Mainz, Phoenixhalle, 22.05.2012

Hier kommen alle JT Konzertberichte, Stories, etc. rein / JT concert reviews, stories, etc.

Moderator: King Heath

tom
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Mainz, Phoenixhalle, 22.05.2012

Beitrag von tom »

Hallo,

bevor's verblasst, hier meine persönlichen Eindrücke vom o.g. Konzert:

Mein Sitzplatz war ziemlich weit hinten auf der Tribüne,
es war nur mit Fernglas zu erkennen, was auf der Bühne los war.
Dank Youtube wusste ich aber, was da an Videos gezeigt wird, ansonsten
hätte ich wohl wenig mitbekommen.
Der Klang war für meine Verhältnisse eher bescheiden, was man vermutlich
aber eher der Örtlichkeit zuschreiben muss. Vermutlich gruselt's jeden
Soundtechniker vor diesen alten Industriehallen...
Trotzdem war ich vollkommen weg, dass es mir noch vergönnt war,
TAAB in kompletter Länge Live zu hören und schwebte quasi auf Wolke
7 ;-).
Das klang spieltechnisch so, als ob wirklich alle mit Freude an der
Sache dabei waren. Kurze Blicke durch's Fernglas bestätigten mir das auch optisch.
Vor allem der neue Gitarrist, Florian Opahle, hat seinen Job prima gemacht.
Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sagen würde, aber ich habe zu keiner
Zeit Martin Barre vermisst.
Etwas gewöhnungsbedürftig fand ich die schauspielerischen Einlagen des 2.
Sängers. Bei einer Live-Performance eines Konzeptalbums mag das ja noch
irgendwie gehen, aber bei einem regulären Konzert sollte man dem Mann
auch ein Instrument in die Hand drücken. Grundsätzlich fand ich
die gesangliche Unterstützung eine gute Idee und Ian Anderson hat
sich damit m.E. weiss Gott "keinen Zacken aus der Krone gebrochen".

Der zweite Teil kam für mich klanglich etwas besser herüber und begeisterte
mich ebenfalls. Insbesondere "Wootton Bassett Town" verschaffte mir eine
willkommene Gänsehaut, denn die Lüftung in der Halle war von gleicher
Qualität wie die Akustik.

Was mich sehr gestört hat, war das wenig begeisterungsfähige Publikum.
Ich konnte mich des Eindruckes nicht erwehren, dass trotz der Ankündigung
TAAB & TAAB2 manche etwas anderes erwartet hatten.

Insgesamt war es aber ein toller Abend und ich habe jetzt noch ein leichtes
Grinsen im Gesicht...
Laufi
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Re: Mainz, Phoenixhalle, 22.05.2012

Beitrag von Laufi »

Moin:

das war eines der besten Konzerte, das ich jemals erlebt habe! Gesanglich perfekt, starker Ausdruck des 2. Sängers, überdimensionierte P.A.-Anlage, die mit noch genügend Luft einen Top-Sound lieferte. Riesen-Videoprojektion mit ausgefeilten Clips und Slideshows, die auch auf der Tribüne noch bestens zu sehen waren und auch eine state-of-the-art-Lichtanlage. Was mir nicht sooo gefallen hat, war der Trommler und es hätte noch ne Zugabe geben sollen. Vielleicht Locomotive Breath oder Aqualung. Alles in allem war der Abend jeden Penny wert!

cheers,

Laufi
"Du hast wohl nen nassen Helm auf!"

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tom
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Re: Mainz, Phoenixhalle, 22.05.2012

Beitrag von tom »

Laufi hat geschrieben: die auch auf der Tribüne noch bestens zu sehen waren
Wo genau auf der Tribüne hast Du denn gesessen? Weiter vorne?
Das könnte den Unterschied schon ausmachen.
Andererseits bin ich da mit Sicherheit auch nicht das Mass aller Dinge, da ich schon einige Dioptrien auf dem
Buckel, bzw. auf der Netzhaut habe...
Unisono
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Re: Mainz, Phoenixhalle, 22.05.2012

Beitrag von Unisono »

Laufi hat geschrieben:das war eines der besten Konzerte, das ich jemals erlebt habe!
und genau so hast Du es ja auch gestern direkt nach dem Konzert gesagt, noch ganz überwältigt von der Freude! Als ob jemand deine goldenen Sätze Wort für Wort mitgeschrieben hätte! :lol:
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Birgit
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Re: Mainz, Phoenixhalle, 22.05.2012

Beitrag von Birgit »

Unisono hat geschrieben:
Laufi hat geschrieben:das war eines der besten Konzerte, das ich jemals erlebt habe!
und genau so hast Du es ja auch gestern direkt nach dem Konzert gesagt...
...stimmt, aber trotzdem kenne ich ihn zuwenig, um sicher zu sein, dass er es nicht ironisch gemeint hat... :mrgreen:
Unisono
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Re: Mainz, Phoenixhalle, 22.05.2012

Beitrag von Unisono »

Birgit hat geschrieben: ...stimmt, aber trotzdem kenne ich ihn zuwenig, um sicher zu sein, dass er es nicht ironisch gemeint hat... :mrgreen:
also ehe Laufi ironisch wird, verlernt Ian das Singen!
Ralph Weber
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Re: Mainz, Phoenixhalle, 22.05.2012

Beitrag von Ralph Weber »

ich war mir gleich zu Anfang zu 51 % sicher, dass es ironisch war.
Nun bin ich ganz sicher.
War's denn wirklich so schlecht?
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Birgit
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Re: Mainz, Phoenixhalle, 22.05.2012

Beitrag von Birgit »

Ralph Weber hat geschrieben:...
War's denn wirklich so schlecht?
Es war ein ganz tolles, einmaliges Konzert. Ich bin mit sehr gemischten Gefühlen und geringen Erwartungen hingegangen, da ich einer der wenigen bin, die den Gesang von Ian nicht kompensieren können (ist nun mal so). Aber siehe da, er sang von TAAB (1) das meiste gar nicht selber, und das war gut so. Überhaupt war alles anders! Keine minutenlangen Ansagen zwischen den Titeln. Komische Einspielungen mit Anderson als Schauspieler und 'Erzähler'. Ein wunderschönes komplettes altes und ein beinahe ebenso schönes neues Prog-Rock-Album wurden hier (fast) perfekt dargeboten. Für mein Empfinden waren es zwei ganz unterschiedliche Konzertteile: meine Jugenderinnerungen und meine neueste Lieblingsmusik. Nach dem letzten „two“ gab es 'standing ovations', aber keine Zugabe, was ich gut fand. Draußen später habe ich jemanden gehört, der nicht gewusste hatte, dass es TAAB 2 gab („aber da habe ich auch nichts verpasst“). Ansonsten hatte ich den Eindruck, dass das Publikum begeistert war, niemand ging zwischendurch weg. (Sogar Laufi setzte sich nach der Pause weiter nach vorne und applaudierte auch stehend. ;-))
Unisono
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Mainzer Zeitungskritik

Beitrag von Unisono »

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Ulla
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Re: Mainz, Phoenixhalle, 22.05.2012

Beitrag von Ulla »

Dass Ian für die Tour einen zweiten Sänger auf die Bühne stellte, fand ich ganz hervorragend. Noch vor gar nicht so langer Zeit hätte ich mir das nicht vorstellen können. Aber er sollte es noch konsequenter durchziehen und seinen Mund zum Singen nie wieder aufmachen!
Begeistert war ich auch von der Tatsache, dass mein alter Traum in Erfüllung gegangen ist: ein Konzert ohne Loco und Aqualung. (Nur die leeren Toiletten während der beiden Songs habe ich vermisst :twisted: ).

Insgesamt zeigt aber doch dieses TAAB-Projekt, dass Ians ständige Behauptung nicht wahr ist, dass das Publikum nur Best Of Touren haben will. Über eine mangelnde Begeisterungsfähigkeit des Publikums kann ich nicht klagen. Ich hatte den Eindruck, dass alle ganz aufmerksam lauschten. Und die Standing Ovation (davon gibt es übrigens keinen Plural) am Schluss zeigte doch, dass das Konzept den meisten Leuten zusagte.
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John Wayne
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Re: Mainz, Phoenixhalle, 22.05.2012

Beitrag von John Wayne »

Ulla hat geschrieben:... Aber er sollte es noch konsequenter durchziehen und seinen Mund zum Singen nie wieder aufmachen!
...
Es ist nicht alles Gold was glänzt. Aber zum Gesamtkunstwerk gehört für mich auch Ian als Sänger. Er bewältigt manche alten Sachen immer noch überzeugend. TAAB 1 war sehr konsequent halbe halbe, das war völlig in Ordnung. TAAB 2 hat er (in Hamm) sehr gut bewältigt. Von daher teile ich Deine Meinung so nicht.

Diese Zeit kommt früh genug, dann singt er allenfalls noch für seine Familie an Weihnachten ...

Lasst uns diese paar Mal noch genießen.
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Ulla
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Re: Mainz, Phoenixhalle, 22.05.2012

Beitrag von Ulla »

John Wayne hat geschrieben: Lasst uns diese paar Mal noch genießen.
Was man daran genießen kann, bleibt mir schleierhaft. Es tut doch im Gehörgang weh, was er da macht.
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John Wayne
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Re: Mainz, Phoenixhalle, 22.05.2012

Beitrag von John Wayne »

Ulla hat geschrieben:
John Wayne hat geschrieben: Lasst uns diese paar Mal noch genießen.
Was man daran genießen kann, bleibt mir schleierhaft. Es tut doch im Gehörgang weh, was er da macht.
Ich spreche nur für Hamm. Da war es in TAAB 1 größtenteils überzeugend, gerade im Zusammenspiel mit Ryan und in TAAB 2 durchgängig gut. Wenn Du es auf die 70er beziehst, hast Du zweifelsohne Recht, aber diese Zeiten kommen nicht wieder.
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Birgit
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Re: Mainz, Phoenixhalle, 22.05.2012

Beitrag von Birgit »

Ulla hat geschrieben:... Es tut doch im Gehörgang weh, was er da macht.
Nun ja, sowas wie "Give Till It Hurts" bekommt er noch ganz passabel hin. Oftmals sangen ja auch beide zusammen, was ich auch besser fand als Ian alleine.
Was z. B. weh tat: Die "do you believe in the day"-Passage hat er leider sehr verhunzt, bis Ryan einsprang.
Unisono
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Falsche Töne?

Beitrag von Unisono »

Birgit hat geschrieben:Die "do you believe in the day"-Passage hat er leider sehr verhunzt, bis Ryan einsprang.
Das ist leider wahr. Zugleich aber war das eine der wenigen Passagen, wo er tatsächlich "falsch" gesungen hat, also Töne, die an der Stelle beim besten Willen nicht hinpassen.

Darüber hinaus aber sollte man doch solche definitiv falschen Töne klar unterscheiden von jenen Stellen, an denen

1) Töne einfach weg bleiben oder nicht mehr hörbar sind (das ist z.B. oft der Fall, wenn eine etwas bewegtere Melodie nach einem Spitzenton wieder abwärts geht);
2) Töne zu spät kommen (das kommt in eben diesen Fällen vor, oft aber überhaupt an etwas rascheren Passagen, wo er immer wieder mal hinter der Band herhinkt);
3) IA andere (aber musikalisch auch passende) Töne singt. Gerade in den höheren Lagen in TAAB 1 ist er oft auf eine tiefere Melodielinie ausgewichen.

An 1 und 2 kann man sich stören - sollte aber nicht von "falschen Tönen" sprechen. (Der zweite Sänger hat viel öfter ein klein wenig unsauber intoniert.) Unter Punkt 3 kann man nur dann von "falsch" reden, wenn man darauf besteht, dass IA alles exakt so bringen muss wie 1972. Doch dazu besteht ja keine Verpflichtung: Er ist der Komponist und kann das Stück verändern, wie er will, um es der Stimme anzupassen.

Abgesehen davon ist der Gesang nun einmal nur ein Aspekt des "Gesamtkunstwerks", das wir da auf der Bühne haben. (Es kann mir auch in der Oper passieren, dass ich einige oder alle Sänger schlecht finde und dennoch die Aufführung genieße, weil die Inszenierung alles rausreißt oder das Orchester überragend ist.) Er war auch bei "alten" Tull-Konzerten keineswegs dominant; die instrumentale Komponente spielte immer die größere Rolle (ich war z.B. schon bei meinem ersten Tull-Konzert Anfang der 1980er Jahre verblüfft, wie die Stimme im Vergleich zu dem, was ich auf den Platten gehört hatte, im Konzert in den Hintergrund trat).

Und schließlich: Andersons Stimme hat auch in der angeknacksten Form (an der ich selbstverständlich ebenfalls [mit]leide) noch eine hohe Ausdruckskraft, ein paar besondere Klangfarben und damit eine Faszination, die ich auch in Zukunft nicht gänzlich missen möchte.

Gruß aus Köln - ich habe mich gefreut, in Mainz nun mal auch einige von euch zu sehen und zu sprechen

Armin
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