Sound div. Live-Veröffentlichungen grottig...wieso?

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Moderator: King Heath

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Jack Green
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Registriert: Di Jan 02, 2007 10:45 pm

Sound div. Live-Veröffentlichungen grottig...wieso?

Beitrag von Jack Green »

Hallo!
Mir fällt immer wieder auf, dass ich immer relativ viel am Sound von Veröffentlichungen wie "Live at Madison Square Garden 1978" oder "Jack In The Green - Live In Germany" (oder wie es heißt) zu bemängeln habe. Besonders bei "Bursting Out" oder "A Little Light Music" macht mir das Hören oft einfach keinen Spaß, weil der Sound dünn und fade und recht schlecht gemischt scheint.

Wie kommt es, dass ich dann aber z.B. den Sound von "Live at the Isle of Wight" wunderbar finde, fett und gut ausgewogen? So schließe ich einfach aus, dass die Signalqualität 1978 oder 1992 schlecht und damit schwer zu mischen war. Da muss doch generell was besseres drin gewesen sein.

Ich finde es immer so schade, Bursting Out nur aus dem Grund nicht aufzulegen, weil der Sound für mich nicht gut ist. Madison Sq. Grdn. ist zwar um einiges besser vom Sound her, aber auch nicht das Gelbe vom Ei. ALLM ist auch nicht sooo schlimm, aber toll ist es nicht. Verhallt, alle Instrumente im Hintergrund (wie man das schafft weiß ich auch nicht) und düüünn.

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folkfreak
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Re: Sound div. Live-Veröffentlichungen grottig...wieso?

Beitrag von folkfreak »

Hmmm schwer zu sagen. Ich finde, dass bei Bursting out vor allem der Schlagzeug sound sehr schlecht ist. Ich denke, dass zieht dann alles nach unten. A little live music finde ich jetzt soundmässig nicht sooo schlecht. Als ganzes Livealbum finde ich jedoch die Minstrels mit der exzellenten Audienceaufmahme aus dem Mannheimer Rosengarten tausend mal besser als das zusammengestückelte offizielle Machwerk.

Live in Germany - das waren halt TV Mitschnitte, auch die finde ich jetzt nicht soo schlecht.

Alex
Jack Green
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Re: Sound div. Live-Veröffentlichungen grottig...wieso?

Beitrag von Jack Green »

Bursting Out ist für mich eine mittlere Katastrophe...Schlagzeug, Gitarre, Bass...alles eher ungut.

Die von dir angesprochene Aufnahme aus Mannheim kenne ich nicht. Kannst du mir da aushelfen?
folkfreak
Beiträge: 519
Registriert: Mi Aug 25, 2010 4:55 pm

Re: Sound div. Live-Veröffentlichungen grottig...wieso?

Beitrag von folkfreak »

Das ist die hier:

http://www.musik-sammler.de/media/526414

Wenn Du allerdings schon mit den offiziellen CDs soundmässig Probleme hast, wird dir ne Audienceaufnahme wahrscheinlich nichts bringen. Ich finde die halt inhaltlich besser, da ich lieber komplette ungeschnittene Konzerte habe als zusammengeschnittenes Zeug. Für ne Audienceaufnahme ist sie allerdings sehr gut.

Alex


Nachtrag: ich seh gerade, dass die Zeitangabe auf der Seite nicht stimmt. Die Gesamtspieldauer beträgt 130:22
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strange avenue
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Re: Sound div. Live-Veröffentlichungen grottig...wieso?

Beitrag von strange avenue »

jack green hat geschrieben:Ich finde es immer so schade, Bursting Out nur aus dem Grund nicht aufzulegen, weil der Sound für mich nicht gut ist. Madison Sq. Grdn. ist zwar um einiges besser vom Sound her, aber auch nicht das Gelbe vom Ei. ALLM ist auch nicht sooo schlimm, aber toll ist es nicht. Verhallt, alle Instrumente im Hintergrund (wie man das schafft weiß ich auch nicht) und düüünn.
Bursting Out ist 8-Track und MSG 24-track, und dazwischen liegen Welten. LILM hat ein furchterregendes (IMO) digitales Echo zugemischt, wie alles, was 1992 /93 durch IA's Mischpult ging, vgl. Nightcap (grottenschlecht verechoed) oder das 25-Jahre Schächtelchen.

Mir geht's mit 'B'Out' anders: Ich mag den schlanken zurückhaltenden Klang älterer Liveaufnahmen, das bassgeboostete Ge-brickwalle neuer Coleur geht mir ziemlich auf'n Senkel, mit Isle of Wight kann man bestimmt jeden 13-jährigen Pfadfinder zum Sabbern bringen ('Wow, fett"), aber so unglaublich dampfwalzenmässig ist einfach nich' historisch korrekt. Wobei dies noch ganz in Ordnung ist, aber es gibt da Beispiele...Ohgott -- Kurz, Fett is' nich' gleich besser, oder?

Viele Leute sind in der MTV-unplugged - Ära auch an ultratrockene 'Wohlfühl-Ambience' gewöhnt, eine Sache, die vor 35 Jahren quasi in einem Betonbunker brutalophoner International-Style-Provenienz aufgenommen wurde, klingt einfach nass, und gottlob, nicht, loudnesswarbeschädigt, mit allen Instrumenten gleichlaut upfront.

Bei Isle of W. sind die Mehrspur-Tapes mit 2004er A/D Convertern und 2004er digitalen Mixing/Mastering-Maschinen behandelt, man hat es praktisch nur mit einem Band zu tun (dem Multitracktape), wohingegen 'B'Out' das Master von '78 zugrundeliegt, bei dem unklar ist, wieviele Downmixe zwischen den einzelnen Multitracks und dem fertigen Master liegen. Vielleicht haben sie beim Overdubben und Zusammenstoppeln der einzelenen Örtlichkeiten zusätzlich noch Hin- und Herkopiert.
Bild
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Jack Green
Beiträge: 1528
Registriert: Di Jan 02, 2007 10:45 pm

Re: Sound div. Live-Veröffentlichungen grottig...wieso?

Beitrag von Jack Green »

Bis zu einem gewissen Grad bin ich ein Freund des Loudness-Wars, diese Freundschaft ist aber höchst beschränkt. Denselben Pegel 100% der Zeit brauch ich nicht, aber ich freue mich tatsächlich über einen fetten Sound, den Tull vor allem seit Roots to Branches im Studio umsetzen.

Aber ich meine, selbst für den Studiostandard von Tull, der ja in den 70ern soundmäßig im Vergleich zu heute eher dünn angelegt war, ist Bursting Out ein soundtechnisches Gerippe, ein "Zniachterl", wie man bei uns sagt. Ich frage mich dann natürlich, wie sie damals live tatsächlich geklungen haben, und ein Audience-Mitschnitt ist da auch nicht die beste Referenzquelle, oder?

Dünner noch als Bursting Out ist wohl Jack In The Green - Live in Germany.

Die Frage des Sounds bei Tull ist bei mir eigentlich bei jedem Hören gegeben, weil ich mich oft frage, wie etwas wohl klänge, wenn man es z.B. nach den Maßstäben von TAAB2 mischen würde, also transparentes Klangbild.
King Heath
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Re: Sound div. Live-Veröffentlichungen grottig...wieso?

Beitrag von King Heath »

Jack Green hat geschrieben:Ich frage mich dann natürlich, wie sie damals live tatsächlich geklungen haben, und ein Audience-Mitschnitt ist da auch nicht die beste Referenzquelle, oder?
Es kam selbstverständlich auch damals schon auf den Raum an, in dem gespielt wurde. Die Deutschlandhalle in Berlin ist extrem hoch und hatte zudem noch ein Band aus Fahrradbahn umlaufend etwa auf Bühnenhöhe - ein herrlicher Reflektor. Die Halle wurde vom Kopfende her bespielt, es musste also eine Menge Raum gefüllt werden. Folglich drehte man an den Reglern etwas nach oben. Auf der Heavy Horses Tour habe ich in der zweiten Reihe Mitte gesessen und die volle Wucht der PA ist wohl etwas an mir vorbei gezogen. Es war trotzdem ziemlich laut, aber auch sehr kraftvoll und überhaupt nicht dünn. Vor allem Brittledicks Bass, Barries Mighty Blue Ludwigs und natürlich die schwarze Hamer von MB brodelten einen ziemlich kräftigen Rocksound zusammen, der auf Bursting Out nicht einmal zu erahnen ist. Die Deutschlandhalle hatte aber natürlich aufgrund ihrer Größe auch immer ein Hallproblem, das mich aber eigentlich nie wirklich gestört hat - außer bei Frank Zappa 1988. Da saß ich an der Seite und es war zum Gruseln.

Im Vergleich hierzu war der Sound in Kiel etwas trockener, was auch daran liegt, dass die Bühne längsseits aufgebaut war und die Halle quer bespielt wurde.

Besonders gut gefallen hat mir der Sound im Hamburger Congress Centrum (auch bekannt als Congress Centrum Halle, ist aber in Hamburg). 1980 habe ich hier die Stormwatch Tour gesehen, back-to-back mit einem Konzert in der Deutschlandhalle. Der Sound im CCH war deutlich leiser, natürlich weniger verhallt, dennoch druckvoll - wenn auch nicht so druckvoll, wie in Berlin. Vom Sound her war mir das CCH immer die liebste Spielstätte, aber die Deutschlandhalle mochte ich auch nicht missen.

Dass es nicht nur an der Halle liegt, musste ich dann 1984 feststellen, denn die beiden Under Wraps Konzerte im CCH waren soundtechnisch eine Katastrophe. In Berlin wurde damals das ICC bespielt und das kannste mir eintüten, Schleifchen drum machen und dann gepflegt in die Tonne treten. Viel zu trocken, gedämpft und vermutlich selbst mit Regler auf 11 immer noch stumpf. Roots To Branches fand dann auch wieder in der Deutschlandhalle statt.

Eine gute Audience-Aufnahme aus dieser Zeit gibt allerdings wirklich einen guten Eindruck. Selbstverständlich ist der Sound meist relativ mies, aber das Verhältnis der Instrumente und auch die Lautstärke kommen eigentlich gut rüber - je lauter die Leute im Hintergrund sich unterhalten ("WILLST DU NOCH N BIER!!!" - "HÄÄÄ!!!), desto lauter die Krachmacher auf der Bühne. Boots wie "Tull's Tractor Tales" (Deutschlandhalle 1978), "Closed Pages" (Dortmund 1980) und "A-OK" (Dortmund 1981) transportieren die Dynamik der Konzerte ziemlich gut, wenn auch in unterschiedlicher Qualität.

Der Sound in den 70er und frühen 80ern war einfach mächtig, sehr mächtig. Um so etwas auf Vinyl zu bannen, braucht es viel Glück und einen sehr guten Produzenten - so wie Tony Visconti mit "Live and Dangerous", die ja aus der selben Zeit stammt und natürlich auch Viscontis Produktion von "David Live" aus dem Jahr 1974. Das "Visconti Treatment" hätte auch aus Bursting Out einen Klassiker der Livealben gemacht, da bin ich mir sicher.

KH
Jack Green
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Re: Sound div. Live-Veröffentlichungen grottig...wieso?

Beitrag von Jack Green »

Danke für die tollen Eindrücke! So hab ich schon ein besseres Bild vom Live-Sound damals.
Die genannten Bootlegs hab ich leider alle nicht, könnte mir da bitte jemand unter die Arme greifen? Würde mich schwer interessieren.
Schade, dass die UW-Konzerte soundtechnisch nicht gut waren, das Material hat ja live wohl ziemlich gefetzt, hab da einen Konzertmitschnitt hier liegen, weiß jetzt nicht von wo genau.
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