Deep Purple und Alice Cooper scheinen sich aneinander gewöhnt zu haben. Auf jeden Fall sind sie in diesen Tagen nach der ersten Tour im Januar 2006 nunmehr schon zum zweiten Mal in diesem „rockgerontologischen“ Package in Deutschland unterwegs. Unter anderem ging es diesmal auch über die obligatorischen Open Air Bühnen, wie dem uns allen bekannten Museumsplatz in Bonn.
Wie der eine oder andere von Euch vielleicht weiss, haben ich und meine Frau doch eine sehr ausgeprägte Vorliebe für Alice Cooper und wir haben ihn im vergangenen Jahr bereits mehrfach auf seiner Dirty Diamonds Tour feiern dürfen (see review elsewhere), dennoch hatten wir eigentlich nicht vor, uns Onkel Alice erneut im Package mit Deep Purple zu geben, doch der liebe Manni hatte uns hier eine Option verschafft, die wir überaus gerne genutzt haben . Vielen Dank nocheinmal dafür!
Anyway, zum Gig selber gibt es folgendes zu sagen:
Zunächst mal waren wir sehr überrascht über den frühen Start der Veranstaltung. Bereits um 17:30 wurde der Abend von einer Hard Rock Heavy Metal Band dessen Namen ich mir nicht gemerkt habe eröffnet. Die Herren spielten so eine Art melodischere Variante von Motörhead.
Nicht schlecht, auch nicht wirklich gut, aber dafür affenlaut!
Schon jetzt konnte man absehen, dass dies eine überaus gut besuchte Veranstaltung werden würde.
Nach einer kurzen Umbaupause kam dann unser aller Alice Cooper. Was soll ich sagen. In der Geisterbahn nichts Neues. Alice Cooper spielte wiedereinmal die 2005er Dirty Diamonds Show mit all den obligatorischen Gags und Gimmicks. Wir drei standen etwa in der 5. – 7. Reihe links vor der Bühne und hatten optimale Sicht auf Alice’ und seine etwas umstrukturierte Band. Damon Johnson, vormals Gitarrero Nummer 2 hat den letztjährigen Leadklampfer und Publikumsliebling Ryan Roxie ersetzt und ein neuer Mann namens Keri Kelli übernahm Damon’s alten Job.
Mir persönlich fehlte Ryan, nicht nur aufgrund seiner tollen optischen Präsenz auf der Bühne, sondern auch durch seine Fähigkeit, speziell die alten Klassiker wie „Eighteen“ oder auch „Be My Lover“ in schönstem 70er Sound vorzutragen, während Johnson schon mal den einen oder anderen Metal Effekt zuviel tritt. Aber wie auch immer, einen guten Job machten Johnson und der Neue auf jeden Fall. Chuck Garrick und Monster Poser Eric Singer am Schlagzeug boten das gewohnte Bild.
Alice „the man himself“ Cooper ist schlicht eine Showlegende und das zurecht. Auch wenn ich diese Show nun bereits zum 5. Male gesehen habe und bei der doch stark visuell geprägten Performance eines Alice Cooper’s manche Gags und Effekte Gefahr laufen, sich bei wiederholten Ansicht abzunutzen, waren die 75 Minuten wieder einmal höchst unterhaltsam. Obgleich ich mich an diese verfluchten Medley’s niemals gewöhnen werde.
Außerdem muss ich hier anmerken, dass die Alice Cooper Show in eine Halle gehört und Tageslicht der Show nicht unbedingt zuträglich ist. Dennoch begeisterte der Altmeister des Shockrocks das anwesende Auditorium mit seiner Revue der lustigen Grausamkeiten und des schwarzen Humors!
Partytime pur mit Alice Cooper – wenn es denn sein muss, auch bei Tageslicht!
Danach dann der Headliner Deep Purple. Mittlerweile war der Museumsplatz rappelvoll und ich habe diesen Veranstaltungsort noch nie so gut besucht gesehen. Keine Ahnung, wie viele Leute genau darauf Platz finden, aber vielmehr hätten nicht mehr gepasst!
Anyway, ich kann mich selber nicht so sehr als DP Fan bezeichnen, da kann der Manni vielleicht später noch mal mehr zu schreiben wenn er mag.
Aber wie dem auch sei, ein paar Worte möchte ich trotzdem dazu verlieren.
Wir hatten unsere oben beschrieben Plätze nahe vor der Bühne während des Umbaus behalten. Als DP die Bühne betraten und mit Ihrem typischen DP Groove loslegten war ich zunächst mal noch enttäuschter als in Dortmund vor einem halben Jahr. Man hörte lediglich Roger Glovers „Plockerbass“ und Ian Paice’ Schlagzeug. Ian Gillans Vocals und Steve Morse’ Gitarre gingen völlig darin unter. Nach einigen Songs hatten wir dann genug und verlegten uns weiter nach hinten, was die beste Entscheidung des Abends war.
Während der Sound vorne völlig unausgeglichen und unangenehm war, kam es ca. 20 m weiter hinten regelrecht aus der PA geperlt. Wirklich ganz toller und druckvoller Sound. Gillan’s Stimme ist auch mit den Limitationen, mit denen auch er im Vergleich zu ganz früher zu kämpfen hat, immer noch eine Offenbarung. Allerdings erinnert mich seine Bühnenpersönlichkeit eher an einen netten Schlageronkel als an einen Hard-Rock-Shouter. Lächelnd und winkend strahlt er von der Bühne, tänzelt barfüssig und manchmal ein bisschen esoterisch durchs Geschehen.
Die Band selber ist natürlich noch immer eine absolute Präzisionsmaschine was den Groove angeht. Glover und Paice sind wandelnde Metronomen und über die technischen Fähigkeiten des Steve Morse brauchen wir uns auch nicht zu unterhalten. Don Airey ist nicht John Lord, aber man hört es kaum.....

Doch genau hier liegt für mich auch der ganz große Minuspunkt von Deep Purple. Zum einen bedienen sich sehr viele DP Songs des gleichen Grooves und zum anderen – und hier stellt sich dann relativ schnell Langeweile ein – muss man nicht jeden zweiten Song mit irgendwelchen endlos Gitarrensoli und/oder Gitarren-/Vocal Interplayimprovisationen auswalzen. Irgendwann hat man sich an diesen Dingen leidgehört – zumindestens meine Person. „When A Blind Man Cries“ als einzige Ballade im Set war richtig geil – nicht zuletzt auch daher, das endlich mal ein wenig Modulation ins Set kam und das Tempo mal ein wenig gedrosselt wurde. Ein weiteres Highlight in meinen Ohren war „Perfect Strangers“.
Es gab eine Menge Klassiker wie „Speed King“, „Strange Kind of Woman“, „Space Truckin’“, „Hush“ uva. Und natürlich die obligatorischen Knaller „Smoke On The Water“ und „Black Night“ komplett mit den Stadiongesängen der Anwesenden zu denen Herr Gillan das Publikum animierte.
Alles in allem hat es mir besser gefallen als in Dortmund, allerdings werde ich aus den o. a. Gründen niemals ein „echter“ Deep Purple Fan werden. Aber schön war’s irgendwie – und vor allem mal ein schönes Kontrastprogramm zum Fussball……
Viele Grüße,
J.