Stan Ridgway...oder Flashes from my archive...:-)

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Whistling Catfish
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Stan Ridgway...oder Flashes from my archive...:-)

Beitrag von Whistling Catfish »

Es ist Schützenfest in Iserlohn. Das ist bei uns so ne Art fünfte Jahreszeit, so ähnlich (wenn auch vielleicht nicht ganz so schlimm) wie der Karneval in Köln und Düsseldorf. Ich muss zugeben, daß ich für diese kollektiven Besäufnisse bei Blasmusik allmählich zu alt werde und keine rechte Freude mehr daran habe, so habe ich meinen Freunden heute für diese Art von Vergnügen eine Absage erteilt. Meine Frau „is raging down the freeway with some friends from the mall“ irgendwo im Ruhrgebiet, und so hab‘ ich mal wieder richtig schön Zeit mich den schönen und (fast) vergessenen Perlen in meinem Plattenschrank zu widmen. Während ich so durch den „Bestand“ stöberte, viel mir eine Platte von Stan Ridgway mit dem Titel „The Big Heat“ in die Hände.

Und aus der fernen Vergangenheit läuteten die Glocken meinem Gedächtnis. Leise aber dennoch deutlich vernehmbar: „Da war doch was! Das war doch ne richtig geile Scheibe!“. Also direkt mal in den Player und da war sie wieder! Diese schwer zu beschreibende Musik, mit Banjos, Synthies, elektronischen Drums, Fiddles, der unverwechselbaren Stimme Stans, die die unheimlichen, traurigen und vor allem überaus realistischen Figuren in unheimlichen, traurigen und vor allem überaus realistischen Geschichten beschrieb.

Stan Ridgway – so habe ich dann heute mal im Internet recherchiert – hat seine musikalische Karriere irgendwann vor 25 – 30 Jahren als Soundtrackkomponist für Horror B-Movies begonnen. Mit einigen „Kollegen“ aus der damaligen Zeit entstand dann die ähmmm....na, ja, wie soll man sie beschreiben....ich sag‘ mal „Art-Punk-Kombo WALL OF VOODOO“, die ja durchaus ein Begriff sein dürften, zumindestens vom Namen. Nach deren Auflösung begann Stan dann mit seiner Solo Karriere.

„The Big Heat“ aus dem Jahre 1986 war sein erstes Werk als Solokünstler und hat mit Punk nun gar nichts mehr zu tun. Deutlich erkennt man hier noch seine „filmischen“ Wurzeln. Nicht so sehr musikalisch, vielmehr lyrisch. Jeder der 10 Tracks auf diesem Werk erzählt eine äußerst dichte Geschichte! Sogar die handelnden Figuren in den Songs bekommen Profil – und dabei überschreitet Stan nur ein einziges Mal die 6 Minuten Grenze auf diesem Album. Meine ehrliche Meinung ist, das dies nur ein Genie vermag! Ich besitze diese Platte seit nunmehr knapp 16 Jahren, aber mit dem heutigen Datum ist mir die Größe dieses Werkes zum ersten Mal im ganzen Umfang bewusst geworden! Es ist mir ein Rätsel, warum ich bis heute nur diese eine Scheibe dieses Mannes besitze. Wahrscheinlich lag das aber daran, daß man damals noch nicht über die ganzen Amazons und Konsorten verfügte – denn in den Plattenläden damals (und heute vermutlich auch) waren seine Alben eher schwierig zu bekommen.

Damals bin auf diese Platte aufmerksam geworden durch die quasi Hit Single „Camouflage“ (Top 5 in Europa damals), ein ironisches Vietnam Epos, die Stan damals im öffentlich rechtlichen Fernsehen in der „DREHSCHEIBE !?!?!?!??????!!!!) zum Besten geben durfte!

Wie auch immer, dieses Album „kick’s off“ mit dem Titel Track „ The big heat!“ – einer Geschichte über eines gesuchten Verbrechers – aber erzählt – und zwar in allen Details – aus der Sicht des Polizisten. Zwischendurch wird uns Hörern folgendes gesagt:“ And everybody want’s another piece of pie today; You gotta watch the one who always keep their hands clean.“

Da fühlt man sich zugleich verstanden und auch ertappt. Großartig!

Und das alles vorgetragen in schönstem american englisch. Welches aufgrund der Produktion super verständlich bleibt.

Weiter geht’s danach mit „Pick up and put in your pocket“ eines meiner absoluten Lieblingstracks.

Hier nur mal ein lyrisches Beispiel:

„And all the calling cards, and the walking sticks and the hidden punches and the coward’s kicks say:“ we got a big mouthful now....“ Pick it up and put in your pocket!“

Und wieder fühlt man sich verstanden und ertappt!

Andere Highlights sind „Walkin‘ home alone“ und vor allem „Drive she said“ und das grandiose „Salesman“, zu dem ich eine ganz besondere Beziehung habe!

Sorry, daß das jetzt ein wenig lang geworden ist, aber diese Platte hat es einfach verdient! Ich hätte noch ewig weiterschreiben können über diese geilen Songs.....aber es spät jetzt und ich muss ins Bett...

Viele Grüße,
J.
I wish I was a Catfish, swimmin' in the deep blue sea....
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