The White Stripes - Dilettantismus oder Weltklasse?

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Moderator: King Heath

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Whistling Catfish
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The White Stripes - Dilettantismus oder Weltklasse?

Beitrag von Whistling Catfish »

Hi,

ich hab' es in letzter Zeit irgendwie mit "neueren" Bands und Musik. Nach dem wirklich tollen Baby Shambles Album habe ich mir neulich zwei Scheibchen der "White Stripes" zugelegt. Zum einen ihr 2002er Durchbruchsalbum "Elephant" und das neue "Icky Thumb"! Stilistisch bewegen sich die White Stripes (bestehend aus Jack und Meg White, die zwar immer behaupten sie wären Geschwister es aber durchaus ernstzunehmende Zweifel daran gibt) irgendwo zwischen Zeppelin, Yardbirds, Neil Young und Captain Beefheart! Der Sound ist in erster Linie geprägt durch Jack's Gesang und sein durchaus einzigartiges Gitarrenspiel, welches irgendwo zwischen genial und gequietsche pendelt! Das ganze wird dann befeuert von Meg's Schlagwerk, welches als ..äääähhhh....ich sag mal "rudimentär" zu bezeichnen ist.... :wink:

Man fragt sich beim Hören stets: "Ist das jetzt kultivierter Dilettantismus oder Weltklasse?"

Richtig befriedigend konnte ich mir das bisher noch nicht beantworten - wahrscheinlich ist es beides! Und wer hat behauptet, daß das eine das andere unbedingt ausschließen muss.... :wink:

Von den beiden mir vorliegenden Alben bevorzuge ich nach einigen Durchläufen klar das ältere "Elephant"! Eine nette neo Blues-Prog Platte, die auf althergebrachte Weise eingespielt wurde. Will sagen 8-track reel to reel! Und so klingt sie auch sehr nach Spätsechziger! Die riffige Single seinerzeit "Seven Nations Army" dürfte wohl jeder kennen, der nicht völlig in der Vergangenheit lebt..... :wink: Doch die echten Highlights finden sich später auf dem Album. So wie das tolle "There's No Home For You Here", die von Meg White gesungene Psycho-Bluesnummer "In The Cold, Cold Night", das rockige "The Hardest Button To Button", der klassische Minimal R&B von "Ball and Biscuit" oder die tolle Schnulze "You've got her in your Pocket"

Hörbeispiele? Bitte schön: http://www.youtube.com/watch?v=gLESpHrtvxs oder auch die „Hitsingle“ http://www.youtube.com/watch?v=buIkPVqys1U

Alles in allem ein schräges, schönes Album welches sich tief vor der guten alten Zeit verneigt!

Der neue Silberling „Icky Thumb“ klingt ein wenig (und wirklich nur ein wenig) produzierter und beinhaltet all die Trademarks, die auch schon „Elephant“ zu eigen hatte. Allerdings ist „Icky Thumb“ alles in allem ein wenig heavier, ein wenig psychedelischer und kantiger!

Und, weils so einfach schöner ist, auch hier ein paar Hörbeispiele:

Der Zeppelinesque Titeltrack: http://www.youtube.com/watch?v=1OjTspCqvk8 oder das tolle southernrockige und wunderbar eingängige „ You Don’t Know What Love Is“: http://www.youtube.com/watch?v=SrhUDnIsCUM

Am Ende wird die obige Frage dann doch beantwortet: Wenn Dilettantismus bewusst als Stilmittel eingesetzt wird und es tatsächlich auch funktioniert ist es ganz offenhörlich Kunst! Unterhaltungskunst. Nicht mehr, nicht weniger! Punkt! Aus! Bone broke!

Viele Grüße,
J.
I wish I was a Catfish, swimmin' in the deep blue sea....
CaptainFalcon
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Beitrag von CaptainFalcon »

Habe auch ein paar Scheiben von den White Stripes im Regal. Ich konnte mir deine Frage auch noch nicht beantworten. Auf jeder CD befinden 2 oder 3 Songs, die ich ehrlich gesagt total kitschig und kacke finde, die wirklich diletantisch anmuten. Aber daneben gibt es dann auch Songs, die trotz der minimalistischen Instrumentalisierung, so viel Kraft und Ausdrucksstärke haben, wie es im Rock heute kaum mehr gibt.

Allerdings muss man auch sagen, dass man immer das Gefühl hat, alles schon mal irgendwo gehört zu haben. Aber selbst das stört mich bei den White Stripes nicht sonderbar. Komisch :?
Whistling Catfish
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Beitrag von Whistling Catfish »

CaptainFalcon hat geschrieben: Aber daneben gibt es dann auch Songs, die trotz der minimalistischen Instrumentalisierung, so viel Kraft und Ausdrucksstärke haben, wie es im Rock heute kaum mehr gibt.

Allerdings muss man auch sagen, dass man immer das Gefühl hat, alles schon mal irgendwo gehört zu haben. Aber selbst das stört mich bei den White Stripes nicht sonderbar. Komisch :?
Hi,

schön hast Du das gesagt! Denn genauso ist es wahrscheinlich. Viele dieser - teilweise ja wirklich einfachen Rocksongs mit diesen minimalistischen Arrangements haben schlicht Herz, Hand und Ar#*#.

Die haben halt das Zeug einen zu berühren - Stimmungen zu erzeugen und ganz nebenher auch noch richtig gute, altmodische Rock'n'Roll Attitüde! Und wahrscheinlich ist es eben doch wahr, daß Rockmusik nicht unbedingt im Kopf treffen soll, sondern im Herzen und gelegentlich womöglich noch etwas tiefer... :wink:

Viele Grüße,
J.
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Manni
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Re: The White Stripes - Dilettantismus oder Weltklasse?

Beitrag von Manni »

Mal hier eben durchlüften und staubwischen.

The White Stripes, The Raconteurs und The Dead Weather, alles unterschiedliche Bands und dennoch unverkennbar Jack White.

Freue mich schon auf die im April erscheinende Solo-CD "Fear Of The Dawn" sowie das im Sommer kommende "Entering Heaven Alive".
Und, wenn nichts dazwischen kommt wie leider wiedermal bei Rosalie Cunningham, auf das Konzert in Köln am 30.06.2022.

Meg und Jack waren übrigens von 1996 bis 2000 verheiratet, das schliesst wohl eine Verwandschaft aus, zumal sie auch altersmäßig nur sieben
Monate auseinanderliegen.

Hier Jack White - Full Amex UNSTAGED Show, hier The Raconteurs – Live at Electric Lady | Presented by Spotify (Documentary & Concert Film) und hier The Dead Weather Concert Prive gibt es, meiner Meinung
nach, interessante Videos nicht nur über Jack White.

Und als Appetizer das hier Jack White – Taking Me Back (Official Video) vom kommenden Album.

Mir gefällts.
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