So, ich schweife mal ein wenig aus

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Dieses Album ist seit letzten Freitag die einzige Musik, die ich dafür immer wieder höre, ja hören muss. Ich skippe dabei kein einziges Stück, weil aus meiner Sicht ausnahmslos alle Songs sehr gut bis fantastisch sind. Es gibt Kritikpunkte, die Höhepunkte überwiegen aber deutlich. Derlei Kritikpunkte kenne ich bei meinen anderen Lieblingsbands wie zB Magnum und Deep Purple aber auch, also überhaupt nichts Beunruhigendes. Selbst bei meinem Lieblingslabum BATB hatte ich solche Punkte, die im Laufe der Jahrzehnte variierten.
Hab ich bei TZG schon auf hohem Niveau gemeckert, ist es bei der RökFlöte erst recht so. Denn ich finde dieses Album hochklassig. Das fängt bei den Songs und deren Strukturen an und geht bis zur Produktion und dem Sound. Ich finde, da liegen Welten zwischen den letzten beiden Alben. Ich habe bei keinem Stück den Eindruck, dass etwas fehlt, etwas angefangen und nicht zuende gespielt wurde. Und es ist etwas geschehen, dass ich mir seit langem gewünscht habe: Der Mix rockt. Und es rockt derart tullig wie seit mMn BATB nicht mehr. Ich kann aus sentimentalen Gründen nicht aus meiner Haut, ansonsten würde ich RökFlöte auf der Zeitlinie seit 1982 sogar vor BATB setzen, weil es doch vielseitiger und mehr in Richtung der TullRockFolkTrilogie der Endsiebziger zeigt.
Mein größter von anderen wenigen - nicht weiter erwähnenwerten - Kritikpunkten ist der Mix der Albumversion von Navigators. Im Arrangement sehr viel besser und stimmiger als die Singleedition, "leidet" der Mix am TZG-Syndrom des in den Hintergrundmischens von Schlagzeug und Gitarre. Dem Schlagzeug fehlt ein hohes Maß an Druck und Joes Gitarre dümpelt wie durchgehend FO bei TZG mE zu leise im rechten Kanal. Warum muss das so sein bei einem wirklich guten, rockigen und eigentlich fetzenden Riff? Ich komme noch zum BS-Stereomix, aber dieser holt das nicht zu 100% wieder raus, weil die Gitarre bleibt im rechten Kanal. Gut, jetzt könnt ihr sagen, dass das mein persönliches Problem ist und ihr findet es gut. Ja, stimmt, ist auch i.O., weil Geschmackssache. Trotz allem ziehe ich die Albumversion, möglichst im BS-Stereomix vor, weil das weitaus bessere Arrangement.
Gestern kam ein externes BR-Laufwerk an und ich konnte mir endlich den BS-Stereomix zu Gemüte führen. Es ist ein wirklich guter Mix und ich freue mich, dass dieser als Alternative zur Vfg steht. Es gibt u.v.a. nochmal eine Schippe mehr rockigen Druck. Auch der Gesang wurde nochmal bearbeitet und "optimiert" (so wirds live natürlich nie klingen). Es gibt aber Elemente, die mich nicht so mitnehmen. Am krassesten sticht für mich der veränderte Gitarrensound bei Hammer On Hammer hervor. Das zeigt aber auch, dass der Mix des Meisters im Gegensatz zu vergangenen Projekten wirklich gut ist.
Gestern habe ich herumgedoktert, wie ich denn die Stücke des BS-Stereomixes von der BR extrahiert bekomme. Eine Konvertierung scheint unmöglich. Hilft wohl nur vom Laufwerk aufnehmen. Aber auch da ist es schwierig die richtig passende Software zu bekommen.
Hat da jemand noch einen praktikablen Tip für mich?
Ich bin nicht der Typ, der immer wieder bzgl. meiner Lieblingsbands in die Vergangenheit schaut und Neuerscheinungen mit alten Werken vergleicht. Aber ich muss für mich feststellen, dass mich dieses Album deutlich als Jethro Tull Bandalbum abholt. Die anderen Bandmitglieder scheinen sehr viel mehr betieligt gewesen zu sein. Insbesondere hat mich der Beitrag des Joe Parrish James beeindruckt, der hier ganz hervorragende Gitarrenarbeit leistet, die größtenteils so weit im Vordergrund steht, wie seit MBs besten Zeiten. Und man muss bei aller Vergangenheitsverklärung des Backkatalogs feststellen, dass es mE in eben diesem immer wieder viel Licht aber auch Schatten gab. Das gilt für Sound und Produktion genauso, wie für Songs und deren Strukturen. Da gefällt mir auch längst nicht alles.
Wir haben hier mMn ein Spitzen Alterswerk von IA und JT vorliegen, dass notwendigerweise auch in diesem Kontext bewertet werden muss. Und ich finde, dass trotz der physischen Einschränkungen des IA dieses Album sogar einen Vergleich mit manchem klassichen Tull-Werk standhält. Das ist natürlich als Tull-Fan auch immer abhängig vom eigenen Standpunkt und der damit einhergehenden Betrachtungsweise. Ein Ewig-Gestriger (hab ich hier im Forum so krass noch nicht erlebt/gelesen) wird sich da sicherlich nicht überzeugen lassen. Ich für meinen Teil freue mich, dass noch Leben in meiner Lieblingsband ist und das ich noch einen, wenn auch zeitlich absehbaren, Weg miterleben darf. Mindestens ein Album und das eine oder andere Bookset kommen ja noch (lechz!!).