Deep Purple Tribute "Purple Rising"

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Marengo
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Deep Purple Tribute "Purple Rising"

Beitrag von Marengo »

Auf einer kleinen Weihnachtsfeuer (Grüße an you know who…) entspann sich unlängst eine muntere Diskussion über Deep Purple, eine Band, die bekanntlich immer noch mit großem Erfolg tourt und aktuelle Tonträger veröffentlicht. Ich habe das Geschehen nach dem Rausschmiss/Weggang von Ritchie Blackmore nicht mehr näher verfolgt. Purple war in den 1970ern und auch noch mit Perfect Stran(l)gers 1985 unbestreitbar eine der ganz großen Rockbands, die diesen Namen wirklich verdient haben. Viele Berührungspunkte mit Tull gibt es musikalisch nicht. Interessant fand ich immer schon die persönliche Wertschätzung von Ritchie Blackmore gegenüber Ian Anderson einschließlich all‘ der Zwangsbesuche seiner Rainbow-Mitmusiker bei Tull-Konzerten, wovon Don Airey zu berichten weiß. Man könnte jetzt unken, dass die Freundschaft zwischen Ian Anderson und Ritchie Blackmore darauf zurückzuführen sein könnte, dass sich da zwei Ar….mleuchter gesucht und gefunden haben, aber das sehe ich anders. Dass zwei Ausnahmemusiker und Ausnahmequerköpfe Wertschätzung füreinander empfinden, ist schon eher eine einleuchtende Erklärung. Und Ritchie ist dem Renaissance-Folkrock (Blackmore’s Night) ja mindestens so verbunden wie dem Hardrock.

Durch das vorweihnachtliche Gespräch angeregt fiel mein Augenmerk auf eine Konzertankündigung der DP Coverband Purple Rising, die als „die beste“ in Deutschland gehandelt wird:

https://purple-rising.de/

Den Keyboarder/Organisten dieser Band, Andreas König, hatte ich einmal vor ein paar Jahren bei einem Led Zeppelin Tribute Act getroffen und ein wenig über Purple geplaudert. Was lag also näher, als nach Osnabrück in die schöne Lagerhalle zu fahren. Das Konzert am letzten Samstag –so viel vorweg- war der Hammer. Purple Rising arbeiten viel mit Gastmusikern in flexiblen Besetzungen und hatten in Osnabrück, was ich vorher gar nicht wußte, als Sänger Alexx Stahl von Bonfire

http://bonfire.de/deutsch/de-home.php

am Start. Der Mann ist Profi durch und durch, stimmgewaltig und technisch unglaublich versiert. Auch wenn das jetzt übertrieben klingen mag, aber Alexx ist gesanglich m.E. in einer Liga mit den Großen ihres Genres, so dass ich den Begriff "Shouter" hier als despektierlich empfinden würde Hier zu sehen/hören mit einem Cover von Loco Breath:

https://www.youtube.com/watch?v=JSEGnNocOIs

Andreas König meinte übrigens, die Band hätte drei fantastische Sänger. Das ist nun wirklich Luxus pur. :D Musikalisch war das gesamte Konzert auf sehr hohem Niveau, was man bei Tribute Acts nach meinen bisherigen Erfahrungen nicht unbedingt erwarten kann. Das, was ich von diversen Tull Cover Bands gehört habe, kommt an die Leistung von Purple Rising bei weiten nicht ran. Hier standen fünf Musiker auf der Bühne, die nicht nur die notwendige Liebe zur Musik von DP, sondern auch ein hohes Maß an Können mitgebracht haben. Und auch der visuelle Eindruck war grandios und stand der Musik in nichts nach. Dominik, der Bassist, feuerte seine knackigen Stakkato-Bassläufe ins Publikum und war akustisch nicht von Roger Glover zu unterscheiden. Optisch hätte er jeder Schwermetall-Combo als Headbanger zur Freude gereicht und zusammen mit Alexx standen da gleich zwei Rampensäue auf der Bühne, die richtig Betrieb gemacht und das Publikum bestens unterhalten haben. Herrlich, den beiden zuzusehen. Der Gitarrist Andreas Kraus (seines Zeichens ebenfalls "Gastmusiker") stand oft wie Ritchie hinten an den Amps, spielte natürlich eine elfenbein-weiße Strat (mit Blackmore-Autogramm?) und kam auch akustisch extrem nahe ans Original heran, sowohl spielerisch als auch vom Sound her. Marco Menzer hatte –obwohl er sonst den Bonzo mit seinem Brachial-Groove gibt- den etwas lässigeren Groove von Ian Paice schon ganz gut drauf, obwohl er noch nicht lange zur Band gehört. Und last not least stand, hockte und wirbelte mit Andreas König die Reinkarnation von Jon Lord an seiner Hammond B3. Gerade die Orgel hat viel zum Charme der alten Deep Purple beigetragen und das kam live unheimlich gut und 150%ig authentisch rüber, insbesondere in den „Duellen“ mit der Gitarre.

Das etwa zweieinhalbstündige Programm (mit Pause) stützte sich natürlich auf die üblichen Verdächtigen der 1970er unter Einschluss der Coverdale-Ära (Burn und Mistreated), aber es wurden auch zwei Stücke vom Album Perfect Strangers dargeboten, das mir seinerzeit bei Veröffentlichung sehr gut gefallen hatte. Das Titelstück besticht durch sein fern-östliches Flair und seine bewusste oder unbewusste Ähnlichkeit mit Kashmir von Led Zeppelin, sowohl in den Akkorden der Instrumentalteile als auch vom Schlagzeug her, das Marco durchaus „bonhamesque“ gespielt hat. Knocking at your Backdoor ist eine textlich zum Brüllen komische Ode an die Freuden (?) des [NICHT ÖFFNEN, SPAM!]-Sex, wobei Alexx Stahl sich hier (beim Gesang meine ich, nicht beim…) schön in Szene setzen konnte. Das Ganze wurde authentisch und dennoch mit Raum für Improvisationen gespielt, so dass die Kreativität der Musiker nicht unnötig in ein Korsett gepresst wurde. Und über Child in Time, Highway Star oder Smoke on the Water braucht man kein Wort zu verlieren. Auf meiner Setlist stand noch When a blind Man Cries, das vielleicht schönste Stück von Deep Purple, das aber leider nicht mehr gespielt wurde.

Fazit: Wer einmal die Reinkarnation der „alten“ Deep Purple sehen will, mit Liebe zum Detail, Groove und Können dargeboten, ist bei Purple Rising bestens aufgehoben. Ob das nun der beste Deep Purple Tribute Act ist, weiß ich nicht, zumal solche Superlative immer etwas fragwürdig sind. Es ist jedenfalls ein verdammt guter und ich habe mir fest vorgenommen, diese Band nicht aus den Augen zu verlieren.
Whistling Catfish
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Re: Deep Purple Tribute "Purple Rising"

Beitrag von Whistling Catfish »

Marengo hat geschrieben:Interessant fand ich immer schon die persönliche Wertschätzung von Ritchie Blackmore gegenüber Ian Anderson einschließlich all‘ der Zwangsbesuche seiner Rainbow-Mitmusiker bei Tull-Konzerten
Ich bin ja ein großer Fan der ersten drei Alben von Rainbow und überhaupt ein großer Bewunderer von Ronnie James Dio. Vor einigen Wochen bin ich über diesen interessanten YouTube Clip gestolpert. Am Anfang befindet sich die Audio Aufnahme eines langen Interviews mit His Weirdness Ritchie B. und dem großen Ronnie James Dio. Die Platte die die beiden hier während des Interviews im Hintergrund laufen haben, sollte uns allen nicht unbekannt sein. :)

https://www.youtube.com/watch?v=Sg3jo8lIu6M
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Marengo
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Re: Deep Purple Tribute "Purple Rising"

Beitrag von Marengo »

Whistling Catfish hat geschrieben: Di Jan 14, 2020 11:58 am
Marengo hat geschrieben:Interessant fand ich immer schon die persönliche Wertschätzung von Ritchie Blackmore gegenüber Ian Anderson einschließlich all‘ der Zwangsbesuche seiner Rainbow-Mitmusiker bei Tull-Konzerten
Ich bin ja ein großer Fan der ersten drei Alben von Rainbow und überhaupt ein großer Bewunderer von Ronnie James Dio. Vor einigen Wochen bin ich über diesen interessanten YouTube Clip gestolpert. Am Anfang befindet sich die Audio Aufnahme eines langen Interviews mit His Weirdness Ritchie B. und dem großen Ronnie James Dio. Die Platte die die beiden hier während des Interviews im Hintergrund laufen haben, sollte uns allen nicht unbekannt sein. :)

https://www.youtube.com/watch?v=Sg3jo8lIu6M
Danke für den Hinweis. "His Weirdness" hat halt nen guten Geschmack und vieles auf War Child ist exquisiter Hardrock (mit teils ungewöhnlicher Instrumentierung).
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Re: Deep Purple Tribute "Purple Rising"

Beitrag von Whistling Catfish »

Übrigens, falls Du es noch nicht kennen solltest: Das letzte 70er Jahre Deep Purple Album mit Tommy Bolin (RIP) „Come Taste The Band“ ist meines Erachtens nach nahezu kriminell unterbewertet. Ich habe das Album bis vor kurzem auch immer negiert, bis mir ein relativ bekannter Schlagzeuger mir das mal näher ans Herz gelegt hat. Ich hab es mir dann angeschafft (zusammen mit den beiden Mark III, Alben die natürlich ebenfalls klasse sind) und qualitativ steht CTTB recht selbstbewusst neben ‚Burn‘ und für mich deutlich über Stormbringer! Ist einfach ein tolles Rockalbum! Wie gesagt, falls es Dir nicht geläufig sein sollte - hör mal rein. Lohnt sich!
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besi
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Re: Deep Purple Tribute "Purple Rising"

Beitrag von besi »

Am 2. November letzten Jahres spielten Purple Rising in Bad Homburg im Kurhaus (bei uns vor der Haustür) mit Unterstützung eines Orchesters das Deep Purple-Album „Concerto For Group And Orchestra“.
Nach der Pause gab es dann ein Best Of-Deep Purple-Set (siehe auch deren Homepage).
Da Marengo schon alles zu den Musikern gesagt hat und ich 100% seiner Meinung bin, erspare ich mir eine Wiederholung.
Das Konzert wurde professionell gefilmt und es gibt da einige Clips auf YouTube zu sehen.
Meine persönlichen Favoriten sind „Soldier Of Fortune“ (mit Streichquartett!!!) und „April“ in voller Länge.
Das Kurhaus hat ein tolles Ambiente und einen hervorragenden Sound.
Das und die Leistung von Musikern und Orchester bereiteten uns einen unvergesslichen Abend.
Eine Wiederholung ist für November in Aschaffenburg geplant.
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