Berlin 20.05.12

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Moderator: King Heath

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Jack Green
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Berlin 20.05.12

Beitrag von Jack Green »

Hallo!
Wollte nur kurz meine Erfahrungen und Eindrücke vom Sonntag in Berlin hier ablegen:

Es war ein schönes Konzert. Sehenswertes und originelles Konzept, durchgehend in Amateur-Manier gehalten, auch die Bühnenperformance hat mir gut gefallen.

TAAB1 war grandios. Ich hatte das Gefühl, als ob Ian seine Stimme trainiert hätte, denn er hat die meisten Töne getroffen und nicht ganz so weit ausholen müssen wie sonst bzw. hinkte nicht so weit hinterher wie sonst. Alles war wirklich gut und energetisch gespielt, ich bilde mir ein David hat ein Mal einen größeren Ausfall gehabt und hat kurze Zeit lang, wie wir sagen, "in den Gatsch gegriffen", also sich verspielt und die Orientierung verloren, war aber bald wieder auf Kurs. Hat für mich aber alles soweit gepasst und ich darf mich nun zu den glücklichen zählen, die TAAB1 in voller Länge und sehr gut gespielt gehört haben.

TAAB2 war eher eine Enttäuschung. Ich liebe das Werk in der Studio-Version, leider hat mich die Band im gesamten hier nur selten wirklich überzeugt. Stellen, die mir sehr wichtig erschienen, sind sehr schlampig dahergekommen, Einsätze schlecht getroffen, die meisten Flöten-Fills in TAAB2 waren einfach ungenau oder falsch gespielt, in der Hektik scheint Ian doch der Überblick manchmal zu fehlen, er stolpert oft eher hinterher, was schade ist. Ein paar tolle Momente gab es auch hier, aber mir erschien einfach TAAB1 in der Umsetzung und Performance so viel besser als der Nachfolger. Und ich glaube nicht, dass das am musikalischen Material liegt, live stehen beide TAABs meiner Meinung nach toll nebeneinander. Nur die Performance hat mich halt bei TAAB2 enttäuscht. Aber auch die Stimme von Ian war wie verwandelt, er hat nix richtig getroffen, kam nicht hinterher, mühte sich ab. Nach der Freude über den guten Gesang bei TAAB1 war ich dann hier etwas enttäuscht.

Der Sound war im Tempodrom einfach nur bläh, das hat mich wirklich gestört. Bass war in dem Sinn nur als Gerumple und Gemurmle vorhanden. David hab ich nicht aufgrunddessen zugeklatscht was ich von ihm gehört habe, sondern aufgrund meiner Annahme was ich von ihm hätte hören müssen. Ich weiß ja, wie gut er ist, und dass er Jeffreys Part in TAAB1 sicher richtig toll gespielt hat, nur gehört hat man halt davon überhaupt nix. Höhen waren auch oft viel zu fies drin, das hat mir zu schaffen gemacht. Also buh für die Location.

Das Publikum war ganz klar großteils passend zum Titel der Veranstaltung, nämlich thick as a brick. Überall da klatschen wo es leise ist, überall da mitklatschen wo einfach mal die Viertel von der Bass-drum durchgestampft werden, echte Pausen (von denen es theoretisch ja nur eine gibt, zwischen TAAB1 und TAAB2) mit gewollter Stille verwechseln (in TAAB1 einfach tödlich, wenn in die schönste Stille vor dem erneuten Sturm reingeklatscht wird). Ein oder zwei gute Seelen haben den Rest des Publikums sogar mal mit einem vorbeugenden "schhhhhhhh!!!" darauf hingewiesen, dass nun Stille stattzufinden hat und nicht geklatscht wird. Ja, und mir kam vor ein paar Zuschauer haben dann mitten in TAAB2 tatsächlich den Saal verlassen und kamen nicht wieder. Vielleicht haben sie sich auch nur umgesetzt, weiß ich nicht, jedenfalls hab ich die betreffenden nicht wieder gesehen.

Ich finde das Konzept ohne Zugaben gut und freu mich über empörte Reaktionen und Leute die den Saal verlassen --> ein paar Nervensägen weniger.
King Heath
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Re: Berlin 20.05.12

Beitrag von King Heath »

Jack Green hat geschrieben:... in Amateur-Manier gehalten, ...
Pardon? Könntest Du das etwas genauer fassen?

Jack Green hat geschrieben:TAAB1 war grandios. Ich hatte das Gefühl, als ob Ian seine Stimme trainiert hätte, denn er hat die meisten Töne getroffen und nicht ganz so weit ausholen müssen wie sonst bzw. hinkte nicht so weit hinterher wie sonst. Alles war wirklich gut und energetisch gespielt, ich bilde mir ein David hat ein Mal einen größeren Ausfall gehabt und hat kurze Zeit lang, wie wir sagen, "in den Gatsch gegriffen", also sich verspielt und die Orientierung verloren, war aber bald wieder auf Kurs. Hat für mich aber alles soweit gepasst und ich darf mich nun zu den glücklichen zählen, die TAAB1 in voller Länge und sehr gut gespielt gehört haben.
Einzelheiten waren aus der Entfernung nicht zu sehen (Reihe 16) und leider auch nicht zu hören. Schlimmer Ort, dieses Tempeldröhn. Flöte kam bei mir stellenweise gar nicht an, Gesang von IA war zu leise, der von Ryan O'Donnell war ok. Schade drum, denn die Aufführung war insgesamt klasse. Hat jedenfalls Spaß gemacht. Zwischendurch aber musste ich einem Vollpfosten einen körperlichen Verweis androhen, weil er in sein Telefon dröhnte.
Jack Green hat geschrieben:TAAB2 war eher eine Enttäuschung. Ich liebe das Werk in der Studio-Version, leider hat mich die Band im gesamten hier nur selten wirklich überzeugt. Stellen, die mir sehr wichtig erschienen, sind sehr schlampig dahergekommen, Einsätze schlecht getroffen, die meisten Flöten-Fills in TAAB2 waren einfach ungenau oder falsch gespielt, in der Hektik scheint Ian doch der Überblick manchmal zu fehlen, er stolpert oft eher hinterher, was schade ist. Ein paar tolle Momente gab es auch hier, aber mir erschien einfach TAAB1 in der Umsetzung und Performance so viel besser als der Nachfolger. Und ich glaube nicht, dass das am musikalischen Material liegt, live stehen beide TAABs meiner Meinung nach toll nebeneinander. Nur die Performance hat mich halt bei TAAB2 enttäuscht. Aber auch die Stimme von Ian war wie verwandelt, er hat nix richtig getroffen, kam nicht hinterher, mühte sich ab. Nach der Freude über den guten Gesang bei TAAB1 war ich dann hier etwas enttäuscht.
Lag es denn nur am Platz? Ich fand die Stimme bei TAAB2 deutlich deutlicher als im ersten Teil und auch den Sound viel transparenter. Der Gesang kam bei mir viel kräftiger an, als in Teil 1 und bis auf ein paar "Wobbler" war es sehr akzeptabel. Es gab Momente, in denen ich nicht so sicher war, was die Flöte da spielt (siehe Teil 1), aber insgesamt machte alles einen soliden Eindruck.

Gerne würde ich die Aufführung noch einmal in einem richtigen Konzertsaal, sagen wir in der Hamburger Musikhalle, erleben. Aber das wird wohl nichts. Schade.

KH
Jack Green
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Re: Berlin 20.05.12

Beitrag von Jack Green »

Das war doch die Intention, die Präsentation eher mit Amateur-Flair zu gestalten: Die Videos, die Schauspielerei, die Einlagen (Wetter, Prostata-Untersuchung). Hat doch Ian schon öfters gesagt, das ist ja angeblich auch das Konzept hinter St. Cleve Online.

Bei meinem Urteil über die Performance von TAAB2 bleib ich. Ich war in Block 25 (glaub ich...das war glaub ich der Block schräg rechts Parkett, 15. Reihe oder so).

Ja, und noch ein Durchgang mit ordentlicher Akustik wäre echt toll.
jan.gast
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Re: Berlin 20.05.12

Beitrag von jan.gast »

Jack Green hat geschrieben:Block 25
Es zeigt sich, wie selbst bei ähnlicher Position der subjektive Eindruck doch seh sehr unterschiedlich sein kann!
Mögen die Sympathien für TaaB allgemein deutlich höher sein, auch bei mir, so kam die Live Performnace von TaaB2 doch deutlich besser rüber, was ich für logisch halte schon deshalb, weil es mit den Leuten aufgeführt wurde, die auch das Album eingespielt haben. Wesentlich überzeuegender agierte IA nach der Pause im Gesang, wenn auch mit deutlichen Abstrichen an dessen ›Richtigkeit‹, gemessen in Frequenzwerten etwa. Ebenfalls logisch, denn er hat das neue Material zwangsläufig seinen heutigen stimmlichen Potenzen gemäß geschrieben.
In der Tat: viele der Zuschauer mögen am Plakat Ian Andersons Jethro Tull gelesen haben und nicht umgekehrt und erwarteten vielleicht die sog. Standards, für solche Leute (die falsche Erwartungshaltung sicher deren Problem, klar) muss dieses Konzert aus zwei langen Stücken eine Tortur gewesen sein.
Ich fands einfach, so sagt man heute wohl, geil! Zwischenklatscher, teilweise schlechter Mix bzw. Akustik, nicht getroffene oder nur unter (sichtbaren) Qualen erreichte Tonwerte des »man himself« und auch gelegentliche Intonationsschwächen des ansonsten quirlig und – wie ich fand – überhaupt nicht peinlich agierenden Alter-Ego-Darstellers sind da in meiner Wahrnehmung ganz weit nach hinten getreten - ein Konzert, das mich, wie seit langem nicht, in angespannter Sitzhaltung, d.h. den Rücken nicht an der Lehne, mit klopfendem Fuß auf der Dielung, ja ich möchte sagen, mit offenem Mund, in seinen Bann gezogen hat. Da fällt es mir nicht schwer zuzugeben, dass ich IA das nicht zugetraut hätte nach all den (mich) nur noch nervenden Best-Of-Konzert-Jahren.

JG
Wotan
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Re: Berlin 20.05.12

Beitrag von Wotan »

Wetter, Prostata-Untersuchung).
Eigentlich ein Thema für die Rentner Prawda ( Apothekenrundschau )

Früher war das die Themen eher Mädels, Mädels und noch mal Mädels. Wo bleiben die Mädels?
-Zitat--- Wir sind aus solchem Stoffe, aus dem die Träume sind… Sinngemäß aus: „Der Sturm“, 4. Akt, 1. Szene / Prospero, William Shakespeare ---Zitatende---
Jack Green
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Re: Berlin 20.05.12

Beitrag von Jack Green »

Brians Gesang und sonstige Performance hat mir sehr gut gefallen.
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Carsten
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Re: Berlin 20.05.12

Beitrag von Carsten »

jan.gast hat geschrieben: Ich fands einfach, so sagt man heute wohl, geil! Zwischenklatscher, teilweise schlechter Mix bzw. Akustik, nicht getroffene oder nur unter (sichtbaren) Qualen erreichte Tonwerte des »man himself« und auch gelegentliche Intonationsschwächen des ansonsten quirlig und – wie ich fand – überhaupt nicht peinlich agierenden Alter-Ego-Darstellers sind da in meiner Wahrnehmung ganz weit nach hinten getreten - ein Konzert, das mich, wie seit langem nicht, in angespannter Sitzhaltung, d.h. den Rücken nicht an der Lehne, mit klopfendem Fuß auf der Dielung, ja ich möchte sagen, mit offenem Mund, in seinen Bann gezogen hat. Da fällt es mir nicht schwer zuzugeben, dass ich IA das nicht zugetraut hätte nach all den (mich) nur noch nervenden Best-Of-Konzert-Jahren.

JG
Ganz genau so ging's mir auch! Sogar mit ein paar Gänsehautschauern hier und dort, wie ich mich nicht schäme zuzugeben.

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jan.gast
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Konzertfotos

Beitrag von jan.gast »

zeppaul
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Re: Berlin 20.05.12

Beitrag von zeppaul »

Mir hat TAAB1 auch besser gefallen, obwohl (oder weil?) Ian hier weniger gesungen hat als bei TAAB2. Ich denke mal, es lag nicht nur am Tempodrom, insofern fand ich es ganz gut, dass er sich stimmlich zurückgehalten hat. Seinen Co-Sänger fand ich gar nicht schlecht!TAAB1 ist halt ein Klassiker und musikalisch um Längen besser, obwohl ich einige Stücke von TAAB2 wirklich gut finde. Sogar meine bessere Hälfte fand TAAB1 toll, obwohl sie es zum ersten Mal gehört hat.
Erstaunlich, dass es ziemlich voll war, zumindest bis zur Pause. Danach hatte ich auch etwas mehr Platz, hatten wohl nicht wenige andere Vorstellungen von dem, was sie erwartet.
Wotan
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Re: Berlin 20.05.12

Beitrag von Wotan »

"TAAB1 ist halt ein Klassiker und musikalisch um Längen besser,"

Natürlich. Überhaupt nicht vergleichbar!
-Zitat--- Wir sind aus solchem Stoffe, aus dem die Träume sind… Sinngemäß aus: „Der Sturm“, 4. Akt, 1. Szene / Prospero, William Shakespeare ---Zitatende---
Jack Green
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Re: Berlin 20.05.12

Beitrag von Jack Green »

Übrigens, was ich noch sagen wollte bezüglich TAAB2 live:

Wenn auch TAAB1 in meinen Augen einfach besser gespielt war, muss ich schon sagen, dass, jetzt wo ich durch das Hören von TAAB2 zuhause nochmal an einige Momente des Konzertes erinnert werde, einige dramatische und dynamische Höhepunkte des Konzertes im TAAB2-Teil zu finden waren. Darunter Wooton Bassett Town, Power and Spirit, Give Till it Hurts und Shunt and Shuffle. Enttäuscht bin ich von A Change Of Horses worden, weil ich den coolen Groove nicht so gut umgesetzt empfunden habe wie auf der Platte.

Und damit darf ich euch auch das einzige Foto präsentieren, das ich während der Performance gemacht habe, welches gleichzeitig das verwackeltste ist, das ich jemals bei irgendeinem Konzert geschossen habe. Wohl bekomm's. Ist übrigens während Shunt and Shuffle entstanden, das merkt man doch sicherlich, oder?

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