Barclay James Harvest & Orchester

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Dietmar
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Barclay James Harvest & Orchester

Beitrag von Dietmar »

Hi,

nachdem wir uns ja hier schon anderweitig über BJH ausgelassen haben, hier mal kurz meine Eindrücke zum gestrigen Konzert in der Bremer Glocke. Kurzum: es hat sich gelohnt! :D

Die sechsköpfige Band um Sänger/Bassist Les Holroyd hat eine sehr straighte Performance abgeliefert - alles durchweg exzellente Musiker, da blieben wirklich keine Wünsche offen. Das Set war natürlich geprägt von den Klassikern "Mockingbird", "Berlin", "Life Is For Living", "Ring Of Changes" (mein BJH favourite) sowie "Hymn" und "Loving Is Easy" im Zugabenteil. Das Konzert lief OHNE Pause rund zwei Stunden - auch das war natürlich von Vorteil, da sich der Spannungsbogen kontinuierlich steigerte. Am Schluß gab's sogar "Standing Ovations".... :)

Zum Orchester und der Frage: hat Les Holroyd das eventuell besser gelöst als Ian Anderson? Antwort: Jein.... :? 8)

Positiv fand ich, dass das Orchester (Prager Philharmoniker) von Beginn an auf der Bühne war und erst mal ohne die Band 2 Songs (vermutlich BJH Stücke) zum Besten gab. Schöner Auftakt, bei dem ich sofort dachte: eigentlich müsste man(n) sich auch mal ein reines Sinfonie-Konzert anschauen.... hat bestimmt auch was.

Als dann ab dem 3. Song die Band auf die Bühne kam, ergab sich das gleiche "Problem", dass ich schon von den Anderson Konzerten kannte. Soll heißen, es gab gerade in der ersten Hälfte zu viele Songs, an denen das Orchester gar nicht bzw. so gut wie gar nicht beteiligt war. Da fragt man sich dann schon wieder nach Sinn und Zweck der Veranstaltung. In der zweiten Hälfte war das Orchester dann deutlich besser und häufiger eingebunden, so dass es dann auch besser zur Geltung kam.

Was Anderson wiederum besser gelöst hat, war die Einbindung und Hervorhebung einzelner Instrumente. Das fand hier eigentlich nicht statt. Etwas schade war auch, dass die Band halt deutlich stäker ausgesteuert war als das Orchester, so dass man es in den lauteren Passagen der Band zwar sehen, aber nicht wirklich hören konnte.

Im Vergleich mit Andersons Orchester-Konzerten drängte mir sich hier dann am Ende die Frage auf: vielleicht ist es in der Tat schwierig, so eine "Symbiose" aus E- und U-Musik unter LIVE-Bedingungen richtig rüberzubringen? Auf CD kann man später noch einiges ausbalancieren, aber live ist es halt sehr schwierig, die richtige Balance zwischen einer Rockband und einem Sinfonie-Orchester zu finden.....

Trotzdem hat mir das Ding unterm Strich gut gefallen, da ich die Band vorher ja noch gar nicht gesehen hatte. Und ich kann guten Gewissens sagen: Barclay James Harvest feat. Les Holroyd kann man sich auch guten Gewissens mal ohne Orchester anschauen - die verstehen ihr Handwerk und bringen das noch sehr glaubwürdig rüber.... :D

Restliche Tourdaten, wer kurzfristig noch Interesse hat:

02/04 Hannover Theater am Aegi
03/04 Leipzig, Gewandhaus
04/04 Ravensburg, Oberschwabenhalle
06/04 Amnéville Galaxie
07/04 Merzig, Stadthalle (sold out)
08/04 Iserlohn, Parkhalle
09/04 Verviers, Grand Theatre
10/04 Oldenburg, Staatstheater (sold out)

Gruß Dietmar

PS:
Whistling Catfish hat geschrieben: Und überhaupt, wo kommt der seltsame Name überhaupt her......("BJH" meine ich, nicht "Dietmar".... :wink:)
www.bjharvest.co.uk hat geschrieben: What does the name "Barclay James Harvest" mean?

Nothing! Back in 1967 the band was playing rhythm and blues, and was called The Blues Keepers. As they began to write songs and develop an original stayle, they decided that they needed a name change, and that they wanted something flowery, like the West Coast psychedelic bands they admired, e.g. Quicksilver Messenger Service, Jefferson Airplane etc. Each of them wrote single words on pieces of paper which were drawn out of the hat one by one, and all were rejected until only three were left: James, a guy who used to sign with the band, Harvest because they were living in a farmhouse, and Barclay after the bank, because they aspired to make money! These were then rearranged to get the best-sounding name - Barclay James Harvest.
.... dann wäre das auch noch geklärt :P
Whistling Catfish
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Beitrag von Whistling Catfish »

Moin moin,

und vielen Dank für den Bericht. Freut mich, daß es Euch gefallen hat.....
Dietmar hat geschrieben:Was Anderson wiederum besser gelöst hat, war die Einbindung und Hervorhebung einzelner Instrumente. Das fand hier eigentlich nicht statt. Etwas schade war auch, dass die Band halt deutlich stäker ausgesteuert war als das Orchester, so dass man es in den lauteren Passagen der Band zwar sehen, aber nicht wirklich hören konnte.

Im Vergleich mit Andersons Orchester-Konzerten drängte mir sich hier dann am Ende die Frage auf: vielleicht ist es in der Tat schwierig, so eine "Symbiose" aus E- und U-Musik unter LIVE-Bedingungen richtig rüberzubringen?
Ich denke, daß das der springende Punkt ist. Und gleichzeitig auch der Grund, warum Jethro Tull als Band (nach dem Versuch in den USA vor 2 :?: Jahren) das nicht tun. James Duncan hat mir in Berlin 2004 erklärt, daß die Band das Orchester schlicht überspielen würde (speziell Doane) und das die "Rubbing Elbows" Band für dieses Format schlicht besser geeignet wäre......das war im Dezember 2004 btw., als der Gute sich noch herabgelassen hat mit den "Leuten aus dem Volk" zu verkehren.....lach! Mittlerweile grüßt er ja noch nicht mal mehr...... :wink:

Aber wie auch immer, vielleicht fahre ich am 8. ja doch mal eben in die Stadt....lach! Mal sehen.....

Viele Grüße,
J.
I wish I was a Catfish, swimmin' in the deep blue sea....
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Dietmar
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Beitrag von Dietmar »

Whistling Catfish hat geschrieben: und vielen Dank für den Bericht. Freut mich, daß es Euch gefallen hat.....(...) Aber wie auch immer, vielleicht fahre ich am 8. ja doch mal eben in die Stadt....lach! Mal sehen.....
Vermutlich eher nicht, was...? :wink: Hier noch mal die Set-List:
www.bjharvest.co.uk hat geschrieben: LIVE SET: The Song (They Love To Sing) - only by orchestra; Crazy City - only by orchestra; January Morning; Back In The Game; Yesterday's Heroes; Rock 'N' Roll Star; Mockingbird; Hold On; Berlin; Ring Of Changes; Play To The World; That Was Then, This Is Now; Life Is For Living; Hymn; Love On The Line; Shadows On The Sky
Hab' grad noch ein "offzielles" Review gefunden. Ist insofern "interessant", als dass sich die Kritikerin weitestgehend an den unschönen Begleiterscheinungen des Konzertes geweidet hat - die ich ja nicht mal im Nebensatz erwähnt hatte..... so ist sie halt, die sensationslüsterne Journalie....
Kreiszeitung Syke hat geschrieben: Hartes Konzert mit Les Holroyd

Barclay James Harvest begruben "Mockingbird" in der Glocke / Buh-Rufe und gellende Pfiffe

Von Alice Bachmann BREMEN

Das war eine harte Stunde im Großen Saal der Glocke: "Barclay James Harvest featuring Les Holroyd" waren angekündigt - und reichlich Fans waren gekommen, die zunächst geduldig auf ihren Plätzen warteten. Schließlich gab es schon mal zaghafte Pfiffe und etwas hilflosen Beifall, der die Band auf die Bühne zaubern sollte.

Doch dann kam eine Frau mit langen blonden Haaren - als "Meera" vorgestellt - und setzte sich mutterseelen allein hinter ein Tasten instrument, um sich darauf selbst zu begleiten. Als wär‘s ein Aprilscherz, sang die Dame eine halbe Stunde - wobei sie sich in Höhen vorwagte, die sie besser gemieden hätte. Das Publikum stimmte mit den Füßen ab, nachdem "Aufhören"-Rufe nichts bewirkten.

Zu den schrillen Tönen und der unsäglichen Musik, die sich nach erfolglosen, hausbackenen Hammond orgel-Versuchen anhörte, kamen noch eine gar schreckliche Aussteuerung und überheizte, schlechte Luft.

Derart eingestimmt, bereitete das Publikum den Musikern von Barclay James Harvest - sechs Rocker und ein Orchester von vierfacher Stärke - einen recht unfreundlichen Empfang mit lauten Buh-Rufen und gellenden Pfiffen. Aber auch die Musiker schienen dies, wie zuvor die Sängerin, nicht zu bemerken und begannen ungerührt mit ihrem Programm.

Das besänftigte die aufgebrachte Menge, obwohl noch bis weit ins dritte Set Unmutsrufe kamen. Les Holroyd, Frontman und letztes Originalmitglied der vor fast 40 Jahren entstandenen Ur-Formation, die später den Namen Barclay James Harvest annahm, stieg mit der Akustikgitarre ein. Seine wilde Haarmähne ist inzwischen alt-blond geworden, was in den grünen und blauen Lichtkegeln silbrig schien.

Holroyd war recht wortkarg, dafür aber griffstark in der Saiten-Bearbeitung. Lediglich ab und zu sagte er "Danke schön" - und einmal bemerkte er die Hitze und wollte jetzt eigentlich erst einmal ein Bremer Bier. Ansonsten sang Holroyd zart zu den harten Riffs und den satten Beats.

Die solide und beherzte Grifftechnik der Altrocker ließ den klassischen Tönen des Orchesters kaum Platz, was zum Teil auch an der Aussteuerung lag. Die verdarb dann schließlich sogar den "Mockingbird". Ein E-Gitarren-Gewitter begrub ihn gnadenlos unter sich. Das war ein hartes Konzert!

Am Montag, 10. April, spielt die Band im Oldenburger Staatstheater. Das Konzert ist ausverkauft.
Quelle: http://syke.mzv.net/news/stories/bremen/?id=72801

Meine Anmerkungen dazu: Ich fand den verspäteten Anfang (ohne jegliche Erklärung) auch nicht ganz glücklich, bis dahin konnte ich Unmutsbekundungen auch noch nachvollziehen.

Peinlich wurde es dann aber, als der exzellente (!) Support-Act quasi von der Bühne gebuht wurde (nur einige wenige, aber die recht wirkungsvoll), und als Punkt 21 Uhr das Orchester die Bühne betrat (zunächst solo, wie eingangs erwähnt), wurde es in der Tat überwiegend mit Buhrufen und Pfiffen empfangen. SOWAS hab' ich noch nicht erlebt - war das erste Mal, dass es mir quasi peinlich war, ein Bürger dieser Stadt zu sein.... :oops:

Unglaublich, sowas .... dass es am Schluss dann Standing Ovations für ein erstklassiges Konzert gab, setzte dem "Spannungsbogen" der gesamten Veranstaltung wirklich die Krone auf. Damit war zwei Stunden vorher nicht wirklich mit zu rechnen. Die Kritikerin hat das ja auch gerne weggelassen. Passte wohl nicht mehr ins Gesamt-Konzept des Reviews.... :wink:
Nicht der Ian
Beiträge: 1269
Registriert: Mo Sep 27, 2004 10:14 am

Beitrag von Nicht der Ian »

Das mit der "Frau mit langen blonden Haaren - als "Meera" vorgestellt - und setzte sich mutterseelen allein hinter ein Tasteninstrument" erinnert mich an den Auftritt anno 2004 von Sting im Kölner Tanzbrunnen. Er hatte im Vorprogramm auch ein junges Mädel, die sich hinters Klavier setzte und Stücke mit ein wenig zynischen bzw. sarkastischen Texten präsentierte. Das Publikum verstands nicht und hat auch recht schnell das Mädel von der Bühne gepfiffen, die sie aber mit Anstand und Würde verlassen hatte. Allerdings ist mit der Name entfallen, aber google-sei-dank, Nellie McKay wars! http://www.laut.de/wortlaut/artists/m/m ... /index.htm
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