IA plays The Christmas Jethro Tull

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Moderator: King Heath

petigk
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Beitrag von petigk »

Hallo,

ich möchte nun auch meinen Senf dazu geben. Gestern lief das Konzert in Offenbach in der Stadthalle. Ich bin vorher noch nie dort gewesen und war eigentlich recht positiv von der Location überrascht. Die Plätze waren zu geschätzen 2/3 gefüllt.

Wie schon weiter oben beschrieben hatte der Bühnenaufbau schon etwas von einen "unplugged"-Konzert - mit Barhockern. Und das fand ich überhaupt nicht störend. Auch war die Struktur nicht ganz so hierarchisch. Will heißen, daß das Schlagzeug nicht irgendwo hinten hingestellt wurde, sondern die Jungs mehr oder weniger in einer Reihe spielten.

Mark Mondesir habe ich zum esten Mal erlebt und ich finde ihn echt gut. Er kann vor allen Dingen gut grooven, auch wenn er nicht wie blöde draufdrischt und einen Höllenlärm produziert. (Als er das am Schluß doch mal gemacht hat, war ich aber auch zufrieden ;-) Für meinen Geschmack war das Schlagzeug ein bißchen zu opulent abgemischt. Aber das mag meine persönliche Meinung sein.

David Goodier sehe ich insgesamt auch bei Tull als eine Bereicherung an. Er scheint richtig Spaß am Metallophon zu haben (welches leider von der Stimmung nicht wirklich paßte) und vor allen Dingen er kann auch mal ein paar Takte mitsingen. Schade, daß sie das nicht häufiger einsetzen. Auch habe ich den Eindruck, daß er als Typ auf der Bühne immer interessanter wird. Er "lebt" sich da irgendwie ein.

Zu John O´Hara habe ich ja ein irgendwie gespaltenes Verhältnis. Er kann gut spielen, allerdings ist er in meinen Augen kein Rock-Keyboarder. Seine Soli sind häufig leider recht einfallslos. Nichts desto trotz hat er seine Sache gut gemacht. Und entgegen meinen Vorrednern bin ich der Meinung, daß das Akkordeon nicht zu stark überrepräsentiert war. Natürlich ist es eher ungewohnt, aber es hat mich nicht gestört. Ich fand viel eher schade, daß durch das Keyboard so ein bißchen der Unplugged-Charakter verloren ging. Die Gitarre blieb ja bis auf ein paar Effekte auch akustisch. Es wäre doch echt cool gewesen, wenn ein kleiner Flügel da gestanden hätte. Und auf die vereinzelten anderen Sounds hätte man sicherlich verzichten, bzw. eine Alternative finden können. Die Geschichte mit dem Chor-Sound bei My God fand ich übrigens schon immer schlimm ;-)

Florian Opahle macht seine Sache wirklich gut. Allerdings sehe ich ihn nicht als Alternative zu Martin Barre, der in meinen Augen wesentlich mehr Kreativität (und natürlich auch Erfahrung) einbringt. In meinen Augen liefert Florian dafür zum Teil ein bißchen zu häufig seine Lieblings-Licks ab. Da kann man aber gerne anderer Meinung sein. Wie gesagt - das soll seine Leistung um nichts schmälern. Er macht das wirklich gut.

Das der "Meister" sich Mühe gibt, junge Talente vernünftig anzusagen, ist ja bereits aus den letzten Konzerten bekannt und auch hier ist das in sehr launiger Art und Weise bei Florians Eigenkomposition geschehen. Das finde ich einfach nur super. Die Flamenco-Klatsch-Einlage war natürlich sehr lustig.

Bei Ian Anderson hatte ich den Eindruck, daß er sehr gut gelaunt war. Leider hat das Publikum auf die Ansagen z.T. nur sehr zurückhaltend reagiert. Woran das lag, weiß ich allerdings nicht.
Zum Flöten- und Gitarrenspiel muß man nicht viel sagen. Das fand ich klasse. Zum Gesang wollte ich mich eigentlich nie auslassen, da ich der Meinung bin, daß der eine oder andere hier im Forum da wirklich ein bißchen sehr kritisch an die Sache rangeht und der Mann nun mal nicht mehr 30 Jahre alt ist. Im wesentlichen war das gestern auch alles in Ordnung, allerdings merkt man schon deutlich, daß er sich zu einigen Tönen ganz schön quält. Und ich leide da irgendwie mit. Allerdings finde ich die Stimme immer noch interessant genug, so daß es mir in Summe gefällt. Vielleicht bin ich da halt ein bißchen zu blauäugig ;-)

Der Konzertbeginn mit Dun Ringill und March The Mad Scientist hat wirklich großes verheißen und ich wurde auch nicht enttäuscht. Für mich waren ein paar Leckereien und Neuigkeiten dabei, die mir wirklich Spaß bereitet haben. Es waren ein Haufen Überraschungen im Programm. Zum Programm muß ich ansonsten ja nicht mehr viel schreiben.

Eine Anmerkung hätte ich dann aber doch: Ich hätte nie gedacht, daß ich das mal sage. Während der ersten Hälfte des Konzerts habe ich auf einmal gehofft, daß Aqualung und Locomotive Breath nicht gespielt werden. Normalerweise gehören die Songs einfach zu einem Tull-Konzert dazu und ich warte gerade zu darauf. Und auch wenn ich den 5/4-Takt-Start von Loco ganz witzing fand, so hätte ich auf den Rest (wie auch auf My God) verzichten können. Natürlich war es dramaturgisch richtig am Ende die 3 Kracher abzuliefern und ich könnte mir vorstellen, daß für den Durchschnitts-Konzertbesucher ein Haufen unbekanntes Zeug dabei war. Somit mußten die Hits gespielt werden. Ich hätte halt darauf verzichten können.

Alles in allem bin ich nach dem Konzert einmal wieder sehr zufrieden nach Hause gefahren. Ich hatte meinen Spaß und war insbesondere von der Songauswahl positiv überrascht.

Gruß, Thomas
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Nightcap
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Beitrag von Nightcap »

Whistling Catfish hat geschrieben:Das hier natürlich wieder die üblichen "miserable gits" ihren immer gleichen Reigen über Gesang, Konzept und und und ablassen überrascht eigentlich auch niemanden mehr und ich mag' das auch nicht mehr kommentieren, da es z. T. einfach nicht mehr ernstzunehmen ist.
Wo liest Du das denn?

Es wurden doch nur die Probleme bei "Skating away..." angesprochen, die er ja offenbar schon das ganze Jahr hat (zumindest in Schwetzingen hat er es definitiv falsch gesungen), aber ansonsten sind das hier doch durch die Bank äußerst positive Rückmeldungen!
Man ärgert sich ja geradezu, dass man nicht selbst dort war.

Oder hab ich was überlesen?
Whistling Catfish hat geschrieben:Also, immer schön locker bleiben
So isses. :wink:
Life's a long song
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King Heath
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Beitrag von King Heath »

petigk hat geschrieben:Leider hat das Publikum auf die Ansagen z.T. nur sehr zurückhaltend reagiert. Woran das lag, weiß ich allerdings nicht.
Alle Hässe sin Värbräschä, denn sie stehle Aschebäschä.

Und bei "Skating" hat er nunmal schief gesungen. Wer's nicht gehört hat, Glückwunsch, wer doch, mein Mitgefühl. Ansonsten habe ich - und auch sonst niemand - am Gesang groß rumgenörgelt, weil in der Tat hierzu alles gesagt wurde. Mein Begleiter bezeichnete die Vokaldarbietung "als eine Art Sprechgesang". Soweit würde ich nicht gehen, aber so gehen eben die Meinungen auseinander.

KH
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Carsten
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Beitrag von Carsten »

Ist doch prima, wenn man nur lang genug wartet, finden sich schon ein paar fleißige Riewjua, die das ganz fein auf den Punkt bringen und ich muss mir selbst nicht so einen Kopf um mein ärmliches Geschreibsel machen.

Deshalb nur einige Anmerkungen zu den beiden Weihnachtsohratorien in der Berliner Passions(!)kirche am 2. und 3. Deetz:

Da das erste Konzert recht schnell ausverkauft war (keine soo große Kunst, denn die Kirche fasst, glaub ich, maximal um die 700 Leute), gab’s am 3.noch ein Zusatzkonzert (in der Ankündigung stand Zusatzshow, Wahnsinn!). Da das aber weder auf der offiziellen Tull-site noch bei irgendwelchen Onlinevorverkaufsstellen (eventim etc.) zu finden war, geschweige denn zum Verkauf stand, sondern die Karten nur beim Veranstalter selbst erhältlich waren, war das zweite Konzert eine ganz gemütliche, intime Veranstaltung vor max. 300 Gemeindemitgliedern. Der Kartenpreis von 68.-- € hat wohl auch nicht gerade geholfen.

Das hat der ganzen Sache aber nicht geschadet, die Männer haben auch hier ihr bestes gegeben, das Publikum war konzentriert und begeistert und da Ian am zweiten Abend auch besser bei Stimme war, hat mir dieser noch wesentlich mehr Spaß gemacht als der erste, nach dem ich mit einigen Zweifeln (Skating Away hat’s auch mir verdorben) nach Hause gegangen bin. Aufgrund meiner Erfahrungen am ersten Abend, habe ich mich am zweiten in die erste Reihe Mitte/halbrechts gesetzt, um dem phantastischen Mark Mondesir bei seiner Arbeit auf Hände und Füße schauen zu können, was für eine Freude!!! Die Band spielte durch nur 2 Altarstufen fast ebenerdig und es war wie an einem Kammermusikabend bei Freunden im Wohnzimmer. Auch gerade weil durch Mark wirkliche musikalische Interaktion stattfand und nicht nur eingelerntes Arrangementrunterdudeln. Da wurde ganz doll aufeinander gehört und auch Ian machte es sichtlich Freude, flötativ mit Mark herrlich dichte Rhythmusnetze zu spinnen, auch in den beiden neuen Songs, deren Stärke wirklich in dieser Interaktion bestand. Ob diese Magie jemals im Studio in den Computer zu bekommen ist? Zweifel. Ich muss allerdings sagen, dass die Stücke für mich tatsächlich „Grower“ sind, wie der König schon fragend in die Runde warf.

Kurze Bemerkungen zu einigen Songs (Setlist wie beim König, mit Ausnahme von Mother Goose):

Dun Ringill – auf dieses Wiederhören hab ich schon lange gewartet, einer meiner Lieblinge. Leicht verlängerte Version mit Akustikgitarrensoli (vom Verfassungsgericht genehmigt)und dritter Refrainwiederholung.

March, the mad scientist – natürlich höchst willkommen und wunderbar, auch in slightly extended version, mit Flötenteil. In USA hat er noch „Just Trying To Be“ zum besten gegeben, das hier leider fehlte. Passt wohl nicht wirklich ins Winter/Weihnachtskonzept, aber Set Aside, Skating Away, Aqualung, Loco etc. auch nicht besser!

Holly Herold – wunderbar vertracktes, verschachteltes Arrangement, mit viel mehr Power in dieser akustischen Version als auf dem Christmas Album

Another Christmas Song – ein wirklich guter, einfacher Song im wahrsten Sinne! Endlich wieder live. Wie schon bei der „March“- Ansage (Aqualung Outtake !) spielte auch hier an beiden Abenden Ian’s Gedächtnis nicht mit, er meinte, es stamme vom Ende der 70er, Anfang 80er!

Tea With The Princess – Sehr schön, auch wenn das Grundriff sehr dem von „For 1000 Mothers“ ähnelt. Dafür wurde es auch „Dad“ (Ravi Shankar) gewidmet, passt doch.

Mother Goose – wurde zusätzlich nur im ersten Konzert vor Bourée zum besten gegeben, in der Version mit dem langen Instrumentalteil. Für dieses Stück kam als Gast der bekannte deutsche Cajonspieler Martin Röttger (www.martinroettger.de) mit auf die Bühne, was der ganzen Sache tatsächlich ordentlich Drive verlieh. Im Instrumentalteil dann noch n schönes Percussionduell zwischen Mark aufn Bongos und Martin Röttger.

Birthdaycard At Christmas – ich mochte das Ding schon immer recht gern (erinnert irgendwie an Quizz Kid und hat herrliche Schlagzeuzparts). Zum ersten mal live gegeben.

Andantino – ich glaub das hat n O am Ende und kein A. Naja, sehr virtuos, aber auch sehr unorginell. Trotzdem ein echter Krautplieser aus Bayern ohne Weißwurscht aber mit Olé-Effekt!

A Change Of Horses – ist, wie auch das andere neue Stück mit für I.A ungewöhnlich viel Improvisation und Solospots für alle Mitmusiker gespickt. Wenn die dann so gut sind wie in diesem Fall, ist es allerdings live eine Freude. Erinnert in der Gesangsmelodie an „A Better Moon“. Beide neuen Stücke übrigens durch die vielen Soloparts um die 9 Minuten lang.

My God - toll auch in dieser Akustikversion und vor dem Altar mit dem Kreuz und der aufgeschlagenen Bibel dargeboten ganz besonders reizvoll!

Viel Spaß gehabt, trotz gesanglicher Tiefschläge

10cars
MENS RIDO ET REPUGNUM IN MAX QUAD
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