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Verfasst: So Jun 17, 2007 10:04 am
von CaptainFalcon
Also, so langsam frage ich mich, was ihr eigentlich erwartet. :? :roll:

Ich habe auch fast keine Lust auf eine Diskussion, deshalb sage ich nur: Mir hat das Konzert sehr gefallen. Klar, es geht druckvoller und lauter. Aber wenigstens war der Sound glasklar. Die Band war gut drauf, die Setlist hatte eine gute Mischung, auch wenn keine Überraschungen drin waren. Aber das wusste man ja vorher.

Übrigens waren wir zu zwölft auf dem Konzert. Es hat allen gefallen! Und das war auch mein Eindruck von allen Leuten, die um mich herum standen.

Vielleicht ist es dem Fall ja ein Segen die großen Zeiten altersbedingt noch nicht miterlebt zu haben, so schwelge ich wohl weniger in Nostalgie und gehe nicht mit völlig überzogenen Erwartungshaltungen in ein Konzert.

Open-Air-Konzert am 16.6.2007 - Amphitheater Gelsenkirchen

Verfasst: So Jun 17, 2007 12:21 pm
von christian
Hallo zusammen,

ich schaue gerade nach langer Zeit ins Forum und bin wieder einmal sehr überrascht, wie unterschiedlich die Meinungen zur Qualität der Konzerte sind.

Ich war gestern im Amphitheater in Gelsenkirchen dabei. Ich fand das Konzert musikalisch anspruchsvoll. Die Arrangements waren nichts zum Abrocken, eher konzertant. Und da liegt, so meine ich, ein Grund für die Kritik, dass die heutige Band nicht wie die Anfang der 70er Jahre - des letzten Jahrhunderts - rüberkommt. Zwischen den legendären Konzerten der frühen Band und der heutigen Musik Ian Anderson´s liegen fast 40 Jahre der Entwicklung
Vielleicht kommt diese Musik heute besser in Clubs bzw. mittelgroßen Hallen als bei einem Open-Air-Auftritt. Es sind die musikalischen Feinheiten, die für mich interessanter geworden sind. Es bedarf da keiner Effekthaschereien mehr.

Fazit: Ich habe einen schönen Abend mit guter Musik erlebt. Die beiden Neuen passten sich gut ins Team ein, es gab allerdings eine fürchterliche Sample-Schweineorgel bei Thick As A Brick zu hören, einen Martin Barre, der es besser kann (war bei den Soli oft ein wenig spät). Die Stimme des großen Meisters erreichte wieder höhere Töne. Der PA-Sound war insgesamt gut, allerdings eher unklar als der Mensch am Mischpult irgendwo anders unterwegs war.

Beim nächsten Tull-Konzert im Ruhrgebiet oder Umgebung bin ich auf jeden Fall wieder dabei.

ck

Verfasst: So Jun 17, 2007 10:33 pm
von King Heath
CaptainFalcon hat geschrieben:Also, so langsam frage ich mich, was ihr eigentlich erwartet.
Nichts. Ich komme sogar mit grottenschlechten Konzerten gut zurecht. Nur möchte ich nicht gelangweilt werden.

CaptainFalcon hat geschrieben:Ich habe auch fast keine Lust auf eine Diskussion, deshalb sage ich nur: Mir hat das Konzert sehr gefallen.


Und das ist doch prima. Warum denn auch nicht? Keiner von uns Mosermännchen will irgendjemandem den gehabten Spaß schlecht reden. Wenn’s gefallen hat, Glückwunsch. Ich war da, habe es gesehen/gehört und es hat mir nicht gefallen. Ist meine Meinung denn nur gefragt, wenn ich in den Chor der Lobpreisungen einfalle?
CaptainFalcon hat geschrieben:Klar, es geht druckvoller und lauter. Aber wenigstens war der Sound glasklar. Die Band war gut drauf, die Setlist hatte eine gute Mischung, auch wenn keine Überraschungen drin waren. Aber das wusste man ja vorher.

Übrigens waren wir zu zwölft auf dem Konzert. Es hat allen gefallen! Und das war auch mein Eindruck von allen Leuten, die um mich herum standen.
Dann können wir alten Meckersäcke natürlich nur Unrecht haben.
CaptainFalcon hat geschrieben:Vielleicht ist es dem Fall ja ein Segen die großen Zeiten altersbedingt noch nicht miterlebt zu haben, so schwelge ich wohl weniger in Nostalgie und gehe nicht mit völlig überzogenen Erwartungshaltungen in ein Konzert.
Ist es wieder soweit? Wird wieder die Gnade der späten Geburt bemüht?

Wenn ich 40 Tacken für ein Konzert ausgebe, dann schwelge ich nicht in Nostalgie, sondern erwarte unterhalten zu werden. Wenn ich mich dann langweile, bin ich angepisst. Is it me? Perhaps.

Und was sind “völlig überzogene Erwartungshaltungen“? Ich habe natürlich nichts weniger als Passion Play und Thick As A Brick in voller länger erwartet. Dumm von mir.

Keriatric Heath

Verfasst: So Jun 17, 2007 10:46 pm
von Carsten
Ich kann mich den negativen Schilderungen, wie bereits neulich angedeutet, nur anschließen. Ich höre gerade das Londoner 1984er Konzert (link unter TV/Radioalarm hier im Forum, unbedingt anhören!) und eine originelle, knackige Band unter Strom. Phantastisch! Ja, ja, ist ja auch 23 Jahr her, ich weiß, das kann man heute nicht mehr erwarten. Aber man kann Seichtheit und uninspiriertes Gedudel vermeiden. Da nützt auch die technische Versiertheit nichts. Ich möchte nicht unbedingt hören wie technisch gut jemand spielt (das können viele), sonder wieso und weshalb jemand spielt.

Einige Details, die mir in Berlin auffielen:
Warum muss der arme John O’Hara (der übrigens fast so eine berauschende Bühnepräsenz wie der J.Noyce hat) ständig so tun, als sei er auf einem Schrebergartenfest und sein Akkordeon quetschen? Schrecklich! Ein Lied nach dem anderen. Als annodunemals der gute John Evan das bei Skating Away machte, war es eine nette Abwechslung, aber doch nicht ständig! Man wähnt sich wirklich in Unna im „Deutschen Adler“. Es gibt auch hervorragende Quetschkommodenmusik (z. B. Bandoneon bei Piazzolla), aber bitte nicht so und nicht bei „Living In The Past“.

Wie oft muss man eigentlich noch „Jack In The Green“ hören? Ich fand das schon immer eines der langweiligsten Lieder aus der „Folk-Phase“. Eigentlich nur zwei Zeilen, die sich immer wiederholen, mit einer kleinen Bridge. Es gäbe da noch so viele andere schöne Lieder aus dieser Zeit...

„The Donkey“ ist nun wirklich Musik für Esel, ist ein ins unendlich gedehnter einfallsloser Mix aus Unmelodien, die aus „Boris Dancing“, „Eurology“ und „Spiral“ entlehnt oder direkt geklaut sind und hat mit einem Pub soviel zu tun wie alkoholfreies Bier.

„Water Carrier“ und „Fat Man“ in einem Konzert? Mich hat schon aufgeregt, dass die beiden auf der „Best of acoustic“ sind. Nächstes mal sollten sie noch „Like A Tall Thin Girl“ hinzunehmen, dann haben wir eine richtige Trilogie „Gleiches Lied – anderer Text“.

Ich möchte bitte nie wieder „Thick As A Brick“ live hören! Hört der Mann denn nicht, dass einfach keine Stimme mehr dafür übrig ist? Dass der Rest der Band die lauten Passagen in Rücksicht auf das Stimmchen so lau und drucklos spielt, macht die Sache nur noch schlimmer.

Weiter geht’s im Programm der ewig gleichen Stücke, es ist einfach nichts mehr dazu zu sagen oder hinzuzufügen. Alles schon 1000 mal gehört und 1000 mal besser.

„Aqualung“ im „neuen“, 12 Jahre alten Arrangement, welch Überraschung!

Die zweite „neue“ Nummer des Abends „America“...was soll der Scheiß. Sind wir hier bei „Erkennen Sie die Melodie“ mit Ernst Stankowski?

Zudem spielten Ian und Martin äußerst unkonzentriert mit vielen Patzern.

Ach ja, aber meine Freunde, die Location und das Bier waren nett, schön und lecker (in that order!).
Und „Nothing Is Easy“ und „My God“ kann ich immer wieder hören, man staune!

Ansonsten gute Besserung!

Carsten

Verfasst: So Jun 17, 2007 10:59 pm
von under wraps
Danke Carsten, schöne Worte! Genau so sieht es aus! Ich bin nach wie vor fassungslos über den Auftritt in Gelsenkirchen!

Verfasst: So Jun 17, 2007 11:39 pm
von King Heath
Carsten hat geschrieben: Ansonsten gute Besserung!
Mon dieu, ma con!

Was aben wir den eingenommen?

Reespect!

KH

Verfasst: Mo Jun 18, 2007 12:06 pm
von Whistling Catfish
Oh weia,

da treibt es einem ja die Tränen in die Augen, wenn man doch von solch' einer Enttäuschung lesen muss..... :lol:

Ob nun erwartungsgem. oder auch nicht, bin ich da völlig anderer Auffassung und - auch das möchte ich hier vorwegschicken - behaupte ich einfach mal, daß ich nach all den Jahren auch so meine Erwartungshaltungen mit in ein Tull Konzert nehme! Und genau diese sind in diesem Sommer für meine Begriffe mehr als erfüllt worden!

Jethro Tull sind m. E. in bestechender Form. Hatte ich die "elektrische" Seite der Band ja quasi schon ad akta gelegt, war ich in Leipzig doch sehr überrascht mit wieviel "Wumms" die alten Herren hier doch an den Start gingen. Und selbiger steigerte sich bis Chemnitz noch erheblich, sodaß es Volumenseitig fast schon etwas zu viel des Guten wurde! Regelrecht was für die "braindeads"....oooops.....sorry!

Doch das nur am Rande!

Ich habe ja nun doch einige der Shows gesehen und fühlte mich stets ganz vorzüglich unterhalten! Ich gebe zu, daß ich auch heute noch Songs wie Budapest, Nothing Is Easy und auch Thick As A Brick noch immer gerne hören mag - auch und ganz besonders live!

Das die Band keinerlei Wirkung auf der Bühne ausstrahlt ist m. E. schlicht ein Zeichen für eine gewisse Ignoranz und auch - man mag es mir verzeihen - Dummheit! Denn diese Band besticht schlicht durch ihre ungeheure Musikalität und ihr schrulliges Charisma! Diese Meinung habe ich im übrigen von verschiedensten Seiten gehört!

Ich gebe ebenfalls gerne zu, daß der Berlin Gig schlicht "verdaddelt" wurde. Und zwar hier in erster Linie vom "Headmaster" himself....aber der ist ja schließlich auch nur ein Mensch und es gibt halt Abende da ist der Wurm drin. Wer in Chemnitz - oder besser vielleicht sogar noch in München (oder sonstwo) war, weiss dann allerdings auch, wie richtig gute Abende aussehen können! Da ja hier auch von Gelsenkirchen gesprochen wird: Hier war es ein Abend auf "Cruise Control" aber nichts desto trotz m. E. ein sehr guter Abend. Vergleichsweise wenig "Dampf" auf der PA, dafür perlte der Sound allerdings in wunderbarer Klarheit über die selbige! Zumindestens trifft dies für die ersten Reihen zu - wie es weiter hinten war, kann ich nicht beurteilen, Sound Engineer Mike jedenfalls war nicht sonderlich zufrieden - anders als die soundsovieltausend Anwesenden (abzügl. der obligatorischen Meckerköppe, die aber ja sowieso nicht mehr zum Zielpublikum zählen..... :lol: )

Mich und viele andere haben JT 2007 durch Präzision, Witz, Charisma und vor allem durch ihre tolle Musik beeindruckt. Und ich sehe hier keinerlei Verschleißerscheinungen. Im Gegenteil, das am Schluß umarrangierte Loco B. überzeugte total, The Donkey And The Drum würde gar so manchen King Crimson Fan Freude machen und die Stimmung auf den Plätzen und in den Hallen war schlicht famos!

Dem, der nicht mehr in der Lage ist dies alles zu entdecken und zu genießen, gebührt mein Mitgefühl.

Es kann einem die Tränen in Augen treiben, wenn man von solcher Enttäuschung liest....

Aber gut, ihr könnt Euch ja was anderes suchen....und jetzt solltet ihr das auch endlich tun! Denn die Tatsache, daß ihr Euch das noch immer Jahr für Jahr antut, obwohl ihr doch vorher schon gewusst habt, das es nichts mehr für Euch ist, grenzt an Masochismus! Nun, das kann ja dann noch jeder halten wie er möchte - aber dieses öffentlich vorgetragene Leiden und Gejammer wie schlimm doch alles ist, erschwert mir als mitfühlenden, philantropischen Menschen wirklich den Tag! :wink:

Richtige Männer würden ihren Weg gehen und aufhören zu flennen..... 8)

In diesem Sinne von mir ein aufrichtiges "Kopf hoch, folks!" und viel Erfolg.....
J.

Verfasst: Mo Jun 18, 2007 12:20 pm
von Whistling Catfish
Kleiner Nachtrag:

Der Manni hat einige schöne Bilder auf www.beggars-farm.de hinterlegt! Speziell die Gelsenkirchener Bilder sind teilweise wirklich beeindruckend wie ich finde! So vor dem abendlichen Ruhrgebietshimmel.......

Viele Grüße,
J.

Verfasst: Mo Jun 18, 2007 5:26 pm
von Manni
Nun, ich hab hier mal ein paar Zuschauerbilder aus Hannover und Gelsenkirchen, die meiner Meinung nach doch zeigen, dass zumindest der grösste Teil der Anwesenden mit den Konzerten mindestens zufrieden war:

Bild Hosted bei ImagesUp.de

Bild Hosted bei ImagesUp.de

Bild Hosted bei ImagesUp.de

Und auch die Stimmung, gerade in Gelsenkirchen, mit dem lange anhaltenden Applaus zwischen den Stücken, beschreibt meiner Meinung nach doch eher ein gutes und interessantes Konzert als ein langweiliges und unmotiviertes.

Vielleicht kann der eine oder andere, der bisher noch nicht hier im Board aktiv war, aber die Geschehnisse hier regelmäßig verfolgt und bei einem oder mehreren bisherigen Konzerten anwesend war, seine Meinung, ob es ihm gefallen hat oder nicht, hier kundtun.

Ich glaube, dass würde nicht nur Mr. Anderson freuen:

Bild Hosted bei ImagesUp.de

Verfasst: Mo Jun 18, 2007 5:26 pm
von Manni
Sorry, bekam eine Fehlermeldung, habs daraufhin nochmal gepostet und nicht gesehen, dass es schon drauf war.

Verfasst: Mo Jun 18, 2007 5:27 pm
von Manni
Aller guten Dinge sind drei :roll:

Laufi, du kannst meine letzten zwei Beiträge auch löschen, aber warum solch seltsame Fehlermeldungen:

Could not insert new word

DEBUG MODE

SQL Error : 144 Table './laufi_de/forumtullsearch_wordlist' is marked as crashed and last (automatic?) repair failed

INSERT IGNORE INTO forumtullsearch_wordlist (word_text, word_common) VALUES ('beiträge', 0), ('dinge', 0), ('drei', 0), ('fehlermeldungen', 0), ('guten', 0), ('laufi', 0), ('letzten', 0), ('löschen', 0), ('seltsame', 0), ('solch', 0), ('warum', 0)

Line : 234
File : functions_search.php

Verfasst: Di Jun 19, 2007 7:40 am
von Laufi
Moin:

same discussion as every year!? ;-).
Whistling Catfish hat geschrieben:Denn die Tatsache, daß ihr Euch das noch immer Jahr für Jahr antut, obwohl ihr doch vorher schon gewusst habt, das es nichts mehr für Euch ist, grenzt an Masochismus!
Mach ich ja gar nicht und jammer auch nicht! :-).

Im ernst: laßt die (gerne unterschiedlichen) Konzertberichte kommen.

Lau 'living-in-the-past' fi

Verfasst: Di Jun 19, 2007 11:34 am
von Whistling Catfish
Laufi hat geschrieben:Moin:

same discussion as every year!? ;-).
:lol:

Jo, stimmt! Grenzt ebenso an Masochismus sich jedes Jahr darauf einzulassen....... 8) Macht aber trotzdem Spaß und ist ja auch alles nicht
böse gemeint....meistens jedenfalls... :wink:

Viele Grüße,
Whistling -no way to slow down- Catfish

Verfasst: Di Jun 19, 2007 12:54 pm
von King Heath
Das folgende gehört zwar nicht wirklich hierher, aber das kaputte Forum (DEBUG MODE) lässt mich nichts im Off Topic posten. Daher:

Alte Herren in Concert

Heute Abend wollte ich es noch mal wissen und habe den Hamburger Stadtpark aufgesucht, um einem Konzert der englischen Rentnerband The Who beizuwohnen. Der geneigte Leser ahnt es, ich wurde enttäuscht.

Hatte ich doch einige ältere Herren erwartet, die nach 43 Years Of Maximum R & B diesen nun auf ein erträgliches Maß von, sagen wir, Medium oder vielleicht besser Minimum R & B herunter geschraubt haben, kamen die Herren Daltrey (63) und Townshend (62) auf die Bühne und begannen ihren Set nicht, wie erwartet, mit einer beschaulichen Rückschau einiger akustischer Feuerzeug hoch Songs, sondern schockten das ergraute Publikum mit einer “gerockten“ Version von I Can’t Explain. Ich war entsetzt und griff sofort zu meinem Hörgerät, um es auf eine erträgliche Lautstärke hinunter zu regeln, musste dann aber bemerken, dass ich meine Hörhilfe zu Hause vergessen hatte (was man nicht im Kopf hat – da fällt mir ein, muss mein Lecithin nehmen).

Ich versuchte selbstverständlich sofort, Blickkontakt zu den anwesenden Sanitätern aufzunehmen, denn es war für mich ganz klar, dass keiner der Musiker diese Dynamik lange würde durchhalten können und ich vermutete, dass sie medikamentös falsch eingestellt worden waren. Doch keiner der anwesenden Sanitäter schien sich für mich zu interessieren. Ich bereitete mich innerlich auf das Schlimmste vor. Herr Daltrey begann bereits, wie ein Berserker zu brüllen, was ich für einen sich ankündigenden Herzinfarkt halten musste, doch auch sein Kollege Townshend befand sich offensichtlich in Schwierigkeiten, führte doch letzterer wahre Feitstänze auf, die ihn wild auf seine Gitarre einschlagen ließen – offensichtlich ein Hilferuf an die Technik nach einer extra großen Valium, der jedoch ignoriert wurde – und so mussten sich beide Herren (zusammen 125) ihrem schrecklichen Schicksal ergeben. Erst nach einigen weiteren “Rock“ Nummern hatte das eben erwähnte Schicksal erbarmen mit den Herren und es wurde etwas ruhiger. Seltsamerweise brachen sie nicht zusammen sondern es begann ein weiteres Lied, das von Rabbit Bundrick eingeleitet wurde, den ich nicht auf der Bühne erwartet hatte. Vielmehr war ich davon ausgegangen, dass Rabbit von einem Stuntman gedoubelt werden würde, während er selbst aus der komfortablen Ruhe seines Pflegeheims in St. Yves die entsprechenden Knöpfe auf seinem Sequenzer betätigt (unter der mildtätigen aber tatkräftigen Mithilfe von Sister Agnes, die auch dreimal täglich die Einläufe… aber lassen wird das). Er war es tatsächlich selbst.

Es begann, was viele für Baba O’Riley hielten, von dem ich aber im Brustton des stets besser Wissenden sagen konnte, dass es sich um ein Stück von der neuen Langspielplatte der Who handelte. Offensichtlich waren Besserwisser hier nicht gut gelitten. Nachdem ich mir mit einigen Tempotüchern das Bier aus Gesicht und Haaren gewischt hatte, versuchte ich wieder, mich auf das grauenvolle Geschehen auf der Bühne zu konzentrieren und da ich mir mittels Stockeinsatz und hochhalten meiner Blindenbinde einen Platz in der ersten Reihe hatte sichern können, gelang mir dies auch ganz gut.

Ich möchte hier niemanden langweilen und so sei nur bemerkt, dass das Konzert nach fast 2 ½ Stunden ohne größere Zwischenfälle zu Ende ging. Erwähnenswert wäre vielleicht noch, dass Won’t Get Fooled Again unfair lang war, so dass sich irgendwann der gute Herr Daltrey (nicht eben ein Riese in Statur) genötigt sah, seinem Unmut Ausdruck zu verleihen, in dem er einen fast unmenschlichen Schrei an seine Kollegen richtete, was diese aber nur dazu veranlasste, sowohl Tempo als auch Lautstärke deutlich zu steigern. Entsetzlich.

Als alles schon vorbei schien und der Arbeiter Samariter Bund sein gutes Werk verrichtete, indem er den größten Teil des Publikums, aber auch der Aktiven auf der Bühne, zu ihren Bussen bringen wollte, rissen sich die Herren Daltrey und Townshend von ihren Pflegern los (es waren wohl noch immer nicht die richtigen Medikamente gereicht worden) und begannen, wohl in senilem Wahn, ihre große Vergangenheit zu bemühen und quälten das verbliebene Publikum mit einer Art Heavy Metal Version der Tommy Ouvertüre. Viele hatten gehofft, dass das Thema Tommy nach dem obligatorischen Abspielen der Spielhöllen Hymne Pinball Wizard abgehakt gewesen wäre, aber weit gefehlt. Die Geriatriker kannten kein Erbarmen und ließen nun auch noch Amazing Journey und We’re Not Gonna Take It mit einer Dynamik über die Bühne fegen, die vermutlich nicht wenige der anwesenden Rentner in eine tiefe Depression stürzen wird. Ich rechne mit einem Anstieg der Selbstmordrate (Hope I Die Before I Get Old). Dass die beiden in ihrem verwirrten Zustand es tatsächlich fertig brachten My Generation zu Gehör zu bringen, ist unverantwortlich.

Und so schließe ich hier meinen Bericht, um einen Brief an den National Health Service zu verfassen, um anzuregen, derartig renitente Senioren zukünftig nicht mehr von der Insel zu lassen. Wofür halten die sich denn? Da könnte ja jeder kommen.


KH

P.S.: Weiß vielleicht jemand der hier anwesenden, wo ich meine Literflasche Melissengeist gelassen habe – nur zum Einreiben, versteht sich.

Verfasst: Di Jun 19, 2007 2:25 pm
von Whistling Catfish
:lol: EXCELLENT!

Na, da bin ich aber jetzt mächtig gespannt, denn ich werde mir diese Sause heute abend in Oberhausen gönnen! Das hört sich ja nach großer Party an.....

Viele Grüße,
J.

PS: So ähnlich - wenn auch nicht so schön in Worte gefasst, habe ich das im übrigen bereits im letzten Jahr empfunden:

http://www.laufi.de/board/viewtopic.php?t=664