2 italienische Coverbands hatten Peggy, Gerry Conway und Jacqui McShee als Gäste geladen.
Der Veransaltungsort war eine riesige Halle im Gewerbegebiet von Ciampino, einem Vorort von Rom. Bereits die Anfahrt vom Hotel dorthin gestaltete sich als Abenteuertrip, da zu wenig Autos zur Verfügung standen und wir wie die Heringe gestapelt wurden.
In der Halle dann das übliche italienische Chaos: Es gibt permanentes, lautes Diskutieren, aber niemand fühlt sich wirklich verantwortlich und es gibt keine verbindlichen Informationen.
So hatte Jerry, der Sänger der Coverband O.A.K. den Gästen vorher mitgeteilt, bei welchen Tull Songs sie mitwirken sollten, aber plötzlich hieß es, dass sie bei ganz anderen und wesentlich mehr Nummern spielen sollten. Er verstand nicht, dass Peggy und Gerry - ohne vorherige Probe - keine x-beliebigen Tull Nummern aus dem Stegreif spielen können. Vor allem hatte der Knabe Songs ausgewählt, die Gerry noch nie im Leben gehört hatte.
Der Soundcheck war ein einziges Tohuwabohu und dann brachte dieser Jerry einen von vielen gewaltigen Klöppsen des Tages: Während er seinen Soundcheck begann, standen Peggys Freundin Ellen und ich rauchenderweise vor der Tür, bei uns Lincoln (Chef der gleichnamigen italienischen Coverband) und seine Tochter Erika. Nachdem wir unsere Sucht befriedigt hatten, wollten wir wieder in die Halle, aber ein wichtig aussehender Türsteher vertrat uns den Weg und meinte, während Jerrys Soundcheck dürfe niemand in die Halle!!!
Hui, das war was für mich. Nachdem ich mit dem Typ fertig war, wurden seine Überreste vom Asphalt gekratzt
Dann tauchte ein Bekannter von Peggy auf. Marco lebte lange Jahre in Irland und spielt exzellent die Fiddle. Also suchten sich Peggy, Gerry und Marco ein ruhiges Plätzchen und übten spontan ein paar Jiggs und Reels ein.
Irgendwann hockte sich dieser Jerry einfach dazu, packte abwechselnd Flöte und Gitarre aus und versuchte mitzumischen. Da er weder die Songs kannte noch ein besonders guter Musiker ist, hörte sich das nicht wirklich gut an.
Ich hatte notgedrungen inzwischen mal wieder Tourmanageraufgaben übernommen und so bekamen wir endlich Speisen und Getränke kredenzt und auch der Merchandise funktionierte.
Die Halle war gut voll, als die erste Band (deren Namen ich nicht weiß) loslegte. Es sind alles ganz junge Burschen, die mit viel Herzblut zur Sache gehen, aber es zeigte sich mal wieder, warum ich Tull Coverbands nicht besonders mag: Viele Stücke sind für ambitionierte Laien schlicht zu kompliziert. Mehrfach hatte v.a. die Rhythmusabteilung ernsthafte Schwierigkeiten.
Zu einigen Songs kam José, der Organisator der spanischen Convention, mit auf die Bühne, was ein großer Spaß war, denn er ist ein begnadeter Showman mit viel Humor.
Auch Peggy und Gerry spielten was mit denen (war es Hunting Girl?)
Dann gab Jacqui McShee einige Pentangle Nummern. Beim ersten Song stand ich zunächst direkt vor der Bühne und hörte nichts von ihrer Stimme. Sofort begab ich mich auf den Weg zum Tonmenschen und im hinteren Bereich der Halle war Jacquis Stimme glasklar zu hören. Es war also ein Monitorproblem, aber auch nach mehrfacher Aufforderung an den Monitormensch schaffte er es nicht, dass Jacqui sich selbst hören konnte.
Das Publikum, das offensichtlich mit Pentangle nicht vertraut war, besaß nicht den Anstand, sich ruhig auf diese traumhaft schöne Stimme einzulassen, sondern es wurde lauthals gequatscht. Ich hätte sie alle erwürgen können!
Dann kam der große Auftritt dieses Jerry.
Ich hatte schon vorher auf der Setlist gesehen, dass er mit "A Passion Play" einsteigen wollte und rechnete mit einem kurzen Auszug daraus. Aber weit gefehlt: O.A.K. spielte - ohne vorherige Warnung an das Publikum - das komplette Album.
Nach ca. 15 Minuten gingen die ersten Leute.
"This is the story of the hare who lost it´s spectacles" wurde in hervorragender Weise von José vorgetragen, aber viele im Publikum konnten offensichtlich nicht verstehen, was da auf der Bühne passierte und gingen.
Nach APP gab es dann die Chateau d´Isaster Tapes auf die Ohren, was noch mehr Leute aus der Hütte trieb.
Dieser Jerry hatte nicht erwähnt, dass nach seinem Auftritt Peggy und Gerry noch ein paar Songs zum Besten geben würden, sonst wären vielleicht ein paar Leute dageblieben. So aber traten die beiden, verstärkt durch Marco, vor einen fast leeren Saal.
"Skating Away", "Tall Thin Girl" und dann einige Jiggs & Reels wurden gespielt.
Nun aber leistete sich dieser Jerry die größte Unverschämtheit des Abends. Er kam einfach mit seiner Klampfe auf die Bühne und zog die ganz große Show ab.
Er gab den Dirigenten und tat so, als müsse er den anderen den richtigen Rhythmus anzeigen.
Peggy wollte ein paar seiner witzigen Ansagen machen, was leider nicht möglich war, da dieser Jerry ihn bei jedem Wort unterbrach. Da sein Englisch auch nicht das Beste ist, bekam er mehrfach nicht mit, worüber Peggy eigentlich redete, was die ganze Sache nur noch peinlich wirken ließ.
Ich wollte diesen Idioten von der Bühne holen lassen, aber da er wohl der Hauptveranstalter war, traute sich niemand, meine Bitte zu befolgen.
Zum großen Finale wurden natürlich die unvermeidlichen "Aqualung" und "Loco" gegeben und Volltrottel Jerry tat so, als müsse er Gerry Conway, dem präzisesten Schlagzeuger der Welt, dessen Einsätze anzeigen.
Nach diesem grottigen Auftritt mussten wir noch stundenlang warten, weil wieder nicht genügend Autos zur Verfügung standen. Lincoln wurde mit einem Motorrad zum Hotel gefahren, während seine Tochter während der ganzen Fahrt auf meinem Schoß saß.
Clive kennt diesen Idioten Jerry seit Jahren und kommt deshalb nie mit mir nach Rom, weil er befürchtet, diesem peinlichen Selbstdarsteller über den Weg zu laufen.
Er hat mich auch vor ihm gewarnt. Hätte ich mal besser drauf gehört. Für jemanden wie Jerry gibt es eigentlich nur einen Ausdruck im Englischen, der passt: He is a pain in the arse!
Ansonsten war das Wochenende aber genial. Ich habe die Engländer nicht nur zu Fuß durch ganz Rom gejagt, sondern sie auch gestern Mittag zum Angelus-Gebet mit dem Papst auf den Petersplatz geschleppt
Aber eins steht fest: Ich werde NIEMALS WIEDER zu einer Veranstaltung mit O.A.K. gehen!!!