Live-Recording mit dem Smartphone?

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Moderator: King Heath

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Marengo
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Live-Recording mit dem Smartphone?

Beitrag von Marengo »

Ich habe kürzlich diese aktuelle Tull-Aufnahme aus der Lichtburg in Essen

https://www.filefactory.com/file/skhf20x6d8t?ns=1&dd=1

aus dem Netz geangelt, die in technischer Hinsicht gut erklärt war:

TAPER:
METAMARC
LINEAGE:
dpa's 4061 Core > d:vice > d:vice App plus Hindenburg Recording App > iPhone 6 Plus > WAV to FLAC
conversion with Traders Little Helper - ffp with Traders Little Helper - Torrent file cleaned and
enhanced with iZotope RX5 and Adobe Audition 2.0

Ich musste daraufhin erstmal nach der Hindenburg Recording App googeln und habe jetzt eine ungefähre Vorstellung, wie das geht. Man schließt gute Mikrofone (dpa's) mittels eines Interface an sein iPhone an und steuert über die Hindenburg App die Aufnahme. Wow! Nicht, dass ich noch auf Compactcassette aufnehmen würde. Ich bin auch schon in der digitalen Welt angekommen, aber das klingt für jemanden, der noch einen klotzigen Tascam Field Recorder mit XLR und allem Schnickschnack hat, nach Zauberei, lieber Metamarc. Falls Du hier unterwegs sein solltest, kannst Du Dich ja mal melden:-)

Demgegenüber ist diese Tull-Aufnahme ein paar Tage später

https://www.filefactory.com/file/4oo16idom9kb?ns=1&dd=1

nach altväterlicher Sitte entstanden:

LINEAGE:
Soundman OKM II Rock (die gute Kleinserie aus den 1990ern mit Sennheiser-Kapseln bestückt, leider schon lange nicht mehr produziert, die neuen OKM sind Scheisse!!!) > Soundman Adapter A3 für Anschluss über Line (weniger Rauschen, deutlich pegelfester als ein Mic-Eingang) > Tascam DR-100 MK2 in 24/96 Wav. Beim Wandeln in 16/44.1 ist lediglich bei 35 Hertz ein low cut angesetzt worden, um allzu ekelhafte Resonanzen im mega low end herauszufiltern. That's it, no EQ, no FX, just how it sounded that night.

Die vermeintlich smarte Methode, mittels iPhone aufzunehmen, findet offenbar immer mehr Anhänger. Auch mein Dealer hat mich neulich angeschrieben und mir erklärt, dass das klassische "field recording" tot sei und wollte mir ein Interface für's iPhone verticken. Die theoretischen Vorteile liegen sicher auch auf der Hand. Da sich flächendeckende Verbote der Mitnahme von Smartphones auf Konzerte -vereinzelt soll es sowas schon gegeben haben- wohl nicht durchsetzen lassen und zudem in rechtlicher Hinsicht extrem schadensersatzträchtig wären, wären skrupellose kriminelle Bootlegger, pardon Kunstliebhaber mit Weitsicht und Hang zum Archivieren, auf der sicheren Seite. Da können noch so viele Metalldetektoren eingesetzt werden, Smartphone geht (fast) immer, möchte ich mal behaupten. In Hallen/Arenen mit Metalldetektoren (angeblich Lanxess Arena in Köln und Mercedes-Benz-Arena in Berlin) wäre mit dem Tascam natürlich Schicht im Schacht.

Und das Ergebnis? Ich hoffe, das klappt mit dem Download, dann macht Euch doch selbst mal ein Bild. Meine Meinung: Die Tascam-Aufnahme ist selbst in 16/44.1 noch mega hochauflösend. Man hört die 24/96 nur allzu deutlich. Sie hat rabenschwarze, straffe Bässe, eine tolle Räumlichkeit, angenehme, völlig unaufdringliche, aber absolut präsente und präzise Höhen und eine sehr gute Dynamik, wie ich finde. Mit etwas Post-Production (Panorama) könnte man das im Radio bringen. Und die Hindenburg-Aufnahme? Hmm, Metamarc, Du bist sicher auf der Höhe der Zeit, aber Deine Aufnahme imo eher nicht. Die Hindenburg App soll nur 16/44.1 können und vor allem für Journalisten entwickelt worden sein und ich glaube auch, dass es sich originär um eine 16bit Aufnahme handelt. Die Räumlichkeit ist na ja... Richtigen Tiefbass höre ich auch nicht. Die Präzision ist nur in der mid range gut, die Höhen "fliegen" fast spacig und klingen...quite shitty. Und die Dynamik? Perdu. Was da der Nachbearbeitung geschuldet ist, kann ich natürlich nicht sagen. Die Mikrofone dürften state of the art sein, vielleicht sogar besser als die OKM/Sennheiser, sicher aber gleichwertig. Daran kann der eher maue Eindruck also nicht liegen. Vielleicht hat hier im Forum ja jemand mit dem Handy und einer Recording App Aufnahmen gemacht und kann mal etwas Unbearbeitetes einstellen. Das wäre zum Vergleichen sehr hilfreich.

Ich werde das Thema mit Interesse weiter beobachten. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt bin ich noch nicht davon überzeugt, dass es sich um eine qualitativ gleichwertige Alternative handelt. 24bit müssen es imo schon sein. Wer heutzutage noch in 16bit aufnimmt, hinkt technologisch 20 Jahre hinterher. Der Unterschied zwischen 24/96 und auch z.B. 16/48 ist deutlich. 16/44.1 geht gar nicht. Aber who knows. Die Technik ist im Fluss. Ich würde mich über einen regen Erfahrungsaustausch freuen. Damit es auch morgen noch richtig geile Bootlegs "für die Ewigkeit" gibt, die dereinst als Referenz dienen können. Und diese Too Old To Rock'n'Roll Tour war imo gar nicht so schlecht, wie sie geredet wird. Ich liebe diesen folkigen, gleichzeitig leicht schwermetallischen Sound von SFTW:-) Da kann der Olle singen, wie er will. Da steckt schon noch eine Prise Prog Tull drin...
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Concert of Kings
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Re: Live-Recording mit dem Smartphone?

Beitrag von Concert of Kings »

Ich kann zwar leider nur die Metamarc-Datei runterladen...
... aber so gut das auch musikalisch rüberkommt - es gibt Aspekte der Aufführung :shock: :shock: :shock: , die das ganze für mich echt unhörbar machen... aber wer möchte hier schon die hundertste Stimm-Diskussion entfachen... :?
... so ist es für mich nicht so schlimm, die Datei mit dem besseren Sound nicht "genießen" zu können...

Die Diskussion zu den technischen Aspekten will ich mit dem oben gesagten natürlich nicht abwürgen... :)

CoK
Zuletzt geändert von Concert of Kings am Fr Dez 07, 2018 5:40 pm, insgesamt 1-mal geändert.
Marengo
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Re: Live-Recording mit dem Smartphone?

Beitrag von Marengo »

Concert of Kings hat geschrieben: Fr Dez 07, 2018 10:58 am Ich kann zwar leider nur die Metamarc-Datei runterladen...
Das wäre ja blöd bei einem Vergleich. Ich hab's versucht, es geht aber. Das ist ein free account mit allen möglichen Beschränkungen, u.a. 1 Download pro Stunde.
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Concert of Kings
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Re: Live-Recording mit dem Smartphone?

Beitrag von Concert of Kings »

... achso, kein Problem, sowas ähnliches hatte ich auch vermutet :wink:
Laufi
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Re: Live-Recording mit dem Smartphone?

Beitrag von Laufi »

Concert of Kings hat geschrieben: Fr Dez 07, 2018 10:58 am es gibt Aspekte der Aufführung :shock: :shock: :shock: , die das ganze für mich echt unhörbar machen.
Das wollte ich auch schreiben und deswegen werde ich es gar nicht erst runterladen ;-)

Ich kenne die App und das Mikro nicht, aber ich habe noch meine OKMs und die würde ich wohl an nen Zoom dranhängen, wenn ich noch tapen würde ;-)
"Du hast wohl nen nassen Helm auf!"

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