Familientreffen in Hanau oder For Martin, Carsten and Me
Verfasst: So Aug 04, 2019 3:53 pm
Gestern war eine wirklich sehr schöne Familienfeier im Amphitheater Hanau. Nachdem mir "das Fischstäbchen" -(C) Carsten- mehrfach in private zugesichert hatte, nicht zu nörgeln, trafen wir (der Katzenfisch nebst Gattin sowie ein noch recht junger, aber sehr engagierter Tull Fan aus Tschechien, René, nebst Freundin) uns vorab in einer schönen Outdoor-Pizzeria am Schloss Philippsruhe. Das Fischlein hielt sich im Wesentlichen an seine Zusage, glänzte aber in gewohnter Form mit sehr trockenen Bemerkungen zu dem, was ihn erwarten könnte... So isser halt und das Leben wäre ein Stück ernster und langweiliger ohne Dich, lieber Jörg. Nach gefühlten 1000 Jahren zusammen on the road war es wirklich wieder ganz toll, Dich dabei zu haben. Und so schimm war der Gig doch gar nicht, gelle? Nach einer witzigen Unterhaltung und dem Verzehr der gewonnenen Flasche Wasser schafften wir es leider erst zum Eingang, als schon geöffnet war. Das hieß, schnell die lange Schlange ganz unenglisch abkürzen und nix wie rein. Ich wollte direkt an die Absperrung und hab's, wenn auch nur knapp, geschafft. Der gute Platz vor Florian. Dann entdeckte ich Martin K. aus Bonn und den Urschwaben Markus "Jeffrey" M. aus Treffelhausen, übrigens einer meiner absoluten Lieblingsalkoholiker:-) passend im Blue Öyster Cult Bandshirt. Beides Urgesteine im Tull Live-Zirkus. Martin ist seit 1975 dabei, wir haben uns 1980 kennen gelernt. Companion of many a raid into darkest Europe. Jeffrey's erster Tull Gig war 1984 in der Schleyer-Halle. Über Jeffrey könnte ich jetzt einiges schreiben, tue es aber nicht. This might get us in a spot of bother... Eine kleine Anekdote muss aber sein: In Hanau, ich glaube 2008, sind wir nach dem Gig so richtig abgestürzt und Jeffrey begann dann in einem vollbesetzten Biergarten nach gefühlten 1000 Schnäpsle völlig hacke in einer Affenlautstärke über allerlei "Substanzen" zu fabulieren. Fuck, ich dachte nur, wenn das die Bullen gehört hätten, hätten die uns alle mitgenommen:-) Bis auf Michael Veith, der war als Einziger zurechnungsfähig. RIP. Besi, eigentlich auch immer dabei, gesellte sich dann noch dazu. Diese "Großfamilie" war und ist für mich das Schönste am Touren. Tull vereint Menschen völlig unterschiedicher Herkunft, mit den verschiedensten Berufen und Ansichten, die im Prinzip nur eine Gemeinsamkeit aufweisen: Die Liebe zu einer wirklich einmaligen Musik. Menschen, die sich ohne Tull nie begegnet wären. Menschen, die absolute Konstanten sind und irgendwie "schon immer" da waren. Leider war die Familie nicht vollständig, da der "olle Westbalina mit Sonderstatus", zu dem ich später noch etwas posten werde, fehlte. Bei New Model Army gibt es ja offiziell die Family, wie die Fans sich liebevoll nennen. Bei Tull war das aber auch nie anders. Auf einen Tull Gig zu fahren ist immer wie nach Hause zu kommen.
Das Amphitheater war "packed to the rafters". Schön und nicht selbstverständlich bei der schieren Masse an Deutschlandkonzerten. Die Show begann auf die Sekunde pünktlich. Wahrscheinlich mußten die Jungs zum Flieger nach FFM. Ich möchte jetzt wirklich keinen detaillierten Konzertbericht verfassen. Es war -kurz gesagt- toll bzw. Tull. Ein mit Ausnahme von Warm Sporran völlig berechenbares Set ohne ruhige Stücke, was vermutlich gerade deshalb für Begeisterungsstürme gesorgt hat. For A Thousand Mothers und Love Story stammen ja noch aus der Zeit, wo Tull nur -wenn auch interessanten- Krach gemacht haben, und das gab den Takt sozusagen für den Rest des Abends vor. Die reizvollen und spannenden Kontraste zwischen verhaltenen Folkelementen und hartem Rock fanden nur innerhalb der Stücke statt. But that's how it goes. So und nur so kann der Opi mit seiner zerschossenen Stimme m.E. noch punkten. Herausragend für mich Sweet Dream, Songs from the Wood, live einfach Schwermetall, Heavy Horses, der musikalische Problembär, für die heutigen Möglichkeiten fast perfekt dargeboten, natürlich Warm Sporran, nie live gespielt und mein geliebter Aqualung wieder mit dem Originaltext. Gut gemacht, Ian. Die Leute waren nach Heavy Horses so begeistert, das der Opi Mühe hatte, seine Ansage zu Warm Sporran loszuwerden. Interaktion auf der Bühne war auch da, vor allem Florian hatte eine gute Zeit. So viele "Gitarrenhalszieher" hab' ich noch nie gehört und das ist immer das untrügliche Zeichen, dass FO mit Freude bei der Sache ist. Überhaupt: Es ist schon erstaunlich, dass zwei Jazzer, ein Kirchenmusikant und ein Heavy Metal Guitar Whizzkid mit dem Opi, der sich ja immer als der akustische Musiker in einer Rockband begriffen hat, so etwas hinzaubern können. Das war die Folk-Prog-Hardrock-Heavy-Metal-Mischmaschine! Von allem etwas, überzeugend und druckvoll dargeboten. Ich weiß jetzt auch genau, warum Ian das noch macht. Vor Loco habe ich mich umgedreht und einige Zeit in tausende begeisterter Gesichter in den aufsteigenden Rängen geschaut. Vom Bühnenrand sieht das ganz toll aus und man kann nachempfinden, was den Opi noch antreiben mag. Am liebsten hätte ich mir Locomotive Breath komplett mit den Rücken zur Bühne angeschaut. Aber dann hätte Ian mir vielleicht seine Tröte über den Kopf gezogen. Wir wollen ja nicht respektlos den Künstlern gegenüber sein:-)
Nach dem Gig waren sich die anwesenden Veteranen (Martin, Jeffrey und myself) einig, dass das Gesehene den Namen "Tull" verdient hat. Die Leute, die das aus der Ferne anders sehen, sollen das gerne machen, Hahaha. Der Opi -in ein paar Tagen 72 Jahre jung- hat immer noch mehr Hardrock im kleinen Finger als viele Bands in ihrem gesamten Leben auf die Bühne bringen werden. Ich habe in der letzten Zeit viele akustische oder besser ruhige Tull-Stücke gehört, um aus der fast unübersehbaren Materialfülle eine kleine Auswahl für einen ganz lieben Menschen zusammenzustellen. Klar, die ruhige Seite ist integraler Bestandteil des Werks. Ich liebe die Sachen heiss und innig, aber live war Tull für mich immer primär eine Band, die es hat krachen lassen. Und so ganz unverdient war der Hardrock/Metal Grammy 1989 m.E. nicht. Wenn mein Lieblingsschwabe und Trunkenbold Jeffrey, der nicht nur Heavy Metal hört, sondern ist, in seinem Blue Öyster Cult Shirt mit verzücktem Gesichtsausdruck gen Bühne blickt, kann Opi Ian eigentlich nicht viel falsch gemacht haben. Mich haben legendäre Konzerte wie Stormwatch, A oder auch Crest of a Knave und Rock Island geprägt. Das war Tull, und davon war gestern einiges zu spüren. Klar, ein Echo alter Zeiten, aber so ist das mit dem Älterwerden. Tull ist für mich da, wo Ian auf der Bühne steht und Gas gibt. Leider waren die letzten Jahre alles andere als druckvoll, was fast dazu geführt hätte, dass ich mich hätte scheiden lassen nach mehr als 40 Jahren Ehe:-) Aber umso schöner fällt die Versöhnung aus. Steve Harris, Bruce Dickinson, Joe Elliot, Slash, Richie Blackmore und wie sie alle heißen sind nicht ohne Grund Tull Fans und hätten die gestrige Show garantiert genauso genossen wie Martin K., Jeffrey M. , Besi, Myself und ein paar Tausend weitere Fans. Schade war nur, dass der "olle Westbalina" nicht da war und sich nach jetzigem Stand auch keines der Sommerkonzerte anschauen möchte. Da es in diesem Posting ja mehr um die soziale Seite als die Musik geht, möchte ich noch loswerden, dass für mich die 80er Jahre ohne olle Carsten undenkbar sind. Es gab in meinem Leben zwei "klassische" Touring Ensembles: Die 1980er mit Carsten, Martin und noch ein oder zwei anderen und dieses Jahrtausend mit Michael, Jörg, Michaela, Ulf und Jeffrey. Ich würde mir wünschen, wenn die letzten "Überlebenden" einer längst untergegangenen Zeit, nämlich Martin, Carsten und ich nochmal nebeneinander an der Absperrung stehen würden, wenn's der Opi krachen lässt:-)
Der Katzenfisch ist mit René offenbar Backstage versackt, ich warte gespannt auf einen Bericht:-)
Das Amphitheater war "packed to the rafters". Schön und nicht selbstverständlich bei der schieren Masse an Deutschlandkonzerten. Die Show begann auf die Sekunde pünktlich. Wahrscheinlich mußten die Jungs zum Flieger nach FFM. Ich möchte jetzt wirklich keinen detaillierten Konzertbericht verfassen. Es war -kurz gesagt- toll bzw. Tull. Ein mit Ausnahme von Warm Sporran völlig berechenbares Set ohne ruhige Stücke, was vermutlich gerade deshalb für Begeisterungsstürme gesorgt hat. For A Thousand Mothers und Love Story stammen ja noch aus der Zeit, wo Tull nur -wenn auch interessanten- Krach gemacht haben, und das gab den Takt sozusagen für den Rest des Abends vor. Die reizvollen und spannenden Kontraste zwischen verhaltenen Folkelementen und hartem Rock fanden nur innerhalb der Stücke statt. But that's how it goes. So und nur so kann der Opi mit seiner zerschossenen Stimme m.E. noch punkten. Herausragend für mich Sweet Dream, Songs from the Wood, live einfach Schwermetall, Heavy Horses, der musikalische Problembär, für die heutigen Möglichkeiten fast perfekt dargeboten, natürlich Warm Sporran, nie live gespielt und mein geliebter Aqualung wieder mit dem Originaltext. Gut gemacht, Ian. Die Leute waren nach Heavy Horses so begeistert, das der Opi Mühe hatte, seine Ansage zu Warm Sporran loszuwerden. Interaktion auf der Bühne war auch da, vor allem Florian hatte eine gute Zeit. So viele "Gitarrenhalszieher" hab' ich noch nie gehört und das ist immer das untrügliche Zeichen, dass FO mit Freude bei der Sache ist. Überhaupt: Es ist schon erstaunlich, dass zwei Jazzer, ein Kirchenmusikant und ein Heavy Metal Guitar Whizzkid mit dem Opi, der sich ja immer als der akustische Musiker in einer Rockband begriffen hat, so etwas hinzaubern können. Das war die Folk-Prog-Hardrock-Heavy-Metal-Mischmaschine! Von allem etwas, überzeugend und druckvoll dargeboten. Ich weiß jetzt auch genau, warum Ian das noch macht. Vor Loco habe ich mich umgedreht und einige Zeit in tausende begeisterter Gesichter in den aufsteigenden Rängen geschaut. Vom Bühnenrand sieht das ganz toll aus und man kann nachempfinden, was den Opi noch antreiben mag. Am liebsten hätte ich mir Locomotive Breath komplett mit den Rücken zur Bühne angeschaut. Aber dann hätte Ian mir vielleicht seine Tröte über den Kopf gezogen. Wir wollen ja nicht respektlos den Künstlern gegenüber sein:-)
Nach dem Gig waren sich die anwesenden Veteranen (Martin, Jeffrey und myself) einig, dass das Gesehene den Namen "Tull" verdient hat. Die Leute, die das aus der Ferne anders sehen, sollen das gerne machen, Hahaha. Der Opi -in ein paar Tagen 72 Jahre jung- hat immer noch mehr Hardrock im kleinen Finger als viele Bands in ihrem gesamten Leben auf die Bühne bringen werden. Ich habe in der letzten Zeit viele akustische oder besser ruhige Tull-Stücke gehört, um aus der fast unübersehbaren Materialfülle eine kleine Auswahl für einen ganz lieben Menschen zusammenzustellen. Klar, die ruhige Seite ist integraler Bestandteil des Werks. Ich liebe die Sachen heiss und innig, aber live war Tull für mich immer primär eine Band, die es hat krachen lassen. Und so ganz unverdient war der Hardrock/Metal Grammy 1989 m.E. nicht. Wenn mein Lieblingsschwabe und Trunkenbold Jeffrey, der nicht nur Heavy Metal hört, sondern ist, in seinem Blue Öyster Cult Shirt mit verzücktem Gesichtsausdruck gen Bühne blickt, kann Opi Ian eigentlich nicht viel falsch gemacht haben. Mich haben legendäre Konzerte wie Stormwatch, A oder auch Crest of a Knave und Rock Island geprägt. Das war Tull, und davon war gestern einiges zu spüren. Klar, ein Echo alter Zeiten, aber so ist das mit dem Älterwerden. Tull ist für mich da, wo Ian auf der Bühne steht und Gas gibt. Leider waren die letzten Jahre alles andere als druckvoll, was fast dazu geführt hätte, dass ich mich hätte scheiden lassen nach mehr als 40 Jahren Ehe:-) Aber umso schöner fällt die Versöhnung aus. Steve Harris, Bruce Dickinson, Joe Elliot, Slash, Richie Blackmore und wie sie alle heißen sind nicht ohne Grund Tull Fans und hätten die gestrige Show garantiert genauso genossen wie Martin K., Jeffrey M. , Besi, Myself und ein paar Tausend weitere Fans. Schade war nur, dass der "olle Westbalina" nicht da war und sich nach jetzigem Stand auch keines der Sommerkonzerte anschauen möchte. Da es in diesem Posting ja mehr um die soziale Seite als die Musik geht, möchte ich noch loswerden, dass für mich die 80er Jahre ohne olle Carsten undenkbar sind. Es gab in meinem Leben zwei "klassische" Touring Ensembles: Die 1980er mit Carsten, Martin und noch ein oder zwei anderen und dieses Jahrtausend mit Michael, Jörg, Michaela, Ulf und Jeffrey. Ich würde mir wünschen, wenn die letzten "Überlebenden" einer längst untergegangenen Zeit, nämlich Martin, Carsten und ich nochmal nebeneinander an der Absperrung stehen würden, wenn's der Opi krachen lässt:-)
Der Katzenfisch ist mit René offenbar Backstage versackt, ich warte gespannt auf einen Bericht:-)