Re: Warum eigentlich Jethro Tull??
Verfasst: Di Apr 08, 2014 9:18 pm
Oha, nun hab ich ihn ja gefunden, den - quasi - Vorstellungsfaden.
Ich war 13 Jahre alt, hatte schon immer Musik im Sinn (allerdings noch völlig orientierungslos), da kaufte meine 12 Jahre ältere Schwester sich eine neue LP. Ich kam in die gute Stube (da stand unser einziger Familienplattenspieler) und sah und hörte. Das Cover faszinierte mich irgendwie: Darauf war ein altmodischer Bilderrahmen zu sehen. Im Hintergrund tosende See und ganz links oben in der Ecke - weit entfernt - ein Schiff. Vor der ganzen Szenerie trat ein beflügeltes, bärtiges Hutzelmännchen mit Kapuze aus dem Bilderrahmen und stützte sich auf ein Schwert. Bandname und Titel hab ich erstmal gar nicht registriert aber die Musik, die aus dem Plattenspielerlautsprecher kam hat mich von Anfang an gepackt. Zweite Seite, erstes Lied....Was für ein Sound, welch Gesang, was für ein epischer Song (wenn ich diesen heute höre, bekomme ich immer noch Gänsehaut). Ich hab diese Platte geliebt und wenn meine Schwester nicht da war, hab ich mir das ganze Werk immer wieder angehört. Meine erste Berührung mit Rockmusik und bei der Rockmusik sollte es bleiben und auch bei dieser Band in meiner Top 5.
Meine Güte, das ist 32 Jahre her. Dieses mein persönliches Schlüsselalbum ist bis heute eines meiner Lieblingsalben, einmal dieser Band und überhaupt. Und das wird es auch bleiben. Irgendwann hatte ich auch mal die Schrift auf dem Album entziffert und wusste nun dass die Protagonisten sich Jethro Tull nannten und der Bandboss Ian Anderson heißt. Ich hatte übrigens nie die Idee, dass es sich um einen Solokünstler handelte, weil ich mir niemals vorstellen konnte, dass Jethro ein Vorname sein könnte. Meine Schwester sagte mir, dass diese sich schon über 10 Jahre in der Musikszene aufhielten und zeigte mir einige andere Scheiben, die sie schon besaß (This Was, Heavy Horses, A). Ich hörte diese und war erstmal enttäuscht. Klang alles nicht wie mein Liebglingsalbum. Naja, ich war 13. Zwei Jahre später kaufte sie sich das Nachfolgealbum mit viel zu viel Computermusik.
Wieder drei Jahre später, ich hatte noch keinen Führerschein aber inzwischen eine eigene Stereoanlage, fuhr ich mit meinem Mofa zum nächsten Plattenhändler und holte mir die neuste LP. Die begeisterte mich wiederum total. Aber warum sang der Sänger denn so gehemmter und etwas heiserer als auf meinem Lieblingsalbum. Aber egal, seine Stimme klang immer noch super in meinen Ohren und ich verliebte mich sogleich in die Songs. Obwohl der erste Song schon wieder etwas zu viel Synthesizer-Elemente enthielt. Naja, dafür war er recht flott und hatte tolle Gitarrensolieinlagen zu bieten.
Um Weihnachten 1988, inzwischen mit Führerschein und eigenem Auto ausgestattet, machte ich mich mit einem vorweihnachtlichen Geldgeschenk auf in den besagten Plattenladen. Meine Schwester sagte mir, dass dort eine LP-Box von Jethro Tull feil geboten wurde. Ich hoffte, dass ich noch rechtzeitig dort ankomme...und tatsächlich, da war sie, gold schimmernd mit blauen Elementen, eine Box in LP-Größe. Ich griff zu, konnte gar nicht schnell genug nach Hause vor meine Anlage kommen, setzte mir während des Auspackens schon mal meine Kopfhörer auf (meine bevorzugte Art, Musik zu genießen) und..........verflucht, da waren doch tatsächlich CDs drin.....nee, ne, bitte nicht.....Die Vorfreude schlug um in Verzweifelung. Ich hatte noch keinen CD-Spieler und auch keine Kohle um mir schnell einen zu kaufen.
Zu Weihnachten stand dann tatsächlich ein CD-Spieler unterm W-Baum und ich konnte die Familienfeier nicht fix genug verlassen, um endlich diese CD-Sammlung zu genießen. Motoreyes aus den Sessions meines Lieblingsalbums fand ich zum Beispiel sehr faszinierend. Die Box brachte mich dann so richtig auf den Geschmack und ich deckte mich, so wie mein beschränktes Budget es mir erlaubte, mit allen alten Alben und zwischendurch mit den Neuerscheinungen ein. Darunter auch die Zigarrenkistenbox zum 25sten. Alles bis heute gut behütet. Dabei gingen schon einige Jahre ins Land und während dieser Zeit ist mir natürlich auch der Verfall von Ians Stimme sehr nahe gegangen (ich verfluchte immer wieder dieses Computeralbum) und trotzdem habe ich mich über jede neue Musik aus seiner Feder gefreut. Und ich habe immer wieder neue Facetten an der Musik entdeckt. Ich habe zB jahrelang gebraucht, um mit TAAB klarzukommen. Nach TAAB2 ist diese Scheibe nicht mehr wegzudenken aus meiner Playlist.
Und wie viele andere hier habe ich mich geärgert, dass die letzten 10 Jahre nichts neues mehr kam außer endlosen Best-Of-Touren mit den immer gleichen alten Songs, die Ian nicht mehr wirklich gut singen konnte, ja mit denen er sich teilweise richtig quälte. TAAB2 hat gezeigt, dass noch viel Kreativität in diesem Künstler steckt und dass seine Stimme durchaus in neuen Songs gut in Szene gesetzt werden kann. Die Samples und die 4 ganzen Songs des Homo Erraticus Albums zeigen dies sogar noch viel mehr. Klar werden die Meinungen vielleicht jetzt Ende dieser Woche auseinander gehen, ich bin aber überzeugt, dass zumindest ich nicht enttäuscht werde. Dafür waren die Schnipsel viel zu verheißungsvoll und begeisternd. Ich sehe vor meinem geistigen Auge schon jetzt diese verschi..... "Fanboy-Vorwürfe" in den Amazon-Rezensionen.
Ich freu mich jetzt einfach auf die neue Scheibe und hoffe, dass diese am Freitag, wenn ich Heim komme, im Briefkasten liegen wird. Ein Gefühl wie '88, als ich ungeduldig warten musste, bis ich endlich die CD-Box hören konnte. Ob nun Ian Anderson oder Jethro Tulls Ian Anderson oder Jethro Tull - all das ist für mich das selbe (auch wenn der gute Martin mir durchaus fehlt - nichts gegen Florian). Fast ein Dreiviertel meines Lebens begleitet mich jetzt diese Band und ich fürchte den Tag im Voraus, an dem endgültig klar sein wird, dass nie wieder etwas Neues von ihnen (ihm) zu hören sein wird. Es werden nicht noch einmal 32 Jahre vergehen.
Ich war 13 Jahre alt, hatte schon immer Musik im Sinn (allerdings noch völlig orientierungslos), da kaufte meine 12 Jahre ältere Schwester sich eine neue LP. Ich kam in die gute Stube (da stand unser einziger Familienplattenspieler) und sah und hörte. Das Cover faszinierte mich irgendwie: Darauf war ein altmodischer Bilderrahmen zu sehen. Im Hintergrund tosende See und ganz links oben in der Ecke - weit entfernt - ein Schiff. Vor der ganzen Szenerie trat ein beflügeltes, bärtiges Hutzelmännchen mit Kapuze aus dem Bilderrahmen und stützte sich auf ein Schwert. Bandname und Titel hab ich erstmal gar nicht registriert aber die Musik, die aus dem Plattenspielerlautsprecher kam hat mich von Anfang an gepackt. Zweite Seite, erstes Lied....Was für ein Sound, welch Gesang, was für ein epischer Song (wenn ich diesen heute höre, bekomme ich immer noch Gänsehaut). Ich hab diese Platte geliebt und wenn meine Schwester nicht da war, hab ich mir das ganze Werk immer wieder angehört. Meine erste Berührung mit Rockmusik und bei der Rockmusik sollte es bleiben und auch bei dieser Band in meiner Top 5.
Meine Güte, das ist 32 Jahre her. Dieses mein persönliches Schlüsselalbum ist bis heute eines meiner Lieblingsalben, einmal dieser Band und überhaupt. Und das wird es auch bleiben. Irgendwann hatte ich auch mal die Schrift auf dem Album entziffert und wusste nun dass die Protagonisten sich Jethro Tull nannten und der Bandboss Ian Anderson heißt. Ich hatte übrigens nie die Idee, dass es sich um einen Solokünstler handelte, weil ich mir niemals vorstellen konnte, dass Jethro ein Vorname sein könnte. Meine Schwester sagte mir, dass diese sich schon über 10 Jahre in der Musikszene aufhielten und zeigte mir einige andere Scheiben, die sie schon besaß (This Was, Heavy Horses, A). Ich hörte diese und war erstmal enttäuscht. Klang alles nicht wie mein Liebglingsalbum. Naja, ich war 13. Zwei Jahre später kaufte sie sich das Nachfolgealbum mit viel zu viel Computermusik.
Wieder drei Jahre später, ich hatte noch keinen Führerschein aber inzwischen eine eigene Stereoanlage, fuhr ich mit meinem Mofa zum nächsten Plattenhändler und holte mir die neuste LP. Die begeisterte mich wiederum total. Aber warum sang der Sänger denn so gehemmter und etwas heiserer als auf meinem Lieblingsalbum. Aber egal, seine Stimme klang immer noch super in meinen Ohren und ich verliebte mich sogleich in die Songs. Obwohl der erste Song schon wieder etwas zu viel Synthesizer-Elemente enthielt. Naja, dafür war er recht flott und hatte tolle Gitarrensolieinlagen zu bieten.
Um Weihnachten 1988, inzwischen mit Führerschein und eigenem Auto ausgestattet, machte ich mich mit einem vorweihnachtlichen Geldgeschenk auf in den besagten Plattenladen. Meine Schwester sagte mir, dass dort eine LP-Box von Jethro Tull feil geboten wurde. Ich hoffte, dass ich noch rechtzeitig dort ankomme...und tatsächlich, da war sie, gold schimmernd mit blauen Elementen, eine Box in LP-Größe. Ich griff zu, konnte gar nicht schnell genug nach Hause vor meine Anlage kommen, setzte mir während des Auspackens schon mal meine Kopfhörer auf (meine bevorzugte Art, Musik zu genießen) und..........verflucht, da waren doch tatsächlich CDs drin.....nee, ne, bitte nicht.....Die Vorfreude schlug um in Verzweifelung. Ich hatte noch keinen CD-Spieler und auch keine Kohle um mir schnell einen zu kaufen.
Zu Weihnachten stand dann tatsächlich ein CD-Spieler unterm W-Baum und ich konnte die Familienfeier nicht fix genug verlassen, um endlich diese CD-Sammlung zu genießen. Motoreyes aus den Sessions meines Lieblingsalbums fand ich zum Beispiel sehr faszinierend. Die Box brachte mich dann so richtig auf den Geschmack und ich deckte mich, so wie mein beschränktes Budget es mir erlaubte, mit allen alten Alben und zwischendurch mit den Neuerscheinungen ein. Darunter auch die Zigarrenkistenbox zum 25sten. Alles bis heute gut behütet. Dabei gingen schon einige Jahre ins Land und während dieser Zeit ist mir natürlich auch der Verfall von Ians Stimme sehr nahe gegangen (ich verfluchte immer wieder dieses Computeralbum) und trotzdem habe ich mich über jede neue Musik aus seiner Feder gefreut. Und ich habe immer wieder neue Facetten an der Musik entdeckt. Ich habe zB jahrelang gebraucht, um mit TAAB klarzukommen. Nach TAAB2 ist diese Scheibe nicht mehr wegzudenken aus meiner Playlist.
Und wie viele andere hier habe ich mich geärgert, dass die letzten 10 Jahre nichts neues mehr kam außer endlosen Best-Of-Touren mit den immer gleichen alten Songs, die Ian nicht mehr wirklich gut singen konnte, ja mit denen er sich teilweise richtig quälte. TAAB2 hat gezeigt, dass noch viel Kreativität in diesem Künstler steckt und dass seine Stimme durchaus in neuen Songs gut in Szene gesetzt werden kann. Die Samples und die 4 ganzen Songs des Homo Erraticus Albums zeigen dies sogar noch viel mehr. Klar werden die Meinungen vielleicht jetzt Ende dieser Woche auseinander gehen, ich bin aber überzeugt, dass zumindest ich nicht enttäuscht werde. Dafür waren die Schnipsel viel zu verheißungsvoll und begeisternd. Ich sehe vor meinem geistigen Auge schon jetzt diese verschi..... "Fanboy-Vorwürfe" in den Amazon-Rezensionen.
Ich freu mich jetzt einfach auf die neue Scheibe und hoffe, dass diese am Freitag, wenn ich Heim komme, im Briefkasten liegen wird. Ein Gefühl wie '88, als ich ungeduldig warten musste, bis ich endlich die CD-Box hören konnte. Ob nun Ian Anderson oder Jethro Tulls Ian Anderson oder Jethro Tull - all das ist für mich das selbe (auch wenn der gute Martin mir durchaus fehlt - nichts gegen Florian). Fast ein Dreiviertel meines Lebens begleitet mich jetzt diese Band und ich fürchte den Tag im Voraus, an dem endgültig klar sein wird, dass nie wieder etwas Neues von ihnen (ihm) zu hören sein wird. Es werden nicht noch einmal 32 Jahre vergehen.