Jethro Tull in Münster 1973

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Marengo
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Jethro Tull in Münster 1973

Beitrag von Marengo »

Die WN aus dem März 1973

Perfekte Show und Musik

"Jethro Tull" in Münster begeistert gefeiert

Münster. Alice Coopers Beispiel macht Schule: Auch die in
puncto Bühnen-Show bisher eher konventionelle englische
Pop-Gruppe Jethro Tull ist dazu übergegangen, ihre Musik
mit Show-Einlagen aufzulockern. Davon konnten sich am
Donnerstagabend die Zuhörer in der völlig überfüllten
Halle Münsterland überzeugen.

Hunderte allerdings waren vergeblich zu diesem Konzert gepilgert.
Da die Halle schon Tage vorher ausverkauft war, blieben die Abendkas-
sen geschlossen. Trotzdem harrten viele vor den polizeilich bewachten
Eingängen aus, denn die Musik war auch dort noch gedämpft zu hören.
Die Vorgruppe hatte nur einen Vorzug: sie strapazierte das Publikum
lediglich 40 Minuten lang mit ihrem Hard-Rock billigster Machart.
Ein Tip für den Schlagzeuger: Ähnliche Geräusche erzeugt man dadurch, indem
man zwei Ziegelsteine gegeneinander schlägt; dabei entfällt vor
allem die Gefahr, daß kostbares Schlagzeug zerstört wird.

Um so mehr Beifall begrüßte Ian Anderson und seine Männer.
Die Zuschauer wurden nicht enttäuscht. Jethro Tull bewies,
daß Pop-Musik nicht laut oder leise, gebrüllt oder verschnulzt sein
muß, sondern auch ganz einfach schön sein kann. Technisch perfekt
die blitzschnellen Übergänge von Rock-Passagen zu fast klassisch anmutenden
Tönen, vom Schlagzeug- zum Flötensolo. Und Ian Anderson - welch ein Wunder
bei einer Pop-Band der siebziger Jahre — kann sogar singen. Nicht
unartikuliert brüllen (das kann er auch), sondern richtig singen. Seine Flötensoli setzten
der Vorstellung die Glanzlichter auf. Zuweilen streichelt er das Instrument, dann hat
man wieder den Eindruck, er wolle hineinbeißen; oder er benützt die Flöte als
Marschallstab bei den Lichteffekten. Parallel zur Musik die Schau. Mitten
während eines Stückes rast Anderson zum Telefon, ein Taucher irrt
zwischen den Musikern umher, oder ein Super-Kaninchen erscheint auf der
Bühne. Anklänge an Alice Cooper sind unverkennbar. Wie viele andere Gruppen
hat auch Jethro Tull erkannt, daß das Publikum zur Musik die Show verlangt
wie sie zur „Urzeit" der Rockmusik auch Little Richard oder Chuck Berry
boten. Im Gegensatz zu Alice Coopers oft etwas dümmlichen und schockie-
rendem Musik-Variete ist die Bühnen-Show Jethro Tulls ausgesprochen humorvoll.
Ähnlich enthusiastisch wurden in Münster bisher wohl nur Emerson, Lake
& Palmer gefeiert. Stürmisch verlangte Zugaben dehnten das Programm
bis fast 24 Uhr aus. Aber Jethro Tulls großes Repertoire reicht auch
für ein fast dreistündiges Programm. -rei

Anmerkung: Schluchz, heul, wein, leider vor meiner Zeit. Interessant, wie wohlwollend die Presse vor dem Kommunikationsdesaster während der APP-Tour war. Und auch die Vergleiche mit Alice Cooper erinnern mich daran, dass IA ja selbst gesagt hat, dass es in den 70ern nur zwei Bands/Artists gab, die die Personality-Show auf die Spitze getrieben haben: Alice Cooper und Jethro Tull. Der Katzenfisch wird gebeten, über den Vergleich mit der "etwas dümmlichen" Show von AC gnädig hinwegzulesen :lol:
Laufi
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Re: Jethro Tull in Münster 1973

Beitrag von Laufi »

Marengo hat geschrieben:Die WN aus dem März 1973

Und Ian Anderson - welch ein Wunder bei einer Pop-Band der siebziger Jahre — kann sogar singen. Nicht unartikuliert brüllen (das kann er auch), sondern richtig singen.
Hach! ;-)
"Du hast wohl nen nassen Helm auf!"

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