Neues Interview zu den Christmas Shows

hier gehören alle Jethro Tull News rein - all Jethro Tull news

Moderator: King Heath

King Heath
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Beitrag von King Heath »

Es scheint offensichtlich, dass keiner der hier heiß Diskutierenden eine der Weihnachtsmucken gesehen hat. Zum rechtzeitigen Realitätscheck verweise ich auf meine unmaßgeblichen, aber ganz frisch geäußerten Eindrücke:

http://www.laufi.de/board/viewtopic.php?t=6288

KH
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cannacity
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Beitrag von cannacity »

Hallo bin neu hier, aber wollte mal zu dem Thema was sagen. Ich war am Donnerstag auf dem Konzert in der Passionskirche Kreuzberg. Ich war vorher noch nie auf einem Konzert von Ian Anderson oder Jethro Tull, höre die Musik aber schon länger sehr gerne. Die Darbietung und die Gesten usw. wirkten schon sehr routiniert, was aber auch kein Wunder ist, wenn man ständig ein Konzert nach dem anderen gibt. Ich finde es etwas naiv als Fan zu erwarten, der Musiker würde das Konzert nur für die Fans machen. Jemand wie Ian Anderson hat wahrscheinlich schon einige tausend Mal gehört wie toll seine Musik ist und auch der Applaus ist sicher nichts besonders mehr für ihn. Er wird die Wertschätzung der Fans schon schön finden, aber letztlich ist es wahrscheinlich für ihn als Musiker wichtiger, zu musizieren. Selbst wenn es auch monetäre Gründe hat, finde ich das nachvollziehbar. Ich finde, dass man als Fan dazu neigt, die "Idole" zu überhöhen und ihnen selbstlose (vielleicht auch weltfremde) Eigenschaften zuzuschreiben.
King Heath
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Beitrag von King Heath »

cannacity hat geschrieben:Ich finde, dass man als Fan dazu neigt, die "Idole" zu überhöhen und ihnen selbstlose (vielleicht auch weltfremde) Eigenschaften zuzuschreiben.
Glücklicherweise reden wir hier nicht über Fussball.

Aber Du hast natürlich vollkommen recht, sowas gibt es, möchte ich aber auf diesem Forum fast ausschließen, auch wenn es manchmal diesen Anschein hat. Im Übrigen ein herzliches Willkommen in diesem virtuellen Nachtasyl frei nach Maxim Gurke.

Wie hier an anderer Stelle schon beschrieben, ist die Weihnachtschose wirklich gelungen, was nicht zuletzt an den neuen bzw. anderen Musikern lag, wie der Brandtner Thomas so schön geschrieben hat:
Der Brandtner Thomas hat geschrieben:Die umwerfende Schlagzeugarbeit und die Gitarre von Flo haben - meine ganz subjektive Erfahrung - locker 80 % der Energie des Konzerts getragen. Was immer man IA vielleicht wg. Gesang oder neuer Werke oder whatever vorwerfen mag... in der Auswahl von Flo und Mark für JT/assoziierte musikalische Zusammenhänge hat er aber mal so richtig Sachverstand bewiesen. Und wann hat man den Meister zum letzten Mal in den (verschwitzten) Armen seiner Mitmusiker gesehen? Ist 'ne Weile her, denke ich.

"Roots To Branches" scheint mir ein letztes Aufglühen von Tull gewesen zu sein, da hat's gerockt. "Dot Com", obwohl stellenweise hochinteressant, hatte schon nicht mehr das, was ich mal als Tullfeeling bezeichnen möchte (ist eine ungenügende Beschreibung, aber der Kopf ist schwer, die Knie sind taub...). "A Gift Of Roses" und der "Hidden Track" deuteten bereits in IAs Solorichtung und mir hat "Secret Language" deutlich besser gefallen als "Dot Com". Jethro Tull sind das, was IA daraus macht bzw. wie er mit den angesammelten Musikern kann. Als es 1980 mit der Blackpool Gang nicht mehr ging hat er sich anders orientiert und es kam das hochinovative und schwer unterschätzte -A- dabei heraus. Und es ist kaum ein Zufall, dass -A- zunächst als Soloalbum geplant war. Die Grenzen verwischen offensichtlich recht schnell.

Die neue Besetzung (die ja abgesehen von Mondesir gar nicht so neu ist - Opahle war schon auf der Orchestral DVD und CD dabei) ist frisch und musikalisch hochkompetent. Mondesir scheint ein kreatives Köpfchen zu haben, hat er doch seine ganz eigenen Drumparts zu altbekannten Songs kreiert. Bei Opahle bin ich mir nicht so sicher. Er ist virtuos, aber kann er auch kreativ? Man wird sehen. Solange aber Martin Barre mit Verstärker auf Zimmerlautstärke arbeiten muss und Tour um Tour ein routiniertes Best of abgerufen wird, kann aus dieser "Ehe" nichts kreatives mehr kommen (worauf IA in den diversen Interviews immer wieder verweist - er schiebt es auf die räumliche Distanz). Mit den Neuen scheint mir die Chance gegeben, dass IA auf seine alten Tage noch mal Neuland betritt und das ist mir allemal lieber, als der von ihm behauptete, angeblich von mir erwartete, Zweitaufguss von Aqualung oder Thick As A Brick. Quite frankly, Mr. A., drauf geschissen.

Mir scheint, ich bin hier nicht der einzige, der so denkt. Wer sich mit Stillstand zufrieden gibt wird nie erfahren, wie einem der Fahrtwind die Fliegen zwischen die Zähne treibt. Konfuzius oder so. Und die derzeitige Verfassung der Band Jethro Tull ist in meinen Augen Stillstand. Etwas Neues kann nur aus neuen Leuten kommen, und das wird IA dann, auch schon aus Rücksicht auf Martin Barre, nicht mehr Jethro Tull nennen wollen. Und das ist auch richtig so. Ole von Wowereit oder so.

Grüezi und nicht aufregen.

KH
Zuletzt geändert von King Heath am So Dez 06, 2009 11:23 pm, insgesamt 1-mal geändert.
hunting boy
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Beitrag von hunting boy »

Nenee, Könich, ich rege mich nicht auf! Ich hab drüben (wo Dein Link oben hinführt, zur Konzertbeschreibung) zwar gesagt, daß mir Martin Barre fast leid tut. Ich denke, wenn schon ohne ihn, dann bitte mit einem würdigen Abschied! Das hat Martin, finde ich, verdient, auch wenn er mit dem Verstärker auf Zimmerlautstärke arbeiten muß!

In einem hast Du bestimmt recht (und das hat Ian Anderson mehrfach auch deutlich bekundet), daß es Jethro Tull ohne Martin wohl nicht (mehr) geben wird. Ich denke, das ist auch gut so. Was Ian dann mit Leuten wie Mondesir (der mir bisher unbekannt ist :oops: ) oder Opahle auf die Beine stellt, mag durchaus unter den gegebenen Umständen und mit seinen Noch-Fähigkeiten eine interessante Entwicklung sein.

Und genauso interessant könnte es sein, zu verfolgen, was Martin neben Excalibur auf die Beine stellt.

Aber es wäre Zeit, daß Ian Anderson das auch mal deutlich sagt...

hunting boy
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Jack-a-lynn
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Beitrag von Jack-a-lynn »

Soll das heißen, der musikalischen Stillstand von Jethro Tull sei auf Martin Barre zurückzuführen??? So ein Quatsch!
Wotan
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Beitrag von Wotan »

Könich hat folgendes geschrieben:

Bei Opahle bin ich mir nicht so sicher. Er ist virtuos, aber kann er auch kreativ? Man wird sehen.

Ich denke können könnte er schon, sofern man ihn lässt..


Wotan
King Heath
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Beitrag von King Heath »

Jack-a-lynn hat geschrieben:Soll das heißen, der musikalischen Stillstand von Jethro Tull sei auf Martin Barre zurückzuführen??? So ein Quatsch!
Soll es nicht heißen. Der musikalische Stillstand von Jethro Tull ist auf eben diese zurückzuführen. Da gehört Martin Barre dann allerdings dazu.

KH
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strange avenue
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Beitrag von strange avenue »

Groupies auf’m Zimmer sind ‘ne feine Sache, solange sie vorsichtig mit der Bügelwäsche sind:
Der General hat geschrieben:Das war so eine Sache, Anfang der 70er musste man sehr praktisch denken, wenn es um Klamotten für die Bühne ging. Es mussten Sachen sein, die man mit der Hand waschen konnte, die man jede Nacht im Hotelzimmer trocknete. Auf Tour hat man sehr wenig Zeit für solche Sachen, und ich mag es nicht, wenn fremde Leute meine Sachen anfassen. Ich würde den Gedanken hassen, dass jemand die Wäsche für mich macht oder meine Flöte anpackt. Das ist mein Job. Ich habe also immer praktisch gedacht, und mir Sachen ausgesucht, die ich im Waschbecken meines Zimmers waschen kann, ob es Strumpfhosen waren oder Balletkostüme. Auch heute habe ich spezielle Hosen, drei oder vier Paar, die aus einem sehr leichten Baumwollmix sind. Die trocknen richtig schnell. Dazu trage ich ein sehr, sehr dünnes Baumwollhemd, das manchmal völlig nass vor Schweiß wird, und das ich nach der Show von Hand wasche. Und alle ein oder zwei Wochen habe ich dann die Chance das ordentlich in einer Maschine zu machen.
Der Baumwollmix macht den Unterschied, hört, hört!

"When the Apple Blossoms Bloom in the Windmills of Your Mind I'll Be Your CLEMENTINE"

Bild
Ja, das waren Zeiten: Das Management organisiert hoch-
reine Ware für seine Schützlinge: Europa-Tournee 1971,
links Terry Ellis
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Ulla
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Beitrag von Ulla »

"Ich würde den Gedanken hassen, dass jemand die Wäsche für mich macht oder meine Flöte anpackt."

Tja, wenn der gute Onkel Ian wüsste, was seine Roadies als "2nd Flute" bezeichnen :twisted:
Meet On The Ledge
hunting boy
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Beitrag von hunting boy »

Jack-a-lynn hat geschrieben:Soll das heißen, der musikalischen Stillstand von Jethro Tull sei auf Martin Barre zurückzuführen??? So ein Quatsch!
@ Jack-a-Lynn: Muß ich das jetzt als Reaktion auf meine Antwort verstehen?

Ich wollte lediglich mit meinem Beitrag oben ausdrücken, daß Martins Leistung bei Jethro Tull gesamt gesehen doch wohl so groß ist, daß es schade wäre, wenn er jetzt sang- und klanglos (im letzteren Fall im wahrsten Sinne des Wortes) untergehen würde.

Inwieweit wer, ob Anderson oder Barre, mitverantwortlich für den Stillstand bei Jethro Tull ist, kann und möchte ich nicht beurteilen.

hunting boy
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Nicht der Ian
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Beitrag von Nicht der Ian »

Ulla hat geschrieben:"Ich würde den Gedanken hassen, dass jemand meine Flöte anpackt."
:shock: :shock: :shock: :shock:
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Nightcap
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Beitrag von Nightcap »

King Heath hat geschrieben:"Roots To Branches" scheint mir ein letztes Aufglühen von Tull gewesen zu sein
Stimmt, das war wirklich das letzte....
King Heath hat geschrieben:da hat's gerockt.
Jau. Vor allem "Stuck In The August Rain"!
King Heath hat geschrieben:mir hat "Secret Language" deutlich besser gefallen als "Dot Com".
Mir auch. Vergleicht man mal die beiden letzten JT Alben mit den beiden letzten IA Alben, fällt schon auf, dass die Solo-Sachen musikalisch durchweg interessanter waren. Offenbar traut sich der Chef da eher, mal ein bisschen zu experimentieren.
Ich glaube allerdings nicht, dass das was mit den beteiligten Musikern zu tun hat (zumal das teilweise die selben waren), sondern eher mit der Songauswahl und der musikalische Ausrichtung, die dann doch wohl immer noch hauptsächlich IA entscheidet.

Und live? Versteh ich das alles noch weniger. Wenn des Königs Setlist stimmt, ist diese eindeutig JT-lastig. Eigentlich ist es ein IA Konzert, andererseits heißt es ja "IA plays the Christmas Jethro Tull", deswegen kaum Songs der Solo-Alben und dann zum Abschluss die unvermeidlichen Aqua-loco-breath?
Da kenn sich einer aus...
Life's a long song
But the tune ends too soon for us all
under wraps
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Beitrag von under wraps »

.... ich hatte gedacht, als Anderson mit den Bosys aufgetreten ist (Wattenscheid) er ist auf dem richtigem Weg (immer aus der Sicht des Betrachters-muß ja auch nicht richtig sein), aber was mir dort besonders gefallen hat war der Mann an der Guitarre. Ich fand ihn total klasse, ich denke die Forummitglieder haben einen Abzug davon - vielleicht noch mal hören. Die "Orchester-Konzerte", was ja auch ein völlig falscher Ausdruck ist, waren nicht mehr so gut. Florian mag ja ein toller Techniker sein, aber ich seh da auch wieder keine Einflüsse auf die Musik. ... und meiner Ansicht (was natürlich völlig unerheblich ist - ich brauch es ja nicht kaufen was angeboten wird)nach, ist es falsch das IA sich mit keinen Leuten mehr umgibt, die ihm das Wasser reichen können. Die letzten Solo Scheiben waren besser wie Tull Scheiben. Ich finde er sollte sich einfach mal einen Produzenten aufs Schiff holen und Musiker die richtige gestandene Persöhnlichkeiten sind und IA auch mal das letzte geben lassen und aus ihm herausholen. Das ganze Geschwafel von ihm in den Interviews ist doch eh nur für die Gallerie. ... und Ansätze die gut sind, sollten auch mal durchgezogen werden (siehe aktuell Locomotive Breath), nicht nur vorneweg als neue Version spielen sondern durchgängig. ...und noch was völlig subjektives zum Schluß: Ich kann zum verrecken diese Quetschkommode nicht ab!
King Heath
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Beitrag von King Heath »

Nightcap hat geschrieben:
King Heath hat geschrieben: Stimmt, das war wirklich das letzte....
War es nicht, weder im übertragenden Sinne noch tatsächlich.

Nightcap hat geschrieben:
King Heath hat geschrieben:da hat's gerockt.
Jau. Vor allem "Stuck In The August Rain"!
Deiner Logik nach rockt "Aqualung" dann auch nicht, siehe "Wond'ring Aloud".

Nightcap hat geschrieben:Wenn des Königs Setlist stimmt, ...
Worauf Du einen lassen kannst.


KH
King Heath
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Beitrag von King Heath »

Wotan hat geschrieben:Könich hat folgendes geschrieben:

Bei Opahle bin ich mir nicht so sicher. Er ist virtuos, aber kann er auch kreativ? Man wird sehen.

Ich denke können könnte er schon, sofern man ihn lässt...
Da bin ich mir nicht so sicher. Sein Solobeitrag war zwar wirklich hochvirtuos, aber auch 'n büschen langweilig. Eigentlich bestand das Stück nur aus Versatzstücken und mehr oder weniger offensichtlichen "Flamencoriffs". Vor Jahren habe ich mal auf einer Geburtstagsfeier einen Profigeiger kennengelernt, der in einem der großen deutschen Opernorchester den Darm zum Klingen bringt. Das Geburtstagskind und ich haben dann zu fortgeschrittener Stunde unsere Gitarren rausgeholt und frei nach Dschässro Tall improvisiert, mal dieses angespielt, mal jenes. Und der Profigeiger konnte es nicht fassen. Ohne ein Blatt Papier mit schwarzen Punkten und Linien ging bei ihm musikalisch nämlich nichts, während wir zwei unsere Gitarren einfach irgendwo hintreiben ließen.

Ich will damit nur andeuten, dass Virtuosität eben nicht notwendigerweise auch Kreativität bedeutet.

KH
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