J.
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Werte Teilnehmer,
kennt Ihr Sie nicht auch? Die wohl übelsten Mitmenschen mit denen man im Laufe seines - mehr oder weniger - erfüllten Lebens aufeinandertrifft?
Diejenigen, die die (womöglich sogar unbewusste) Gabe haben einem den scheinbar ganz normalen Tag mit Schrecken, Agonie und zeitweise gar Ekel und Hass zu erfüllen?
Normalerweise trifft man sie bereits in frühen Kindheitstagen. Und schon da bewerkstelligen es diese Leute mit Leichtigkeit, daß man sich beim bloßen Gedanken an sie einfach scheiße fühlt.
Ich glaube Ihr wisst mittlerweile um wen es hier geht. Es geht natürlich um
DIE NORBERTS DIESER WELT!
Wobei der Name Norbert in diesem Falle lediglich als Platzhalter gelten soll für alle Ralfs, Bernds, Jürgens oder wie auch immer sie sich nennen mögen, ganz egal......aber sagen wir hier der Einfachheit wegen mal schlicht
NORBERT!
Sicher fragt sich mancher jetzt, was diese NORBERTS denn eigentlich so Schlimmes tun - nun, im Grunde tun sie nichts Schlimmes, nur tun sie dauernd IRGENDETWAS. Und - und das ist das Schlimme - tun sie es dauernd besser als wir.
Wie gesagt geht das schon in der Kindheit los mit unserem NORBERT.
Beispielsweise in der Schule.
Man selbst kommt mit einer vier in der Klassenarbeit nach Hause und - natürlich - ist Mutter nicht begeistert. Als wäre das nicht schon schlimm genug, greift sie dann aber zur alles vernichtenden Keule, indem sie, in der ihr so ganz eigenen Art, mit der neugierig in Falten gelegten Stirn fragt: " Und? Was hat Norbert?"
Und ZACK, schon stehen wir da in unserem kurzen Schülerhemd, weil der NORBERT, der alte Schleimscheisser natürlich wieder 'ne zwei mit nach Hause gebracht hat!
Mutters Antwort war dann immer kurz und knapp: "Siehste!", hat sie dann immer gesagt, "Siehste!".
Und dabei hat sie dann immer so einen ganz bestimmten Blick gehabt. So einen ICH-HABS-DOCH-GEWUSST-BLICK. So einen JETZT-FÜHL-DICH-WENIGSTENS-ORDENTLICH-SCHEISSE-BLICK.
Ihr wisst schon.
Anderes Beispiel:
Mutter war bei NORBERTS Frau Mutter zum Kaffee eingeladen. Und prompt kommt dann natürlich beim nächsten Familienmahl ein lakonisches: "Also, der NORBERT, der kann ja schon so fein essen, da solltest Du Dir mal ein Beispiel dran nehmen!!" Oh, FUCK OFF...ich kann Euch sagen, da fällt einem natürlich sofort vor Schreck ein Stück Speise neben den Teller, oder besser noch auf den neuen, hellen Teppich aus dem Räumungsverkauf des Teppichhauses Al Fahad. Und Mutter setzt dann wieder diesen Blick auf, diesen bestimmten: "Siehste!", hat sie immer gesagt, immer wieder "Siehste!".
Und dann irgendwann spürt man es aufsteigen im kindlichen Körper, vielleicht sogar zum aller erstem Mal im noch jungen Leben, ein Gefühl, welches man zuvor noch nicht in dieser Form kannte: eine tiefe Abneigung, ein undefinierter Neid, der gipfelt in einer Art Hass. Einer Art Hass, der die ursprünglich edle und philantropische Regung, die man sich eigentlich für das restliche Leben beigebogen hat, gnadenlos totrampelt.
Wirklich schlimm, weil völlig aussichtslos wird es dann wenn man dann versucht mit Mutter über NORBERT zu verhandeln, indem man nach der dritten verbockten Mathearbeit Mutters Frage was der NORBERT denn wohl hat und ihren ihr-wisst-schon-wie-Blick mit der Aussage kontert: "Der Norbert hat 'ne zwei" um dann hastig hinterherzuschiebent: "...aber der hat zu Weihnachten ja auch 'ne Carrerabahn gekriegt und ich nur einen schwulen Barbie Mann, obwohl ich mir den Action Man gewünscht hatte!"
Oha....mein lieber Schwan, dann ist aber was los!!!!!
Spätestens dann nämlich bekommt man sämtliche von NORBERTS verfickten Vorzügen maschinengewehrartig ins Hirn gehämmert, so daß man sich selbst wie das wohl minderwertigste Lebewesen auf Kohlenstoffbasis vorkommt.
Und dann kommt er wieder. Dieser Hass. Dieser Hass auf den ihr-wisst-schon-wie-Blick und noch viel stärker auf den verfluchten NORBERT, den beknackten Turnbeutelvergesser. Und, noch immer emotional verstrickt in dieses Gefüh,l vergisst man am nächsten Morgen natürlich prompt den eigenen Turnbeutel im Bus.
Na, klasse!
Dann sitzt man da im Sportunterricht auf Socken im Unterhemd rum und sieht den doofen Norbert auch noch eine Eins kassieren für irgendeinen schwuchteligen Trampolintrick, der ungefähr so spektakulär ist wie ein O in den Schnee zu pinkeln.
Ganz toll.
Tja, so sind sie halt, die NORBERTS dieser Welt.
Und das Schlimme ist, sie bleiben Einem das ganze Leben lang erhalten!
Wenn einem später einmal, nach des anstrengenden Tages Mühen das liebende Eheweib den verdienten Feierabend mit Aussagen wie: ..."der NORBERT hat übrigens schon wieder seinen Rasen gemäht" oder "...NORBERT macht die Installationarbeiten immer selber!" oder, oder, oder - versaut, muss man doch verstehen, daß man gelegentlich auch mal überreagiert, oder?
Eines Tages ließ ich mich nämlich nach derartigen Auswüchsen der NORBERTOMANIE mal dazu hinreissen zu sagen, daß der feine NORBERT in seinem scheißfeinen Büro auch seine Sekretärin vögelt. PLATSCH!
Der vermeintliche Triumph war allerdings auch nur von kurzer Dauer; und das Endergebnis war ähnlich niederschmetternd wie seinerzeit der Ausgang nach der missglückten Weihnachtsgeschenkeoffensive:
Denn sofort schrieb sie eine Bewerbung an NORBERTS Firma und lebt seither mit ihm auf einer exclusiven Finka im Norden Mallorcas!
Pah...scheiß Mallorca! Eh, viel zu heiß da, oder? Und das Bier taugt auch nix!
Tja, und ich?
Nachdem ich mir dann den Strick genommen habe, hoffe ich nun sehr, daß ich im nächsten Leben als Fischgräte in NORBERTS Paella wiedergeboren werden will. Und dann, das verspreche ich, werde auch ich mich mal so richtig krumm legen....und zwar in NORBERTS Hals. Ohhhhhhhhhhh....was wird das für ein Tag, wenn er dann -blau angelaufen zusammenbricht und dahinfleucht...... ja und vielleicht, ja vielleicht, wenn es wirklich einen Gott gibt, dann wird der NORBERT in seinen letzten Lebensekunden von irgendwo weit her, leise aber dennoch deutlich die Worte vernehmen: "Siehste NORBERT, siehste!"
THE END
Is' mir nach den Schilderungen eines Mitarbeiters über seinen Nachbarn so aus den Fingern geflutscht,
vielleicht hat ja der Eine oder Andere ein wenig Spaß dran!
Viele Grüße
J.
Respekt! Sehr fein beobachtete Kritik an der Leistungsgesellschaft, ist einiges dran. Wobei immer schwer zu sagen ist, wo das Vorbild aufhört und wo der Leistungsdruck anfängt. Würde sagen, das liegt dann auch an einem selbst, in wie weit man sich von NORBERT "geißeln" lässt. 
Könnte mir gut vorstellen, dass sich für sowas auch anderweitig Verwendung finden lässt.