The Sweet Warrior rocks!

Diskussion über die Band mit den meisten JT Ex-Members. / Discussion about the band with the most JT ex-members.

Moderator: King Heath

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King Heath
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The Sweet Warrior rocks!

Beitrag von King Heath »

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Obwohl ich erst beim zweiten Durchgang bin, möchte ich mich doch schon festlegen:

A bloody stroke of genius!

Richard Thompsons Sweet Warrior ist ein Klassiker, wenn auch noch nicht mal eine Woche auf dem Markt.

Needle And Thread kommt erst einmal lustig and beschwingt daher. Twinkly-dinkly Mandoline für unsere Banbury Fraktion, dazu erstklassige Arbeit des Rhythmus Duos Taras Prodaniuk und Michael Jerome, dass durchaus Erinnerungen and die beiden Daves weckt. Ein hübscher und sehr eingängiger Chorus lädt sofort zum Mitsingen ein, gefolgt von kurzen Istrumentalparts, die ich mal Folk-Prog nenne. “Aufgefüllt“ werden diese Perlen durch ein wenig Sologitarre des Meisters (elektrisch versteht sich). Das Stück macht einfach Spaß und kommt doch irgendwie dezent, ganz unaufgeregt daher. Hat er sich wohl auf der Fahrt zum Fußballtraining ausgedacht (oder zu den Aussprachelektionen, die er dem Gouvernor erteilt).

Einschub: Exzellente Einblicke in das Privatleben des Herrn Thompson gewinnt man hier. Na ja, also mit Abstrichen. Man muss schon zwischen den Zeilen lesen bzw. dahinter. Oder davor?

http://www.richardthompson-music.com/newsfromhome.asp

Ich hoffe immer noch darauf, dass er diese Seiten mal in Buchform veröffentlicht. Das wird garantiert ein Bestseller. Ohne zu übertreiben kann ich sagen, dass ich selten etwas Witzigeres gelesen habe. Ich habe es mal ein paar Leuten vorgelesen. Reines Chaos. Quietschen und sich auf dem Boden wälzen ließen diese Lesung zu einer Travestie eines literarischen Abends werden. Aber zurück zum Thema.

I’ll Never Give It Up ist eine up-tempo Nummer, die man auch auf Rumours And Sigh finden könnte. Schade, dass es in Cropredy keinen Moshpit gibt. Vor meinem geistigen Auge sehe ich, wie grau- aber langhaarige Folkies ihre Campingstühle zur Seite werfen und zu RT den Headbanger geben. Das Ding fetzt. Auch hier zeigt Michael Jerome wieder, was für ein feiner Schlagwerker er ist, diesmal unterstützt von Danny Thompson an seiner Victoria.

Take Care The Road You Choose ist eins von den Liedern, die mir – in entsprechender Verfassung – die Tränen in die Augen treiben. Wenn’s also mit dem Schatz gerade nicht klappt oder gar zu Ende ist oder Geister aus der Vergangenheit auftauchen, entweder einen Bogen um diesen Song machen oder anschmeißen und hemmungslos Flennen. Wir kennen den Song von Thompson schon. Hat er mehr als einmal gemacht, macht aber nichts. Es gibt nun mal nur zwölf Töne in unserer abendländischen Musiklandschaft.

Bei Mr. Stupid kommt dann der alte Rock’n’Roller durch. Michael Jerome setzt zwischendurch immer sehr hübsche Akzente. Live wird das Stück vermutlich richtig abrocken.

Good Morning Eiiiiiiiiiiiiiiiiiiiräck!

Wenn es nicht so traurig wäre, müsste man über dieses Stück herzlich lachen. Der eine oder die andere werden Dad’s Gonna Kill Me schon als Akustik-Version gehört haben. Die Band Version setzt, wie zu erwarten, noch einen drauf. Wie schon bei I’ll Never Give It Up kommen Erinnerungen an Rumour and Sigh auf. Ich habe kein Metronom mitlaufen lassen, aber ich bin sicher, dass Michael Jerome beständig das Tempo anzieht. Taras Prodaniuk zeigt hier zum zweiten Mal, was für ein großartiger E-Bassist er ist. Kennt den jemand? Ich habe von ihm noch nie gehört. Ein Name, den man sich merken sollte – auch wenn’s schwer fällt. Leider endet das Stück in einem Fade out (neudeutsch für: wird ausgeblendet), was schade ist, denn es hätten noch gut und gerne vier bis fünf Minuten Thompsonscher Gitarrenkunst dazu gepasst und dem Ganzen eine glänzende Krone aufgesetzt.

Poppy-red muss bei mir noch wachsen, deshalb nur soviel: vom Tod zum Tod. Auch hier spielt der Gevatter wieder seine Rolle. Doom and gloom? In der Tat.

Hand Of Kindness war eine der Platten, die mich durch die Trostlosigkeit der 80er Jahre getragen haben. Bad Monkey ist ein ”Country Rocker“, den man auf Hand Of Kindness hätte finden können. Auch textlich: ”I’m not coming on the roller coaster with you.” Und wieder: was für eine Gitarre. Wie macht der das? Und dabei immer schön im Ensemble. Wie schon auf Hand Of Kindness hat man das Gefühl, dass es ihm peinlich ist, sich mit seiner Gitarre in den Vordergrund zu spielen. Versteh einer die Gitarrengötter.

Francesca hängt rhythmisch irgendwo zwischen Bob Marley und The Selector, will sagen Reggae and Ska. Melodisch sehr Thompson, also etwas düster, aber mit ein bisschen Fantasie kann ich mir auch Sting an den Stimmbändern vorstellen. Muss ich noch die Gitarre erwähnen?

Too Late To Come Fishing hat für mich etwas dylaneskes. Es liegt mehr an der Struktur, denn an der Melodie. Oder ist es der Text: ”Tin Pan Ellie better find your way home”?
Hoffentlich covert Tom Petty das mal.

Sneaky Boy erinnert im Intro an das herrliche Psycho Street von Rumour And Sigh und die French, Frith, Kaiser, Thompson Sachen, wird dann aber schnell zu … ja was? Ein wilder Mix vielleicht. Treibt stellenweise sehr und rockt locker-flockig. Hatte ich schon erwähnt, dass er Gitarre spielen kann? Jetzt weiß ich’s: The Who. Hat definitiv was von denen. Und kurz ist es auch.

She Sang Angels To Rest – Tempo Alarm! Ich bin gerade sprachlos. Streicherarrangements, wie ich sie seit Costellos Julliet Letters nicht mehr gehört habe, eine überirdische Melodie, so was komponiert sonst nur Burt Bacharach – das ist nicht ironisch gemeint.

Johnny’s Far Away ist eine von diesen geilen folkrockigen up-tempo Balladen, die nur deshalb nicht untergehen, weil Thompson sie so schön instrumentiert und nicht mit verzerrten E-Gitarren und Soli à la Gary Moore zukleistert (ich mag Gary Moore, aber…).

Guns Are The Tongues – der Höhepunkt der CD. Musikalisch wie textlich. Musikalisch eher der inneren Spannung wegen. Gewohnt düstere Ironie. Und Bilder, wie sie nur Richard the Great erzeugen kann. Beispiel gefällig:

Carrie noticed him right away
The way his whole body would sway
Like a trawler boy
Finding his legs ashore

oder auch

They called him Little Joe
‘Cos he scraped the ceiling
And when he was worse for wear
She took him up the stair
And soon he fell
For her brand of healing


So kann man’s auch sagen.

Sunset Song
erinnert, wie vieles, an you! me! us! und nach ein paar Mal hören wird es wachsen. Vor allem die instrumentalen Teile sind einfach schön.

Alles in allem eine wunderschöne CD, wie erwartet. Nach meinem Geschmack produziert, wobei hin und wieder weniger Effekt vielleicht mehr gewesen wäre. Wer weiß es.

Ich weiß allerdings, dass es einige gibt, die Thompsons Stimme nicht mögen und deshalb immer einen großen Bogen um ihn machen. Es sei ihnen gesagt, dass sie sich um ein großes musikalisches Vergnügen bringen, und große musikalische Vergnügen sind meiner Erfahrung nach in unserer Zeit eher selten geworden. Das ist nicht negativ gemeint sondern eher der Tatsache geschuldet, dass die gute alte Rockmusik an ihre Grenzen gestoßen zu sein scheint.

Auf, auf, in den Plattenladen Eures Vertrauens. Und nicht bei Amazon bestellen. Ist doch viel schöner, das gute Stück aus dem Regal zu ziehen, es zu liebkosen und dann bares abzudrücken.

Und jetzt höre ich mir die CD noch mal an. Hoffentlich muss ich nicht zu viel von dem oben gesagten revidieren.

KH
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Ulla
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Beitrag von Ulla »

Danke für die Besprechung.
Deine Warnung, das Ding bei Amazon zu bestellen, kann ich nur unterstreichen. Habe die CD am 10.05. bestellt und bezahlt, sie ist aber immer noch nicht da. Ich werde sie wohl morgen in London kaufen.
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Ulla
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Beitrag von Ulla »

ICH HAB SIE!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Und ich bin mal wieder begeistert. Da sind ein paar Songs drauf, die sind zum Niederknien gut. Der Mann ist einfach GOTT. Basta!!!
Zuletzt geändert von Ulla am Do Jun 28, 2007 9:22 am, insgesamt 1-mal geändert.
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Ulla
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Beitrag von Ulla »

Hier ist ein sehr interessantes Interview mit GOTT:

http://www.avclub.com/content/interview ... d_thompson
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Laufi
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Beitrag von Laufi »

Moin:

seit ein paar Tagen dreht sich die Scheibe auch bei mir und ich kann mich nur anschließen: grandios!!!

Im neuen Rolling Stone ist "The Sweet Warrior" übrigens Platte des Monats mit satten 4,5 Sternen ;-)

Ich guck jetzt mal nach Tourdaten ...

cheers,

Laufi
"Du hast wohl nen nassen Helm auf!"

http://www.laufi.de
King Heath
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Beitrag von King Heath »

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