High Voltage Festival, London - Sommer 2010

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Moderator: King Heath

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Whistling Catfish
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High Voltage Festival, London - Sommer 2010

Beitrag von Whistling Catfish »

Ich frage mich wie ZZ Top wohl auf dem High Voltage Festival waren? Gibt es denn keine blaublütige Meinung dazu?

Gespannt,
J.
Zuletzt geändert von Whistling Catfish am Fr Okt 22, 2010 9:35 am, insgesamt 1-mal geändert.
I wish I was a Catfish, swimmin' in the deep blue sea....
Jack Green
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Beitrag von Jack Green »

Kann ich nicht sagen, schau sie mir aber im Oktober hier in meiner Stadt an. Hab sie letztes Jahr in Wien gesehen und sie waren fantastulös. Mal abgesehen davon dass sich Billy nicht mehr besonders schert wirklich gut zu spielen heutzutage. Allerdings scheint er sich letztes Jahr zumindest etwas angestrengt zu haben. Ich berichte dann nochmal im Oktober.
King Heath
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Re: Ich frage mich.....

Beitrag von King Heath »

Whistling Catfish hat geschrieben:....wie ZZ Top wohl auf dem High Voltage Festival waren? Gibt es denn keine blaublütige Meinung dazu?

Gespannt,
J.
Vielen Dank der Nachfrage. Es war ein sehr schönes Festival. Da wir es mit drei Bühnen zu tun hatten, war teutonic efficency gefragt, um möglichst viel zu hören. Meiner Natur gemäß haben wir die Hammer Bühne dementsprechend etwas stiefmütterlich behandelt. Die Hauptattraktion war für uns die Prog-Bühne. Aber selbst hier haben wir nur einen Set von vorne bis hinten verfolgt, und das war der von Dweezil. Vaters Sohn und seine Band sind einfach großartig. Am Vorabend hatte ich schon das Vergnügen, sie in der zu nur einem Drittel gefüllten Civic Hall in Wolverhampton zu erleben, was klangtechnisch eine mittlere Katastrophe á la Flugzeughangar war, musikalisch aber eine Wucht. So auch, leider verkürzt, beim High Voltage. Schon Papi brachte es fertig, den Klang seiner Gitarre über dem Ensemble schweben zu lassen. Das kann Dweezil nun auch. Es gibt nur wenig Konzerte – außer die zum Einschlafen – während denen ich meine Augen schließe. Dweezils Soli waren so ein Moment.

Unbedingt erwähnenswert am Sonnabend waren noch Bigelf und natürlich Fokus. Auch wenn das Gejodel mittlerweile so klingt, als wäre Michael (der von Marianne) Kettenraucher, hat es wirklich viel Spaß gemacht. Und auch Thjis van Leer, der alte Ostfriese, hatte offensichtlich seinen Spaß.

Die Attraktionen auf der Hauptbühne fand ich am Sonnabend eher langweilig. Ausnahme waren The Union, kräftiger Schweinerock am Samstagnachmittag, und The Answer, wenn man denn auf Led Zep steht. Und Foreigner finde ich einfach unerträglich. Sorry. Ist wohl ein Gendefekt.

Gary Moore war schwülstig und kitschig und hat uns schnell auf die Latrine und dann zurück zur Prog-Bühne getrieben. Hier haben wir uns dann noch ein bisschen Transatlantic gegeben. Wie immer zu langatmig. Kommt doch mal zur Sache, Jungs.

Zwischendurch haben wir natürlich auch den Shoutern von der Hammer-Stage einen Besuch abgestattet. Sehr lustig waren hier die Spandex-Poser von Saxon, als Blast from the Past. Die aktuellere Metal-Variante von Black Label Society gingen da natürlich etwas “ernster“ zur Sache, aber ich werde auf meine alten Tage wohl nicht mehr zum Metal-Head – auch wenn mein Haar zumindest in der Länge noch wächst.

Einer der Höhepunkte – laut Programm – war natürlich Heaven & Hell (vormals Black Sabbath) mit ihrem Ronny James Dio Tribute. Ehrlich, man muss schon viel Liebe für die Jungs mitbringen, um dieses gestelzte Gehabe und dieses pompöse Hardrockgedröhne goutieren zu können. Ich habe den Fast-Gitarristen von Tull nie persönlich kennen gelernt, bin aber wohl bekannt mit einem seiner Kumpels in Birmingham. Das Problem scheint mir zu sein, dass die Herren an ihre eigene Legende glauben und ihre Zeit damit verschwenden, diese zu zelebrieren. Und es liegt in der Natur der Sache, den Verblichenen hoch leben zu lassen, aber eigentlich ist man da, sich selbst zu feiern. Ich fand’s nicht so toll. Meine Begleitung auch nicht. Wir haben uns folgerichtig nach drei Stücken den Getränken und der Prog-Bühne zugewandt.

Angenehm überrascht war ich von der Qualität der Getränke und des Essens. Es gab sogar verschiedene Biere, die dann über das Wochenende hin auch noch ausgetauscht wurden. Highlight am Samstag war ein mildes, angenehm hopfiges Bitter namens “ZZ Hopps“ mit ungefähr 3 ½ Umdrehungen. Wirklich sehr lecker und mit 4 Pfund Sterling für 0.56 Liter (zum Erscheinungsdatum etwa 4,16 EURO) für Festivals dieser Größenordung auch nicht überteuert. Der Hammer waren die am Drehspieß gegrillten, ehemals freilaufenden Biogockel. Für einen halben Hahn, spatchcockmäßig aufbereitet, mit absolut geilen Kartoffeln, wie es sie nur auf der Insel gibt, mussten wir uns gerade einmal von 6 Pfündern trennen.

Um zur eigentlichen Frage, wie denn die Bärtigen waren, zurück zu kehren: Nachdem wir den ganzen lieben langen Tag unsere alternden Gebeine bemüht hatten, waren wir naturgemäß etwas fußlahm, wollten uns aber die little ol’ Band from Texas nicht entgehen lassen. Gute 50 Meter von der Bühne entfernt hatte man weitere PA Systeme aufgehängt und vor einem dieser Lautsprechertürme positionierten wir uns. Das Festival war nicht ausverkauft und die ersten dichten Reihen begannen erst ungefähr 10 Meter vor uns, was uns reichlich Beinfreiheit ließ. Ebenfalls in annehmbarer Nähe – etwa 5 Sekunden zu Fuß – wurde alkoholisches Nass in Form von Lager – würg – und Cider ausgeschänkt, so dass uns dieses Örtchen wie geschaffen zum Verweilen schien. Meine Begleitung hat ein, zwei Pfunde (nicht Sterling) mehr auf den Rippen, als gut für ihn ist und meinte, wenn er sich auf dem staubigen Grunde niederließe käme er nicht mehr hoch, so dass ich auch stehen blieb (solidarity, Redge!). Selbstverständlich gab es links und rechts von der Bühne große Glotzen, so dass wir auch visuell nicht benachteiligt wurden. Und, wie sich später herausstellen sollten, waren wir soundmäßig eher im High End Bereich.

Als die ersten Töne ZZ Top aus der für uns eigens aufgestellten PA ertönten, fühlten wir uns schon besser. Spätestens beim zweiten Song “Waiting For The Bus“ waren die müden Füße vergessen und wir hüpften zwei Stunden munter durch die Gegend. Na ja, gut, zwischendurch holten wir auch Getränke, aber andere Pausen gab es nicht.

Eine weise Schuhwahl bewahrte mich vor Blasen, meinen Begleiter leider nicht. Trotzdem haben wir uns Sonntagmittag, nach einem netten Frühstück gegenüber Alister Crowleys ehemaligen Geschäft (spooky) hinter dem British Museum, wieder in den Victoria Park geschleppt und wurden mit guter Musik belohnt. Joe Bonamassa hat mich wirklich beeindruckt. Punkt. Bachmann und Turner, die jetzt damals noch nichts gesehen haben, waren trotz ohne Overdrive im Namen mit letzterem angereist und haben schwer gerockt. Hach, klingt das altmodisch. Can you dig it? Auch die Quireboys waren wider erwarten sehr kurzweilig, auch wenn deren Special Guest Ian Hunter ziemlich auf sich warten ließ. UFO hatten Probleme mit der Leadgitarre. Wir erklärten uns kurzerhand solidarisch und blieben bis zum Ende der Reparatur, gaben uns dann noch zwei Stücke und wanderten weiter, immer auf der Suche nach dem nächsten Kick. Martin Turner’s Wishbone Ash waren es nicht. Zumal ich auch den Vergleich mit Andy Powell vor Augen und Ohren habe. Klang mehr, wie eine Wishbone Ash Cover Band, die nicht wirklich viel Zeit zum Üben hat.

Ein wirklicher Ohrenöffner waren übrigens Argent. Technisch gesehen waren die alten Herren zwar eher unterbegabt, aber dafür gaben sie die Originale einiger beliebter Rockklassiker zum Besten, die sie verfasst und auch zuerst aufgenommen haben. Auf Anhieb fällt mir jetzt nur “God Gave Rock’n’Roll To You“ ein, das ich erstens hasse und von dem zweitens Herr Simmons mal im englischen TV behauptet hat, er habe es geschrieben. Lange Zunge und nichts dahinter.

Von Steve Hacketts Gig bekamen wir nur den Rest mit, ist aber ok, wir haben ein Ticket für The Stables in Milton Keynes im Dezember. Für Uriah Heep nahmen wir uns etwas mehr Zeit. War schon nicht schlecht, aber der Sänger – Name entfallen – von jenseits des großen Teiches verursacht mir Hautausschlag.

Hammermäßig haben wir dann noch bei Opeth und Down reingehört. Schon interessant, aber siehe oben.

Um einen eh schon zu langen Beitrag nicht gänzlich aus dem Rahmen zu stürzen kommen wir also zu den Kopflinien: ELP. Ach wäre es nur ELO gewesen.

Wir hatten uns wieder den bereits von ZZ Top bekannten Platz gesichert, als Damon Fox von Bigelf zu uns stieß. Als Hammond- und Mellotronwizard ist er als Heranwachsender an Herrn Emerson und Kollegen natürlich nicht vorbei gekommen und freute sich dementsprechend wie ein kleiner Junge. Allerdings hatte er nicht mit mir gerechnet und ich habe ihn ausführlich zu seinen Tastenschätzen verhört. Er verriet mir immerhin, dass es Hammondorgeln und Mellotrone nicht vertragen, in Garagen vor sich hin zu stauben. Er selbst hat drei Backlines. Eine in den US of A – logisch – eine in Europa und neuerdings auch eine in Japan. Dort kommt der Mad Hatter offensichtlich gut an.

Dann machte er sich mit kleinem Bruder auf den Weg zur Bühne, um seinen Helden ganz nahe zu sein. Zehn Minuten in das ELP-Geschwülste und er stand wieder bei uns, kochend vor Wut. Der Sound vor der Bühne sei eine Frechheit, so etwas könne man niemandem zumuten, was die sich denn denken würden usw. usf. Er blieb dann vor unser PA zweiter Reihe stehen. Wir nicht. Mal abgesehen davon, dass wir nach zwei Tagen einigermaßen durch waren, konnte uns das Getöse der “Supergroup“ nun überhaupt nicht beeindrucken. Von Ensemblespiel halten die Herren nichts. In jedem Stück darf jeder mal, so dass es praktisch in den ersten drei Stücken auch gleich drei Drumsoli gab. Dazu das in meinen Ohren wenig inspirierende Spiel von Keith Emerson – mehr Sound als Gehalt – und uns reichte es.

Alles in Allem ein schönes Festival. Vielleicht nächstes Jahr wieder.

Und ZZ Top waren wirklich rischtisch geil.

KH
Whistling Catfish
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Beitrag von Whistling Catfish »

Merci vielmals, Eurer Merkwürden, für den hinreissenden und ausführlichen Beitrag!
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Kwyjibo
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Beitrag von Kwyjibo »

Hier haben wir uns dann noch ein bisschen Transatlantic gegeben. Wie immer zu langatmig. Kommt doch mal zur Sache, Jungs.
Vielleicht hättet ihr euch ein bißchen mehr geben sollen :wink:

Neben dem aktuellen Album haben die auch noch mit Steve Hackett The Return Of The Giant Hogweed gespielt.
King Heath
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Beitrag von King Heath »

Kwyjibo hat geschrieben:Neben dem aktuellen Album haben die auch noch mit Steve Hackett The Return Of The Giant Hogweed gespielt.
Hörensagen oder warst Du selbst vor Ort?

Interessiert

KH
Whistling Catfish
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Beitrag von Whistling Catfish »

...ich war mal so frei und habe die Überschrift dieses Fadens geändert!
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Kwyjibo
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Beitrag von Kwyjibo »

King Heath hat geschrieben:
Kwyjibo hat geschrieben:Neben dem aktuellen Album haben die auch noch mit Steve Hackett The Return Of The Giant Hogweed gespielt.
Hörensagen oder warst Du selbst vor Ort?

Interessiert

KH
Ne, war nicht da, aber steht auf setlist.fm

http://www.setlist.fm/setlist/transatla ... 45448.html
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