Vor dem Konzert
Als ich hier im Forum so die Konzertberichte gelesen haben, von wegen undekorierter Bühne, zu leisem Sound, sowie von einer abgespeckten Lichtanlage und daß Tull nicht mehr so powern würde, wie vor ein paar Jahren, bekam ich schon ein etwas mulmiges Gefühl vorm Konzert. Sollte Tull Im Jahr 2005 wirklich im musikalischen Rentenalter angelangt sein?
NEIN! Weit gefehlt! Zum Glück war dann nämlich doch alles ganz anders als befürchtet.
Die Tollwood Musik Arena
Ich war bereits 2001 schon einmal auf einem Tull – Konzert in der Tollwood Musik Arena, aber für die, dies es noch kennen: Das Tollwood Festival ist eine Mischung aus mehreren riesigen Veranstaltungszelten (Theater, Kabarett, Musik) und Rummelbuden. Gelegen im südlichen Teil des riesigen Olympiaparks. Die Tollwood Musikarena ist so ziemlich das größte Zelt mit rechteckigem Umfang und Platz für ungefähr 5000 Leuten. Sitzplätze gibt es nur im hinteren viertel der Halle, auf einer Tribüne.
Die Bühne
Als ich um ca. 18.20 Uhr mit dem Hautbesucherstrom drinnen war, belagerten schon etliche Frühaufsteher ganz vorne die Bühne. Der für Tull typische Querschnitt durch alle Altersgruppen im Publikum war auch wider zu finden, wenn auch, so ist es mir vorgekommen, viel mehr junge Leute (15 – 35) als noch vor vier Jahren im Publikum waren. Ich stand dann ca. 10 Meter vor der Bühne, in der Mitte, vi cavie Doane Perry’s Schlagzeug – Duschvorhang. Die beiden Lautsprecherwände links & rechts vor mir. Die Bühne sah wie auf der LWTP tour aus, also MIT Vorhang und jeder Menge Scheinwerfer. Zu unser allen großen Überraschung wurden bereits um kurz nach halb sieben, (das Zelt war bereits proppenvoll!!!) die seitlich liegenden Zelteingänge dichtgemacht.
Die Vorgruppe:
Nach dem üblichen Willkommen heißen (ca. 18.40 Uhr), dann die Ankündigung der Vorgruppe: Naveed! Eine junge Rockband (alle anfang 20) aus Trudering, einem Stadtteil von München. Der Sänger und Leadgitarrist Alex erzählte, verständlicherweise etwas nervös, dass die Band es erst an diesem Tag erfuhren, die Ehre zu haben an diesem Abend vor Tull auftreten zu dürfen. Gleich zum Einstieg griffen sie kräftig in die Seiten und brachten die Arena mit den Drums zum vibrieren. Mein erster Gedanke: sollte dies auch die Lautstärke von Tull sein, dann ist es mehr als genug. Die Band spielte talentiert abwechslungsreichen, wenn auch einfachen Poprock, aber mit viel Drive und wurde beim Publikum begeistert aufgenommen. Nach ungefähr 40 Minuten kamen Naveed zum tosenden Finale!
Das Konzert
Dann Bühnenumbau und ein kurzer Soundcheck. Spätestens hier wurde es einem bewusst wie heiß und stickig es in der Halle ist. Wenigstens gingen die Schoten noch mal kurz zur Belüftung auf. Der einzige Ventilator überm Ausgang links vor der Bühne, war aber leider aus. Auf der Bühne hatte Mr. Giddings einen und und Mr Perry ebenso, wir, das Publikum mussten aber schwitzen wie in der

Sauna!
Nachdem auch der letzte Beleuchtungsfritze auf dem beiden Masten links & rechts vor der Bühne vom Publikum gebührend beklatscht wurde, ging das Licht aus und es geschah erst mal ne weile nichts, dann begann das Publikum begeistert zu toben, wie bei Black Sunday, dem Konzertbeginn auf der Slipstream – DVD!!! 19.40 Uhr: Das Aqua Intro ertönte, Martin Barre kam, kurz die Hand zum Gruß erhoben, von rechts auf die Bühne, Andrew Giddings, John Noyce und Doane Perry vom Bühnenaufgang links, Aqua Intro war aus, Mr. Noyce (in schwarzem Anzug mit gelber Krawatte und natürlich mit Sonnenbrille) setzte mit den ersten (Bass-) takten zu My Sunday Feeling an, Barre & Perry setzten ein, dann hörte man des Meisters Flötenspiel: Ian kam von links hinter einem Verstärker in einem weißem mit schwarzen schlierengemusterten Kimono mit gleichem Kopftuch und schwarzer Hose ins Scheinwerfer Licht gehopst. (hatte etwas von einem Disney Jin) ER war während der Flötenpassagen ständig in Bewegung, hüpfte leichtfüßig und flink, wie seit langem nicht mehr über die Bühne. Dazu seine unvergleichliche mephistohafte Mimik! Das Publikum kochte vor Begeisterung! Zum Singen kam er mal kurz an Micro reckte & streckte den Hals und war bei bester Stimme! Dann zu meiner großen Überraschung direkt danach, Drumauftakt zu For A Thousand Mothers: Ian huselte regelrecht über die Bühne, die Töne traf er gut. Das Publikum kam immer mehr in Fahrt. Die Arme sind schon jetzt so ziemlich dauerhaft oben. Dann große Begrüßung: „Hello Hellooo Hellloo– ho, nice to see you all etc Er scherzte ein bisschen: genug von den alten Songs jetzt spielt er was neues: von 1976 - Jack In The Green! Begeisterung im Publikum. Gesanglich sehr nahe am Original! Außerdem grüne Lightshow! Danach leitete er mit ein paar Worten, zu meiner großen Überraschung und vor allen Dingen zu meiner großen Freude, die ersten Takte zu Beggars Farm ein. Anschließend scherzte ER zur Überleitung zum nächsten Titel. ...einer seiner Held der letzten Dekaden sei Gobartschow, weil er die Welt vor einem Atomkrieg bewahrte, Boris Jelzin hingegen aber dies nur tat, da er die meiste Zeit durch den vielen Wodka einfach zu besoffen war, den richtigen Knopf zu finden. Putin hingegen sei ein sehr ernster Man,
he knows exactly where the button is! Starkes Lachen im Publikum ... dann seine Ankündigung: Boris Dancing. Direkt anschließend, während des Publikum noch begeistert braust, hängt Meister Ian sich seine Minigitarre um, und kündigt das nächste Stück an, indem er fleißig und gerade mit Freude an einer der hartnäckigsten Legenden um die Band weiter webt: der Wunderknabe Gerald Bostock, schickte bereits als zwölfjähriger Lyriks an IHN und so ist die Überleitung zu Thick Is A Brick da. Nahezu perfekte Vocals! Wunderbar dass ER das noch mal so gebacken bekommt! Eine orkanhafte Begeisterung im Publikum mit ebenso stürmischen Beifall brandet an der Bühne, Die Arme waren ab hier dauerhat oben. Meister Ian versuchte das Publikum wieder etwas zu beruhigen: Er bedeutete dem Publikum mit geradevonsichgestreckten Armen und nach unten gerichetetn Handflächen, moderat nach unten winkend, wieder etwas vom Gas zu gehen: No. No. NoNoNoNo! No! Das Publikum schrie aber lauthals Yes im Chor. Das Licht ging kurz aus. Das Rampenlicht ging an und zeigte Ian, der jetzt vor Freude strahlend und mit hocherhobenen Armen wild winkend Yes! Yes! Yes! rief. Danach natürlich der obligatorische Witz:
the best sex I ever had. Überleitung mit Bandvorstellung, zu einer weiteren Überraschung: Weathercock. Gesanglich klangs ein bisschen weich, aber mir kommt es ohnehin so vor als, setzt Ian den Schwerpunkt mittlerweile mehr auf sein brillantes Flötenspiel. Weiter gings:
for three hundred years J. S Bach …Cocktail- lounge jazz, perhaps he even would improve a little bit on my version, who knows. Boureé. (musste das sein?) war aber ganz nett vorgetragen. Das Publikum tobte begeistert weiter. Cheapy Day Return und Moother Goose stießen wieder auf größere Resonanz. Mr. Noyce begann sich sogar richtig zu bewegen ab diesem Konzerteil!!! Das Martin Barre Solo Murphys Paw kam unerwartet gut an! Farm On The Freeway (einer meiner persönlichen Favoriten) war das nächste Highlight. Allein der am ganzen Körper fühlbare Bass.
Gesanglich auch wieder gut. Aber der Oberhammer war die neue irische Version von Hym 43! Gesanglich war ER im zweiten Teil des Stückes (wieder identische mit der LP) sicherer.
A New Day Yesterday, genial jazzige 25th Anyversary Version. Gesanglich hat ER sich zu anfangs in der Tonhöhe vergriffen. (War kurz zu tief) aber ansonsten bestens! Der Song ging über in eine Instrumentalversion von Kelpie. Genial fetzig, (Die Herren dürften Kelpie ruhig mal ganz spielen, vielleicht auf der nächsten Tour?) die perfekt Überleitung zu: Budapest. Das Publikum ist regelrecht explodiert! Dann der Abschlusskracher Auqalung! Da war ER auch extrem gut bei Stimme, einzigst bei dem langsamen Gitarrenpart schwächelte er ein klein wenig.
Das Finale Wind Up/ Locobreath/ Protect & Survive/ Cheerio war der tosende Abschluß dieses Orkan - Konzertes! Ich hätte auch gern so einen Ballon weggestubst, aber die Dinger sind zweimal um ca. 2 Meter an mir vorbeigesegelt. Das nächste mal aber bestimmt! Um ca. 21.45 Uhr hieß es dann leider Cheerio. Als wir aus der Halle rauskamen, fühlte sich die frische Luft (sicherlich um 25°) wie ein Kühlschrank an!
Fazit
Ich habe so ein dermaßen bombiges und wirklich aus den Socken hauendes Konzert noch nie erlebt. Fest steht: die Jungs waren an diesem Abend extrem gut drauf und haben durchgehend gepowert! Hut ab Mr. Anderson! Auch das verjüngte Publikum trug viel zu der tollen Stimmung bei. Jetzt glaube ich nachvollziehen zu können, wie die Tull Konzerte in den Siebzigern oder zumindest in den 80ern. waren! Denn eines solchen Vergleiches muß sich dieses Konzertes nicht schämen!
Viele Grüße,
Stormwatcher