GERMANY 2009

Hier kommen alle JT Konzertberichte, Stories, etc. rein / JT concert reviews, stories, etc.

Moderator: King Heath

King Heath
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Beitrag von King Heath »

Salamander hat geschrieben: Kritik:
sehr "Benefit-Lastig" na klar, mein Fall...aber ich vermisste "Budapest" und "America"
???

Neue Setlist?

KH
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strange avenue
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Beitrag von strange avenue »

KH hat geschrieben:???

Neue Setlist?

KH
NO WAY
Beasty
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Beitrag von Beasty »

I am

too tired of JT to go to Schwetzingen
but too curious not to drive the few miles to the castle of Schwetzingen.
He's hundred names of terror, the creature you love the least. Picture his name before you and exorcise the beast.
Dragonfly
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Beitrag von Dragonfly »

Nothing Is Easy
A New Day Yesterday
Beggar's Farm
Serenade To A Cuckoo
Jeffrey Goes To Leicester Square
Back To The Family
We Used To Know
For A Thousand Mothers
Bourée
Fat Man
Heavy Horses
King Henry's Madrigal
Farm On The Freeway
Dharma For One
Thick As A Brick
Aqualung
Locomotive Breath
Gestern in Ravensburg...
Meine Güte, war das schön. Bis auf King Henry's Madrigal auch in Oberschwaben das gleiche Programm. Aber mal von vorn: ein schöner sonnig-heißer Tag und eine brütend warme Halle, die mir ohne Stühle weit besser gefallen hätte. Ein bißchen lästig auch die Radioreporterin, die im Vorfeld jeden mit dem Mikro-Vor-Die-Nase-Halten und Immer-Die-Gleichen-Fragen-Stellen nervte ("Wieso Jethro Tull ?" - das ist das Gleiche wie die Frage, die einst dem Everest-Pionier George Leigh Mallory gestellt wurde: "Wieso steigen Sie auf Berge ?" und er lapidar antwortete: " Weil sie da sind". Weil es Tull ist - warum denn sonst ?). Aber die schöne und stimmungsvolle Eröffnung von Saori und Miguel, die perfekte Mischung für einen lauen Sommerabend. Wunderschön fand ich auch, daß Ian bei seinem ersten Erscheinen auf der Bühne beim Song zusammen mit Saori Jo so perfekt dafür sorgt, daß Saori trotz der Begeisterung, daß er nun da ist, die Hauptperson bleibt...
Im "Hauptteil" dann ein wirklich erfrischend gut gelaunter Ian Anderson und eine Truppe in Bestform. Stimmlich rustikal wie wir das kennen; musikalisch großartig und jedes Jahr noch immer besser, obwohl ich von Jahr zu Jahr denke, daß das gar nicht geht.
Es ist phantastisch, mit ansehen zu dürfen, wie herrlich unaufgeregt Doane zu Fat Man die Bongos bearbeitet, so richtig entspannt und ohne jede Hektik. Vom Dharma gar nicht zu reden, da verliert man fast den Verstand vor lauter Begeisterung. Jeffrey goes to Leichester Square hat mir ebenfalls wirklich sehr gefallen, die Version hätte ich gern in der Konserve...! Farm on the Freeway war toll gespielt und all die anderen schönen Sachen, die oben in der Liste stehen genauso...
Die ersten Gitarrenriffs von Aqualung versetzen mich immer in einen Zustand, von dem ich denke, daß ich dafür bald zu alt werde und das sicher irgendwann nicht mehr aushalten kann vor lauter Begeisterung, meine Nerven machen das nicht mehr lange mit, meine Güte war das geil, danach bin ich immer wie aus dem Wasser gezogen...! Und zum ersten Mal in vielen Jahren Tull habe ich erlebt, daß die Leute zu Loco Breath vor der Bühne getanzt (!) haben. Sagenhafte Stimmung, allein dafür hätte es sich gelohnt. Wie immer ein phänomenales Konzert, und ich freue mich schon auf Rottweil am Mittwoch !!
Phänomenal auch unsere After-Show-Party... , was habe ich gelacht, big, big fun ! Jörg und Harry, schade, daß Ihr in Rottweil nicht dabei seid !!

Jippijäi, was war es doch schön ! Ich hoffe, daß alle, die jetzt noch auf die nächsten Gigs gehen auch so eine tolle Show bekommen !!
Zuletzt geändert von Dragonfly am Fr Aug 14, 2009 5:15 pm, insgesamt 1-mal geändert.
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CaptainFalcon
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Beitrag von CaptainFalcon »

Danke für den Bericht!

Auch wenn die Setlist sich kaum verändert, freue mich auf Köln!!
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Nightcap
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Beitrag von Nightcap »

Schwetzingen 2009
Gestern war ich dann tatsächlich nach 5 (fünf) Jahren mal wieder bei einem Konzert, nachdem der Gig bei meinem letzten Versuch abgesagt worden war und ich muss sagen, es war insgesamt ein unterhaltsamer Abend.
Im Einzelnen zusammengefasst:

Location:
Schwetzingen ist bei uns um die Ecke und im weitläufigen Schlosspark gibt es viele Möglichkeiten, eine Bühne und die (vollkommen unnötige :evil: ) Bestuhlung aufzubauen. Entschieden hat man sich für einen Bereich, der normalerweise für Besucher gar nicht zugänglich ist, aber perfekt gepasst hat:
Grüne Wiese mit Hecken drum herum, sogar die Fress- und Saufbuden waren durch eine Hecke vom Ort des Geschehens getrennt.
Die Bühne selbst war groß und hoch genug, sodass jeder gut sehen konnte.

Publikum:
Die örtliche Presse spricht von ca. 3.000 Leuten, das sollte passen. Ich finde es toll, dass auch nach 41 Jahren immer noch so viele Leute diese alten Knacker sehen und hören wollen. Die Stimmung war bestens, das Wetter auch.
Diesmal ist mir aber das erste Mal wirklich aufgefallen, wie alt das Publikum mehrheitlich ist! Ich habe ja den Verdacht, dass man in den letzten Tagen die Altersheime abgeklappert hat, um die Restkarten loszuwerden. Vermutlich hat man den Leuten versprochen, dass es ein Gratis-Flötenkonzert gibt mit Kompositionen von J. S. Bach und Anderen.... :lol:
Für die älteren Herrschaften gab`s dann tatsächlich auch Ohrenstopfen (!) für 50 cent käuflich zu erwerben. Ich fasse es nicht!!

Saori Jo:
War nett und wurde wieder durch die Mithilfe der Jungs veredelt. Einen ganzen Abend könnte ich mir das allerdings nicht anhören. Aber die halbe Stunde war o.k.

Das Konzert:
Zuerst mal die Setlist, wie ich sie in Erinnerung habe:

Nothing Is Easy
A New Day Yesterday
Beggar`s Farm
Serenade To A Cuckoo
Jeffrey Goes To Leicester Square
Back To The Family
Skating Away On The Thin Ice Of The New Day
We Used To Know/For A Thousand Mothers
Bourée
Fat Man
Heavy Horses
Farm On The Freeway
Dharma For One (w. drum solo)/Barre solo
Thick As A Brick
Aqualung
Locomotive Breath


Verbessert mich, wenn ich was vergessen habe oder die Reihenfolge nicht stimmt, ich hab nicht mit geschrieben.

Die erste Hälfte also sehr "Stand up"-lastig, aber ich mochte es und es war z.T. auch mal wieder live was Neues für mich.
"Nothing Is easy" ging gleich gut los, "Jeffrey Goes...." hat mir auch sehr gut gefallen.
Absolut grausam war dagegen "Skating Away...", dabei hatte ich mich nach der Ankündigung noch gefreut, weil ich es nicht erwartet hatte und es zudem einer meiner favourites ist.
Diesen Song sollte der Meister definitiv nie wieder singen, wenn er stimmlich so daneben haut! Ich weiß nicht WAS er gesungen hat, aber "Skating Away..." war es jedenfalls nicht.
Klasse waren dagegen wieder die weitern Songs, "Fat Man" mit dem Trommel-Duell, "Heavy Horses" war auch stimmlich o.k. und der Rest sind sowieso Selbstläufer. Meine persönlichen Highlights dann noch "Dharma For One" und die Zugabe, weil dann endlich alle vor an die Bühne gestürmt sind.

Bei letzterem gab es übrigens noch eine technische Panne; Ian hat fürchterlich rumgefummelt mit seinen Kabeln für Flötenmikro und In-Ear-Monitor, hat es aber rechtzeitig geschafft und während der Fummelei weiter gesungen, als wäre nix gewesen.
Ein absoluter Profi!

Wie auch der Rest der Band, gespielt haben sie alle druckvoll und sicher wie die jungen Götter. Martin ist einfach unglaublich gut, Doane äußerst präzise. David eher unauffällig, einzig mit John`s teilweise etwas seltsamen Sounds konnte ich mich nicht immer anfreunden (was hat er denn bei "Heavy Horses" reingedudelt?), technisch ist er dagegen tadellos. Und Ian war eben so wie immer, brillant wenn er spielt, zum Teil bedauernswert wenn er singt (5 € ins Phrasenschwein).

Und sonst?
Insgesamt ein toller Abend, der gegen 23:00 Uhr zu den Gerüchen von Bier, Pommes, Bratwurst und diversen Joints zu Ende ging.
Vom Sound her war es für mich definitiv nicht laut genug, aber das hätte vielleicht auch die vielen Hörgeräte beschädigt. :(
Das Sitzen hat genervt, die übermotivierten Ordner auch. Jegliche Versuche, abzutanzen, wurden im Keime erstickt. Da wäre weniger mehr gewesen.
Aber ich will gar nicht so viel meckern, es hat sich mal wieder gelohnt!
Life's a long song
But the tune ends too soon for us all
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strange avenue
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Beitrag von strange avenue »

Nightcap hat geschrieben:Die Bühne selbst war groß und hoch genug, sodass jeder gut sehen konnte.
Alleine dafür hätte sich der Abend für mich schon gelohnt! Vielen Dank für den anschaulichen Querschnitt :)
Dragonfly
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Beitrag von Dragonfly »

Nightcap hat geschrieben: Absolut grausam war dagegen "Skating Away...", dabei hatte ich mich nach der Ankündigung noch gefreut, weil ich es nicht erwartet hatte und es zudem einer meiner favourites ist.
Diesen Song sollte der Meister definitiv nie wieder singen, wenn er stimmlich so daneben haut! Ich weiß nicht WAS er gesungen hat, aber "Skating Away..." war es jedenfalls nicht.
Das "Skating away" habe ich in meiner Set-list tatsächlich vergessen, aber Nightcap hat gut drauf hingewiesen, warum. :?
Hatte mich ebenfalls sehr drauf gefreut, aber das ist, glaube ich, nicht mehr so ganz das Richtige für seine arme, ramponierte Stimme. Anyhow, es war trotzdem ein tolles Konzert und ich bin schon ganz zappelig wegen Rottweil am Mittwoch...
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jan.gast
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Beitrag von jan.gast »

... traurig, aber wahr, jetzt sollte Ian Anderson aufpassen, sonst ist der ganze Mythos JT ruiniert, ich FÜRCHTE (und das meine ich ernst, in allen Facetten...), die beiden Schreiber haben recht... Soweit hätte es nicht kommen sollen, müssen...
Und noch was: woanders in einem Interview lese ich erneut: (zitat IA sinngemäß), die Tull-Fans wollten kein neues Album, sondern ein neues altes Album (oder so) - wer hat unserem Helden nur diesen Unsinn ins Ohr geflüstert...

Hier aber jetzt die beklemmeden Zitate nebst Quellen...

Tragisch, tragisch: Er trifft nicht mehr die höhen Töne, der charismatische Sänger der Tulls, so sehr er sich auch bemüht, und fast schon mitleiderregend sieht es aus, wenn er – sich am Mikrophonständer festklammernd – seinen Körper vergebens in die Höhe schraubt. Eine Kehlkopfentzündung hat ihm schon vor Jahren die Stimme ruiniert – aber ganz offensichtlich will er es nicht wahrhaben und tourt unverdrossen mit seiner Combo weiter durch die Lande. Besonders schlimm war es bei Klassikern wie „Nothing is easy“, „A new Day Yesterday“, „Skating away on the thin Ice of the new Day“ und „Heavy Horses“ – allesamt hochkarätige Stücke und in den jeweiligen Studioversionen wie auch bei Auftritten in den 70er und 80er Jahren explosive, außerordentlich vitale Rock- und Folsongs...

http://www.suedkurier.de/region/kreis-k ... 38,3903109

So versiert, fantasievoll und mitreisend Ian andersons charakteristisches Flötenspiel ohne Frage noch immer ist, so schwach, neben der Spur und holprig ist sein Gesang...

http://www.press.elisareznicek.de/Artik ... znicek.jpg

mit ganz schlechtem Gefühl... JG
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Jack-in-the-Green
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Beitrag von Jack-in-the-Green »

jan.gast hat geschrieben:
http://www.suedkurier.de/region/kreis-k ... 38,3903109
Eine sehr zwiespältige Angelegenheit war es deshalb, dieses Jethro-Tull-Konzert: Einerseits beeindruckte die enorme Spielfreude, die Barre, Anderson & Co. auch heute noch, 41 Jahre (!) nach Gründung der Band, aufs Parkett legen – andererseits sorgte der Umstand, dass Anderson als Sänger mittlerweile nur noch ein Schatten seiner selbst ist, wohl bei vielen, die den Werdegang der Band schon seit vielen Jahren verfolgen, für eine extrem wehmütige, nostalgische Stimmung: Der Zahn der Zeit – er hat schon unerbittlich genagt an dieser Combo. „Too old to rock'n'roll – too young to die“ hieß einmal ein Stück der Tulls (das sie heute klugerweise nicht mehr im Programm haben), und sehr weit entfernt sind sie von dieser Zustandsbeschreibung eigentlich nicht mehr.
Und dennoch: Die immer noch vorhandenen magischen Momente (das schon erwähnte Gitarrensolo in „Aqualung“, das fesselnde Intro zu „Locomotive Breath“, die krachenden Gitarrenriffs im Mittelteil von „Back to the Family“) machen auch heute noch, anno 2009, den Besuch eines Tull-Konzerts zu einer faszinierenden Erfahrung – und sei es nur die, miterlebt zu haben, wie eine Rocklegende sich Stück für Stück verabschiedet.
Auch wenn es schmerzt - es ist meiner Meinung nach die traurige Wahrheit.

Cheerio,

Alex
Dragonfly
Beiträge: 64
Registriert: Fr Okt 10, 2008 5:04 pm
Wohnort: Elbmarschen

Beitrag von Dragonfly »

Ja, ja, ja...auf den link wollte ich auch gerade hinweisen.
Ich finde das nicht schön...wer dabei war, der hat die tolle Stimmung auf und vor der Bühne miterlebt und weiß, daß das Konzert klasse war. Daß die Stimme nicht mehr so doll ist, wissen wir doch jetzt alle schon lange genug und gestört hat es (zumindest mich) bisher nicht. Ich habe ihn live nie anders erlebt. Ich habe in den 90ern Konzerte gesehen, in denen die Stimme schlechter war als in Ravensburg und trotzdem spielen sie noch immer, zehn oder fünfzehn Jahre später. Und immer noch gehen viele gerne hin. Und immerhin halten unsere Helden es immer noch durch, dieses immense Tourpensum abzureißen.
Musikalisch werden sie jedes Jahr besser, finde ich. Immer kommen neue Facetten und Arrangements dazu und immer läßt sich noch etwas Neues entdecken. Es ist immer wieder ein großer Spaß und toll dabei zu sein.
Nennt mich verklärt (bin ich sicher auch), aber mir gefällt, was sie machen, Stimme hin oder her und ich hoffe noch auf ein paar weitere Touren in den nächsten Jahren...
Still Rock 'n Roll, so far.
You'll find me everywhere - I'm a Rover
Chris Jeronimos Tull
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Registriert: Mo Apr 07, 2008 1:42 pm

Beitrag von Chris Jeronimos Tull »

Hi

Sorry, aber als grosser Tull Fan kann ich die letzen paar Comments nicht unkommentiert lassen!
Was sind das blos für Journalisten die dauernd auf Ian's Stimme rumtrampeln! Wenn man, wie in besten Zeiten, zwischen 200 und 250 Gigs pro Jahr absolviert und nach 41 Jahren immer noch unterwegs ist, so verdient das Respekt! Ein "Mythos" wollte die Band doch nie sein, Mythos in Form von grossem Rum und schnellem Ableben. Wo sind Led Zeppelin und andere grosse Bands aus der Zeit!?
Letzes Wochenende war ich an Fairport's Cropredy Convention. Auch bei denen ist es ähnlich. Man liest Kommentare von wegen es sei halt nicht mehr das selbe wie anno dazumal (und deshalb scheisse). Natürlich, Sandy ist nicht mehr unter uns. Auch Dave Swarbrick, Richard Thompson und viele andere sind nicht mehr in der Band.
Wenn man nun hingeht und sich deshalb von Anfang an sagt, dass es deshalb scheisse ist, dann wird man das wohl auch so empfinden. Ich habe die Fairport's so kennen gelernt wie sie jetzt sind, und liebe es!
Mit Jethro Tull ist es das selbe. Ich habe sie in der Besetzung mit Giddings/ Noyce kennengelernt, und sie haben mir gefallen. Natürlich hatte z.B. ein Noyce ein schweres Erbe wenn man den Platz von einer Grösse wie Peggy einnehmen soll, das ist als Fan schmerzlich.
Auch ich mit meinen bescheidenen 6 oder 7 Jahren als Tull Fan, speziell auch als Fan von den Tull Zeiten der 70er, sehe die Veränderung. Ich würde es lieben einen Ian der 70er live vor mir spielen zu sehen. Gleichermassen schätze ich aber auch, dass sich die Band weiterentwickelt hat, stets touren und wenn auch Ian's Stimme gelitten hat, er sich musikalisch dennoch um Welten weiterentwickelt hat.
Es ist nicht wie im Supermarkt, wo ich entweder "JT von damals" oder "JT von heute" kaufen kann. Und wenn man einfach nur damals mit heute, schwarz zu weiss, vergleicht, dann wird das der Band einfach nicht gerecht! Doch genau das wird anscheinend dauernd getan.
Um zu den Journalisten dieser Zeitungsartikel zurückzukommen; die haben doch keine Ahnung, tun eben genau das! Schreiben damit was geschrieben wurde.
Sorry, aber gerade das hier ist doch totaler Schwachsinn:
http://www.suedkurier.de/region/kreis-konstanz/kultur-bodensee/Musik-Rockmusik-Konzert-Jethro-Tull;art411638,3903109 hat geschrieben: ...„Too old to rock'n'roll – too young to die“ hieß einmal ein Stück der Tulls (das sie heute klugerweise nicht mehr im Programm haben)...
Noch letztes Jahr war "Too old..." im Programm. Kontrovers schon bei Erscheinung, haben die Journalisten immer noch nichts gelernt. Mit dem Alter oder der Verfassung der Band hatte das doch nie was zu tun!
oder
Bei „Fat Man“ (...) versuchte er (Martin Barre) sich sogar an der Querflöte, dem ureigensten Instrument seines Bandleaders Ian Anderson – und machte seine Sache gar nicht einmal schlecht.
Guten Morgen! Das ist ja wohl wirklich nichts Neues! Von wegen er "versuchte sich SOGAR" an der Flöte.
oder auch
Das Flötenspiel hingegen, Andersons zweites großes Talent, beherrscht er immer noch so wie einst (...)
Was soll das? Erstes Talent singen, zweites Talent Flöte spielen, das wars? Ein gut informierter Journalist sollte Ian nicht auf diese zwei Dinge reduzieren, das ist ja oberpeinlich! Was ist mit seinem Talent als Songwriter, Bandleader, Komponist, Entertainer, Musiker auf diversen Instrumenten, Produzent usw.? Stimme ist vergänglich; und wie gesagt, vergleicht man einfach nur damals mit heute...
Oder der andere Bericht, da gehts genau so peinlich weiter:
http://www.press.elisareznicek.de/Artikel/BNN18809_JethroTull_Iffezheim150809_EReznicek.jpg hat geschrieben: Wie sangen schon die Stones: You can't alway get what you want
Man merkt schon dass kein Schwein mal eben kurz korrigiert was die Deppen schreiben!
Und da kenn ich kein Pardon:
Auch an Martin Barre, dem treuesten der langjährigen Wegbegleiter, nagt der Zahn der Zeit, wie seine nicht immer flüssigen Gitarrenläufe zeigen (...)
Ich hab etliche Tull Konzerte gesehen in den letzen Jahren, aber an Martin kann ich wirklich nichts auszusetzen finden! Wenn ein Gitarrenpart irgendwo nicht flüssig tönt, dann wohl weil das nicht flüssig tönen soll!

Ich bin ein grosser JT Fan, und Kritik ist mir willkommen. Aber das geht zuweit; schlecht informierte Journalisten, einseitig angelehnt, unausstehlich.
Soweit meine Gedanken.

Grüsse
Chris-J
- "Oh she was a rare thing, fine as a bee's wing, so fine a breath of wind might blow her away" - RT
jan.gast
Beiträge: 1205
Registriert: Mi Sep 14, 2005 11:44 am

Beitrag von jan.gast »

Chris Jeronimos Tull hat geschrieben:Sorry, aber als grosser Tull Fan kann ich die letzen paar Comments nicht unkommentiert lassen...
In allen Punkten hast Du recht, was die bestreffenden »Irrtümer« der Schreiber betrifft, aber darum ging es mir hier nicht.
Als Fan der beinahe ersten Stunde beängstigt mich, dass Ian Anderson nicht zu bermerken scheint, dass das Ganze allmählich kippt... Es bleiben die Leute zunehmend weg... Das macht mir, sagen wir es mal so, echt Sorgen, denn die Grenze zur Peinlichkeit ist dann leider nicht mehr fern und ich wünschte, er würde sich das selbst und uns, dem »harten Kern« seiner Anhänger ersparen. Da schienen mirr die beiden Fundstellen als Beleg - was den Gesang betrifft, und dieser ist nun mal der Knackpunkt bei der ganzen Problematik - gut geeignet, auch wenn es dort sonst von Fehleinschätzungen wimmelt.

JG
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strange avenue
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Beitrag von strange avenue »

Nun, Leute, um über die Qualität einer Band zum Zeitpunkt eines Konzerts zu urteilen, muss man nicht vorher brav den Brockhaus und Wikipedia studieren und sich das ganze kleingärtnerische timeline - Auskennertum draufschaffen, mit dem die soliden Mittfünfziger mit ihren Nackenlöckchen und dem streichfähigen Material unter den sandalenumspielten Zehennägeln so gerne aufwarten -- da reicht's oft schon, einfach die Ohren aufzusperren. Das haben die beiden mal gemacht, und sich verkniffen, die ganze chose aus der Merchandise- und Würstelstandperspektive zu beschreiben -- schon geht das Gebelle in den Fanforen los ;)

Was erwartet ihr denn, soll ein halbwegs neutraler Journaillero abliefern, wenn er ein Programm, dass praktisch ausschliesslich aus 40+ Jahre altem Zeug besteht, von einem Sänger kredenzt bekommt, bei dem der die-hard afficionado wohl die nicht mehr entzifferbaren Vokal-Abschnitte vor seinem geistigen Ohr mit seiner übervollständigen Sammlung zuhause abgleichen und vervollständigen kann, er selber, dank sozialkompatiblerer Hobbys, aber nicht?

Hey, was gabs für herrliche, abartig subjektive, coole Texteinheiten in den 70ern und 80ern, feines Zeug mit hohem Unterhaltungswert! Mehr kritischen Journalismus bitte – is gut für die Musicke
King Heath
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Beitrag von King Heath »

Meine Meinung zu professionellen Konzertkritiken ist einfach, aber genial: weglesen.

Wer sich mal die Mühe macht und Kritiken aus den letzten dreissig Jahren zusammenkramt, wird feststellen, dass diese in der Regel nichts mit dem Geschehen auf der Bühne zu tun hatten, sondern welchen Status Tull gerade im journalistischen Kollegenkreis einnahmen – und der war meistens schlecht. Ich erinnere mich an eine Kritik aus dem Jahre 1987 im NME. Dass Tull dort überhaupt mit einer Konzertkritik gewürdigt wurden, war dem für tullsche Maßstäbe undgewöhnlich langen Zeitraum konzertanter Abstinenz und der ersten Schallplatte (ja, Schallplatte) seit drei Jahren zu danken. Herausragendes Moment für den Herrn vom NME war das anachronistische Schlagzeugsolo: so etwas würde man doch heute nicht mehr machen.

Und überhaupt ist nun einmal die Sichtweise eines Musikkritikers eine andere als die des Fans, der seine Lieblingsmusik einfach besser kennt.
Seltsamerweise waren die Kritiken der letzten Jahren im Vergleich zu denen der 80er und 90er Jahre geradezu phantastisch gut. Wenn sich das nun wieder ein bisschen dreht, herrje, dann kratzt das doch niemanden wirklich. Und das die Herrschaften – vor allem im Internetzeitalter – voneinander abschreiben, ist doch ein alter Hut.

Also nicht aufregen, einfach weglesen.

Kritique Houblique
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