CROPREDY 2006

Diskussion über die Band mit den meisten JT Ex-Members. / Discussion about the band with the most JT ex-members.

Moderator: King Heath

King Heath
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Beitrag von King Heath »

Warchild hat geschrieben: Ich wünsch euch jedenfalls viel Spaß in Cropredy, ich bleib zuhause, die Ferien sind vorbei und meine Konzertsaison erstmal auch. Dylan, The Who und die Stones haben schon ein ziemliches Loch in den ohnehin schon schmalem Geldbeutel gerissen.

Auf einen Bericht bin ich natürlich gespannt.
Ja, das ist hart. Und heuer ist Cropredy auch wirklich kein Börsenschoner mehr. 75 englische Kracher Schtörling kostet der Spaß an der Pforte. Da war Burg Herzberg mit seinen 65 Euro für vier Tage Musik inklusive Camping schon etwas kontofreundlicher.

Mit einem Bericht ist das allerdings immer so eine Sache. Wenn Cropredy sehr gut ist, kann ich mich hinterher nie so recht daran erinnern. Und wenn’s nicht so gut ist, was aber eigentlich nicht vorkommt, will ich mich nicht erinnern. Und da mein englischer Cider schon vor Monaten zur Neige gegangen ist und ich auf französischen Cidre umsteigen musste, werde ich die Gelegenheit nutzen. Prost.

Aber vielleicht mache ich mir ein paar Notizen. Vielleicht auch nicht.

Wer von diesen erlauchten Seiten fährt dort eigentlich noch hin? Sacht doch mal Bescheid.

KH
Whistling Catfish
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Beitrag von Whistling Catfish »

Zunächst mal hoffe ich, daß ihr alle ohne größere Probleme wieder nach Hause fliegen könnt........scheiß Extremisten....zur Hölle mit denen.....

...dennoch freue ich mich auch auf Eure Beriche......

Viele Grüße,
j.
I wish I was a Catfish, swimmin' in the deep blue sea....
Laufi
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Beitrag von Laufi »

Moin:

nach ner Woche Ostfriesland (mit dem Rennrad im Regen) melde ich mich mal zurück.

Ulla hat das ja schon erklärt, es geht um Fairports Gäste und Freunde in der Mill, die eigentlich friedlich an der Seite standen und da auch niemals jemanden gestört haben. Ich stand da sonst auch immer, selbst als ich irgendwann mal ein reguläres Ticket hatte - mit über 2m kann man auf der Tribüne einfach nicht sitzen ;-). Und wie gesagt: ausschließlich Freunde, "Schallplattenbosse" haben Fairport ja wohl seit Jahrzehnten nicht mehr ...

Danke liebe Ulla für die Liveübertragung auf mein Handy, ich habe -wie immer- kein Wort verstanden, zumal ich grad auf der Tanzfläche der Hochzeitsfeier eines guten Freundes stand, aber egal: in der Phantasie klang's toll ;-).

cheers,

Laufi
"Du hast wohl nen nassen Helm auf!"

http://www.laufi.de
King Heath
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Beitrag von King Heath »

Einen schönen guten Morgen aus dem Land wo die religious nutter blühen.

Dank dieser religiösen Nutter habe ich den Donnerstag nicht in Cropredy sondern zuhause verbracht. Alle Flüge nach Heathrow waren gestrichen worden. Ich habe mich aber gleich auf den ersten Freitagsflug umbuchen lassen und bin um 10.15 Uhr in Banbury aus dem Zug gefallen. Nicht so schlecht. Gerade mal 6 Stunden von Tür zu Tür, und das in Zeiten, in denen man damit rechnen muss, dass einem geistig verwirrte Mullahs eine Shampooflasche überziehen.

Zu ernsteren Themen: Nach einem sehr heissen Sommer in Germanien waren und sind die Temperaturen in England gewöhnungsbedürftig. Meine erste Frage, wie denn der Donnerstag gewesen sei, wurde mit mehr oder weniger Schulterzucken beantwortet. Nicht sehr aufregend, aber kalt. Selbst Steeleye Span (“Live at Last“ ist eine meiner Lieblingsplatten) sollen es nicht wirklich gerissen haben und Maddy Prior hatte Probleme mit ihrer Stimme. Ist ja auch nicht mehr die Jüngste. Feast of Fiddles waren wohl o.k., aber auch nicht wirklich hervorragend. Ob Mattacks nun am Schlagzeug sitzt oder in Brasilien fällt ne Bassdrum um. Aber das ist nur Hörensagen. Der Eindruck, der mir vermittelt wurde war der, dass es insgesamt etwas zu folky abging.

Der Freitag begann mit einem Glas Cider, dem sehr schnell ein zweites und ein drittes Glas folgten. Dann ging es auch schon auf’s Feld, wo die drei Gläser Cider Bekanntschaft mit einem Glas/Plastikbecher 6X machten. Die Qualität des 6X war dieses Jahr aussergewöhnlich gut und ich erschlage gleich jemanden mit einer Shampooflasche, wenn ich noch mehr Umlaute per Einf[gen einf[gen muss.

Dann habe ich einen ex-Kollegen am Cricket Pavillion getroffen und wir haben dem Old Hooky zugesprochen. Ein halbes Glas ging allerdings fuer eine Wespe drauf, die mich erwischte. Die Heileigenschaften von Old Hooky sind erstaunlich und der Stachel blieb auch nicht stecken.

Musik gab es uebrigens auch. Shameless Quo waren exakt was der Name sagt. Wer’s mag. Bei mir hoeren Quo ca. genau 1977 auf, irgendwann im August so gegen halb zwoelf. Will sagen Blue for You war die letzte hoerbare Platte bevor der Schunkelboogie Einzug hielt. Habe damals Wild Side Of Life ungehoert als Single gekauft und war schwer enttäuscht.

Die naechsten Bands habe ich gehoert, aber auch selbst viel gequatscht. Cropredy ist doch mehr ein social event mit Musikbegleitung. Bei Deborah Bonham war ich dann unten vor der Buehne. Phantastisch. Kraftvolle, phantastische Stimme, phantastischer Sound. Dann hatte ich erst einmal eine Auszeit. War immerhin seit viertel nach drei englischer Zeit auf den Beinen und 10CC wollte ich auf keinen Fall verpassen.

Vor 10CC gab sich John Martyn die Ehre. Heissa. Den Mann habe ich 1987 schon mal in Cropredy gesehen und freute mich doch sehr. Leider, leider war vom Gesang nicht mehr als Muemmeln uebrig geblieben und ich muss gestehen, dass der ganze Auftritt meine Aufnahme- und Vorstellungskraft etwas sprengte. Anderen ging es aehnlich. Hier nur ein Zitat: “It’s official now. He’s lost the plot!“. Reicht das?

Dann kamen endlich 10CC und es war ein sehr, sehr guter Gig. 10CC spielten nicht nur ihre Hits sondern auch die, die Gouldman fuer andere geschrieben hat, angefangen bei den Hollies und Herman’s Hermits (mir faellt gerade nur “No Milk Today“ ein) ueber die Yardbirds zu ahem jetzt faellt mir gerade keine Band mehr ein. Grosse, grosse Freude. Es ist unglaublich, wie viele Top Ten Hits Graham Gouldman geschrieben hat, die heute noch im Radio gespielt oder von anderen Bands gecovert werden.

Der Samstag begann, wie nun schon seit ein paar Jahren, mit Richard Digance. Und das bringt mich zu einer Frage, die mir schon seit Jahren auf der Zunge liegt und die nicht in diese Rubrik gehoert, die ich aber in Zeiten von dementen Mullahs mit Shampooflaschen dennoch stelle: hat jemand eine qualitativ vernuenftige Version von Tull in der Richard Digance Show von 1980? Tull haben damals gewissermassen unplugged erfunden. Ich habe nur eine Mittelwellen Version. Aber zurueck zu Digance. Unterhaltsam wie immer. Das Feld war trotz des fruehen Zeitpunkts schon gut gefuellt und es wurde wieder von allen ein Morris dance aufgefuehrt zu den Liedern Doing the Lambeth Walk und Bohemian Rhapsody (im Wechsel). Da es als politisch nicht korrekt gilt, Land of Hope and Glory, Jerusalem und Rule Britannia zu spielen, wurden diese Klassiker aus dem Programm fuer die Last Night of the Proms genommen. Das sagte Richard Digance jedenfalls. Also schlug er vor, die Last Night doch diesmal in Cropredy zu spielen, mit allem drum und dran. Sehr unterhaltsam.

Sam Holmes ist einfach nicht mein Ding. Texte, die von nichts handeln und auch dort enden, sind mir ein Greuel. Fahrstuhlmucke fuer Folkies. Sorry.

Grosse Freude kam auf als Dave Swarbrick ohne Hilfe anderer die Buehne betrat. Begleitet von Kevin Dempsey und Teilzeittuller Martin Maaaaaaart Allcock unter dem Namen Swarb’s Lazarus fiedelte sich Swarb durch seine Musikgeschichte. Martin Maaaaaaart Allcock bewies einmal mehr, dass er ein phantastischer Instrumentalist ist, aber bitte, bitte nicht singen sollte.

Danach gab’s Racknrall vom Feinsten: King Pleasure & The Biscuit Boys machten genau das. Racknrall. King Pleasure hatte stimmliche Probleme aber wer’s mag.

Dann wieder wat folkieges. Eine irische Band namens Derwish. Phan-tas-tisch! Statt fiepender Tin Whistle spielte deren Eien Endersen eine irische Querfloete mit wunderschoenem, tiefem und warmem Sound. Herrlich.

Glenn Tilbrook war bestimmt gut, wenn man seine Sachen kennt. Bis auf ein bis drei Titel kannte ich die Sachen aber gar nicht und auch Squeeze ist nicht wirklich eine Band auf meinem Radar.

Und Bumms! da kamen auch schon Fairport auf die Buehne. Ziemlich spaet, wenn mich meine getruebte Erinnerung nicht truegt. Am Freitag bekam die Band eine goldene Schallplatte fuer Liege & Lief. Und es waren auch alle da, ausser Sandy Denny. Das roch gefaehrlich nach einer Reunion am Samstag. Und auf die warteten nicht Wenige, doch nichts geschah. Das Fairport Konzert war gut und ich habe mich gut amuesiert, aber war doch auch ein bisschen enttaeuscht, dass weder DM noch Swarbrick noch Richard Thompson noch Ashley Hutchings auf die Buehne kamen. Vielleicht kann ja Ulla ein bisschen Licht ins Dunkel schleudern.

Ach ja, waehrend der letzten Stuecke von Fairport fing es an zu troepfeln. Nach dem Auftritt oeffneten sich wieder einmal die Pforten des Himmels. Scheisswetter. Und ich hab’ mir ne Erkaeltung eingefangen.

Und hier noch einer in Sachen The Mill und unseren kleinen Disput:

http://www.fairportconvention.com/news917

Alles in Allem ein nettes wenn auch verkuerztes Wochenende. Shampoo Flaschen, my arse. Drueckt mir die Daumen, dass mein Flug nicht wieder gestrichen wird.

KH
Zuletzt geändert von King Heath am Di Aug 22, 2006 3:40 pm, insgesamt 2-mal geändert.
Warchild
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Beitrag von Warchild »

Zuletzt geändert von Warchild am Fr Aug 29, 2008 12:07 pm, insgesamt 1-mal geändert.
Warchild
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Beitrag von Warchild »

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Ulla
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Beitrag von Ulla »

Ja, guter Bericht.

Von meiner Seite ein paar Ergänzungen:
Feast Of Fiddles mit DM fand ich fantastisch. DM ist einfach einer der besten. Und dann 5 Fiddler auf der Bühne, das ist schon grandios.

Zum Sound: Es war extrem windig und deshalb litt der Sound. Die armen Tonmenschen konnten tun und machen, was sie wollten - es half nichts.

Das passierte auch bei Steeleye Span, die ich ebenfalls umwerfend fand. Und Maddy Priors Stimme war kein bisschen schwächlich, sie war superb.
Danach musste ich dann aber zum Aufwärmen in den Camper eines guten Kumpels aus Schottland, der mir dann auch noch Tee und Whiskey einflösste.
Ich trug zwar 2 T-Shirts, 2 Pullover, 1 Wachsjacke, 1 Mütze und 1 Schal, aber ich hab trotzdem gefroren wie blöd.

Deborah Bonham war für mich der beste Act des Festivals. Die Frau hat Feuer, mannomannomann. Mit einem gebrochenen Fuß fegte sie über die Bühne, ihre Rockröhre sorgte für Begeisterung.
Dann kam das vorletzte Lied, eine Ballade, die sie für ihre verstorbenen Brüder und ihren Vater geschrieben hat. Wunderschön. Und Clive und ich in Tränen.
Abends haben wir dann ausgiebig gefeiert.

Zum Fairport Auftritt: Ich fand ihn auch etwas enttäuschend, obwohl ich vorher schon wusste, dass keine interessanten Überraschungsgäste kommen würden. Insgesamt war es etwas fade und - ja, langweilig.

Trotzdem hat mir das beste Festival der Welt wieder sehr viel Spaß gemacht und ich freue mich schon auf das 40jährige Jubiläum im nächsten Jahr.
Meet On The Ledge
King Heath
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Beitrag von King Heath »

Ulla hat geschrieben: Feast Of Fiddles mit DM fand ich fantastisch. DM ist einfach einer der besten. Und dann 5 Fiddler auf der Bühne, das ist schon grandios.
Ich bin großer DM Fan und habe mich auch ziemlich darüber geärgert, dass mir diese Schwachmaten und ihre Shampooflaschen voller Sprengstoff einen Strich durch die Rechnung gemacht haben.
Ulla hat geschrieben: ... freue mich schon auf das 40jährige Jubiläum im nächsten Jahr.
Und da lag wohl auch der Knackpunkt. Nächstes Jahr wird es bestimmt hoch hergehen. Ich erinnere mich noch lebhaft an das 20jährige, das 25jährige und das 30jährige. Letzteres sehr schön dokumentiert in der Cropredy-Box (Nicht die von FreeReed, sondern die andere, die mit dem Cricketball). Will sagen, um dem Glanz des runden Jubiläums nichts vorweg zu nehmen, hat man mit den Gästen etwas geknausert. Aber wenigstens "Sloth" mit RT, DM und Swarb hätten sie uns denn doch gönnen können.

Schade.

KH
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