Ian Tour 2015

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Moderator: King Heath

banff
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Re: Ian Tour 2015

Beitrag von banff »

Älter....äh, nun ja, also auf jeden Fall mindestens ein bis zwei Jahre älter als ich! :D
Und damit also immer noch deutlich unter 60! :wink:
Ich für meinen Teil zähle ja erst juvenile 52 Lenze :?
Unisono
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Re: Ian Tour 2015

Beitrag von Unisono »

Jack Green hat geschrieben:Hoffe, dass sich das nachvollziehen lässt.
Vielen Dank für dieses aufschlussreiche und kluge Statement zu den Gitarristen! Habe einiges daraus gelernt!
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besi
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Re: Ian Tour 2015

Beitrag von besi »

Der Vergleich der beiden Gitaristen ist recht gut.
Ich will jetzt nicht noch was zu den unterschiedlichen Spielcharakteren sagen.
Aber das Equipment, welches sehr unterschiedlich ist, macht auch noch einiges aus.
Martin spielt eine Paul Reed Smith (E-Gitarre seit 2005) über ein Soldano-Topteil (Verstärker) in eine Marshall-Box und verwendet noch ein Effektgerät (welches, ist mir gerade entfallen).
Florian spielt eine Gibson Les Paul in einen Fender-Kombo und ich konnte einen LINE6 Pod als Effekt/Emulation ausmachen.
Diese Setups erzeugen einen sehr unterschiedlichen Klang.
Jack Green
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Re: Ian Tour 2015

Beitrag von Jack Green »

Mit dem Line6 POD (den ich auch gespottet hatte) lässt sich ja allerhand machen, und man muss auch mit dem Gerät wohl auch gut umgehen können, um so einen feinen Sound wie Florian zu bekommen. Meine mich zu erinnern, dass Martin gesagt hat, dass er mittlerweile einfach straight in den Soldano geht, ohne Pedale. Ich denke, wenn Florian (oder Ian) unbedingt einen Sound wie Martin mit PRS, Soldano und Marshall-Box haben hätte wollen, er hätte einen zumindest ähnlichen Sound wahrscheinlich auch aus dem POD und seinem Fender Kombo herausbekommen, es wäre aber viel digitales Knöpfchendrehen nötig. Da sieht man aber auch den Unterschied in der Herangehensweise: Martin hat glaube ich fast immer den Sound genommen, den er direkt über den Amp bekommen hat. Er hat ja früher mal einen Treble Booster benutzt, den er laut irgendeinem Interview irgendwann mal entweder durch einen neuen Amp komplett weglassen konnte, oder er hat ihn gegen ein neueres Pedal ausgetauscht. Sein Sound über den Soldano heutzutage ist, wenn nichts anderes, zumindest rau und ungeschliffen, was natürlich wieder etwas für sich hat. Auf ähnliche Weise war sein früher Sound über HiWatt und dann Marshall auch ziemlich roh, aber eher höhenbetont im Unterschied zu heute, wo scheinbar die Mitten ziemlich akzentuiert sind (hat da wer eine qualifiziertere Einsicht?). Und die Distortion hat beim Soldano auch eine ganz andere Klangcharakteristik, ob jetzt nur in Verbindung mit der PRS oder nicht kann ich nicht beurteilen.

Auf Crest Of A Knave hat er ja angeblich mehrere 15Watt-Übungsverstärker (Marschall?) hintereinandergeschaltet, um diesen Sound hinzukriegen...wer macht denn sowas? Eben, Martin. ^^

EDIT:
Ah, und nicht zu vergessen, hat er doch mehrere Jahre eine Fender Strat (!) mit Humbucker-Pickups (genaue Konfig. weiß ich nicht) verwendet, und das klang, finde ich, total super (siehe Living With The Past- und Live At Montreux-DVD im Vergleich zu den AVO-Aufnahmen mit PRS).

Sehe gerade auf seiner Seite: Heutzutage straight in die Soldanos, früher mal "noisy Boss Compression"-Pedal, dann Ibanez TubeScreamer und dann gar nix mehr. Sagt er zumindest.
Wotan
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Re: Ian Tour 2015

Beitrag von Wotan »

Jack Green hat geschrieben:Also was den Sound von Florian im Vergleich zu Martin angeht, glaube ich, muss man den Unterschied vor allem darin begründet sehen, dass Martin zu jener Generation von Gitarristen gehört, die fast von den Anfängen der modernen Rock-Gitarrenverstärker an dabei waren, wo es einfach noch recht wenige klangliche Ideale gab, an denen man sich orientieren konnte. Daher hat Martin mal zuerst wahrscheinlich einfach mit dem Zeug gespielt, das man damals so bekommen konnte, und darauf hat er dann aufgebaut und aus einer sehr subjektiven Sicht den "passenden" Sound für die Band modelliert. Seine diesbezüglichen großen Entwicklungsschritte finde ich hört man erst richtig auf den Alben der 80er, wobei er auf Crest Of A Knave ja recht plötzlich von seinem relativ dünnen oder höhenlastigen Kreisch-Sound (auf Under Wraps hatte er den noch) auf diesen fetten, neuen Sound gekommen ist, den er dann ja auch über Catfish Rising und Roots To Branches immer weiter entwickelt hat. Florian hingegen ist eben ein Gitarrist seiner Zeit, und das ist eben eine Zeit mit einem Haufen ziemlich klarer Sound-Ideale oder -Schablonen, an denen man sich anhalten kann. Florians Sound ist zwar aus meiner Sicht sehr fein, und vor allem live hat er mich 2013 wirklich überzeugt, aber es ist eben ein sehr typischer, verzerrter Les Paul-Rock-Sound, der, darf man glaube ich sagen, ziemlich von der Stange ist.

Allerdings muss ich auch sagen, dass Martins verzerrter Sound in den letzten Tull-Jahren (und auch jetzt mit seiner eigenen Band) für mich persönlich nicht mehr das Gelbe vom Ei ist, zu verwaschen, zu anfällig für Nebengeräusche durch's Greifen (?). In dem Punkt hat Florian soundmäßig die Nase auch für mich in den letzten Jahren vorne, aber natürlich ist auch sein Spiel, wie sein Sound, eben ein Kind der heutigen Zeit, wo er sich als Musiker in Ausbildung natürlich an Heerschaaren von Vorbildern orientieren konnte/musste, als Auftragsmusiker sicher auch oft genug bestimmte archetypische Sounds kopieren musste, und von daher wohl ganz natürlich eine gewisse Eigenständigkeit in Sound und Spiel vermisst, die sich Martin einfach durch das jahrelange Herumexperimentieren angeeignet hat.

Hoffe, dass sich das nachvollziehen lässt.
Ja ich denke, dass Martin in aller ruhe seinen unverwechselbaren Sound durch endloses herumprobieren so kreiert hat wie er auf den frühen Aufnahmen zu hören ist. Fett, Analog usw.. Wie alle bedeutenden Gitarristen ( Jimmy Page) damals. Da wurde an Gitarren und Verstärker herum geschraubt. Florians Stil und Sound gefällt mir allerdings bei HE sehr gut. Es ist wohl auch eher musikalisch sein Ding?
:D
-Zitat--- Wir sind aus solchem Stoffe, aus dem die Träume sind… Sinngemäß aus: „Der Sturm“, 4. Akt, 1. Szene / Prospero, William Shakespeare ---Zitatende---
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Carsten
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Re: Ian Tour 2015

Beitrag von Carsten »

Der Homo an der Spree, 20. Mai 2015, Tempodrom

Bild
Versonnen blickt der Homo Caledoniae auf die Spree

Vorgestern war Herr Anderson mit seiner Kapelle in Berlin und das Konzert hat mir richtig, richtig gut gefallen!

Die Setliste sieht zwar nicht besonders aufregend aus, hörte sich aber besonders aufregend an, ein richtiges Kraftpaket. Jedenfalls an diesem Abend in Berlin, wie ich fand. Ich habe Ian schon längere Zeit nicht mehr so druckvoll gehört und gesehen.

Doggerland
Enter the Uninvited
Puer Ferox Adventus
The Engineer
Tripudium Ad Bellum
The Browning Of The Green
Cold Dead Reckoning
Bourée
Thick as a Brick
-------------------------------
Nothing Is Easy
Cross-Eyed Mary
Sweet Dream
Teacher
Critique Oblique
Too Old to Rock 'n' Roll: Too Young to Die
My God
Aqualung
Locomotive Breath


Es ist zwar für uns Nerds schade, dass der Homo Teil nun noch mehr gekürzt wurde, aber er hat in dieser Form einfach mehr Stringenz und Power. Der überwiegende Teil des Publikums kennt die Scheibe sowieso nicht und reagiert doch recht gelassen auf die Vorstellung der neuen Songs. In dieser Form läuft das aber ganz gut wie am Schnürchen, knackig und ohne irgendwelche Live-Hänger und Durststrecken. Die jetzt in s/w Stummfilmmanier und mit dem WarChild Orchester Soundtrack unterlegt veränderten Einführungsfilme haben natürlich nicht mehr den Wortwitz vom letzten Jahr, passen aber viel besser zum ganzen Konzept des Ernest T.Parrit im Jahr 1927 und sind optisch einfach witziger und besser. Auch der Thick as a Brick Introfilm mit Dr. Quad ist jetzt in dieser Art.

Ians Stimmchen war im ersten Teil durchaus passabel, ließ im zweiten leider etwas nach, war aber im üblichen Rahmen der letzten 15 Jahre. Ansonsten war er so agil und unter Druck, wie ich ihn schon lange nicht mehr erlebt habe. Die Band wirkte auch sehr gut gelaunt und rockte richtig kräftig und laut. Lustig nur, dass der sehr junge Ersatzbassist Greg Robinson vom Blatt spielt und wirklich immer aufs Notenpult schielte, sogar bei Locomotive Breath, haha! Vielleicht ist es aber auch nur seine Art, sich vor dem plötzlich erlangten Bühnenruhm zu verstecken.

Allein der neue Anfang des zweiten Teils mit Nothing is Easy und Cross-eyed Mary krachte fast so schön wie früher und ging dann ja auch sehr nett weiter. Nur Too Old To Rock’nRoll hätte nach meinem Geschmack gerne weggelassen werden können. Aber das hätte es eigentlich schon seit 1985. Der Großteil des Publikums schien aber anderer Meinung zu sein und jubelte danach wie bei keinem anderen Stück zuvor. Auch My God war ganz wunderbar (der Sound seiner Minigitarre wird übrigens immer besser) und endlich mal mit neuem Schlussgag! Am Schluss von Aqualung strömten dann die Leute nach alter Manier nach vorne und es gab noch ein richtiges Fest vor der Bühne zu Locomotive Breath. Hab ich auch schon lange nicht mehr erlebt…Sachen gibt’s.
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Dietmar
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Re: Ian Tour 2015

Beitrag von Dietmar »

So, frisch zurück vom Konzert in der Bremer Glocke.

Carsten hat das inhaltlich recht treffend beschrieben, könnte ich nach dem heutigen Abend nicht groß anders formulieren. Mir hat's gut gefallen, vor allem, dass es endlich mal wieder "ein bisschen lauter" war. Kann man so machen, ist der Musik angemessen.... :)

Davor noch einen sonnigen Namittag mit unserem "Präsi a.D." an der Schlachte verbracht und was Ordentliches gegessen, was will man mehr.

Damit bin ich seit 2012 jetzt im "Jahresrhythmus", was die Shows angeht, und in dieser Dosierung kann ich mir das auch künftig vorstellen, ohne der Geschichte wieder mal gänzlich überdrüssig zu werden..... :wink:
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Birgit
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Re: Ian Tour 2015

Beitrag von Birgit »

Carsten hat geschrieben: Die jetzt in s/w Stummfilmmanier und mit dem WarChild Orchester Soundtrack unterlegt veränderten Einführungsfilme haben natürlich nicht mehr den Wortwitz vom letzten Jahr, passen aber viel besser zum ganzen Konzept des Ernest T.Parrit im Jahr 1927 und sind optisch einfach witziger und besser.
https://www.youtube.com/watch?v=pAyY-dCSUnQ
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Hintergrundprojektionen

Beitrag von Unisono »

Auf die Gefahr hin, mich schrecklich zu blamieren, mal eine ganz dumme Frage: Bei der Textzeile "We placed our trust in sad self-doubting leaders" in "Cold Dead Reckonung" wurden im Konzert die Bilder verschiedener "Führer" gezeigt, die Diktatoren Muammar al-Gaddafi, Saddam Hussein und Hitler sowie als demokratische, aber fragwürdige "Leader" Thatcher und Bush jr.

Doch wer ist eigentlich der Herr im hellen Anzug, der dabei als allererster zu sehen wird? Im letzten Jahr tauchte sein Gesicht nur als Ausschnitt auf, diesmal aber als volles Porträt, ich habe ihn aber trotzdem nicht erkannt.
banff
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Re: Ian Tour 2015

Beitrag von banff »

Ich kann mich noch nicht einmal an einen Herrn im hellen Anzug ERINNERN, geschweige denn zu wissen wer er sei :D :wink:
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Carsten
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Re: Ian Tour 2015

Beitrag von Carsten »

Tony der Bläher?
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Re: Ian Tour 2015

Beitrag von King Heath »

Carsten hat geschrieben:Tony der Bläher?
Spot on: Tory Blair.

KH
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Re: Ian Tour 2015

Beitrag von Unisono »

nein, das war er definitiv nicht.

Man kann sich das Bild in aller Ruhe auf der DVD mit den Hintergrundprojektionen (= "Limited Tour Edition") anschauen, im Konzert ging es zu schnell.
King Heath
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Re: Ian Tour 2015

Beitrag von King Heath »

Unisono hat geschrieben:nein, das war er definitiv nicht.
Meinste den hier?
Bild

Danach kamen Gaddafi, Churchill, W. Bush, Saddam, Thatcher und Adolf. Jedenfalls auf der DVD.

KH
Unisono
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Re: Ian Tour 2015

Beitrag von Unisono »

ja, der.

Auf dem Ausschnitt könnte man ihn für Blair halten. Bei der Gesamtansicht, die es jetzt im Konzert gab, sah er mir eher nicht danach aus. Von einem hellen Anzug sieht man zugegebenermaßen nichts, vielleicht habe ich das falsch in Erinnerung (weil das Bild insgesamt hell ist).

Gegen Blair schien mir zu sprechen, dass ja mit Thatcher schon ein englisches Regierungsoberhaupt vertreten ist. Da aber 1.) Churchill auch dabei ist (den hatte ich vergessen) und 2.) das Ganze den Schwerpunkt englische Geschichte hat (zudem 3.] Anderson ihn in Interviews regelmäßig kritisiert hat), ist Blair durchaus denkbar. Vielleicht habe ich ihn einfach nicht schnell genug erkannt.

P.S. Habe eben noch einmal ein Bild Blairs mit obigem Ausschnitt verglichen: Ja, er ist es.
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