Hallo
Gestern Abend in Augsburg, ich war grad beim Einchecken in einer kleinen Pension nahe des Spectrum Clubs, sah ich überraschend Pat O'May an mir vorbeigehen. Ein Minute später traf ich dann den Roadie, resp. den Band- Trucker (heisst auch Martin). Er war wohl ungefähr gleich überrascht wie ich, mich hier anzutreffen. Normalerweise sieht man sich in Cropredy, und ich hätte nicht mit ihm als Fahrer gerechnet. Auf jeden Fall habe ich mich riesig gefreut und mir später natürlich ausgiebig sein Merchandise angeschaut...
Der Kellner war anschliessend etwas verwirrt, woher ich denn die Engländer, die offenbar im Spectrum spielen, kenne...
Eine Viertelstunde später fand ich mich dann, in selbiger Pension, kurz zum Abendbrot ein. Und da staunte ich nicht schlecht, als Martin Barre zusammen mit einem anderen Roadie zwei Tische neben mir beim Essen war. Ich hab mir noch überlegt, ihn zu grüssen oder so was in der Art, aber ich finde auch Gitarristen haben etwas Privatsphäre verdient...
Ach ja, dann war ja noch das Konzert. Um dieses geht es ja eigentlich.
Auf dem Parkett vor der Bühne wurden Bartische mit Barstühlen aufgestellt. Fand ich etwas doof, nur zögerlich getrauten sich die Leute in den Zwischenbereich zwischen Tischen und Bühne, was der Stimmung etwas abträglich war. Pat O'May hat das Publikum aber immer wieder angeheizt. Das Lokal war gut gefüllt, ich fand trotzdem einen Platz direkt vor Martin. So nah bekam ich ihn noch nie zu sehen, und es macht einfach nur Spass, ihm ganze zwei Stunden beim Spielen zuzusehen.
Nach der Show konnte man sich Autogramme von Martin und der Band erhaschen. Die Gelegenheit habe ich natürlich genutzt, wobei Martin arg beschäftigt war. Dazu muss ich echt mal sagen, ich kann nicht verstehen, warum es Fans gibt, die einen ganzen Stapel CDs, Bücher, Hefte und Poster mitschleppen und in jedem davon mindestens zwei Autogramme haben wollen. Das ist unfair gegenüber den normalen Fans und unanständig gegenüber dem Künstler.
Der Bericht von King Heath schildert die Performance sehr treffend und dem kann ich nur zustimmen.
In Augsburg gab es keine Pause, es wurde durchgespielt. Still Loving You Tonight wurde als Zugabe gespielt, vor Locomotive Breath. Besonders gut gefallen haben mir die diversen Soli in Thin As A Brick, wo Martin schnell und unglaublich harmonisch spielt. Die dezente Anspielung an Stairway to Heaven ganz zu Beginn von TaaB fand ich äusserst gelungen. Den Witz bei Thin As A Brick (wurde anderswo schon erwähnt) fand ich auch ganz lustig. Martin fragt das Publikum, ob sie Thin As A Brick kennen, und auf den tosenden Applaus meint er, dies sei ja wohl unmöglich. Es handle sich nämlich nicht um Thick As A Brick, das einen ganzen Abend, manchmal auch zwei, zu füllen vermag. Sondern um die effiziente Version. Er bringt das mit etwas trockenem britischen Humor und seiner sympathischen Art rüber, was während des ganzen Auftritts immer wieder für Lacher gesorgt hat. Später spielte er dann Heavy Metal Fat Man, das mir persönlich sehr gut gefallen hat. Hier fand ich seinen Witz, wiederum eine Anspielung an Jethro Tull resp. in diesem Fall konkret an Ian Anderson, allerdings nicht so wahnsinnig witzig. Martin sagte, dass bei diesem Song normalerweise tanzende und auf einem Bein stehende Elfen auf der Bühne umherschwirren. Nicht aber heute Abend, meinte er, ganz im Gegenteil, „we’re gonna kill these elves“. War mir etwas zu direkt…
Auch Song for Jeffrey gefällt mir im neuen härteren Gewand sehr gut. Martin erwähnte öfters, dass sie die Songs nehmen, auch Blues- Standards, diese aber abändern und damit „fiddlen“.
Ein Album in dem Stil würde ich mir wünschen…!
Der Bassist wurde seit Cropredy leider schon wieder ausgetauscht. Greg Harewood wirkte recht unsicher und starrte entweder in seinen Notenständer oder beobachtete Martin minutiös. Naja, dafür kann er wohl nichts, zumal er die Songs wohl erst seit Kurzem kennt. Den Drummer George Lindsay fand ich dafür echt gut, der mag ganz schön drauf los hämmern.
Apropos Drummer und „Clive’scher Drive“ (um das mal zu übernehmen) bei Teacher; wäre es nicht möglich gewesen, Clive für diese Tour zu gewinnen? Das wär bestimmt ein Gaudi geworden.
Alles in Allem war es ein super Konzert und ein toller Abend, das den Cropredy- Auftritt beinahe noch toppt.
Grüsse
Chris
- "Oh she was a rare thing, fine as a bee's wing, so fine a breath of wind might blow her away" - RT