gestern war also mein Konzert der diesjährigen Tour und um es vorweg zu nehmen: es war wirklich klasse!
Der ein oder andere wird ja wissen, daß ich bei der diesjährigen Tour ein ganz klein wenig vom Pech verfolgt war. Ein paar Konzerte waren drin, aber irgendwie hat nichts geklappt und selbst mein Heimspiel in Köln mußte leider ausfallen. Kacke, im wahrsten Sinne des Wortes!
Somit begann der Tag gestern für mich damit, daß ich mich gefragt habe, was wohl dummes passieren könnte, um mir den Spaß doch noch zu vermiesen. Irgendwann war ich dann auf der A3, immernoch fit und selbst die Staus konnten mir nicht zu schaffen machen, ich wunderte mich gar, daß alles so reibungslos lief und dann kam doch noch was: ich hatte die Flyer vergessen! Mist, blöder! 1.000 Flyer liegen hier immer noch jungfräulich rum, ich werde alt und bitte demütigst um Entschuldigung!
Anyway, Weilburg ist ein verschlafenes Kaff, irgendwo in Hessen, wunderschön im Taunus gelegen. In Weilburg findet dieses Jahr der Hessentag statt, da feiern sich die Hessen quasi selbst. Eine ganze Woche lang Kirmes, Konzerte und so weiter und Jethro Tull haben in den letzten Jahren schon öfters auf dem Hessentag gespielt, da gibt es wohl ganz gute Verbindungen. Das Konzert war schon seit Wochen ausverkauft, was zum einen daran liegt, daß der Hessentag von den Einwohnern schon gut besucht wird (das ist für die sicherlich das Ereignis) und zum anderen haben ja auch noch Status Quo gespielt und deren Fangemeinde ist sicherlich auch nicht gerade klein.
In Weilburg den Parkplatz geentert traf ich dann Ulla (wunderschön das Wetter, nicht Ulla ... äh, Ulla natürlich auch, relativ ... ach is ja auch egal) und Martin König. Schöne Überraschung, Martin ist ganz ganz netter alteingesessener JT Fan wahrlich der ersten Stunde. Auch aus der "Studienratfraktion", aber diesmal im positiven Sinne

Das Wetter war ja gestern phantastisch, insofern war es natürlich schade, daß es kein Open-Air war, sondern vielmehr ein riiiiesiges Zelt aufgebaut wurde (so Oktoberfest-Ausmaße). Laut DRK Frau sollte es 6.000 Besucher geben, ich nehme das mal als offizielle Zahl und das kommt auch hin. Das Zelt war also wirklich gewaltig. Kurzer Blick auf die Bühne und -wie erwartet- waren P.A. - und Lichtanlage vom Veranstalter aufgebaut, sah fett aus, gab viel Licht und auch einige Vari-Lights (das sind die Dinger, die sich bewegen) - versprach also schon mal einiges.
Jethro Tull sollten zuerst spielen und zwar um 19.30 Uhr. Das hatte ich schon vermutet, Ian geht wohl gerne früh ins Bett und zieht bei solch "Zwei-gleichwertige-Gruppen-Konzerten" den Slot als Opener vor..
Es gab einen abgesperrten Bereich vor der Bühne, ich denke mal, da kam man nach dem Prinzip "wer zuerst kommt" rein und es gab dafür einen Stempel auf die Hand. War für mich -dank Photopass- natürlich kein Problem, aber einige Bekannte Gesichter mußten leider nach hinten, weil sie schlicht zu spät kamen.
Meine Theorie über die Weilburger Bürger weiter oben bestätigte sich dann noch öfters, ich wurde ein paar mal blöde angemacht, wo mein Stempel ist, was das für ein Paß ist ("der gilt hier nicht" - "der gilt hier doch, der ist von der Band"), aber ich habe auch wieder nette "Offizielle" getroffen. Letzlich habe ich mich dann noch mit einem eingeborenen Pärchen unterhalten, die dann erzählten, daß der ganze Hessentag für die Stadt Weilburg doch ne kleine Nummer zu groß war, es gab wohl auf den anderen Veranstaltungen schon größeres Chaos (Shuttlebusse für 6.000 Leute fahren einmal die Stunde, etc.) und die Security-Firma wäre ne kleine Klitsche, die jetzt halt einmal nen großen Auftritt hat und sich teilweise halt auch so verhält - wie gesagt: sicher nicht alle, siehe die netten Menschen am Eingang.
Das Publikum war bunt gemischt, alle Altersklassen und natürlich viele Altrocker (da mußte ich an den Hannover-Artikel denken und schon ein wenig schmunzeln), aber auch sehr viele unbescholtene Einheimische, was für das Konzert noch ein ganz positiver Aspekt werden sollte.
19.20 Uhr machte ich mich also auf den Weg zum Photograben, denn ich wußte, daß das Konzert pünktlich losgehen würde. Ich hatte wohlweißlich einen SEC-Mann (nen leicht dummen) gefragt, ob es egal wäre, auf welcher Seite ich zum Graben gehen würde (er sagte deutlich "ja, beide Seiten gehen") und ich stand dann natürlich an der falschen Seite ("hier geht's nicht rein, andere Seite"), Depp! Kämpfte mich durch, kam dann an, als Tourmanager Alex die Presseleute einwies. Lustig war, als er meinte, wir würden ein Zeichen vom Roadie von der Bühne bekommen, wann Schluß wäre und ich ihn dann fragte, ob das drei Songs wären. Er sagte: "Ja, aber das wirst Du nicht merken, die gehen ineinander über". Ich habe dann auf mein rotes IA T-Shirt gezeigt, mich kurz vorgestellt und meinte nur "doch, ich krieg das bestimmt mit, ein paar Songs der Kapelle kenne ich schon".
Los ging's. Aquaintro, Band betritt die Bühne und mit "My Sunday Feeling" geht es los. Natürlich ein Raunen in der Menge, als Ian die Bühne betritt. So ganz richtig auf die Musik achten konnte ich natürlich nicht, schließlich sollte der Photopass ja nicht umsonst gewesen sein und die Gemeinde in Form von ein paar netten Bildern was von dem Gig haben. Ians Kimono fand ich erstmal reichlich behämmert, aber was solls? ich habe mich seit 1995 mit seinen Outfits abgefunden und das gehört dann auch nicht hierher. Ich habe dann direkt mein Lieblingsmotiv gefunden. Während die Pressekollegen (die meisten ganz nett und der Mann von der Gießener Zeitung ein Mark Gillespie Fan) also alle in die Mitte drängten, lies ich ihnen freundlich den Vortritt und stellte mich hinten an - da hatte ich nicht so viel von Anderson, aber dafür nen guten Blick auf Martin Barre. Tja, ich mag den Mann einfach, nicht nur als klasse Gitarrist und netten Menschen, sondern auch als Motiv! Der lebt sein Gitarrenspiel wirklich. Den Sound kann man aus dem Photograben natürlich nicht wirklich beurteilen, ich hing ja teilweise mit dem halben Körper auf der Bühne. Aber es ist tatsächlich so, daß der Bühnensound relativ leise ist, wie in diesem Forum schon mal erörtert. Es ging also richtig gut los, Band gut drauf, Stimme (für heutige Verhältnisse) fein und das Publikum ging dankbar ab. "For A Thousand Mothers" rockte dann auch wirklich heftigst und da hätte ich schon lieber im Publikum gestanden, anstatt einen "Job" zu tun. Aber ok, ich wollte noch ein paar vernünftige Fotos machen. Die Lichtanlage war ja -wie erwähnt- üppig, nur leider war das Zeug nicht alles an. Ein bischen schade, denn genauso wie für Film (siehe Orchester DVD Diskussion) ist das Licht für Photos unglaublich wichtig. James Duncan fährt das Licht und -wie er selber sagt- hat er da nicht viel Ahnung von, kann man ihm also keinen Vorwurf machen. Bitte Meister, gib doch ein paar Pfund aus und miete Dir jemanden, der das ein wenig professioneller fahren kann! "Jack-In-The-Green" war also mein letzter Song im Graben. Die Stimme fand ich nicht 1A, aber sicherlich (für ein diesbezüglich doch "heikles" Stück nicht schlecht). Ich wechselte während der Ansage (das alte Reinhold-Helge-Spiel mit "let's play a more recent song") noch schnell die Speicherkarte und ballerte nochmal drauflos.
Das war's dann also als "Pressemann", nun konnte ich endlich das Konzert genießen. Ich begab mich -völlig verschwitzt- erstmal an die linke Theke im abgesperrten Bereich auf ein lecker Licher Bier (mit 2.- Euro doch moderate Preise für ein Konzert, übrigens) und suchte meinen Platz dann ein paar Meter vor der Bühne auf der linken Seite. Sehr schade übrigens, daß dieser abgesperrte Bereich wirklich alles andere als voll war, um mich herum waren gerade ein paar Gestalten versammelt und hinter mir so 7-8 Meter bis zur Absperrung fast niemand mehr, während sich dahinter die Menschen knubbelten. Offensichtlich hatten sich viele Status Quo Fans ihren Platz dort gesichert und während des Tull-Gigs die Zeit außerhalb des Zeltes verbracht - später war es nämlich auch dort vorne proppenvoll!
Die Setliste krieg ich nicht mehr ganz zusammen, es war ein gekürtztes Set (1:40 Stunden) und ich will auch keine Track-By-Track-Review machen. Es war wirklich grandios und weitaus besser, als ich mir erhofft hatte. Bis auf wenige, zu vernachläsigende Ausnahmen die Band in Top-Form, die Lautstärke ordentlich (zumindest im abgesperrten Bereich, ich bin auch extra was rumgewandert) und der Sound sehr gut, wenn auch nicht perfekt (dann und wann was Feedback und die Drums waren mir manchmal nicht knackig genug gemischt). Übrigens: weiß irgendjemand, seit wann Ian sich selbst auf der Bühne mischt? Er hat da nen kleinen 8-Kanal-Mixer stehen, wo er dann und wann mal dran rumgedreht hat - das ist mir so noch nie aufgefallen.
Das Publikum ging richtig gut ab, das waren dankbare Eingeborene. Ich meine, daß beim Gitarrenintro zu "My God" mitgeklatscht wurde ("im Takt" will ich nicht sagen, da gibt's keinen Takt

Mir ging's also gut und mir ging's dann noch besser, als es zu den (für mich) Höhepunkten kam: "Up To Me" und "Hymn 43" waren einfach ... sensationell!!! Besonders letzteres hatte es mir ja schon auf der "XM Radio" Aufnahme angetan, so stelle ich mir das vor! Überhaupt nicht schlimm, daß da wegen der Stimme nach unten transponiert wurde, denn die Band hat mit dem Folk-Part das Cleverste geschaffen, was sie aus der Nummer machen konnte: was anderes und trotzdem noch den Song. Weltklasse, schlicht und einfach Weltklasse! "Farm On The Freeway" bekam vom Publikum (zurecht) Zwischenapplaus an der Stelle bevor es nochmal losging - naja, die dachten wohl, der Song sei schon vorbei.
Ich hatte ja noch meine Spiegelreflex unterm Arm und da um mich herum doch relativ viele Leute mit ihren Kleinbildkameras knipsten, beobachtete ich mal den einzigen SEC in der Nähe, das war "der leicht dumme". Dem war das offensichtlich egal und so wagte ich es bei dem von mir "geliebten" Finale auch noch, die dritte Speicherkarte zu verknipsen. Hat sich gelohnt, sind noch ein paar sehr nette Schnappschüsse bei rausgekommen

Tja, alles in allem: ein tolles Konzert und ein wirklich gelungener Abend. Nicht ganz so viele bekannte Gesichter im Publikum, die haben sich wohl alle zu spät um Tickets gekümmert und insgesamt, wohl durch die vielen unbescholteten Zuschauer, eine tolle Stimmung - ich bin mehr als zufrieden, ja, ich bin tatsächlich auf meine alten Tage nochmal richtig begeistert!
Den einen Song, den Status Quo den ganzen Abend dann noch gespielt haben, wollte ich mir nicht wirklich geben und stattdessen die Chance nutzen, das Areal zügig für eine frühe Heimfahrt verlassen zu können. Ich hab aber nochmal reingeguckt und -siehe da- das war ein Licht! So kann das also aussehen, wenn man ein paar ordentliche Lampen hängen hat und die auch noch bedienen kann. Das war mir gestern aber ganz ehrlich relativ egal. Martin Barre wurde übrigens auch noch im Publikum gesichtet, wie er sich die Boogie-Jungs angeguckt hat. Soviel 4/12" Marshall-Boxen wie die auf der Bühne hatten, habe ich übrigens in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen!
Hier noch ein paar kleine photographische Beweise, mehr setze ich die Tage mal auf die Website:







cheers,
Laufi