zur vorgerückter Stunde noch mal eben das Wesentliche in Kürze - die SETLIST vom Konzert in Bremerhaven [in Klammern die dadurch ersetzten Stücke der ersten Gigs]
Aqua Intro
My Sunday Feeling [For A Thousand Mothers]
Cross-Eyed Mary [Nothing Is Easy]
Beggar's Farm [With You There To Help Me]
Jack-In-The-Green
In The Grip Of Stronger Stuff [Boris Dancing]
Thick As A Brick
Weathercock [Hunt By Numbers]
Bourée
Cheap Day Return
Mother Goose
Up To Me
Murphy's Paw [Morris Minus]
Farm On The Freeway [Songs From The Wood-Medley]
Hymn 43
A New Day Yesterday [My God]
Budapest
Aqualung
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Wind-Up (short version)
Locomotive Breath
Protect & Survive (inst.)
Cheerio
Konzertlänge: 110 Min.
Soweit erst mal in Kürze .... mehr demnächst in diesem Kanal
So, nach einigen Stunden Schlaf nur auch mal ein paar weiterführende Eindrücke zum gestrigen Konzert....
Vor dem Konzert.
18 Uhr war ich an der Halle, aber das war in der Tat noch etwas früh. Die typischen „Tull Frühaufsteher“ lungerten aber schon vor der Stadthalle rum. Leider glänzten einige der „alten Garde“ diesmal durch Abwesenheit – kann ich auch verstehen, schließlich musste ich mich auch motivieren, mir überhaupt ein weiteres Konzert anzuschauen. Zu meiner großen Freude war dann aber auch Jörg (Whistling Catfish), mein liebenswerter Diskussions-Partner hier im Forum, vor Ort. Mein alter Kumpel Holgi kam etwas später separat - aus Bremen-Nord ist das zur Stadthalle nicht so weit, und ich konnte mich dann später auch noch dem „Nachklapp“ zum Konzert widmen, ohne auf einen möglichen Mitfahrer Rücksicht zu nehmen.
Die Flyer-Aktion.
Leider hat die Geschichte nicht ganz so funktioniert, wie geplant. Adrett gekleidete Hartz-IV-Empänger (=Security) haben uns tatsächlich das Mitnehmen der Flyer in die Halle untersagt. Da Jörg schon drin war, bin ich dann wieder raus und hab‘ da noch ein bisschen vor dem Einlass verteilt. Unterm Strich vielleicht 200-300 Stück, nicht das meiste, aber besser als nix. Den Rest nimmt J. heute mit nach Bochum, vermutlich klappt das dort etwas besser.
Vorprogramm: KAT
Überpünktlich bereits um 19.30 kam KAT samt ihrer Band auf die Bühne. Da Steherei mir für 2 Stunden ausreicht, hab‘ ich mir das mit Holgi erst mal von der Tribüne aus angeschaut. Ich fand die Soundfiles im Vorfeld schon nicht so den Knaller, und live erging uns das ähnlich. Es war nicht schlecht, es war nicht gut .... es hat mir einfach nichts gesagt. Und KATs „Stage Banter“ hatte für mich eher etwas von „Animation im Altenheim“. War sicherlich gut gemeint, wirkte fürs Tull-Publikum aber nicht so ganz passend. („jetzt nehmt ihr mal Euren Partner neben Euch in den Arm....“ – Holgi hatte sich leider geweigert.). Da hat mir persönlich MASHA vor zwei Jahren deutlich mehr zugesagt. Anyway, nach gut 30 Minuten war’s das, Pinkelpause, Quarzpause, runter in den Innenraum ....
Die Halle.
Ich war vorher noch gar nicht in dieser Stadthalle Bremerhaven, das Ding ist schon ganz schön groß. Schätze mal so ein Fassungsvermögen von ca. 5.000 Leuten. Als wir dann unten drin standen, war wir uns einig: das war gut gefüllt! Sicherlich weit weg von „ausverkauft“, man konnte wie immer locker stehen, aber es waren schon ordentlich Leute da. Das Konzept der „Best Of“-Touren geht also nach wie vor auf, wie Jörg hinterher zu Recht feststellte.
Die Bühne.
Das war nun leider wieder ein echter Rückschritt in „the dim and (not so) distant past“. Es gab‘ keine „Bühne“, das einzige Dekorative war diese verkappte Duschkabine vor Doan’s Schlagzeug. Vor zwei Jahren war das mit den Tüchern im Bühnehintergrund wieder etwas netter, diesmal absolut nichts .... die Bühne, ein großes schwarzes Loch. Nun ja, mit einer genialen Lightshow könnte man auch daraus noch etwas machen .... leider gab’s die auch nicht. Die üblichen 08/15 Laternen, einige wenige Projektionen auf den schwarzen Hintergrund .... kurzum: es war sehr karg! Manch anderer würde sagen: aufs Wesentliche reduziert. Nun denn ...
Des Meisters Klamotten.
Auch nach all den Jahren schafft es der Mann, mich immer noch zum Lachen zu bringen. Jörg meinte hinterher was von „Kimono“ und „kleinkariert“, für mich sah es einfach aus nach „Schlafanzug“ mit der diesmal auch noch dazu passenden „Nachtmütze“ .... echt grell! Vielleicht daher auch die spärliche Bühnenshow, weil dann kommt so ein Outfit ja noch doppelt gut zur Geltung.
Das Konzert.
Die Setlist kennt ihr ja schon, von daher erspar‘ ich mir ein Track-By-Track-Review. Die ersten Tracks hab‘ ich – wie immer eigentlich – verstärkt auf den Gesang geachtet. War für mich okay, nicht wirklich gut, aber zumindest „stabil“ und man hörte bereits, dass Anderson anscheinend ganz gut zu Wege war. Erstes Highlight für mich natürlich die „Fanclub-Hymne“ „Beggar’s Farm“ – schließlich bin ich der Meinung, das Stück vorher noch nie live gehört zu haben .....? Bin mir da aber auch nicht ganz sicher. Mit „Thick As A Brick“ kam dann erstmals ein wenig Stimmung unter den Senioren auf. War aber der allseits bekannte Edit der letzten Jahre, also keine Überraschung wie zuletzt 1997. Solide gespielt, hat mich aber nicht wirklich umgehauen.
Ansagen und Sprüche gab’s eigentlich nur wenige, die Band stiefelte doch relativ geradlinig durchs Set. Nach gutem Beginn war ich so gut nach der Hälfte des Konzertes aber auch schon wieder ein wenig gelangweilt. Die Band wirkt für mich immer mehr isoliert von Anderson, da findet keinerlei Kommunikation oder Interaktion mehr auf der Bühne statt. Das wirkt alles furchtbar statisch .... so endlos routiniert. Hinzu kommt, dass die Band und insbesondere Martins Gitarre im „Mix“ einmal mehr zu weit hinten waren. Da steh‘ ich und denke: das hat ein bisschen was von „Karaoke“, so wie die musikalischen Schwerpunkte zwischen Anderson und der Band gesetzt sind.
Und dann kam es doch noch wieder anders....
Martins Nummer „Murphy’s Paw“ leitete für mich dann doch noch mal eine Wende „zum Guten“ ein. Da war die Gitarre auf einmal ganz weit vorn .... da hat’s auf einmal richtig GEROCKT! Spätestens bei der Nummer dachte ich: wie geil könnte das alles sein, wenn da 5 gleichberechtigte Musiker auf der Bühne stehen würden!
Keine Ahnung, ob mich das Instrumental einfach nur wachgerüttelt hatte oder ob der Mix anschließend tatsächlich besser und ausgewogener war als vorher .... jedenfalls hab‘ ich „Farm On The Freeway“ und insbesondere „Budapest“ dann so richtig genossen! Da war dann endlich mal der „Druck“ in der Musik, den ich die letzten Jahre zunehmend vermisse. Stand ich also da und dachte: cool .... so fühlte sich das „damals“ (Anfang/Mitte der 90er) an, als ich noch RICHTIG begeisterter Tull-Fan war. War schon geil irgendwie....
Danach dann das gewohnte Ende, auch bei „Aqualung“ kam Martins Gitarre deutlich besser zu Geltung, allerdings fehlt auch diesem Stück einfach der „Drive“ vergangener Tage, die „angezogne Handbremse“ wird da wohl nicht mehr gelöst. Im Zugabenteil ging dann auch das Publikum noch mal richtig mit .... schade eigentlich, dass die Band nur diesen einen „Welthit“ hat, manchmal wünschte man sich etwas mehr der Begeisterung von „Loco Breath“ bei einigen weiteren Songs.
Das Fazit.
Unterm Strich ein gutes Konzert für mich, vielleicht sogar das beste seit Hamburg (Musikhalle) 1999. Allerdings hab‘ ich danach auch nicht mehr ganz so viel gesehen. Wie gesagt, zwischendrin fand ich es auch mal etwas „zäh“, der Schlussteil hat mich dann aber wieder versöhnt. Und mir sagt so ein traditionelles Tull-Konzert dann doch noch mehr zu als das Orchester-Format, das aus meiner Sicht nicht gelungen umgesetzt ist.
Alles in allem also ein sehr solides Konzert, etwas nüchtern was die Performance und die nicht vorhandene Bühnenshow angeht – andererseits hat Anderson in den letzten Jahren qualitativ nicht weiter eingebüßt, die Stimme ist konstant, seine Bühnendynamik ebenso – da hat man nicht das Gefühl, er hätte weiter „abgebaut“. Anscheinend kann das in dem Format noch einige Zeit weiter gehen.
Die weiter zunehmende „Teilnahmslosigkeit“ der Band finde ich da schon eher besorgniserregend. Wenn ich die da sehe, denke ich: in der Form mach ich meinen Job zur Zeit auch (nur mit dem Unterschied, dass ich da kein Publikum habe und keinen „Eintritt“ dafür nehme)
Schade halt, dass es nix Neues mehr gibt. "Stronger Stuff" als einziges Stück der "Post-Crest-Of-A-Knave"-Ära .... das ist schon irgendwie bitter. Positiv natürlich, dass die Band mittlerweile mehr Songs in der "Rotation" hat. Ich hatte ja mit dem anderen Set gerechnet, und als es dann gleich mit drei geänderten Songs losging .... da freut man sich schon. Mir ersetzen die "alten Kamellen" allerdings keine neues Songs. Das Publikum sieht das in der Mehrheit aber wohl anders, ansonsten wären die Konzerte wohl nicht alle zwei Jahre aufs Neue so gut besucht. Und solange es auch so funktioniert, wird wohl auch Anderson keine Veranlassung sehen, uns mit NEUEN Tull-Hymnen zu beglücken ....
Ausklang des Abends.
Da ich (fahrtechnisch) ja unabhängig war, hab‘ ich dann die Gunst der Stunde genutzt und mit Jörg noch zwei Stunden in der Bar seines Hotels geplauscht. Das war genauso nett und erfreulich wie im Dezember in Berlin oder auch hier im Board. Und, lieber Jörg, ich glaube wenn wir zwei nicht so unterschiedliche Meinungen hätten, dann wären die Diskussionen nur halb so interessant und amüsant! Das „passt“ also schon!
Wünsche Dir da weiterhin schöne Konzerte und dann hoffentlich ein ausführliches „Tour Summary“ demnächst. Und vermutlich gibt’s nächsten Samstag dann die „Zugabe“ in Hannover. Wenn dann der angekündigte Sommer endlich da ist und Tull bis dahin auch wieder das andere Set spielen, dann wäre das für mich diesmal optimal gelaufen. „Mehr“ kann ich anno 2005 in Sachen Tull eh nicht mehr „rausholen“ ....
Danke für den ausführlichen Bericht. Son langsam freue ich mich tierisch auf heute Abend, auch wenn das Wetter bisher äußerst bescheiden ist
Aber warum zum Teufel hat er My Sundy Feeling wieder an den Anfang gesetzt? Seit 6 Jahren beginnen alle Konzerte mit My Sunday Feeling und Living In The Past!!! Ich will For A Thousand Mothers! Bitte!!!
Dietmar hat geschrieben: Adrett gekleidete Hartz-IV-Empänger (=Security) haben uns tatsächlich das Mitnehmen der Flyer in die Halle untersagt.
Was für Flachwi... Idioten! Naja, stimmt schon, man könnte Papierflieger draus bauen, die sicherlich schwere Schädelverletzungen hervorrufen.
Und KATs „Stage Banter“ hatte für mich eher etwas von „Animation im Altenheim“. War sicherlich gut gemeint, wirkte fürs Tull-Publikum aber nicht so ganz passend.
Wieso, paßt doch wie die Faust aufs Auge *duckundweg*
Mal ernsthaft: danke für den netten kleinen Bericht, hat doch Bock auf Mittwoch gemacht.
Laufi hat geschrieben: Wieso, paßt doch wie die Faust aufs Auge *duckundweg*
Ja nee ... is' klar Dachte nur, als wir da oben auf der Tribüne saßen: als Support für Silbermond oder Juli hätte das vielleicht etwas besser gepasst. Aber sie hat sich da zumindest bemüht; ich stell' mir das auch nicht so leicht vor, vor diesem "Mob" das Vorprogramm machen zu müssen ....
Laufi hat geschrieben:
Mal ernsthaft: danke für den netten kleinen Bericht, hat doch Bock auf Mittwoch gemacht.
Gern geschehen Denke mal, man kann da nach wie vor einen unterhaltsamen Abend haben .... was will man mehr.
Und sobald Whistling Catfish wieder einen PC oder seinen Laptop unter die Finger kriegt, wird er in dieser Nachbetrachtung eh einiges noch "zurechtrücken". Freu' mich da jetzt schon drauf
nun auch noch ein paar Worte von mir zu dem gestrigen Konzert in Bremerhaven. Dietmar hat ja dankenswerter Weise bereits sehr ausführllich über das Konzert berichtet. Trotzdem finde ich es durchaus sinnvoll den gestrigen Abend nochmal aus einer anderen Perspektive Revue passieren zu lassen…
Ich habe das Konzert wie bereits vor 2 Jahren aus der ersten Reihe (Mitte) erlebt – Poleposition sozusagen. Naturgemäß hat man von dort aus optisch und akustisch ein völlig anderes Konzerterlebnis als von der Tribüne aus. Ich kann das durchaus vergleichen, weil ich einige Tull-Konzerte in meiner 25-jährigen „Karriere“ durchaus auch schon von der Tribüne aus verfolgt habe. Ich weiß nicht genau warum, aber seit einigen Jahren zieht es mich immer weiter hin zur Bühne, aber es macht einfach unheimlichen Spass die Jungs bei der Arbeit direkt in die Augen zu schauen.
Nun aber endlich zu MEINER subjektiven Beurteilung des gestrigen Abends. Weil Dietmar so eine tolle strukturierte Vorlage geliefert hat, möchte ich diese gerne benutzen:
Vorprogramm: KAT
Ich bin da relativ schmerzfrei und trenne das von dem Gedanken, was als Support zu Tull gut passt und was eher nicht. Ich fand die 30 Minuten insgesamt ganz nett, denn die meisten Songs kamen doch recht rockig daher. Die Stimme von KAT ist meiner Meinung nach auch ziemlich gut. Ist ja alles Geschmacksache.
Halle
Bei der Halle hatte ich noch eine Erinnerung an ein früheres Tull-Konzert in meinem Hinterkopf. Als Tull im Rahmen der „A“-Tour im Frühjahr 1981 dort zuletzt gastierten, begab sich folgendes: Tull spielten ein akustisches Stück (kann mich leider nicht mehr dran erinnern welches). Ian saß dabei auf einem Schemel, während er sich selbst mit der Gitarre begleitete. Nach dem Stück hat er denselbigen wutentbrannt nach hinten geschmissen mit den Worten „shit acoustic…“. Ich kann beim besten Willen nicht beurteilen, worüber sich der Meister damals wirklich aufgeregt hat. Ob es nun wirklich die Akustik in der Halle war oder vielleicht die Abmischung vom Pult. Wie dem auch sei – nach meinem Empfinden war damals wie auch gestern Abend an der Akustik absolut nichts auszusetzen.
Bühne
Hier muss mich der Meinung von Dietmar vollkommen anschliessen. Was die „Show“ angeht, gab es im Vergleich zur Tour 2003 einen recht krassen Rückschritt. Kein heller Vorhang mehr auf dem wenigstens noch ein paar nette Lichtmuster geworfen werden. Das ist wirklich sehr schade, zumal ich nicht nachvollziehen kann, warum man darauf nun verzichtet, denn das kann ja nun wirklich nicht die Welt kosten. Ausserdem wurde auch auf sonst übliche kleine „Showeinlagen“ wie dem tanzenden Hasen und auf das sonst übliche Anleuchten von Andy Giddings bei Locomotive Breath verzichtet. Immerhin gibt es ja noch die die beiden obligatorischen Ballons am Ende des Konzerts, von dem ich den einen nach Rückpass aus dem Zuschauerraum auf Martin und dessen Kopfball zu mir wieder per Hand weiterleiten konnte Richtung Tribüne…
Alles in allem kam das wirklich sehr karg daher. Wirklich schade, zumal die Lichteffekte auf der letzten Tour doch wirklich sehr nett aussahen. Mit ähnlichem hatte ich auf dieser Tour eigentlich auch gerechnet.
Immerhin hat man, wenn man so dicht an der Bühne steht die Möglichkeit sich auf andere Dinge zu konzentrieren. Man schaut schon aus perspektivischen Gründen viel mehr auf andere Dinge, wie Gestiken und Handgriffe der Jungs.
Was ansonsten noch positiv auffiel: Andy hat seinen alten gammeligen Holzschrank offensichtlich auf den Sperrmüll gestellt. Das alte verkratzte Teil war mir schon lange ein Dorn im Auge.
Apropos „Duschkabine“ vor Doanne Perry. Kann mir eigentlich mal einer verraten, was es damit eigentlich genau auf sich hat??? Das Ding ist ja irgendwann immer größer geworden, bis zur jetzigen Größe, bei der sich Doanne nun vollkommen hinter einer Plexiglasscheibe (??) versteckt. Sind es des Meisters Ohren, die geschont werden müssen oder hat es akustische Gründe? Würde mich wirklich mal interessieren, denn das habe ich bei anderen Konzerten noch nie gesehen.
Des Meisters Klamotten
Schlafanzug, nun ja darauf wäre ich eigentlich nicht gekommen. Ich fand das Outfit eigentlich ganz witzig. Mir ist die Bekleidung eigentlich auch nicht soooo wichtig. Im Vordergrund steht für mich immer die Musik und zu der komme ich gleich. Nur eins noch: habt Ihr das smarte Outfit von Jonathan Noyce gesehen? Ganz in schwarz und mit Krawatte! Und erstmalig seit Jahren nicht mehr hinter einer schwarzen Brille versteckt.
Konzert
Für mich gab es gestern Abend ein paar Überaschungen bezüglich der Setlist. Immerhin einige Songs, die ich schon lange nicht mehr oder noch nie zuvor live gehört hatte. Jeder Song dieser Kategorie erfreut mich wirklich sehr. Daher waren für mich besondere Highlights am gestrigen Abend Songs wie „Weathercock“ oder auch „Cheap day return“ und „Mother Goose“ – bei letzteren beiden Titeln standen die Jungs analog zu „Fat man“ bei der letzten Tour in einer Reihe vorn an der Bühne. Ich wünschte bei jedem Tull-Gig wäre mehr davon zu sehen. Nach meinem Geschmack könnten die ruhig eine halbe Stunde von ihren wunderbaren „little acoustic pieces“ spielen. Ansonsten gab es viele übliche verdächtige Songs. Einige auf die ich persönlich langsam verzichten könnte (weil ich sie live schon zu oft gehört habe) wie „In The Grip Of Stronger Stuff“ und „Bourée“. Auf andere könnte ich auf keinen Fall verzichten wie „Thick as a brick“, das mir wieder eine Gänsehaut verpasst hat. Die 90er wurden musikalisch leider bis auf den einen Song aus Divinities vollkommen ausgegrenzt. Das ist sicher etwas bedauerlich. Dafür wurde aber fast das gesamte Aqualung-Album gespielt – auch nicht schlecht!
Kurz noch zu Diemtars These, dass Anderson langsam immer mehr zum Alleinunterhalter mit Begleitband auf der Bühne mutiert. Ich weiss nicht so recht – die Band ist ja in dieser Konstellation schon viele Jahre zusammen unterwegs. Nach meinem Eindruck ist das eigentlich schon immer so gewesen, dass Anderson der einzige wirklich aktive Part ist. Jon fühlt sich offensichtlich am wohlsten dort wo er eben den ganzen Abend statisch steht. Einmal während seines Solos bei „Bourée“ steht er dann mal kurz im Rampenlicht, um sich dann nach kurzem Ismael-Gruß wieder in den Schatten zu verkrümeln. Martin überläßt doch von je her die Show lieber Ian. Doanne verschanzt sich immer mehr hinter seinen Drums. Man darf das ganze wirklich nicht mit den vergangenen Tagen bis 1980 vergleichen, wo noch mehrere Aktivposten auf der Bühne waren. Der Fokus heute ist natürlich ganz auf Ian ausgerichtet. Ich finde er macht seinem Alter entsprechend seine Sache doch noch recht gut und gibt alles was er hat. Wenn auch der Sprung am Ende von Aqualung nur noch ein kleines Hüpferchen ist, was soll’s…
Fazit
Für mich persönlich war es wieder ein wunderbarer Abend. Im Moment denke ich gerade drüber nach, wie ich es wohl meiner Frau schonend beibringen soll, dass ich über ein zweites Konzert in Hannover ernsthaft nachdenke. Aber mal schauen…
Viel Spass für alle, die ihr Konzert noch vor sich haben und viel Glück beim Wetter für die Open-Air-Veranstaltungen.
@ Dietmar und Jörg: ich hätte Euch gern getroffen und auch sehr gerne nach der Show noch mit Euch gemeinsam bei einem Bier gefachsimpelt. Leider hat es nicht geklappt weil ich etwas spät dran war. Dietmar hätte ich ja ohnehin nur daran erkannt, dass er vor der Halle Flyer verteilt. Wirklich sehr schade. Vielleicht ein anderes Mal.
Manxman hat geschrieben: Trotzdem finde ich es durchaus sinnvoll den gestrigen Abend nochmal aus einer anderen Perspektive Revue passieren zu lassen…
Aber absolut! Je mehr "Perspektiven", desto besser .... ist eh immer alles subjektiv. Und mein Review können eigentlich nur die Leute richtig lesen, die mich (und meine fragwürdige Meinung) schön länger kennen Wenn Jörg demnächst was zu den Konzerten schreibt, dann wird das eh alles noch in der "nach oben offenen Begeisterungs-Skala" korrigiert werden
Manxman hat geschrieben:
Ich habe das Konzert wie bereits vor 2 Jahren aus der ersten Reihe (Mitte) erlebt – Poleposition sozusagen. Naturgemäß hat man von dort aus optisch und akustisch ein völlig anderes Konzerterlebnis als von der Tribüne aus.
Also bei Tull waren wir ja dann auch unten im Pulk, Tribühne wäre mir dann auch zu weit weg. Allerdings hab' ich genügend Konzerte aus der ersten Reihe gesehen, das brauche ich heute nicht wirklich mehr. 10. Reihe finde ich in der Regel viel schöner, da man von dort viel mehr von der Bühnen- und Lichtshow mitbekommt .... okay, diesmal wäre erste Reihe vielleicht sinnvoll gewesen
Manxman hat geschrieben:
Apropos „Duschkabine“ vor Doanne Perry. Kann mir eigentlich mal einer verraten, was es damit eigentlich genau auf sich hat??? Das Ding ist ja irgendwann immer größer geworden, bis zur jetzigen Größe, bei der sich Doanne nun vollkommen hinter einer Plexiglasscheibe (??) versteckt. Sind es des Meisters Ohren, die geschont werden müssen oder hat es akustische Gründe? Würde mich wirklich mal interessieren, denn das habe ich bei anderen Konzerten noch nie gesehen.
Ja, würde mich auch mal interessieren. Ich dachte ja immer, das wäre Selbstschutz von Doane, falls die Leute irgendwann mit Tomaten und faulen Eiern werfen
Mich hat das Ding diesmal insofern gestört, als dass wir exakt mittig standen und dadurch eigentlich permanent einen sich spiegelnden Scheinwerfer im Auge hatten.
Manxman hat geschrieben:
Daher waren für mich besondere Highlights am gestrigen Abend Songs wie „Weathercock“ oder auch „Cheap day return“ und „Mother Goose“ – bei letzteren beiden Titeln standen die Jungs analog zu „Fat man“ bei der letzten Tour in einer Reihe vorn an der Bühne.
Der Instrumental-Teil von "Mother Goose" hat sich ja auch die letzten Jahre wieder etwas verändert. Fand das auf der "Aqualung XM" schon ganz nett, insbesondere (den leider VIEL zu kurzen) Part zwischen Jonathan & Doane .... solche Sachen sollten die wirklich mal ein bisschen ausbauen
Manxman hat geschrieben:
Kurz noch zu Diemtars These, dass Anderson langsam immer mehr zum Alleinunterhalter mit Begleitband auf der Bühne mutiert. Ich weiss nicht so recht – die Band ist ja in dieser Konstellation schon viele Jahre zusammen unterwegs. Nach meinem Eindruck ist das eigentlich schon immer so gewesen, dass Anderson der einzige wirklich aktive Part ist.
Ist gut möglich .... Jörg hat sowas ähnliches hinterher auch zu mir gesagt. Ich weiß es nicht, ich meine halt, dass das "Gefälle" (zwischen Anderson und der Band) von Jahr zu Jahr etwas größer wird .... kann aber, wie gesagt, eine sehr subjektive Wahrnehmung sein.
Manxman hat geschrieben:
@ Dietmar und Jörg: ich hätte Euch gern getroffen und auch sehr gerne nach der Show noch mit Euch gemeinsam bei einem Bier gefachsimpelt. Leider hat es nicht geklappt weil ich etwas spät dran war. Dietmar hätte ich ja ohnehin nur daran erkannt, dass er vor der Halle Flyer verteilt. Wirklich sehr schade. Vielleicht ein anderes Mal.
Vielleicht kannst Du Deine Frau ja noch "bequatschen" und dann gibt es in Hannover eine zweite Chance. Flyer-Verteilung hatte ich dann ca. 19.20 eingestellt, mein Kumpel Holgi wollte dann auch endlich ins Warme und dann ging das Vorprogramm ja auch schon los. Denke mal, in Hannover klappt das alles besser.....
Manxman hat geschrieben:
Apropos „Duschkabine“ vor Doanne Perry. Kann mir eigentlich mal einer verraten, was es damit eigentlich genau auf sich hat???
Ja, würde mich auch mal interessieren. Ich dachte ja immer, das wäre Selbstschutz von Doane, falls die Leute irgendwann mit Tomaten und faulen Eiern werfen
Das hat akkustische Gründe. Wenn ein Trommler ordentlich "reinhaut" (wie Doane das wohl tut) bläst das natürlich ganz gut nach vorne. Ist dann soundtechnisch schwierig zu handhaben, wenn Du -bzw. derjenige, der vor dem Schlagzeug steht- einen leisen Bühnensound brauchst. Ian singt am besten, wenn die Musik leise ist. Bei JT wird das Plexiglas IIRC seit den frühen 90er Jahren benutzt - machen nicht mehr viele Bands, weil das ziemlich blöde aussieht. Und da bei JT die Bühnenshow ja eher im Hintergrund steht ...
Laufi hat geschrieben: Ian singt am besten, wenn die Musik leise ist.
Das erklärt so einiges ....
Ich erzähl das gerne immer wieder: bei den "2 Meter Sessies" 1999, wo Ian wirklich gut gesungen hat, war das alles in Wohnzimmerlautstärke - er hatte noch nicht mal nen Monitor, sondern hat seine Stimme quasi in der der normalen Lautstärke gehört. Es gibt viele Sänger, bei denen ist das genau umgekehrt - die kommen richtig gut rüber, wenn alles amtlich laut ist.
Ich bin ja nun kein Musiker, kann das von daher nicht einschätzen .... Aber der Sound/die Lautstärke AUF der Bühne ist doch eh ein anderer als VOR der Bühne, oder? Wenn ich also das Gefühl habe, dass die Band im "Mix" zu weit hinten ist, dann hat das doch eigentlich nichts damit zu tun, wie die das auf der Bühne aussteuern, oder?
Davon abgesehen war der Sound, wie Manxman schon geschrieben hat, insgesamt sehr gut! Mich nervt es nur halt zunehmend, dass Flöte und Gesang deutlich weiter im Vordergrund sind als z.B. Martins Gitarre. Wie gesagt, das wurde ab dem Instrumental besser, davor fand ich das ähnlich furchtbar wie z.B. auf der "Aqualung XM"-Aufnahme.
Für mich stimmen da einfach die Relationen nicht mehr, und es verliert sich dadurch halt der Eindruck, dass es wirklich ROCKT. Nur letztlich ist das eine Tendenz, die ich auch schon seit Jahren so sehe, das ist also kein ganz neues Empfinden seit vorgestern.
Dietmar hat geschrieben:Ich bin ja nun kein Musiker, kann das von daher nicht einschätzen .... Aber der Sound/die Lautstärke AUF der Bühne ist doch eh ein anderer als VOR der Bühne, oder?
Ich war ja mal einer und hab auch sonst damit was zu tun, deshalb mal ne Erklärung:
Bei einem normalen Konzert (zumindest in der Größenordnung) hast Du (mindestens) zwei "Soundbereiche". Das was Du in der Halle hörst (wird vom FOH (=Front Of House), also das Mischpult, was im Allgemeinen jeder sehen kann aus gemischt) und der Bereich auf der Bühne, wo die Musiker sich selbst hören (wo es meist auch noch unterschiedliche Bereiche), das wird meist auf der Bühne (bei kleinen Gigs auch vom FOH aus) gemischt. Sind zwei verschiedene Sachen, richtig. Es kann also z.B. sein, daß es auf der Bühne leise, aber draußen rattenlaut ist - und umgekehrt. Es kann auch sein, daß der Sound draußen super, aber auf der Bühne kacke ist - und umgekehrt. Wenn Du Dich selbst nicht oder nicht gut hörst (oder irgendwas zu laut oder zu leise ist), dann kannst Du nicht so gut spielen - das ist das größte Problem bei allem, was nicht über nen Amp gespielt wird (Gesang, akkustische Instrumente), da Du komplett von Deinem Monitor (und vor allem: dem Mann, der den mischt!) abhängig bist (die Boxen, die auf dem Boden liegen - oder heutzutage oft das, was man im Ohr hat), während ein Gitarrist oder ein Bassist ja noch seinen Amp hat, bzw. der Trommler von Natur aus laut genug ist. Viele Musiker benötigen dann auf ihrem Monitor ggf. ein Instrument besonders laut (der Bassist z.B. die Basedrum oder der Trommler den Bass. Ich kenne Trommler, die spielen komplett ohne den Gesang). Als Sänger brauchst Du meist eher die harmonischen Instrumente (es sei denn, Du machst Rap), also Gitarre und Keyboards.
Zum Konzert von JETHRO TULL hatten wir ca. 2.300 Besucher.
Wir hoffen, Ihnen mit dieser Auskunft weitergeholfen zu haben.
Mit freundlichen Grüssen
Stadthalle Bremerhaven
Veranstaltungs- und Messe GmbH
i.A. Cornelia Martens
Hatte da noch mal nachgefragt, weil ich doch meinte es sei "ganz gut gefüllt" gewesen. Sa unten aus dem Pulk heraus aber deutlich voller aus; laut Website gehen da immerhin 6.500 Leute rein!
Zum Konzert von JETHRO TULL hatten wir ca. 2.300 Besucher.
Wir hoffen, Ihnen mit dieser Auskunft weitergeholfen zu haben.
Mit freundlichen Grüssen
Stadthalle Bremerhaven
Veranstaltungs- und Messe GmbH
i.A. Cornelia Martens
Hatte da noch mal nachgefragt, weil ich doch meinte es sei "ganz gut gefüllt" gewesen. Sa unten aus dem Pulk heraus aber deutlich voller aus; laut Website gehen da immerhin 6.500 Leute rein!
Gruß Dietmar
Das erinnert an die Durchsagen in Fußballstadien. Optisch hat man den Eindruck, das Stadion ist ausverkauft und wenn die "tatsächlichen" Zahlen durchgegeben werden, ist so mancher Lacherfolg sicher. Stell mir vor, daß da auch "steuerpolitische" Dinge reinrühren!!
Dietmar hat geschrieben:
Hatte da noch mal nachgefragt, weil ich doch meinte es sei "ganz gut gefüllt" gewesen. Sa unten aus dem Pulk heraus aber deutlich voller aus; laut Website gehen da immerhin 6.500 Leute rein!
Gruß Dietmar
Mahlzeit,
Du hast bemerkt, daß die Halle halbiert war? Bei voller Größe gehen da meinetwegen 6500 rein, dann wird sie allerdings längs bespielt, hat zwei
gegenüberliegende Tribünen und eine "Kurve" auf der gegenüberliegenen Seite der Bühne und soll dann, lt. Aussage eines Tullies der Tull 1980 da schonmal in der großen Variante gesehen hat, eine ziemlich bescheidene Akustik aufweisen. Wobei ich sagen muss, daß es in der kleine Variante wirklich schön war!
Viele Grüße,
J.
I wish I was a Catfish, swimmin' in the deep blue sea....