New „Jethro Tull“ Album - The Zealot Gene

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Moderator: King Heath

Jack Green
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Re: New „Jethro Tull“ Album - The Zealot Gene

Beitrag von Jack Green »

Mittlerweile bin ich der Meinung, dass TZG über einige Streckenabschnitte spannender und interessanter ist als TAAB2 und HE und bezüglich Experimentierfreude mehr bietet. Alles in allem klingt es tatsächlich mehr nach einem Bandalbum als die beiden Vorgänger. Wieso das so ist, kann ich noch nicht genau sagen.

Mrs Tibbets ist ein toller Opener und macht Spaß. Barren Beth, Wild Desert John bringt ähnlich rockiges mit etwas mittelalterlicher Färbung. Auf jeden Fall für IA relativ starke und zugängliche Rock-Harmonik und Melodik, was mir sehr gut gefällt. The Betrayal of Joshua Kynde hat auch tolle melodische und harmonische Motive, die mich ansprechen. Über Three Loves, Three und In Brief Visitation habe ich schon geschrieben und gefällt mir wirklich gut, vor allem die zweite Hälfte. Der Fisherman könnte allerdings genausogut ein Outtake von HE sein, das erinnert mich vor allem im Drumpart besonders an das Vorgängeralbum und ist nicht so mein Ding. Obwohl, wenn dann Flöte und Synthis unisono beginnen, wird das Stück spannend. Damit endet das Album für mich aber etwas abrupt und unbefriedigend.

Auf jeden Fall freue ich mich, dass ich mich hier für die Vinyl-Version entschieden habe. Da macht das Auflegen dann richtig Freude (wann auch immer das bei mir ankommt).
jan.gast
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Re: New „Jethro Tull“ Album - The Zealot Gene

Beitrag von jan.gast »

Nightcap hat geschrieben: Sa Jan 29, 2022 1:11 pm Ganz kurz zur Ausstattung der Doppel-LP ...
Gutes Stichwort, allerdings bezogen auf die Mediabook-Ausgabe (2CD/BD) ist meine Einschätzung folgende: enttäuschend! Um es in einem Wort zusammenzufassen. Das Ganze muss sich den Vergleich zur Ausgabe der Homo Erraticus gefallen lassen: schon der Einband kam da exklusiv und hochwertig daher (nun gut, es kann, es muss nicht immer Leinen sein - zumal die Produktion im Hause optimal media seinerzeit in einem leicht andersfarbigen Stoff erfolgte, als eigentlich bestellt, das am Rande). Die Innenausstattung hat nicht nur mehr Seiten (60, diesmal 36), sondern überzeugen diese durch ein absolut stimmiges grafisches Konzept und dessen Umsetzung in kongenialen Fotomontagen oder Fotosymbiosen von Carl Glover (einem der besten Grafik-Designer im Bereich der modernen Rockmusik, den ich kenne, wer sich was anschauen möchte: https://www.alephstudio.co.uk/).
Die Scheiben selbst: damals deren 4 mit dem Mehrwert von Videomaterial. Mag diesmal ebenfalls geplant gewesen sein, keine Ahnung, jedenfalls steht hinten auf dem Cover der Hinweis: "Documentary Screen Format:...". Dieser macht nun keinen Sinn (wurde vergessen, ihn zu tilgen?), weiter: die BD hat noch nichtmal ein vernünftiges Authoring, da passiert quasi gar nichts, außer, dass man den 5.1-Mix abspielen kann (und HiRes Stereo, OK). Wenn ich bedenke, dass ich die Ausgabe wegen diesem gewählt habe (und nun bei Laufi lesen muss, dass er nicht mal was taugt [habe ihn selbst noch nicht gehört]), kommt leider die Ahnung von Ärger auf, denn es bleiben unterm Strich noch die Demos - und obgleich ich großes Interesse an solchen Sachen habe, machen diese mich nun leider aktuell überhaupt nicht an, denn sie offenbaren das eher dünne kompositorische Material prägnant, während das Ganze in den z. T. wunderbar arrangierten Band-Einspielungen beeindruckt (zum Glück!).

JG

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Birgit
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Re: New „Jethro Tull“ Album - The Zealot Gene

Beitrag von Birgit »

Ich lese immer wieder sehr gern die Fan-Meinungen zu den Alben und finde es spannend, wie unterschiedlich die Geschmäcker und somit die Urteile sind. Ich hoffe, es schreiben noch einige andere was dazu. :)

Für mich ist TZG eine Mischung aus HE und SLOB, wobei die at home recordings, außer „Sad City Sisters“ den SLOB-Anteil bilden (bin ich ja kein so großer Fan von). HE gefällt mir bisher aber besser und TAAB2 auch, empfinde sie mit diesem Album aber schon als Trilogie. Ian Anderson oder Jethro Tull macht für mich seit TAAB2 gar keinen Unterschied.

Einige Titel auf TZG mag ich schon sehr: „Mrs Tibbets“,“ Mine Is The Mountain“,“ Barren Beth, Wild Desert John“…

Die Demos höre ich mir erst an, wenn ich das Album auswendig kenne. :mrgreen:
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Dietmar
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Re: New „Jethro Tull“ Album - The Zealot Gene

Beitrag von Dietmar »

Ich bin auch nach dem mittlerweile sechsten Durchlauf immer noch sehr angetan.... :)

Gefällt mir, nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Was mir bereits seit dem ersten Durchlauf und von Mal zu Mal immer mehr auffällt: Wie viel Anderson aus seiner (eigentlich ja nicht mehr vorhandenen) Stimme rausholt, wie viel unterschiedliche Phrasierungen und damit eben auch Stimmungen er damit den Songs gibt. Finde ich überaus gelungen.... :D

Laufi hat geschrieben: Do Jan 27, 2022 2:55 pm Allerdings: ich will tatsächlich nicht sehen, bzw. hören, wie IA versucht, die Songs live zu "singen". Ich kann mir nicht vorstellen, dass er das hinbekommt.
Drauf gesch.... :P .... und da Du Dir das live ja eh nicht mehr gibst, so what.... :wink:

Dass "live" dann neben den stimmlichen Beschränkungen auch noch die konditionellen hinzukommen, ist halt so. Aber allzu viele Songs wird er da vermutlich eh nicht in sein "Prog Years"-Programm einfließen lassen. Wenn's beim Konzert im Oktober in Bremen zwei oder gar drei sein sollten, wäre ich schon hochzufrieden mit der "Quote".... :).... eine adäquate Tour zu einem neuen Album dürfte spätestens seit dem HE-Desaster gestorben sein, das kann man den Lesern der Good Times & Apotheken-Umschau einfach nicht mehr zumuten.... :mrgreen:
Marengo
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Re: New „Jethro Tull“ Album - The Zealot Gene

Beitrag von Marengo »

Ich habe die CD jetzt auch ein paar Mal ganz gehört und dann, wie ich es immer mache, bestimmte Stücke auf Endlosschleife gestellt, so dass ich dazu schon eine gewisse Meinung habe. Das Große und Ganze fehlt mir noch etwas. Und Favoriten wechseln sich ab. Gott sei Dank.

Zunächst vor die Klammer gezogen: Ist es ein Tull Album? Formal ist die Antwort einfach. Jethro Tull ist Ian Anderson und Ian Anderson ist Jethro Tull. Inhaltlich kann ich persönlich sagen, dass ein Tull Album mich richtig emotional berühren muss. Dabei ist mir grundsätzlich egal, ob IA da solo als Singer/Songwriter seine starke feminine Seite auslebt oder eine Band Gas gibt. Die akustischen Stücke auf Aqualung waren und sind für mich emotional immer Tull, ebenso die B-Seite von Minstrel. So würde ich einstweilen dem Katzenfisch beipflichten wollen. The Zealot Gene ist für mich unerwartet viel Tull.

Mrs Tibbets:

Ein genial komponiertes/arrangiertes und getextetes Stück. Man kann an Hiroshima herangehen wie Wishful Thinking in den 60ern, leicht plakativ, etwas kitschig, aber durchaus nicht schlecht, in jedem Fall emotional. Oder wie Mr Tull vorliegend. Die Motoren der B 29 werden angeworfen. Keyboards wie in "Schweigen der Lämmer", bevor Hannibal Lecter in Aktion tritt. A dark sense of forboding. Die Maschine hebt ab. Die minutiös geplante "Aktion" nimmt ihren Lauf. Was passiert denn jetzt? Ein geradezu hymnisches musikalisches Motiv. Heia Safari. Wir fliegen nach Hiroshima und geben den Japsen was auf den Deckel. Verdient haben's die Schlitzaugen. Und dann der Text, der in seiner Banalität einfach großartig ist und kongenial mit der Musik Hand in Hand geht. Denkt Euch nichts bei den (erwarteten) Opferzahlen, der Hitze, in der alles schmilzt, dem brennenden Fleisch. Wir sind die Auserwählten, die diesen verdammten Krieg mit einem big bang beenden, damit unsere Jungs Weihnachten zu Hause sind. Der Refrain läßt dann erahnen, was kommen wird: Mrs Tibbet's little boy, allein für dieses wunderbare Wortspiel hat Ian Anderson einen Literatur- Nobelpreis verdient. August morning silence breaks. Wahrscheinlich wird man irgendwann am Boden das Pfeifen einer schweren Bombe gehört haben. Manhatten toy drops in for tea and Eccles cake. So oder so ähnlich wird es gewesen sein. Die Bevölkerung war auf dem Weg zur Arbeit, einige werden sicher noch gefrühstückt haben. Massenmord aus der Sicht der Täter hat doch immer etwas Banales.

Nach der zweiten Strophe ändert sich die Stimmung. Keine Hymne mehr, eine rasende Steigerung, verzerrte Gitarre, Kakophonie. Das ist die Druckwelle, die alles und jeden zerstört. Und dann der Feuerball, der das Vernichtungswerk zu Ende bringt.

Dann wieder das Grundmotiv mit den was wäre wenn Fragen. Paul Tibbets hat ja bis zu seinem Tode keinerlei Zweifel an der Richtigkeit seines Tuns geäußert. Ob Enola Gay sich mal gefragt hat, was ihr Sohn da getan hat, weiß ich nicht. Als stolze amerikanische Patriotin eher nicht. Aber Ian Anderson stellt ihr endlich diese Frage, die zwangsläufig unbeantwortet bleiben muss.

Barren Beth, Wild Desert John:

Musikalisch trifft hier die Renaissance-Hofkapelle von Königin Elisabeth I. auf eine harte, zeitlose Rockband, die Tull für mich immer (auch, vielleicht sogar primär) war. IA hat mehr Heavyrock im kleinen Finger als alle Hardrock-Kapellen zusammen. Wer -wie ich- mit 17 Jahren "Dark Ages" live gesehen hat, darf das sagen:-). Die Frage, ob das hier Tull ist, ist für mich damit beantwortet. Auch wegen der "Schrulligkeit", wie der Katzenfisch so schön geschrieben hat, aber mehr noch wegen der Power. Der Text nimmt die altbekannte Perspektive des IA ein, der gerne einen ungewöhnlichen Blick auf bekannte Ereignisse wirft. Die Mondlandung aus der Sicht von Michael Collins, der Walfang aus der Sicht eines alten Walfängers und die Geburt Jesu aus der Sicht der unfruchtbaren Elisabeth. Cousin Mary, cousin Mary, das ist in der Tat sehr schrullig. Cousin Mary stiehlt allen die Show, die ikonische Mutter, der Star, den alle kennen und verehren. Mir fällt da da Vincis Anna Selbdritt ein. Aber Elisabeth ist auch eine Mutter (von Johannes), und Elisabeth und Maria gehören zusammen. Das ist das Verbindende, der Ausgleich, der IA immer in seinen Texten wichtig war. Dieses "sitting on a fence" und beobachten, sich nie blind auf eine Seite schlagen, die Mitte suchen, das große Thema der Scheibe in einer Welt, die fast nur noch aus schwarz und weiß besteht.

Zur musikalischen Umsetzung möchte ich noch anmerken, dass ich mir gewünscht hätte, dass Florian Opahle so einen coolen Gitarrensound in seiner Zeit mit Tull auf der Bühne gehabt hätte.

Three Loves, Three/In Brief Visitation:

Beide Stücke gehören für mich zusammen. Brüder, Schwestern oder Bruder und Schwester. Die Spielarten der Liebe, im Booklet erklärt, ist kein wirklich neues Thema, aber textlich und musikalisch wunderbar umgesetzt. In Brief Visitation hat mich, als ich es zum ersten Mal gehört habe, tief berührt und tut es immer noch. Vordergründig geht es um den kurzen Besuch des "fall guy" (aka Jesus Christ) auf Erden, aber dahinter beginnt für mich eine andere und tiefere Bedeutungsebene. Zugegeben, das ist jetzt rein persönlich, aber IA hat doch x-mal gesagt, dass seine besten Texte diejenigen sind, die der Hörer mit Bedeutung füllen muss. Es geht auf dieser zweiten Ebene ganz allgemein um die alles sprengende Kraft der Liebe, beispielsweise um den Einschlag des "fall guy" (kann auch ein "fall gal" sein) in einen anderen Menschen, der sich vielleicht unterbewusst nach der Liebe seines Lebens sehnt und plötzlich davor steht. Oder zwei Planeten, die miteinander kollidieren, sich in Teilen auflösen, um dann zu verschmelzen. Der "große Zufall", der Sechser im Lotto. Das, was man "sich finden" nennt. "Dangerous affections sublime", gefährlich, weil diese göttliche, von Gott stammende Liebe (nicht unbedingt die Liebe Gottes) alles durcheinanderwirbelt. "And write me an autograph here on my heart, engraved dedication". Das ist Gottes Liebe zu den Menschen, aber auch das Gefühl, dass ein anderer Mensch god-sent sein kann. Einer der tollsten Texte von IA, und in dem zerbrechlichen akustischen Arrangement auch musikalisch ganz großes Kino. Zum Thema "wahre Liebe" gehören Stücke wie Wond'ring Aloud/Wond'ring Again oder auch Grace. Dieses hier ist ebenbürtig.

Ich könnte jetzt als herausragend noch Mine Is The Mountain erwähnen, aber Ians Beschäftung mit Gott ist ja uralt und oft interpretiert worden (siehe liner notes, a late-life partner to My God), so dass ich dazu nichts schreiben möchte. Tolles Stück. 

Rest vielleicht mal später. Es wird bestimmt noch Verschiebungen geben (außer bei Three Loves, Three/In Brief Visitation).
HansJuergen
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Re: New „Jethro Tull“ Album - The Zealot Gene

Beitrag von HansJuergen »

So, jetzt auch ein paar Mal gehört. Und ich muss sagen, dass mein zunächst nur "gefälliger" Gesamteindruck sich eindeutig zum Besseren verschoben hat. Ein Werk, dass sich in den Kanon der besseren Alben einreiht. Durchaus mit einigen überraschenden Wendungen in den Songs und auch sperrigen, sich erst nach mehrmaligen Hören erschließenden Songs. Meine Befürchtung, das Werk wäre zu eindimensional, hat sich Gottseidank nicht bestätigt. Mit den Texten habe ich mich noch nicht näher befasst, das bedarf noch einer zeitaufwändigen Fleißarbeit - zusammen mit den Track notes, den bible references und den project initial outlines. Highlights für mich: Mrs Tibbets, Mine Is The Mountain, Barren Beath(!!) und inzwischen auch 3 Loves 3/In Brief Visitation.
Dazu, dass das Werk unter dem Namen "Jethro Tull" veröffentlich wurde, habe ich mich ja anderer Stelle bereits ausgelassen: Ich halte das für den Marketing-Hammer schlechthin. Denn Tull ist inzwischen überall wieder präsent, an den Zeitschriftenkiosken stapeln sich die Tull-Sonderhefte, die einschlägigen Magazine enthalten alle einschlägige Artikel, oft auch auf dem Titelbild, Radiosondersendungen in epischer Länge ... Das gab es seit Jahrzehnten nicht mehr! Das Konzept ist voll aufgegangen - sicher auch dank einer ausgeklügelten und extrem professionellen Strategie.
zeppaul
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Re: New „Jethro Tull“ Album - The Zealot Gene

Beitrag von zeppaul »

Nach mehrmaligem Anhören gefällt sie mir auch etwas besser, obwohl ich mehr die folkingen und rockigen Sachen als den reinen"prog" mag!
Hat sich jemand schon mal die Texte genauer angesehen? Ist es wie früher eher religionskritisch oder ist er auf seine alten Tage gläubig geworden(?)
Marengo
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Re: New „Jethro Tull“ Album - The Zealot Gene

Beitrag von Marengo »

Wie wär's mit selber versuchen? :wink: Und was hat religionskritisch mit gläubig zu tun? So oft, wie IA sich mit Gott in all seinen Inkarnationen im Laufe seines musikalischen Lebens beschäftigt hat, wird er die Existenz Gottes im Sinne von Spiritualität oder einer schöpferischen Macht hinter den Atomen zumindest für möglich halten. In der Deluxe-Ausgabe schreibt er dazu:
"...Nor Am I a man of faith when it comes to conventional, organised relogions. Faith implies certainties, and I don't do certainties."
zeppaul
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Re: New „Jethro Tull“ Album - The Zealot Gene

Beitrag von zeppaul »

Was Religionskritik mit Gläubigkeit zu tun hat? Man kann natürlich auch an den Osterhasen oder Globoli glauben! :wink: Wenn ich Ian`s Aussage in der Deluxe-Ausgabe bei meinen dürftigen Englischkenntnissen richtig verstanden habe, spricht es wohl eher gegen religiöse Gläubigkeit! Danke für die Info!
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Motoreyes
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Re: New „Jethro Tull“ Album - The Zealot Gene

Beitrag von Motoreyes »

Als ich Freitmorgen einen Abend nach meiner OP im KH geweckt wurde, so gegen 07:00 Uhr, musste ich tatsächlich als erstes an TZG denken. Ich habe mich wohl scheinbar trotz meiner Vorbehalte bei den ersten Vorveröffentlichungen sehr drauf gefreut. Nach meiner Mobilisierung griff ich also schnellstens zum Ipad und stieg bei Spotify ein, um mir das gesamte Album noch vor dem Frühstück anzuhören. Ist ja nicht so lang. Und vernünftige Kopfhörer habe ich auch dabei. Seitdem folgten bis heute täglich mehrere Hördurchgänge. Hab ja genug Zeit.

Und über den ersten Song, Mrs. Tibbets, war ich schonmal sehr erfreut. Ich war mir natürlich über die eher instrumental verhaltene Produktion bewusst, also habe ich mich drauf eingestellt und wollte das nicht so sehr in meinen Hörfocus legen. Und da kam genau dieser Opener gerade recht. Den Umständen entsprechend durchaus rockig und vor allem: tullig, absolut tullig. Und ich denke, damit habe ich mich dann auch mehr gegenüber dem Rest des Albums geöffnet. Die ersten drei Songs, die ich ja noch nicht kannte, haben mich absolut beeindruckt.

Dann folgten die drei Bekannten. Und nun im Gesamtkontext des Albums gefallen dieser mir ebenfalls. Waren Mrs. Tibbets und Mine is The Mountain schon durchaus Kracher folgten dann noch weitere mit Barren Beth, Wild Desert John und The Betrayal Of Joshua Kynde. Obwohl gerade bei Barren Beth, Wild Desert John hätte durchaus noch eine Weiterausarbeitung verdient gehabt. Da hätte es mit der Band mehr im Vordergrund mal so richtig abrocken können.

Die letzten vier Stücke sind dann der eher ruhige Abschluss des Albums, obwohl ja The Fisherman Of Ephesus nochmal ein „Bandstück“ ist. Trotzdem gefallen mir alle Vier sehr gut. Hervorstechend die zusammenängenden Three Loves, Three und In Brief Visitation, obwohl zuerst mit meinem Restnarkosekopp gar nicht begriffen hab, dass es zwei Stücke sind.

IA steht mit Flöte, Gitarre und Gesang im Mittelpunkt. Die Flötenarbeit ist herausragend, gefällt mir sehr. Auch sein Gesang ist den bekannten Umständen entsprechend gut. Seine Stimme ist fest und zeigt trotz der Einschränkungen viele Klangfarben. Die Band erscheint aber, um den Meister herum drapiert, mMn viel zu sehr im Hintergrund. FO ist zB, außer bei seinen (zu) wenigen Solis, meist nur auf einem Kanal zu hören. Insgesamt viel zu zurückhaltend. Was wäre das Album für ein Kracher, wenn der eine oder andere Song weiter ausgearbeitet wäre und ein satter, rockiger, etwas kantigerer Bandsound herrschen würde. Soviel zur negativen Kritik.

Trotzdem gefällt mir das Album sehr und ich werde es sicher noch viel öfter hören. Und es ist wahrlich nicht das schlechteste JT Album. Es tullt an allen Ecken und Enden. Es ist JT.
Zuletzt geändert von Motoreyes am So Jan 30, 2022 2:33 pm, insgesamt 1-mal geändert.
HansJuergen
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Re: New „Jethro Tull“ Album - The Zealot Gene

Beitrag von HansJuergen »

Motoreyes hat geschrieben: So Jan 30, 2022 1:38 pm Als ich Freitmorgen einen Abend nach meiner OP im KH geweckt wurde
Hey, die besten Wünsche zur Genesung!
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Motoreyes
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Re: New „Jethro Tull“ Album - The Zealot Gene

Beitrag von Motoreyes »

HansJuergen hat geschrieben: So Jan 30, 2022 2:23 pm Hey, die besten Wünsche zur Genesung!
Danke Dir :wink:
Whistling Catfish
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Re: New „Jethro Tull“ Album - The Zealot Gene

Beitrag von Whistling Catfish »

Zunächst mal möchte ich mich herzlich bei Euch für Eure Beiträge in diesem Thread danken. Ich habe sie mit Interesse gelesen und es wurde schon sehr viel Wahres und für mich sehr gut nachvollziehbares geschrieben.

Daher von mir nur ganz kurz: WAS FÜR EIN FEINES ALBUM! Jethro Tull sind zurück! Da - ich habe es gesagt. "The Zealot Gene" hat für mich definitiv einen ganz, ganz starken, emotionalen Tull Vibe. Ich kann das nicht wirklich erklären - aber dieses Album hat etwas, was HE (auch ein schönes Album) nicht hatte. Oder gar TAAB2. Dieses hier ist anders. Irgendwie.

Ich bin auf jeden Fall sehr begeistert. Sicher - ich hätte mir gewünscht, dass die Gitarren etwas hörbarer wären und die Drums etwas - sagen wir mal - mutiger. Scott ist mein Freund - daher fällt mir das echt schwer zu sagen - aber an mancher Stelle ist mir das kompetente Halten des Beats etwas zu wenig und ich glaube, dass ein etwas "flashigerer" Drummer hier etwas mehr Heaviness und Proggieness hätte beitragen können, die den Songs am Ende ggf. etwas besser getan hätten. Auch glaube ich, dass etwas mehr Studiozeit zu einigen kleineren Verbesserungen hätte führen können. Doch das ist alles überflüssiges Nerdgequatsche und - wenn überhaupt - Jammern auf GANZ, GANZ hohem Niveau.

The Zealot Gene ist definitiv ein Tull Album für mich. Und Tull Alben liebe ich alle. Und ich weiss auch wo ich es einsortieren werde. Einsortieren muss. Wenn ich im Zuge dieses Threads und der Wartezeit eines gelernt habe, dann ist das dass man Ian Anderson NIEMALS abschreiben darf. Denn es gibt keine schlechten Ian Anderson / Jethro Tull Platten. Und diese hier ist sogar eine ganz besonders gute. Habe ich nicht mehr mit gerechnet – ich Trottel.

PS: JPC ist ein Saftladen. Bis heute noch nicht mal eine Versandbestätigung.
I wish I was a Catfish, swimmin' in the deep blue sea....
Marengo
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Re: New „Jethro Tull“ Album - The Zealot Gene

Beitrag von Marengo »

Whistling Catfish hat geschrieben: So Jan 30, 2022 7:18 pm
The Zealot Gene ist definitiv ein Tull Album für mich. Und Tull Alben liebe ich alle. Und ich weiss auch wo ich es einsortieren werde. Einsortieren muss. Wenn ich im Zuge dieses Threads und der Wartezeit eines gelernt habe, dann ist das dass man Ian Anderson NIEMALS abschreiben darf. Denn es gibt keine schlechten Ian Anderson / Jethro Tull Platten. Und diese hier ist sogar eine ganz besonders gute. Habe ich nicht mehr mit gerechnet – ich Trottel.

PS: JPC ist ein Saftladen. Bis heute noch nicht mal eine Versandbestätigung.
Ja, ich bin da ganz bei Dir und TZG berührt mich wie lange nix mehr. Ich finde diese ganze "Glaubenssache" so unendlich spannend. Ich habe immer an IA geglaubt. Der olle Sack! Wenn ich "In Brief Visitation" höre, könnte ich losflennen:-):-):-).
Jack Green
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Re: New „Jethro Tull“ Album - The Zealot Gene

Beitrag von Jack Green »

Mir scheint ja, er hat für dieses Album wieder etwas Mut gehabt, musikalisch etwas zu sich zu finden. TAAB2 und HE, da wollte er in die moderne Prog-Nische rein bzw. dem gerecht werden, was aus seiner Sicht vielleicht dort erwartet wird. Er war vielleicht der Meinung, da muss er anders rangehen. Und hier verbindet er jetzt seine letzten wirklichen musikalisch ambitionierten Ansätze von SLOB und RD und kombiniert sie mit dem Prog-Ansatz der letzten beiden Alben. Und das funktioniert für mich recht gut, auch weil er vielleicht die "Prog-Formel" nach zwei Versuchen ein bisschen verfeinert hat.
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