New „Jethro Tull“ Album - The Zealot Gene

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Dietmar
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Re: New „Jethro Tull“ Album - The Zealot Gene

Beitrag von Dietmar »

Whistling Catfish hat geschrieben: Mi Feb 02, 2022 8:24 pm Ich weiß, ich weiß. Die Charts sind nicht mehr das was sie mal waren - aber Platz 4 in den offiziellen UK Charts klingt irgendwie immer noch cool für ‚Jethro Tull‘!

...und Platz 1 in den Media Control Album Charts hat doch auch was, oder..... :lol:

https://www.charts.de/musik-charts/alben/

....allerdings sind das wohl NICHT die offiziellen dt. Album-Charts. Wollte grad mal in der Wiki-Diskographie gucken, da steht das Album auch "nur" auf Platz 4.... :?

Demnach sind das hier die offiziellen deutschen Album Charts:

https://www.offiziellecharts.de/charts/album

Aber immerhin, zweithöchste Platzierung in Deutschland zusammen mit Heavy Horses hinter Thick As A Brick. Also wisst ihr, wo ihr das Album jetzt im Backkatalog einzusortieren habt.... :mrgreen:

....bleibt zu hoffen, dass finanziell zumindest noch so viel für ihn dabei rum kommt, dass es der Motivation für das Folgealbum nicht abträglich ist.... :wink:
Whistling Catfish
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Re: New „Jethro Tull“ Album - The Zealot Gene

Beitrag von Whistling Catfish »

Getreu dem Motto, dass alles bereits gesagt wurde nur noch nicht von jedem, möchte ich - nachdem ich "The Zealot Gene" seit einer Woche täglich wirklich rauf und runter dudel - auch mein abschließendes Fazit herausposaunen:

Ein ganz, ganz tolles Album! Ich bin absolut "in love" mit der neuen "Tull-LP". Diese Platte spricht mich auf so vielen Ebenen an, bringt so viele Saiten in mir zum Schwingen, dass ich manchmal fast heulen könnte. Klar - jeder der mich kennt weiß, dass ich im tiefsten Herzen noch immer der "Fanboy" bin, der ich schon in den Anfangstagen dieses Forums (und schon etliche Jahre zuvor) war. Aber Rock'n'Roll, Musik - oder Kunst im Allgemeinen - ist für mich nunmal vornehmlich subjektiv. Aber diese Musik, die darin transportierten Inhalte - und speziell auch (und gerade) die "Performance" des Opis - begeistert mich einfach. Trotz all der bereits viel diskutierten Schwächen (die, wenn wir mal ehrlich sind, nur zu Tage treten wenn wir das ins Verhältnis zu früheren Alben setzen - was schlicht Quatsch ist).

Der Opi hat mir mir hier mal wieder das gemacht, was eben nur der Opi kann. Ein Musikalbum welches mich derart stark und auf so vielen, verschiedenen Ebenen anspricht.

Und, was mir ganz wichtig ist, da ich ja sehr deutlich war in Bezug kann das "Jethro Tull" sein - rein personell ist es das natürlich nicht - aber TROTZDEM hat IA es hier geschafft weitestgehend eine musikalische Atmosphäre oder Sound zu schaffen, die (bewusst oder unbewusst) für mich deutlich näher an die klassische Magie kommt. Well done, IA (& chums) , very well done. Ich kann meinen Finger nicht drauflegen - will ich auch gar nicht. Ich bin einfach happy mit dieser Scheibe.

Long live IA, long live the new JT (oh hang on - they've replaced the guitarist meanwhile, already...;) never mind! )

Schade, dass die Live Geschichte dann wahrscheinlich wieder eher das sarkastische in mir hervorbringt.......aber ich bin mir trotzdem sicher, dass ich dann doch noch mal das ein oder andere Konzert wahrnehmen werde. Und ich freu' mich drauf. Auf ein Wiedersehen. Mit dem Opi, seiner Truppe und natürlich mit einigen von Euch! Spaß wird's auf jeden Fall machen.....

Eternal Fanboy J. :wink:
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CaptainFalcon
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Re: New „Jethro Tull“ Album - The Zealot Gene

Beitrag von CaptainFalcon »

Ich bin auch immer wieder drauf und dran ausführlich meine Meinung zum Album zu formulieren. Mein Problem war aber bisher, dass ich einfach nicht bestimmen konnte, warum genau ich das Album so geil finde.

Aber jetzt habe ich eine Theorie! Der Rezensent der Süddeutschen hatte geschrieben "Keine ausladenden Prog-Epen, sondern kompakte, melodiegetriebene Songs, in denen aber trotzdem so viele Ideen stecken, dass es auch für ein Prog-Album gereicht hätte. Mehr als ein halbes Jahrhundert Erfahrung im Songwriting scheint sich vor allem darin niederzuschlagen, dass Anderson weiß, wie man zum Punkt kommt."

Und genau das ist es! Obwohl ich durchaus auch auf epische Songs stehe, strahlt The Zealot Gene trotz aller Komplexität im Detail durch die vergleichbar kurzen, eingängigen Songs eine selten dagewesene Leichtigkeit aus. Es schmiegt sich in die Ohren, bleibt da, bietet aber genug Tiefgang, dass es nicht langweilig wird und mich dazu bringt, die Songs immer und immer wieder hören zu wollen.
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Nightcap
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Re: New „Jethro Tull“ Album - The Zealot Gene

Beitrag von Nightcap »

So, ich habe jetzt nach vielen Durchläufen auch eine (vorläufig endgültige) Meinung zu dem Album und nach wie vor packt es mich überhaupt nicht, anders als die meisten von euch. Ich versuche mich kurz zu fassen, muss das aber einfach aus dem Kopf kriegen, damit ich gedanklich den Deckel draufmachen kann. Song für Song erspare ich euch, das sind eher grundsätzliche Dinge.

Auf der Habenseite stehen für mich ein ambitioniertes und interessantes textliches Gesamtkonzept, auch wenn Glaube und Spiritualität jetzt nicht so meine Themen sind (Kirche sowieso nicht), die verschiedenen menschlichen Emotionen aber natürlich schon. Eine spannende Idee und einige Bibelverse habe ich beim Hören gegoogelt und neben den Lyrics gelesen. Darüber hinaus sind die Songs auf Anhieb sehr eingängig und der Melodienreichtum ist wie selten vorhanden. Der Fuß wippt sozusagen von Anfang an mit. Sonst noch was? Hm, für mich jedenfalls nicht wirklich.

Warum also kann ich mit TZG nicht besonders viel anfangen?

Unisono hat ja auch schon geschrieben, woran es hapert: an der musikalischen Umsetzung und genau das ist auch mein Punkt! Da ist zunächst mal die Band. Zum Vergleich habe ich mir mal das letzte JT Album rausgekramt, das ich eigentlich immer relativ schwach fand: „Dot Com“. Soviel Vergleich darf sein. Und was soll ich sagen, ich war erstaunt, wie gut es mir gefällt nach über 20 Jahren, kein Scherz. Ein Grund dafür ist, dass hier eine echte Rockband unterwegs ist, Halleluja! Da ist ausnahmslos JEDE Position deutlich besser besetzt als bei der IA Solo-Band und da ist (war) ordentlich Pfeffer und Komplexität drin. Dagegen ist die aktuelle Combo eher biedere, fade Hausmannskost, tut mir nicht leid. Lutz hat das schon angemerkt mit den Vergleichen Giddings / O`Hara und Perry / Hammond. Gilt für mich genauso für den Bass (!) und (logo!) die Gitarre. Aber es ist nun mal, wie es ist. Trotzdem sind das Welten. Alleine die Keyboard-Sounds auf ZTG sind für meine Ohren absolut furchtbar. Das Schlagzeug bleibt langweilig und ermüdend. Selbst die Flötentöne sind z.T. echt penetrant („Where Did Saturday Go?“ ab Min. 2:06: dadada dadada dadada… und auch die Bridge eher einfallslos).

Dann Rhythmus und Arrangement der Titel, noch wichtiger als der erste Punkt. Ja, die Titel sind eingängig, aber es mangelt ihnen völlig an Komplexität und nachhaltiger Tiefe. Spätestens nach dem 5. Anhören langweilt mich das. Über das übliche Schema (Verse, Chorus, Bridge etc.) und mit Glück ein Intro und Outro, das den Namen überhaupt verdient, geht es kaum hinaus. Keine Entwicklung der Songs, keine Überraschungen, Rhythmuswechsel, kein Prog-Gefrickel, das diese Band früher so grandios draufhatte. Die Songs fast durchgängig im geraden Takt durchgezogen, die Römer aus „Enter The Uninvited“ marschieren immer noch. Ich wette einen Fünfer, wenn man das Metronom am Anfang anstößt, passt es beim letzten Song immer noch.
Wo sind die Rhythmusrätsel wie „New Blood Old Veins“ oder mal ein verzwicktes Instrumental wie „Tripudium Ad Bellum“, um mal nur Songs aus dem direkten Vorgänger HE zu nennen? Reicht euch das wirklich?

Nein, für mich bleibt dieses Album seltsam blass und unausgegoren. Vermutlich sind ein paar Tage Proben und Aufnehmen halt auch einfach zu wenig. Diese Musik hat man sofort begriffen, und das kenne ich von JT bzw. IA-Alben nicht. Die musste man sich immer 10-20x anhören und hatte danach immer noch längst nicht alle Details drauf. Dafür habe ich diese Band geliebt.
Aber ohne Zweifel gefällt Vielen dieses Album, und es wird sicher auch kommerziell ein Erfolg werden. Falls er also tatsächlich nochmal eins dranhängt, wird es vermutlich ziemlich ähnlich klingen. Sehr schade. Also für mich, nicht für euch. Genießt es!
Life's a long song
But the tune ends too soon for us all
Marengo
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Re: New „Jethro Tull“ Album - The Zealot Gene

Beitrag von Marengo »

Whistling Catfish hat geschrieben: Fr Feb 04, 2022 4:46 pm Getreu dem Motto, dass alles bereits gesagt wurde nur noch nicht von jedem, möchte ich - nachdem ich "The Zealot Gene" seit einer Woche täglich wirklich rauf und runter dudel - auch mein abschließendes Fazit herausposaunen:

Ein ganz, ganz tolles Album! Ich bin absolut "in love" mit der neuen "Tull-LP". Diese Platte spricht mich auf so vielen Ebenen an, bringt so viele Saiten in mir zum Schwingen, dass ich manchmal fast heulen könnte. Klar - jeder der mich kennt weiß, dass ich im tiefsten Herzen noch immer der "Fanboy" bin, der ich schon in den Anfangstagen dieses Forums (und schon etliche Jahre zuvor) war. Aber Rock'n'Roll, Musik - oder Kunst im Allgemeinen - ist für mich nunmal vornehmlich subjektiv. Aber diese Musik, die darin transportierten Inhalte - und speziell auch (und gerade) die "Performance" des Opis - begeistert mich einfach. Trotz all der bereits viel diskutierten Schwächen (die, wenn wir mal ehrlich sind, nur zu Tage treten wenn wir das ins Verhältnis zu früheren Alben setzen - was schlicht Quatsch ist).

(...)

Der Opi hat mir mir hier mal wieder das gemacht, was eben nur der Opi kann. Ein Musikalbum welches mich derart stark und auf so vielen, verschiedenen Ebenen anspricht.

Eternal Fanboy J. :wink:
Lieber Jörg,

ich kann das fast vollständig unterschreiben, mit der kleinen Einschränkung, dass ich bei einigen Stellen nicht nur fast geheult habe. Musik/Kunst sind völlig subjektiv und erschließen sich nur so. Wie recht hast Du! Deshalb finde ich die hier zum Teil vertretenen "analytischen Ansätze" maximal interessant, für mich persönlich aber völlig irrelevant. Der Flötenopi nimmt mich da mit, wo ich stehe, und bringt mich emotional zurück in die Siebziger, wo ein Junge mit 14 oder 15 Jahren durch Jethro Tull das Größte entdeckt hat, was diese Welt zu bieten hat, größer als jede intellektuelle Wahrheit, vor der der Opi eher warnt: Kunst als einziger Schlüssel zu dieser Welt. Ich gehe so unendlich gerne mit Opi und Dir auf diese Reise, die vielleicht auch vieles freilegt, was da immer in uns geschlummert hat. Ich zitiere einen Satz aus dem "Frühwerk" eines 18jährigen Schülers über das Dortmund Konzert 1981, der mir viel zu emotional war, um ihn seinerzeit zu posten:

"Ian Anderson ist Macht im totalen Sinne des Wortes. Macht als Summe aus Kreativität, Passion, Verstand, Glaube, vor allem Mystik, Macht der Emotion, der Liebe"

Das liest sich doch wie eine Vorschau auf The Zealot Gene im Jahre 2022. :lol:
Whistling Catfish
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Re: New „Jethro Tull“ Album - The Zealot Gene

Beitrag von Whistling Catfish »

Nightcap hat geschrieben: Fr Feb 04, 2022 7:43 pm kein Prog-Gefrickel,
:shock:

Dein Review in allen Ehren, aber ‘Prog Gefrickel‘? Wann soll das denn gewesen sein?
I wish I was a Catfish, swimmin' in the deep blue sea....
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Motoreyes
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Re: New „Jethro Tull“ Album - The Zealot Gene

Beitrag von Motoreyes »

Nightcap hat geschrieben: Fr Feb 04, 2022 7:43 pm Warum also kann ich mit TZG nicht besonders viel anfangen?
Ich muss vorausschicken, dass es sích verbietet, diese und auch andere Sichtweisen und Empfindungen zu diesem Album anzugreifen. Gerade auch deswegen, weil ich zumindest teilweise die Kritik an der musikalischen und produktionstechnischen Umsetzung teile und auch aufrecht erhalte. Ich kann also vieles an Unbehagen verschiedener Kritiker hier und in anderen Foren und Medien nachvollziehen und verstehen.

Für mich persönlich haben sich aber trotzdem und nun nach x-fachem Hören der Scheibe, die mir immer besser gefallen hat, noch weitere Gesichtspunkte eröffnet. Die sind natürlich rein subjektiv. Aber evt. fühlt das ja jemand ähnlich.

Schon mit TAAB2 und HE meine ich zu erkennen, dass der Meister seine Art zu produzieren und seine Musik klingen zu lassen auf ein Wesentliches zu reduzieren sucht. Kein Bombast, relativ geringe Lautstärke und zurückhaltende Instrumentierung. Man hört und liest aus der Fanbase die Vermutung, der ich auch anhing, dass IA im eigenen Saft bei seinen Produktionsalleingängen brät und seine Mixes nicht selbstkritisch genug durchführt. Vlt. stimmt das ja auch ein Stück weit. Ich denke aber eher, dass er es genau so haben möchte. Reduzierung auf das Wesentliche im Mix und Arrangement, damit der Song an sich in seiner Umsetzung mit samt dem dahinter stehenden Konzept besser zur Geltung kommt. Vlt. wollte er sich auch gegenüber dem eher verspielteren HE mit TZG stilmäßig absetzen. Dabei hat er mMn ganz gezielt im Songwriting wieder vermehrt tullige Triggerpunkte gesetzt, die für den einen Hörer mal mehr oder auch weniger wahrnehmbar sind.

Das klingt wie eine Rechtfertigungsfindung? Mag sein, denn auch ich bin ein Fanboy. Aber ich bin Fan geworden, als IA's Stimmprobleme so richtig losgingen. Und ich habe mit jeder neuen Platte akzeptiert, dass er diesen Tribut zahlen und sich anpassen musste. Ich habe mich im Gegenteil immer gefreut, wenn es von ihm und Tull etwas Neues zu hören gab. Ich wollte diesen Tribut auch weiterhin in seiner Entwicklung miterleben, weil ich immer wusste, dass es immer noch fantastische Rockmusik sein wird. Deswegen war dieses Never-Ending-Best-Of-Touring für mich von richtigem Übel.

"Tribut und Entwicklung" sind für mich die Aspekte, die ich nun auch für TZG zu Grunde legen muss. Es interessiert den Meister sicherlich nicht, wie ich seine Musik gern hätte. Er zieht sein Ding hinsichtlich eines ausgeklügelten Gesamtkonzepts, Songwriting und Produktion, inkl. Simplifizierung durch. Und das ist genau das, was JT/IA ausmacht. Das gefällt wahrlich nicht jedem, auch mir nicht zu 100%. Aber die Tiefe der Stücke, das zarte Zurückführen auf typisch tullige Elemente lassen dieses Album für mich sehr viel mehr überzeugen als die instrumentalen Umsetzungen eines DotCom-Albums.

Wieder zu Hause fand ich das CD Artbook vor. Gefällt mir von der Aufmachung her sehr gut. Sehr schön gestaltet mit den Texten und weiteren Informationen. Im Gegensatz zu den HE-Demos finde ich die aktuellen absolut hörbar. Sie wurden scheinbar auch ein wenig angefettet und aufbereitet.

TZG hat in meinem persönlichen Ranking der JT/IA Alben mittlerweile von unten an 11 Alben überholt.
Zuletzt geändert von Motoreyes am Sa Feb 05, 2022 12:51 pm, insgesamt 2-mal geändert.
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Birgit
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Re: New „Jethro Tull“ Album - The Zealot Gene

Beitrag von Birgit »

Nightcap hat geschrieben: Fr Feb 04, 2022 7:43 pm ...Diese Musik hat man sofort begriffen, und das kenne ich von JT bzw. IA-Alben nicht. Die musste man sich immer 10-20x anhören und hatte danach immer noch längst nicht alle Details drauf. Dafür habe ich diese Band geliebt. ...
Das kann ich vollkommen nachvollziehen, weil's mir genauso geht. Ich kann auch die Enttäuschung verstehen.
Da Ich aber manchmal ganz gern "easy listening" höre, mag ich das Album großteils trotzdem. Ist halt ungewohnt, sowas von Jethro Tull/Ian Anderson zu hören. (Ich rede hier nicht von den Texten.)
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Dietmar
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Re: New „Jethro Tull“ Album - The Zealot Gene

Beitrag von Dietmar »

Dass jetzt nicht alle im Gleichklang "Hurra!" brüllen bei der neuen Scheibe, weder hier noch bei Amazon oder sonstwo, liegt wohl in der Natur der Sache.... :P

Ich hab' mittlerweile ungefähr 10 Durchläufe, da waren auch schon "Tage ohne" dabei, vorgestern dann wieder zwei Mal, einmal davon sogar über KH, was ich sonst eher selten mache, aber auch da hat mir das Album bzw. der "Mix" gut gefallen. Gestern dann spaßeshalber sogar mal im "Random"-Modus. Ein "abschließendes Urteil" habe ich nach gut einer Woche dennoch nicht, das hängt bei mir dann davon ab, wie oft und wie regelmäßig das Album dann in den nächsten Monaten (Jahren) im Player landet. Kann ich noch nicht abschätzen... :wink:

Ob das jetzt wirklich "einfacher gestrickt" ist als frühere Tull-Alben, vermag ich so, ehrlich gesagt, gar nicht beurteilen, wenn ich es mit allen Alben seit COAK aufwärts vergleiche. Nur diese Alben "zählen" da für mich, alles andere war damals schon vor meiner Zeit. Werde ich dann aber zu gegebener Zeit hier verkünden, wenn der Faden irgendwann eingeschlafen ist.... :)

Klar war die Band bei Dot.Com vor 23 (!) Jahren noch anders unterwegs, als es die Mi(e)tmusiker heute sind. IA wird auch keine Musiker mehr dulden, die ihn "vor sich hertreiben", hat er früher schon nicht getan, also warum dann jetzt. Von daher spielen die so, wie er das möchte und live dann eben so, wie das mit der physischen Verfassung eines 74-jährigen gerade noch so vereinbar ist. Trotzdem gibt der Mann auch da immer noch alles, was noch "im Tank" ist, auch wenn das eben nicht mehr so viel ist, wie's mal war. In einem der zahlreichen Interviews auf Youtube hat er selber eingeräumt, dass "Black Sunday" in der aktuellen Live-Version eben nur noch so "im Duett" geht, weil er da nach jeder gesungenen Zeile nach Atem japst.... :wink:

Mich hat Dot.Com damals nicht wirklich mitgenommen und auch wenn ich es später noch mal gehört habe, war das der Fall. Gesanglich fand ich es auch alles andere als gelungen. Seine Stimme ist sicherlich nicht besser geworden seitdem, trotzdem finde ich die vielen gesanglichen Nuancen auf der neuen Scheibe unterhaltsamer/abwechslungsreicher als alles, was er in den letzten 30 Jahren auf den wenigen Tonträgern eingesungen hat.

Dass er generell gut daran täte, weniger zu singen (bzw. es zu versuchen) und mehr Instrumentales, auch in neue Songs (ins Live Set ohnehin) einzubauen, bleibt davon unbenommen. Aber wir sind hier immer noch nicht bei "wünsch Dir was", von daher kann man sich nur mit dem beschäftigen, was vorliegt und nicht dem, wie's vielleicht sein könnte. TZG hätte also auch anders ausfallen können - im Guten wie im Schlechten. Aufgrund meiner (nicht mehr vorhandenen) Erwartungshaltung komme ich mit dem Ergebnis bisher aber gut zurecht.... :D
Kwyjibo
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Re: New „Jethro Tull“ Album - The Zealot Gene

Beitrag von Kwyjibo »

Nightcap hat geschrieben: Fr Feb 04, 2022 7:43 pm

Zum Vergleich habe ich mir mal das letzte JT Album rausgekramt, das ich eigentlich immer relativ schwach fand: „Dot Com“. Soviel Vergleich darf sein. Und was soll ich sagen, ich war erstaunt, wie gut es mir gefällt nach über 20 Jahren, kein Scherz. Ein Grund dafür ist, dass hier eine echte Rockband unterwegs ist, Halleluja!
Endlich bekommt Hot Mango Flush die Anerkennung, die es verdient! :lol:


Vielleicht wirst du TZG in 20 Jahren hervorkramen, anhören und dann ähnliches denken und wenn nicht, ist es halt so.

Auch wenn ich es mir wünschte, aber mit Andersons nun wirklichem Alter (anders als es seit Ende der 80er proklamiert wurde, dass Tull bereits alte Dinosaurier sind), sollte ich nicht erwarten, dass es viele dynamische Rocksongs gibt. Zu J-Tull-Zeiten war er ja gerade mal Anfang 50, was vom Alter her heutzutage lächerlich wirkt, weil eben noch lange nicht zum alten Eisen gehörend.
Whistling Catfish
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Re: New „Jethro Tull“ Album - The Zealot Gene

Beitrag von Whistling Catfish »

Dot Com ist sicherlich kein schlechtes Album, aber unter allen das, welches ich am wenigsten “liebe”. Ich finde es klingt überhaupt nicht wie ein Tull Album - und ich glaube einfach das liegt daran, das IA die besten Tracks für SLOB aufgespart hat und für Dot Com dann überwiegend dieser Hardrocksound übrig blieb. Ausnahmen vielleicht Far Alaska, Bends like a willow und Dog Ear Years. Ich habe es schon sehr lange nicht mehr angehört.
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Jack Green
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Re: New „Jethro Tull“ Album - The Zealot Gene

Beitrag von Jack Green »

Mir gefällt das Album mittlerweile sehr gut. Auch die drei Vorab-Stücke sind im Albumkontext etwas gewachsen.

Die einzige Nummer, die ich gerne von der Platte streichen würde, ist Fisherman. Weil es genau denselben lahmen TomTom-"Groove" hat wie Cold Dead Reckoning. Das hat mich damals schon genervt, weil es so unheimlich einfallslos und stumpf ist. Das haben die anderen Songs auf TZG als Abschlussnummer nicht recht verdient.

Die emotionalen Harmonien und Melodien sind ein Grund, wieso das Album für mich funktioniert. Ein anderer ist, dass die Songtexte wieder viel individuellere Bedeutungen annehmen können, weil es um Gefühle geht. Bei HE konnte ich mit den Texten und Themen gar nichts anfangen. Vor allem deshalb, weil ich mich mit Texten und ihrem ursprünglichen Sinn nicht befassen möchte, wenn ich ein Album neu kennenlerne, sondern hier und da mir meine eigene emotionale Interpretation machen möchte. Das klappt bei TZG immer wieder sehr gut und stellt einen persönlichen Bezug her. Was IA mit den Texten wirklich sagen will, war mir durch die Bank bei allen Tull-Alben immer mehr egal als nicht.

Sein Flötenspiel ist übrigens durchwegs sehr flach. Die Flötenspuren könnten genausogut von HE oder TAAB2 stammen, so ausgetreten sind die melodischen und rhythmischen Wege, die er hier geht. Haben wir exakt so auf TAAB2 und HE gehört. Und ich meine die tatsächlichen Phrasen, Läufe, Einwürfe und Soli. Einmal denke ich "oh, das wurde vom Solo von Pebbles Instrumental reinkopiert", dann mal dieser Song, jener Song. Aber trotzdem funktioniert das Album, weil die Flöte hier gar nicht so wichtig ist. Sie tut ihren Job und es ist dienlich. Aus meiner Sicht tritt er flötenmäßig auf der Stelle oder geht sogar einige Schritte zurück, was Klangvielfalt und Variation angeht. Er hat seit TAAB2 irgendwie nur mehr einen Flötensound und nicht mehr viele.

Ein weiterer Grund, wieso mir das Album besser gefällt, als seine Vorgänger, hat diesmal überraschenderweise mit den Keyboards zu tun. Die Synthisounds sind ungefähr jene billigen Stock-Synth-Sounds, die ich für meine bescheidenen Musikproduktionen auch immer wieder verwende und die ich wähle, weil ich sie irgendwie gut finde. Ich stelle mit meiner Band auch gerade ein Album fertig, und dort, wo ich Synthis eingespielt habe, kommen so ähnliche Sounds zum Einsatz. Noch ein persönlicher Bezugspunkt.
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Re: New „Jethro Tull“ Album - The Zealot Gene

Beitrag von jan.gast »

Laufi hat geschrieben: Do Jan 27, 2022 2:55 pm ...
Mein erster Durchlauf war die Bluray. Da sind mehrere Tonspuren drauf: 48/24 Stereo LPCM, DTS-HD Master Audio 5.1, 48/24 5.1 LPCM. Ich habe -wie bei den Anniversary Boxen- mit dem Surround Mix angefangen, hier die PCM 5.1. Spur. ...
Nur als Anmerkung bzw. Frage: kann es sein, dass da ein Dekodierungs-Problem vorliegt. Bei mir ist es jedenfalls so (wobei ich keine besonders gute Anlage besitze: es ist ein 5.1-Aktiv-System, in welches ich die Tonspuren vom Bluray-Player mit opischem Ausgang über einen 5.1 Dekoder einleite): Umschalten via Info-Menü der Disc auf dts HD bringt einen hörbaren Unterschied, nahe am Stereo-Eindruck (wohingegen PCM wie Kofferradio klingt - bei mir).
Ich finde die Tonspuren-Verteilung über die Kanäle stellenweise sehr gelungen. Gesang kommt im Prinzip aus dem Center, wie von Laufi angemerkt, doch ›ohne Klang‹, das kann ich nicht bestätigen. Vocal-Akzente (die textlichen Widerholungsphrasen) wurden in die Rear-Kanäle gepackt, was nun sogar dramaturgisch nicht übel ist.
Alles nach einem ersten Surround-Durchlauf, wird also nicht der letzte gewesen sein.

JG
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Motoreyes
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Re: New „Jethro Tull“ Album - The Zealot Gene

Beitrag von Motoreyes »

Dietmar hat geschrieben: Sa Feb 05, 2022 11:14 am Dass jetzt nicht alle im Gleichklang "Hurra!" brüllen bei der neuen Scheibe, weder hier noch bei Amazon oder sonstwo, liegt wohl in der Natur der Sache.... :P
GsD ist das so. Und ich glaube die Sache mit den Erwartungen in Verbindung mit den unterschiedlichen Empfindungen des Tull-Anhängers sind entscheidend. Viele haben ihre Erwartungen (evt. schon lange Jahre) vor einem neuen JT-Album sehr hoch gesetzt. Vmtl. nicht, weil sie daran glaubten ein Album wie in den 80ern zu hören oder gar der 70er, sondern weil sie einfach mit den Entwicklungen rund um JT/IA nicht mitgehen wollen. Und das ist deren gutes Recht. Es ist ja für diese Fans ein Riesen Backcatalogue vorhanden, der sogar mit den Booksets noch erweitert wird. Das sind eigentlich himmlische Zeiten für alle Fans.

Ich für meinen Teil (und das gilt vmtl. für eine zumindest gefühlte Mehrheit der eingefleischten Fans) habe mich seit Anbeginn meiner Fanschaft auch ganz besonders für die Neuentwicklungen um meine Lieblingsband und vor allem neue Musik interessiert. Und wie ich schon schrieb, gerne mit den nötigen, mittlerweile altersbedingten Anpassungen der Protagonisten. Und Letzteres war immer meine größte Erwartung an JT (auch zB an Black Sabbath, DP, Magnum -fantastisches neues Album-).
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