Nachrufe (oder "The Great Gig In The Sky")

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Moderator: King Heath

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Nightcap
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Re: Another one bites the dust....

Beitrag von Nightcap »

Ralph Weber hat geschrieben:Wie wär's mit einer respektvolleren und etwas tulligeren Überschrift: "O Requiem",
"Apogee" oder "Who was I to last forever" ?
Oder: "...but the tune ends too soon for us all."
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Whistling Catfish
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Der letzte Vorhang fällt....

Beitrag von Whistling Catfish »

Ralph Weber hat geschrieben:Ich finde dieses Kondolenzbuch hier eigentlich ganz schön.
Mir stößt nur der hässliche und unpassende Titel dieses Threads jedesmal auf.
Wie wär's mit einer respektvolleren und etwas tulligeren Überschrift: "O Requiem",
"Apogee" oder "Who was I to last forever" ?
Bitte schön....
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King Heath
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Re: Der letzte Vorhang fällt.....

Beitrag von King Heath »

Der letzte Vorhang fällt.....
Das ist mir zu kitschig. Klingt nach Duett von Klaus Hoffmann und Harald Juhnke im Scheinwerferkegel vor samtrotem Vorhang. Da bekomme ich Ausschlag im Schritt. Außerdem ist geheuchelte Pietät schlimmer als gar keine.

KH
Whistling Catfish
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Nachrufe

Beitrag von Whistling Catfish »

King Heath hat geschrieben:
Der letzte Vorhang fällt.....
Das ist mir zu kitschig. Klingt nach Duett von Klaus Hoffmann und Harald Juhnke im Scheinwerferkegel vor samtrotem Vorhang. Da bekomme ich Ausschlag im Schritt. Außerdem ist geheuchelte Pietät schlimmer als gar keine.

KH
:lol: Mir hat der ursprüngliche Titel auch besser gefallen......aber wenn es einige als respektlos erachten. Ich hab's jetzt mal neutral gefasst!

Wobei ich ja ein großer Harald Juhnke Fan bin! Und ich war damals sehr traurig, dass sein Ableben in der medialen Aufmerksamkeit so überschattet wurde von dem von Papst Johannes Paul Nr. Soundsoviel aus Polen. Das hatte Harald Juhnke seinerzeit wirklich nicht verdient. Ich habe über 10 Jahre auf eine Gelegenheit gewartet, mir meinen Unmut über diese Angelegenheit mal von der Seele zu schreiben..... 8)

PS: Ich glaube Udo Jürgens hat diese Zeilen mal benutzt....und der ist ja nun auch schon seit geraumer Zeit.......ach, lassen wir das!
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King Heath
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Re: Another one bites the dust....

Beitrag von King Heath »

Ralph Weber hat geschrieben:Mir stößt nur der hässliche und unpassende Titel dieses Threads jedesmal auf.
Wie wär's mit einer respektvolleren und etwas tulligeren Überschrift: "O Requiem",
"Apogee" oder "Who was I to last forever" ?
Ich finde das Betreff weder hässlich noch unpassend: Das hier ist ein Forum, in dem vor allem über Musik diskutiert und gestritten wird. Die hier Betrauerten bzw. Erwähnten kommen alle aus der Musikszene. Das Betreff "Another one bites the dust...." ist ein Zitat der Komposition von Roger Deacon, Bassist der Band Queen. Sehr viel passender geht's eigentlich nicht. Verlogene Betroffenheit und falsche Pietät gibt es im Internet genug, da müssen wir uns doch nicht unbedingt ranhängen. Und im genannten Zusammenhang finde ich das Betreff weder respektlos noch hässlich und unpassend.

KH
Ralph Weber
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Re: Nachrufe (oder "The Great Gig In The Sky")

Beitrag von Ralph Weber »

Ich schon.
Das Zitat kenne ich natürlich.
Abere unsere Leute hier sind ja nicht in El Paso vom Pferd gefallen.
folkfreak
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Re: Nachrufe (oder "The Great Gig In The Sky")

Beitrag von folkfreak »

wenn man sonst keine Probleme hat.... ich fand den ursprünglichen Titel sehr angemessen.
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Nightcap
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Re: Nachrufe (oder "The Great Gig In The Sky")

Beitrag von Nightcap »

Erst durch einen Artikel in der eclipsed habe ich erfahren, dass schon Ende Februar der Gitarrist der polnischen Band Riverside (http://riversideband.pl/en/), Pjotr Grudzinski plötzlich gestorben ist.
Ich hatte die Band lange nicht auf dem Schirm, aber "Love, Fear And The Time Machine" gehört zu meinen absoluten Lieblingsalben 2015.
Läuft bei mir immer mal wieder.
Für 2016 sind erstmal alle Konzerte abgesagt worden.
Man kann nur hoffen, dass die Band wirklich weiter macht, wie sie es z.Zt. vorhat: "We'll do everything to keep it alive."
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Whistling Catfish
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Re: Nachrufe (oder "The Great Gig In The Sky")

Beitrag von Whistling Catfish »

Nightcap hat geschrieben:Erst durch einen Artikel in der eclipsed habe ich erfahren, dass schon Ende Februar der Gitarrist der polnischen Band Riverside (http://riversideband.pl/en/), Pjotr Grudzinski plötzlich gestorben ist.
Ich hatte die Band lange nicht auf dem Schirm, aber "Love, Fear And The Time Machine" gehört zu meinen absoluten Lieblingsalben 2015.
Läuft bei mir immer mal wieder.
Für 2016 sind erstmal alle Konzerte abgesagt worden.
Man kann nur hoffen, dass die Band wirklich weiter macht, wie sie es z.Zt. vorhat: "We'll do everything to keep it alive."
Ich hab' schon sehr viel Lob über diese Band gehört, bin allerdings bisher noch nie dazu gekommen mich näher mit Riverside auseinanderzusetzen. Muss ich unbedingt mal tun.

Ich habe allerdings auch vernommen, dass Piotr ein ganz wesentlicher Teil des Riverside Sounds gewesen sein soll.

Der Junge ist auch mir nichts Dir nichts und völlig unvermittelt aus dem Leben gerissen worden.
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Nightcap
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Re: Nachrufe (oder "The Great Gig In The Sky")

Beitrag von Nightcap »

Whistling Catfish hat geschrieben:Ich hab' schon sehr viel Lob über diese Band gehört, bin allerdings bisher noch nie dazu gekommen mich näher mit Riverside auseinanderzusetzen. Muss ich unbedingt mal tun.
Das muss ich auch! Zumindest was die ersten Alben angeht, die ja wohl deutlich metalliger sein sollen.
Kann man vom aktuellen Album nun wirklich nicht behaupten.

Ich kann es trotzdem wärmstens empfehlen! Sehr melodisch und vielseitig.
Insgesamt wohl eher auf den Sänger und Bassisten Mariusz Duda zugeschnitten, aber ohne dass die anderen Bandmitglieder zu sehr in den Hintergrund treten.
Ich hoffe sehr, das sie bald einen neuen Gitarristen finden, der zu ihnen passt und dass von dieser Band noch einiges kommt.
Für Ende des Jahres ist ja erst mal ein Instrumentalalbum angekündigt.
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Whistling Catfish
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Re: Nachrufe (oder "The Great Gig In The Sky")

Beitrag von Whistling Catfish »

Jimmie van Zant (59) und Merle Haggard (79).......two all American Men.....
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King Heath
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Re: Nachrufe (oder "The Great Gig In The Sky")

Beitrag von King Heath »

Whistling Catfish hat geschrieben:Jimmie van Zant (59)...
Aber er ist ja nicht gestorben, "Jimmie transitioned". "Passed on" und was für schöne andere weichgespülte Metaphern für den Tod sich die Amis ausgedacht haben, reicht offenbar nicht mehr. Jetzt wird "transitioned". Der Mann ist gestorben. Oder, in plain English: He died!

Mein Gott, wo sind wir hingeraten?

KH
King Heath
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Big John Thomas

Beitrag von King Heath »

Und es hört nicht auf. Eben bekam ich einen Anruf von meinem Ex-Fastschwiegeronkel aus King's Sutton, der mir mitteilte, dass seine Mutter verstorben ist. Die hat nicht in irgendeiner Band gespielt. Aber weil er gerade dabei war, schlechte Nachrichten zu überbringen, hat er mir auch erzählt, das Big John Thomas, der ehemalige Gitarrist der walisisch-englischen Band Budgie im März mit 63 Jahren gestorben ist. Budgie gehörten sicherlich nicht zu den größten und bekanntesten Bands des Hardrockolymps, hatten aber einen ziemlich großen Einfluss vor allem auf amerikanische Bands wie Van Halen und Metallica. John Thomas war ursprünglich Gitarrist der George Hatcher Band und kam Ende der 70er zu Budgie. Burke Shelley, Gründer, Sänger und Bassist von Budgie, hatte John Thomas in die Band geholt, um inmitten der New Wave of British Heavy Metal dem alten Schlachtwellensittich einen härteren Sound zu verpassen, was auch ziemlich gut geklappt hat.

Und nun wird's persönlich. Ich habe John in den 90er Jahren bei Freunden in Birmingham kennen gelernt. Er wohnte schräg gegenüber und kam gerne auf ein "Lager and lime" zu uns rüber. Da saß er dann mit seinen Bierdosen und einer Flasche Lime Cordial, drehte sich dünne Zigaretten und erzählte mit seinem Brummie Akzent wilde Annekdoten über seine Musikerfreunde wie Ozzy Osbourne, den fast Tullgitarristen Tony Iommy oder das viel zu früh ums Leben gekommene Gitarrenwunder Randy Rhodes. Letzterer hatte in Johns Haus gewohnt, als er von Ozzy für dessen Band angeworben worden und aus den USA nach Birmingham gezogen war. Wenn John von Randy Rhodes sprach, bekam er immer feuchte Augen.

In dem Front Room meiner Freunde standen immer mindestens zwei Gitarren, eine akustische Yamaha und eine Telecaster mit Verstärker. Die griff sich John nach einer Weile und spielte. Meistens Beatles Sachen. Er war ein großer Fan. Seine Version von Norwegian Wood auf der akustischen war der Hammer. Besonders den "Sitar-Riff" immitierte er unfassbar gut. Ich habe Gitarrenverstärker nie richtig verstanden, weshalb ich heute auch fast ausschließlich akustisch spiele, aber John war ein Meister an den Knöpfen. Er holte aus dem kleinen Fender Koffer alles raus. Tatsächlich haben wir beide auch ein paar Mal zusammen gejammt. Große Ehre.

Budgie waren damals noch einigermaßen aktiv. Es war sogar die Rede von einem neuen Album, aber Burke Shelley hatte Gott gefunden (er wurde ein Born Again Christian) und begnügte sich damit, alte Live Aufnahmen vom Reading Festival 1980 und 1982 rauszubringen ("We Came, We Saw"). Einmal im Jahr spielten Budgie in San Antonio, Texas, vor 20 000 Fans der Band. Zu diesen Konzerten kamen Budgie Fans aus aller Welt. John ließ sich seine Gage immer gleich in Bar auszahlen und investierte das Geld sofort in Vintage Gibsons. In Birminghams Jewelery Quarter betrieb er einen kleinen Gitarrenladen, der sich auf Vintage Gibsons spezialisiert hatte. Als Rockstar konnte er die in den USA gekauften Gitarren als seine eigenen ausgeben und so den Einfuhrzoll sparen. Hat fast immer geklappt. Einmal hat der Zoll ihm das nicht abgenommen und er musste mehrere tausend Pfund abdrücken. Eine seiner skurrilsten Erwerbungen war übrigens die originale rote Gibson ES, die Michael J. Fox in "Back To The Future" gespielt hat. Eine andere war eine Les Paul Gold Top aus den frühen 60er Jahren, die er für einen hohen fünfstelligen Betrag an Noel Gallagher vertickt hat.

Anfang der 2000er ging bei John einiges drunter und drüber. Er hatte ein Blutgerinsel im Gehirn, was zu einem Hirnschlag führte und ihn fast ums Leben brachte und auch seine Fähigkeiten als Gitarrist beeinflusste. Der wiedergeborene Christ Shelley hat ihm daraufhin barmherzig den Stuhl vor die Tür gestellt. John eröffnete kurze Zeit später einen neuen Gitarrenshop in den Ritch Bitch Studios in Selly Oak, Birmingham. Da habe ich ihn 2002 besucht. Als ich den Laden betrat, wurde er gerade von einem Typen belabert, der ihm eine Art Kinder-Gibson als Rarität verkaufen wollte. John hörte ihm ruhig zu und wenn eine Pause es zuließ, machte er dem Mann unmissverständlich klar, dass er am Kauf nicht interessiert war. Der redete weiter auf ihn ein und ich sah mich im Laden ein bisschen um. John sah immer mal zu mir rüber, aber sagte nichts. Von Freunden wusste ich, dass er durch seinen Hirnschlag Erinnerungslücken hatte und alles etwas langsamer ging. Aber nach fünf Minuten - ich war gerade mit einer an der Wand hängenden Les Paul beschäftigt - unterbrach er den Labermann und sagte plötzlich: "Stefan, is that you?". Wir fielen uns dann herzlich in die Arme. Er hatte tatsächlich so lange gebraucht, um mich zu erkennen. Ich war den Tränen nah.

In den folgenden Jahren versuchte er es noch mal mit der Musik und seiner eigenen Band, die, glaube ich, "New Budgie" hieß. Ich habe die leider nie gesehen. Aber gesundheitlich war er wohl nicht gut zu Wege.

Zwei hübsche Geschichten will ich noch vertellen, dann soll's auch gut sein. Als Metallica (bekennende Budgie Fans) in Birminghams NEC spielten, schickten sie eine Stretchlimo in die kleine und enge Sackgasse, in der John wohnte. Der Fahrer hatte einige Probleme, das Ding zu wenden. Aber dann brachte er John in echtem Rockstarstil zu dem Konzert. Ich war auch mit ihm in Konzerten und wir mussten immer für ihn den Eintritt bezahlen, denn als Musiker weigerte er sich strikt, für andere Bands abzudrücken.

Als wir einmal bei ihm zusammen saßen - Lager and lime für ihn, Cider für mich -, erzählte er mir von den Aufnahmen für Budgie's Nightflight, insbesondere zu "I Turned To Stone". Da hatte er ein ziemlich langes, driedelieges Solo zu spielen und blieb immer wieder hängen. Zusammenstückeln gab's für ihn nicht, das Solo musste aus einem Guss sein. Es war schon ziemlich spät in der Nacht, seine Bandmates waren nach Hause gegangen und nur noch er, der Produzent und der Techniker waren im Studio. Irgendwann war es dem Produzenten zu bunt geworden und er bat John in den Kontrollraum, legte eine Spur kolumbianischen Marschierpulvers neben das Mischpult und hieß John, mal dran zu riechen. Nachdem das getan war, spielte er das Solo in einem Take ein. Wer's hören möchte (bei 4:00 geht's los):

https://www.youtube.com/watch?v=ZgM-sf0sF5k

Und hier noch einmal Big John Thomas in Bild und Ton:

https://www.youtube.com/watch?v=zS2GGNJAO7U

Bild

John "Big" Thomas, Guitarist extraordinaire und guter Kumpel
R.I.P.


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Re: Nachrufe (oder "The Great Gig In The Sky")

Beitrag von Whistling Catfish »

Mein Beileid! :(

War das der "Rockstarkumpel", den Du hier ab und an mal erwähnt hast?
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King Heath
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Re: Nachrufe (oder "The Great Gig In The Sky")

Beitrag von King Heath »

Whistling Catfish hat geschrieben:Mein Beileid! :(

War das der "Rockstarkumpel", den Du hier ab und an mal erwähnt hast?
Danke. Und nein, der lebt noch.

KH
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