Gitarre fügt sich extrem gut ein und ist übrigens für meinen Geschmack toll gemischt, sitz für mich genau dort im Mix, wo sie sein soll. Die Querflöte hat mich sehr überrascht, die ist nämlich richtig gut. Und zwar auch stilistisch passend, sowohl was die Blastechnik als auch die Melodieführung bzw. Phrasierung angeht. Keine nervöse Jazz-Flute-Technik, keine manirierte Klassik-Schön-Flöte, sondern absolut auf den Punkt. Eine große Überraschung und Erleichterung für mich, kann mich vor Ulla nur tief verbeugen.
Das musikalische Konzept im Großen (Verlauf, Übergänge, Wechsel zwischen Instrumental- und Songform, wiederkehrende Parts) und im Kleinen (ausgetüftelte Instrumentalpassagen, schöne Interlockings zwischen den Instrumenten, Klangfarbenspiele) macht richtig Freude.
Das Konzept in Bezug auf den Tull-Tribute blitzt immer mal wieder durch, wobei ich persönlich die melodische, harmonische, rhythmische und textliche Sprache großteils überhaupt nicht mit Tull assoziiere (egal, welches Jahrzehnt), eher mit anderen Proggern, die mir bekannt sind (Mike Oldfield, ELP, Yes, Fokus hier und da vielleicht auch ein klein wenig). Stört mich aber überhaupt nicht, im Gegenteil.
Letztlich bin ich super happy, dass ich mir das Vinyl besorgt habe, weil die Platte so einfach richtig gut kommt. Es ist ein Album zum auf den Plattenteller legen, zum Zelebrieren.

Sehr schönes Album, gut gelungen!
Whistling Catfish
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Re: Still Thick As A Brick

Beitrag von Whistling Catfish »

Jack Green hat geschrieben: Mi Mär 17, 2021 9:10 pm
Letztlich bin ich super happy (...)weil die Platte so einfach richtig gut kommt.
Spot on! Besser kann man es nicht sagen! 😉

PS: Habe Deine Ausführungen mit viel Interesse gelesen. Nicht das Du das falsch verstehst.....
I wish I was a Catfish, swimmin' in the deep blue sea....
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Motoreyes
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Re: Still Thick As A Brick

Beitrag von Motoreyes »

Vorab: Ich schließe mich in großen Teilen der Review von Jack Green an. Ich muss aber trotzdem nochmal meiner Begeisterung hinsichtlich des Gesamtbildes der Produktion Ausdruck verleihen. Für mich als Hobby-Haus-Möchte-Gern-Klampfer-Vokalist-Flötenanfänger und Grageband-Cakewalk-Amateur ist das richtige Komponieren, Aufnehmen, Mixen und Mastern weiterhin ein Buch mit sieben Siegeln. Ich baue und setze Songs eher zusammen als dass ich sie komponiere. Ich würde also von mir selbst niemals behaupten, ich wäre auch nur ansatzweise ein kompetenter Musiker und würde Songs "schreiben" (außer Texte).

Somit habe ich allergrößten Respekt davor, wenn ein richtigre Musiker, so wie Lutz, fast im Alleingang so ein Projekt angeht und das - mit Unterstützung von hervorragenden Musikern - so derartig professionell und ohrenschmausig abschließt. Gratulation.

Und auch nach mehrmaligen Durchläufen behaupte ich weiterhin, dass diese Scheibe einen hohen bis absoluten Grad an Eigenständigkeit besitzt, wenn auch mit Anspielungen auf ein großes Vorbild. Ich finde zum einen die multiinstrumentalen sowie kompositorischen Fähigkeiten von Lutz beeindruckend. Zum anderen: Die Gitarre ist sehr virtuos und stilpassend eingespielt. Rockig mit Fusionansätzen, super stark, geile Soli. Die Flöte ist hier natürlich ein prägendes Stilmittel. Aber sie klingt nicht nach einem Abklatsch, sondern in höchstem Maße gekonnt individuell. Klasse gemacht. Das ist der Reflection Club und kein JT Cover.

Ich möchte aber auch gern an dieser Stelle ein klein wenig kritik loswerden. Aber diese spiegelt natürlich meinen persönlichen Geschmack wieder, somit ohne Anspruch auf Kompetenz, ist zudem wirklich Jammern auf hohem Niveau, mag sich von Wahrnehmungen anderer Mitforisten natürlich unterscheiden und schmälert das Hörvergnügen allenfalls marginal:

1. Ich habe stellenweise Genussprobleme mit dem Gesang. Und das hat nichts mit einem Vergleich mit IA zu tun, den habe ich mir selbst verbeten. Ich empfinde diesen, für einen Sänger mit einer vmtl. gesunden Stimme, stellenweise ein wenig dünn. Und ich habe dabei den Eindruck, dass Paul mit angezogener Handbremse eingesungen hat, vlt. auch etwas zu tief und deswegen ein wenig drucklos. Ich kenne ja seinen Gesang ansonsten nicht, vlt. ist das ja auch sein normaler Gesangsstil.

2. Lutz hat einen ganz eigenen und originellen Drumstil. Und ich liebe originell :D . Aber: Die Nutzung der trippelnden Drumsticks auf den geschlossenen HiHats ist auf dem einen oder anderen Song nach meinem Geschmack ein wenig überstrapaziert, wenn natürlich auch nach meiner bescheidenen Meinung technisch solide ausgeführt.

So, das erstmal nur zur Musik der CD. Zum Paket ghören natürlich noch das Booklet und die DVD. Muss ich noch konsumieren.
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Dietmar
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Re: Still Thick As A Brick

Beitrag von Dietmar »

So, Dienstag bestellt, heute perfekt verpackt geliefert, besser geht's doch schon mal nicht zum Start ins Wochenende..... :D

Und obwohl Vinyl bei mir normalerweise ja nicht mehr läuft, habe ich in diesem Falle auch die LP-Version bestellt. Zum einen aufgrund des moderaten Mehrpreises gegenüber der reinen CD-Version, zum andereren läuft der Dreher halt noch - wenn auch sinnbildlich "auf der letzten Rille". Müsste eigentlich längst in Revision (alter Thorens TD 320 von 1986), aber wenn man ihn so selten nutzt und eigentlich auch nicht ernsthaft gewillt ist, das wieder dauerhaft anzufangen, dann schiebt man so ein Thema halt gerne vor sich her.... :P

Aber so kann ich dann vielleicht auch noch etwas zum Thema "Mastering" sagen, falls mir dazu etwas auffällt. Werde das dann alles aber erstmal einige Tage "in Ruhe verarbeiten", bevor ich mich hier inhaltlich weiter dazu äußere. Denke, das hat der Künstler mehr als verdient... :)
Thomas
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Re: Still Thick As A Brick

Beitrag von Thomas »

Ja, klasse Teil, der Thorens. Den hatte ich auch, in der MK1 Ausführung. In geistiger Umnachtung habe ich den und meinen Nakamichi CR4E mitsamt der ganzen Plattensammlung inklusive meiner Tull-Scheiben für'n Appl undn Ei verscherbelt.
Die CD kam heute an und lief gerade einmal durch. Gefällt mir gut.
Jack Green
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Re: Still Thick As A Brick

Beitrag von Jack Green »

Derzeit dreht das Album nach einigen Durchläufen wiederholt seine Runde am Plattenteller. Und auch wenn es nicht dreht, summe ich mittlerweile die Melodien vor mich hin.
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Dietmar
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Re: Still Thick As A Brick

Beitrag von Dietmar »

So, ich hatte ja geschrieben, dass ich mich erst zu der Geschichte hier äußern werde, wenn ich sie komplett "verarbeitet" habe.... aber ich gebe zu, es fällt mir durchaus schwer, meine mit jedem Durchlauf (mittlerweile sechs seit gestern Nachmittag :shock: ) wachsende Begeisterung noch allzu lange zu unterdrücken..... :D

Trotzdem ein kurzer Zwischeneinwurf, den vielleicht auch nicht jeder auf dem Schirm hat, der das Album bereits hat: Ich dachte ja, mit LP+CD bin ich bereits ausreichend beschäftigt. Beim Lesen des "Rellington Stone" wird mir dann wieder bewusst: Mein Schulenglisch reicht zwar für Urlaub+Arbeit, hier komme ich da aber schnell an meine Grenzen. Selbiges gilt dann auch für die Lyrics zum Album. Ganz "grob", okay, aber manches würde man ja schon gerne etwas genauer verstehen..... :?

Und als ich dann vorhin noch mal auf der Website in die Reviews klicke, finde ich doch glatt das hier:
If you play the DVD, view the corresponding pictures on a screen and follow the lyrics in the language of your choice, you will get a multimedia impression of what "Still Thick As A Brick" is about.

... wie geil ist das denn bitte.... :shock: .... na ja, so hab' ich dann gerade besagten sechsten Durchlauf hinter mir.

Die Bebilderung des Albums ist mit genauso viel Liebe zum Detail gemacht wie das gesamte Produkt.... :D .... wäre ansonsten vermutlich gar nicht auf die Idee gekommen, die DVD einzulegen (DVD-Player hab' ich nicht mehr und am PC musste ich die jetzt auch erstmal zum Laufen bekommen^^), da ich 5.1 nicht habe und "Hi Res Stereo" persönlich für entbehrlich halte. Aber für die deutschen Untertitel hat es sich definitiv gelohnt.... :)

... nur, falls es jemanden interessiert.... :wink:
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Motoreyes
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Re: Still Thick As A Brick

Beitrag von Motoreyes »

Du bist da sogar schon weiter als ich. Bin noch gar nicht dazu gekommen, die DVD einzulegen. Ich nehme den Tipp sehr gern auf.
jan.gast
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Re: Still Thick As A Brick

Beitrag von jan.gast »

Jack Green hat geschrieben: Sa Mär 20, 2021 9:30 am ... summe ich mittlerweile die Melodien vor mich hin.
Muss gestehen, das geht mir ›bestürzenderweise‹ ebenso, einige der Medlodien haben Ohrwurmcharakter, was ja bekanntlich durch alle musikalischen Sparten hinweg funktioniert (man mag es nicht immer...) Wird mir fast schon etwas unheimlich und ich bin bestrebt, das bei aller Wertschätzung aus dem Kopf wieder herauszubekommen. :wink:

JG
Jack Green
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Re: Still Thick As A Brick

Beitrag von Jack Green »

Ich merke auch immer wieder, was mich an dem Album außerdem sehr freut: Der Mix und das Mastering. Ziemlich zurückhalten, eigentlich altmodisch. Die Instrumente haben Platz, können atmen. 😄
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Dietmar
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Re: Still Thick As A Brick

Beitrag von Dietmar »

Ja, auch das kann ich von meiner Seite aus schon mal bestätigen, nachdem ich LP und CD wechselweise gehört habe. Es spricht zumindest einiges dafür, dass für beide Versionen dasselbe oder zumindest in Sachen Dynamik ein sehr ähnliches Master verwendet wurde. Klingt jedenfalls auch digital sehr gut.... :)
Lutz
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Re: Still Thick As A Brick

Beitrag von Lutz »

Guten Abend,

und nochmals ganz herzlichen Dank für das beständige tolle Feedback, das wir von Euch weiterhin erhalten! Das ist wirklich eine tolle Erfahrung, die wir hier, aber auch von anderen Seiten derzeit erfahren und die uns ungemein motiviert, das Projekt weiterzuführen.

Inspiriert durch den Beitrag von Dietmar, in dem er auf die deutschen Untertitel für den Songtext auf der DVD hingewiesen hatte, steht nun ganz offiziell der folgende Download-Link für alle zur Verfügung:
https://madvedge.de/files/Texte/RellingtonStone_de.pdf

Dieses herunterladbare PDF beinhaltet die deutsche Übersetzung aller Artikel des Rellington-Stone-Magazins - und somit auch den Songtetxt in deutscher Sprache.

Dieser Link befindet sich auch auf der Madvedge-Site
https://madvedge.de/reflectionclub_diskografie_de.html
mit der Bezeichnung:
"die deutsche Übersetzung des Rellington-Stone-Magazins inklusive Songtext"
(gegen Seitenende über dem Album-Trailer-Video).

Übrignes hatte Dietmar mit der Annahme recht, dass für das Vinyl und die CD ein sehr ähnliches Master verwendet wurde.
Beide Master stammen tatsächlich vom finalen 96kHz/32(float)Bit-Mix ab. Es gibt nur zwei Unterschiede zwischen Vinyl und CD:
1. Da bei knapp 48 Minuten Spielzeit die Rillen auf der LP schon ein wenig eng werden können, hatte ich bei einigen wenigen sehr lauten Stellen die Bassanteile einen Hauch mehr limitiert, damit die Nadel hier nicht Gefahr läuft, in der Rille zu hüpfen.
2. Die erste LP-Seite endet mit "Part 6: The Foray of the Sharks", bei dem im Ausklang die Hallfahne (besonders beim Crash-Becken) gut zu hören ist. Da auf der CD an dieser Stelle gleich der nächste Part beginnt, überdeckt er weitestgehend die Hallfahne.
Dies erklärt auch, warum "Part 6: The Foray of the Sharks" auf der LP wenige Sekunden länger dauert als auf der CD.
Jack Green hat geschrieben: So Mär 21, 2021 4:31 pm Ich merke auch immer wieder, was mich an dem Album außerdem sehr freut: Der Mix und das Mastering. Ziemlich zurückhalten, eigentlich altmodisch. Die Instrumente haben Platz, können atmen. 😄
Vielen Dank für das Kompliment! Genau so sollte der Album-Sound auch klingen. Ich habe sehr behutsam komprimiert/limitiert (bei einzelnen Kanälen wie auch in der Summe, damit ein möglichst transparenter, natürlicher Klangcharakter entsteht, der aber noch genügend Punch und Biss bei den rockigen, druckvollen Abschnitten aufweist. Gerade bei dieser Produktion hätten die teilweise recht komplexen, polyphonen und üppig arrangierten Arrangements unter einem gängigen, auf Lautheit getrimmten Power-Limiting gelitten.

Das hatte sich übrigens etwas gerächt, als wir auf dem Eclipsed-Sampler der Ausgabe 02/2021 mit "Part 6: The Foray of the Sharks" vertreten waren. Da fiel der "Der Raubzug der Haie" insgesamt etwas leiser aus, als die Titel davor und danach. Bei den anderen beiden Heft-CDs von Classic Rock und Empire war ich schlauer und hatte die jeweiligen Stück von uns um 4 dB angehoben und anschließend entsprechend limitiert. Das hat dann von der Lautstärke her im Vergleich zu den übrigen Heft-CD-Songs bestens gepasst...

Mit allerbesten, unkomprimierten Grüßen

Lutz
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Birgit
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Re: Still Thick As A Brick

Beitrag von Birgit »

Lutz hat geschrieben: Di Mär 23, 2021 11:56 pm .. Gerade bei dieser Produktion hätten die teilweise recht komplexen, polyphonen und üppig arrangierten Arrangements unter einem gängigen, auf Lautheit getrimmten Power-Limiting gelitten.

Das hatte sich übrigens etwas gerächt, als wir auf dem Eclipsed-Sampler der Ausgabe 02/2021 mit "Part 6: The Foray of the Sharks" vertreten waren. Da fiel der "Der Raubzug der Haie" insgesamt etwas leiser aus, als die Titel davor und danach. Bei den anderen beiden Heft-CDs von Classic Rock und Empire war ich schlauer und hatte die jeweiligen Stück von uns um 4 dB angehoben und anschließend entsprechend limitiert. Das hat dann von der Lautstärke her im Vergleich zu den übrigen Heft-CD-Songs bestens gepasst...
Sind die Titel auf den Heft-CDs alle von diesem Album, oder gibt es von euch noch weitere Alben?
Grüße von Birgit
Lutz
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Re: Still Thick As A Brick

Beitrag von Lutz »

Birgit hat geschrieben: Do Mär 25, 2021 4:21 pm Sind die Titel auf den Heft-CDs alle von diesem Album, oder gibt es von euch noch weitere Alben?
Grüße von Birgit
Die Titel auf den Heft-CDs sind alle von STAAB. Außer unserem Debüt-Album gibt es noch kein weiteres, aber der Nachfolger ist bereits in Planung...

Mit bestens motivierten Grüßen

Lutz
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Dietmar
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Re: Still Thick As A Brick

Beitrag von Dietmar »

So, liebe Leute, lieber Lutz…

… wie angekündigt (… angedroht, befürchtet…) bringe ich hier jetzt auch noch mal ein paar Zeilen zu „Still Thick As A Brick“ zu Papier bzw. hier ins Laufi-Board. Und wer mich noch „von früher“ (aus seligen Fanclub-Zeiten) kennt, der weiß: ein paar Zeilen werden bei mir manchmal auch „ein paar Zeilen mehr“. Oder wie ein Bekannter neulich im Netz (anderes Forum/anderes Thema) zu einem nicht mal halb so langen Beitrag schrieb: „Ich les‘ mir das dann mal in Ruhe am Wochenende durch…^^“ Na, wie gut, dass heute schon Freitag ist…

Ich wollte eigentlich auch erst etwas schreiben, wenn ich das Ding „komplett verarbeitet“ habe. Nur möglicherweise haben wir dann Corona bereits hinter uns, bis dahin wollte ich nicht warten. Also wird das hier eher ein „Zwischenfazit“ nach nunmehr einer Woche, in der das Teil im mittlerweile zweistelligen Bereich gedreht hat. Kann also gut sein, dass ich da irgendwann später noch mal was zu ergänze, zumal ich dem Album mit jedem Durchlauf auch immer noch „etwas Neues“ abgewinnen kann bzw. die Scheibe eben auch viele kleine liebevolle Details enthält, über die man sich bei jedem Durchlauf mehr freut…

Um es also vorweg zu nehmen: Ich bin von der Geschichte schon sehr beeindruckt. Passiert mir nicht mehr allzu oft bei musikalischen Neuerscheinungen. Warum jetzt ausgerechnet das hier „meinen Nerv“ trifft, versuche ich jetzt mal etwas auszuformulieren. Der Reihe nach…

Den YT-Trailer, der hier ja schon länger online steht, ist zwar „nett gemacht“, aber so richtig überzeugt hatte er mich zunächst noch nicht. Zum einen waren mir die Soundschnipsel wohl etwas zu kurz, um erahnen zu können, ob und wie das Ganze vielleicht „auf Albumlänge funktioniert“. Zum anderen habe ich generell schon mal Vorbehalte bei jeglicher Art von Neuveröffentlichungen, was in der Regel primär „klangliche Gründe“ hat. Ich kaufe inzwischen so gut wie keine Neuerscheinungen mehr. Wenn, dann alte Sachen, am liebsten „Second Hand CD’s first press“ (gar nicht mal so billig, wenn man da was Bestimmtes sucht) oder wenn vom neuen, mal wieder totkomprimierten AC/DC-/Deep Purple-/Alice Cooper-Album „ein gut gemachter Vinyl Rip irgendwo vom Laster fällt“, dann gerne auch mal den. Von den gekauften CD-Neuerscheinungen der letzten 25 Jahre kann ich heute (etwas überspitzt formuliert) an einer Hand abzählen, was davon musikalisch und klanglich (gehört für mich halt zusammen) den „test of time“ zumindest halbwegs bestanden hat. Und eine generelle Rückkehr zum Vinyl lehne ich aus unterschiedlichen Gründen ab.

Aber nachdem sich hier im Thread die positiven Stimmen mehrten, hat es mich dann doch gereizt. Das war mir den „Spaß“ dann wert, um zumindest mal „mitreden“ zu können. Wie schon gesagt, LP Version eigentlich auch nur deswegen, weil der Aufpreis überschaubar war und mich das Thema „Mastering“ inzwischen immer interessiert. Zumindest heutzutage immer, früher war das alles überhaupt kein Thema für mich, ich war auch nie wirklich „audiophil“, da wurden CD’s einfach gekauft, manche tönten besser, manche schlechter, so what. Aber es war eben nicht dieser „systematische“, erst digital ermöglichte, Klangverfall der letzten 25 Jahre, der mir dieses Hobby auf meiner Abhöre (die im Wesentlichen immer noch auf dem Stand von 1986 ist) über viele Jahre fast ganz verleidet hatte. Zumindest bis zu meinem „musikalischen Wiedereinstieg“ ca. 2012, als ich dann auch endlich Dank Internet rausbekommen hatte, woran das die vielen Jahre davor eigentlich gelegen hatte und wie dieser ganze Kompressionswahn überhaupt mal entstanden ist. Aber zurück zum eigentlichen Thema…

Als das STAAB Vinyl am vergangen Freitagvormittag während des Home Office hier eintrudelte, hat schon mal das Auspacken Freude bereitet. Wirkte alles sehr „professionell“ gemacht. Kleines liebevolles Detail am Rande: Den Vermerk „DDD“ auf einer CD habe ich mindestens auch schon 25 Jahre nicht mehr auf einer Neuerscheinung gesehen, da ja nun schon sehr lange nur noch digital aufgenommen wird. Trotzdem witzig, wenn man sich daran erinnert, wie dieser Zusatz zu Beginn des CD-Zeitalters einen damals immer beeindruckt hatte (wenn auch nicht immer zu Recht). Und der erste Durchlauf der LP am Nachmittag vor einer Woche endete dann zumindest schon mal mit der erfreulichen Erkenntnis: „Hat was!“

Und dieser erste Eindruck hat sich seitdem nicht geändert, sondern mit jedem weiteren Durchlauf sind allenfalls noch weitere „Ausrufezeichen“ hinzugekommen.

Und was „hat“ es nun genau? Dazu muss ich vorweg sagen: Zum einen bin ich kein Musiker, kann also „technische Aspekte“ der Geschichte nur bedingt beurteilen. Zum anderen bin ich kein „Progger“, d.h. längst nicht jedes Prog-Rock-Album findet meine Zustimmung. Vieles ist mir dann oftmals zu „verfrickelt“ und/oder zu „kopflastig“. Stattdessen darf es heute auch gerne mal ein gutes „Post Punk/New Wave“-Album der frühen 80er sein, das ich damals vielleicht verpasst habe. Bei Tull war das immer anders, da war dieser „Prog“ nur ein Teil des großen Ganzen und es hatte dann trotzdem immer noch diesen „Flow“, der mich musikalisch mitgenommen hat.

Und genau diesen „Flow“ hat nun eben auch „Still Thick As Brick“. Und das finde ich dann das eigentlich Faszinierende. Wie Lutz und seine Mitstreiter es geschafft haben, diese „Stimmung“ des Original-Albums (das ich nicht „live“ miterlebt habe, da ich 1972 gerade mal 5 Jahre alt war) hier zu reproduzieren, obwohl es sich ja nun nachweislich um keine „Cover Version“ handelt sondern allenfalls mehr oder minder ausgeprägte „Zitate“ des Originals verwendet. Ansonsten ist das ein eigenständiges Werk, und diese Eigenständigkeit wächst nun mit jedem Durchlauf, so das irgendwann zwar dieser „Tull Spirit“ immer noch über der Geschichte schwebt, man das Ganze aber dennoch zunehmend „für sich“ und immer weniger mit Quervergleichen zum Original hört. Zumindest geht mir das so.

Hinzu kommt, dass ich die dramaturgische Steigerung innerhalb dieser 48 Minuten sehr gelungen finde. Während das Album so im „ersten Drittel“ manchmal noch nicht so richtig weiß, wo es (mit mir, oder ich mit ihm) hin will, werden die Konturen im zunehmenden Verlauf dann immer ausgeprägter, bis es dann in der zweiten Hälfte phasenweise ja „richtig abgeht“, bis hin zum „Grande Finale“, wenn dann auch noch diese Dudelsäcke einsetzen. Sehr geil.

Also ich muss sagen: das halte ich für „große Kunst“. Und wenn das in der Umsetzung dann so einfach wäre, hätten das andere auch schon getan, wenn ich abseits von Anderson mal an Musiker wie Mike Oldfield oder Jean-Michel Jarre denke, deren Fortsetzungsversuche ihrer Erfolgsalben mir nur in leidlich guter Erinnerung sind. Kurzum: ich find’s rundum gelungen! Ich könnte auch sagen: „Vielleicht das beste Tull/IA Album, das Tull/IA selbst nicht gemacht haben?“

Auch den Sänger, zu dem es hier ja geteilte Meinungen gab, finde ich für die Geschichte großartig besetzt. Sicher, ähnlich dem jungen IA, was ja gewollt ist, trotzdem keine Kopie und vom Timing perfekt passend zur musikalischen Umsetzung. Alles etwas weniger „aggressiv“ als im Original, was mir aber vor dem Hintergrund des jeweiligen Alters der Musiker absolut stimmig erscheint. In einem der offiziellen Reviews stand ja auch sinngemäß, dass man dieses Album zeitlich irgendwo zwischen TAAB und TAAB2 „einsortieren“ könnte.

Apropos Reviews…wer es bisher noch nicht getan hat und sich von dem Geschreibsel hier bzw. bisher immer Board immer noch nicht richtig „inspiriert“ fühlt, dem empfehle ich, auch da noch mal reinzuschauen, zumal viele der Kritiken auch im deutschen Original mit verlinkt sind. So gekonnt "auf den Punkt" kann ich hier halt nicht formulieren. Aber auch das kennen einige hier noch von früher von mir....^^

Zum Thema LP/CD-Mastering hat Lutz ja schon etwas geschrieben. Dass die CD „vielleicht etwas druckvoller“ klingt als die LP, war mir auch aufgefallen. Aber das war’s dann eben auch; warum das so ist, hat er ja oben selbst beschrieben. Ansonsten klingen die Instrumente auf beiden Medien eben ähnlich gut, und wenn das so ist, dann bevorzuge ich nach wie vor auch eine digitale Version, da mein analoges Set-Up auch nicht ganz die Qualität und Trennschärfe besitzt, die ich von guten (alten) CD’s gewohnt bin. Und wenn es jetzt NUR nach mir ginge, könnte das Album auch gerne noch etwas mehr Dynamik bzw. Tiefe vertragen, aber ich bin da inzwischen Realist und weiß: „Mehr“ kann man anno 2021 nicht mehr ernsthaft erwarten. Die wenigen guten neuen Alben der letzten Jahre betreffs Sound (beispielsweise von Yello) bewegen sich da in einem ähnlichen Dynamik-Bereich, so gesehen: alles bestens! Allerdings: ein echtes „Plus“ der LP ist die erzwungene Pause (zum Glück nur eine statt der sonst heute üblichen drei) zum Umdrehen der Platte. Finde ich rein „dramaturgisch“ an der Stelle sehr passend. Hatte schon überlegt, mir eine gerippte CD Version inkl. dieser Pause zu brennen… ^^ (…Tom Petty hatte den Gag ja tatsächlich mal gebracht, falls sich wer erinnert…)

Zur DVD hatte ich auch schon kurz etwas gesagt. Die Visualisierung ist genauso liebevoll gemacht wie das gesamte Projekt und wenn man dazu dann die deutschen Untertitel laufen lässt, ist das sehr gelungen (dazu jetzt noch die nachträglich veröffentlichte deutsche Übersetzung ist ebenfalls ein schönes Bonusmaterial). „Hi Res Stereo“ halte ich persönlich beim „Endverbraucher“ für eher entbehrlich, die mögliche Klangqualität der guten alten CD lässt sich m.E. nicht wirklich steigern (dass eine höhere Auflösung in der Aufnahme-/Mix-Phase durchaus sinnvoll ist, ist mir aber auch bekannt). Und „5.1“ ist dann mal komplett an mir vorbeigegangen, ich fand früher schon „Surround“ im Kino oder privat beim Kumpel „eher nervig“, so dass mir „gutes Stereo“ immer gereicht hat. Aber Laufi könnte zur 5.1-Umsetzung ja vielleicht noch was hier schreiben, wenn er mag?

Soweit also mal dieses kleine Zwischenfazit. Man merkt diesem Album an, dass es mit sehr viel Herzblut entstanden ist, mit viel Liebe zum Detail und dem Bestreben, das Ganze dann auch noch möglichst perfekt umzusetzen, was musikalische Besetzung, Produktion, Artwork bis hin zum Versand angeht. Nicht zu vergessen der überaus nette persönliche Email-Kontakt mit Lutz im Nachgang, aber auch das passt dann eben noch, wenn so eine Geschichte „rund“ ist.

Was würde also IA zu dem Album sagen? Wäre vielleicht interessant zu erfahren. Nur wenn ich mich richtig erinnere, hat er nie wirklich „Musik gehört“ sondern stattdessen lieber immer selbst musiziert. Von daher bleibt das wohl eine hypothetische Frage.

Und was beschert uns „die Zukunft“ vom REFLECTION CLUB? Ich weiß es nicht. Und ich vermeide es auch, an dieser Stelle einen Tipp abzugeben – geschweige denn, einen „Wunsch“ zu äußern. Ich halte dieses Album ganz offensichtlich für sehr gelungen. Problem: Die „Fallhöhe“ wird dann mit dem nächsten Projekt (zu dem es ja anscheinend bereits Ideen gibt) größer, das ist leider immer die unangenehme Kehrseite so eines Erfolgs. Ob also ein „Still Aqualung“ oder ein „Another Passion Play“ ähnlich gut gelingt (bzw. mir persönlich dann ähnlich so zusagt), vermag ich nicht wirklich abzuschätzen. Dafür wird man dann eben nur einmal im Leben „musikalisch entjungfert“, um dieses nette Eingangs-Zitat von Carsten zum Schluss noch mal aufzugreifen, das möglicherweise recht gut umschreibt, warum dieses Album vielleicht dann so geworden ist wie es geworden ist.

In diesem Sinne, allen weiterhin viel Freude mit der Scheibe,
Grüße Dietmar
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