Whistling Catfish hat geschrieben:Ach, wenn wir von anderen Altmusos doch endlich auch mal ähnlich konkrete News hören würden......
Genau so ist das. Und selbst auf die Gefahr hin, dass ich mich hier unbeliebt noch und nöcher mache und in sämtliche Fettnäpfchen trete: bei mir hinterlässt das Interview mit Ian Anderson einen nur faden, enttäuschten Eindruck, da kommt nichts vor, was mich kribbelig macht, wo ich denke und hoffe, wann ist es wieder soweit...
Bevor jetzt einige aufschreien: das laste ich natürlich nicht WC an, der als Interviewer sein bestes gegeben, präzise Fragen gestellt, so manchen ›mutigen‹ Kommentar gegeben hat, mit dem »Meister« durchaus auf Höhe: JA! es macht Spaß, Interviews mit ihm zu machen: er ist dabei pünktlich, korrekt, professionell... auch gesprächig, so auch in diesem Fall... doch was kommt an erhofften Neuigkeiten rüber? Vage Aussagen zu neuem Material bzw. dem Zeitpunkt der Veröffentlichung, Einschätzungen zu dem, was ›der Fan‹ angeblich möchte - das würde ich fast schon Unterstellung nennen, und stimmen tut es allemal nicht!! Der ›wirkliche Fan‹ will immer Neues, immer irgendwas, was er noch nicht kennt, meinetwegen auch unveröffentlichte Outtakes, Demos, was weiß ich, aus Jahren, die lange her sind... Oder Live-Mitschnitte, wo einfach die Bandmaschine oder der DAT-Recorder lief, Robert Fripp macht das vor. Ja - bitte her damit!!! Da IA zu meinen scheint, er muss da Scans für irgendwelche Retro-Sachen besorgen oder dieses ganze Alltags-Tour-Geschäft in den Vordergrund stellt, schätzt er die Prioritäten ganz und gar falsch ein.
Keiner hat was gegen einen Künstler, der sich selbst auch noch managt und organisiert - aber beobachte ich einen Künstler, der sich dadurch am künstlerischen Tun selbst hindert oder diesem davonzufliehen trachtet, werde ich stutzig, noch dazu, wenn es mein absoluter Lieblings-Künstler ist!
Wenn schon Vergleiche angezogen werden, dann fällt mir ein, was ich heute zum neuen Album von Joe Jackson - das ist nicht gerade einer meiner absoluten Favoriten, aber ich mag einige seiner Sachen - gehört habe: er geht mit zwei oder drei Leuten in ein Studio, haut in die Tasten und spielt eine Handvoll Songs aus dem Gefühl heraus ein, etwas spielen, mitteilen zu wollen...
Ich geh' jetzt noch einen Schritt weiter und wage mal einen Vorschlag, was Ian Anderson tuen sollte, um ein solches Basis-Feeling überhaupt jemals wieder zu finden (er wird natürlich an solchen Vorschlägen nicht interessiert sein, soll er auch nicht, es dient der Illustration einer einer Befindlichkeit): eine Stunde im Studio vor angeschaltetem Mikro und genügend Speicherplatz auf der Harddisk auf der Flöte improvisieren bis die Luft knapp wird, das Ergebnis unentgeltlich als MP3 auf der Homepage für begrenzte Zeit zum Download bereitstellen und dann verkünden, dass ein neues Jethro Tull Gruppen Album in Arbeit gehen und in, sagen wir, acht oder auch zwölf Wochen veröffentlicht wird. Dann - das behaupte ich hier mal -
hätte er uns wieder!
Alles andere: monate- ja wohl jahrelanges Feilen an irgendwelchen Backing-Tracks, an via Internet zwischen Musikern, die in großer geographischer und wohl leider auch emotionaler Entfernung agieren, hin- und her geschickten, dann irgendwann gemischten und wieder gemischten Teile werden nichts weiter bringen, wenn denn überhaupt jemals, als ein Album, welches in unerträglichem Manierismus erstarrt, mir graut davor!
Ich lass mich gerne eines besseren belehren, aber erstmal freue ich mich auf den 14. März, da erscheint Trisector, das neue Werk von Van der Graaf Generator - und da bin ich mir sicher: es geht noch!!!
Ich lese jetzt alles noch mal durch, werde unsicher? Ist das peinlich? Egal, ich lass es stehen, mal sehen...
JG