Hey
Auch von mir noch ein paar Worte zu Englands freundlichstem Festival 2010.
Dass ich dieses Jahr wieder hinging ist einigen äusseren Umständen zu verdanken, denn eigentlich hatte ich letztes Jahr nicht vor, schon so bald wieder zu gehen. Doch da es mir auch dieses Jahr super gefallen hat (die Zeit verging wie im Flug), bin ich mir ernsthaft am überlegen, künftig so oft wie möglich hinzufahren.
Ich war zuvor in der Bretagne und in Cornwall unterwegs und kam dann am Freitag Mittag in Cropredy an. Als ich endlich ein Plätzchen zum campen (auf Field 6b dieses Jahr, nahe dem Stage Field) gefunden hatte, begann es zu regnen. Ich musste mein Zelt aber nicht im Regen aufbauen, denn meine nette Nachbarin, dich ich bis dahin noch nicht kannte, rief mir zu und bot mir Unterschlupf in ihrem Vorzelt an. Nach 15 Minuten war der Regen weg, ich konnte mein Zelt in aller Ruhe aufstellen, und in der Zwischenzeit hat meine nette Nachbarin Kaffee gekocht und mir eine Tasse ans Zelt geliefert. Das ist Cropredy, was will man mehr!?!
So war es mit dem Wetter dann den ganzen Freitag und Samstag, also eine halbe Stunde Regen, dann wieder drei Stunden trocken, manchmal sogar mit Sonnenschein, so dass ich trotz miserablen Regenklamotten nie durchnässt war. Am Samstag mittag hat es während einer Stunde sehr stark geregnet, so dass mein Zelt der Nässe nicht mehr stand hielt und es den Nähten entlang reintropfte. Nach einer Stunde war dann aber wieder gut, später kam zwischendurch sogar die Sonne. Insofern fand ich das Wetter gar nicht so schlimm. Klar, im Vergleich zu letztem Jahr mit dem Prachtwetter war’s schlimm. Aber wirklich schlimm hätte ich es gefunden, wenn’s praktisch dauerregnet. In dem Sinn, war es wirklich so schlimm wie seit 1993 nicht mehr Ulla??
Während den zwei Tagen war ich stets sehr beschäftigt, entweder vor der Bühne oder an der Bar mit vielen alten und neuen Bekannten. Ich bin in den Genuss einer sehr geselligen Runde gekommen und konnte unter anderem Clive Bunker kennen lernen. Ein sehr angenehmer Kerl, ich bin begeistert! Auch Pat O'May war am Freitag Nachmittag aufm Feld, ebenfalls ein netter und lustiger Typ.
Einige Bilder vom Festival:
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Musikalisch wurde wieder einiges geboten. Mir persönlich hat das letztjährige Line-up zwar noch besser gefallen, aber das ist Geschmackssache. Viele Bands kannte ich nicht, war dann aber umso überraschter ob deren Talent. Gerade auch die Folk- Bands am Nachmittag sind oftmals wahre Perlen. Peggy hat wie immer eine bunt gemischte Auswahl zusammengestellt. Ein paar Bemerkungen zu den Bands, die mir gerade einfallen:
Mabon
Das Highlight vom Freitag Nachmittag! Eine Folk- Band aus Wales, die richtig abgeht, mitreisst, zum Tanzen animiert! Energische Mischung aus traditionellen Folk- Tunes, aufgepeppt mit modernen, mitreissenden Beats. Es gab sogar kurz eine Tanzeinlage von einer jungen Ballerina; das hat dir doch sicher gut gefallen, King?!
Im Festival Programme steht treffend geschrieben: „For the past few years these high octane festival favourites from Wales have been fizzing, frothing and fermenting into the intoxicatingly heady brew they are today.“
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3 Daft Monkeys
Das Trio aus Cornwall macht eine Mischung aus Folk, World Music und modernen Tanzrhythmen. Nicht immer genau mein Geschmack, aber das Mädel und die zwei Jungs sorgen durchaus für Stimmung und bringen die Menge zum tanzen und hüpfen.
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Little Johnny England
Eine richtige Folk- Rock-Band, und eine richtig gute dazu! Songs die voll abgehen, Songs zum träumen und alles zwischendrin. Die fünfköpfige Gruppe bringt dazu das Talent und alle nötigen Instrumente, Gitarre, Bass, Drums, Melodeon und Fiddle, mit. Kann ich wärmstens empfehlen!
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Wer ist eigentlich die junge Frau, die im folgenden Bild als Gastauftritt zu sehen ist?
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The Dixie Bee-Liners
Für alle Country- und Bluegrass- Fans bietet die sechsköpfige Band aus Amerika etwas für die Ohren und die Augen. Mir war es teilweise allzu traditionelle Country- Musik, aber im Grossen und Ganzen hat’s mir gefallen, und wer auf solche Musik steht, ist mit den drei Girls und drei Jungs sicherlich bestens bedient.
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Little Feat
Ja, wer kennt sie nicht, die Rock- und Bluesband aus Los Angeles?! Naja, ich zum Beispiel hab’ die nicht gekannt.
Leider hatten die Jungs nur einen Tag vor dem Festival den Tod eines ehemaligen, langjährigen Mitgliedes (Richard Hayward) zu beklagen, zu dessen ehren sie den Song „Don’t bogart that joint“ von der Band „Fraternity of Man“, wo Rich vor Little Feat Mitglied war, spielten. Zusammen mit Julien (wie hiess der noch Ulla?) an der Mundharmonika.
Die Gruppe besteht mittlerweile aus sechs Mitgliedern, welche einen funkigen Mix aus Rock, Blues, etwas Folk, Country und Boogie zum Besten geben. Die gingen ordentlich ab, die Stimmung vor der Bühne war langsam am brodeln. Um mich herum hatte es viele nette Leute am tanzen, klatschen und Bier trinken; da fühlt man sich geborgen!
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Bellowhead
Die elfköpfige Band aus England spielt irgendeine Mischung aus Soul, Big Band, Jazz, World und Folk. Sicherlich eine passende Band für ein Festival, denn Stimmung machen die ganz bestimmt. Musikalisch hat mir nicht alles so wirklich zugesagt, vor allem dann nicht, wenn es nach traditioneller Big Band mit Trompete und so tönte. Dafür hatten sie zwischendrin immer wieder Überraschungen bereit, Songs die sich ganz gut anhörten. Dem Publikum jedenfalls hat es gefallen, die Stimmung zu später Stund’ war super, und ich war plötzlich mit einem netten Mädel am tanzen, die ich nicht kannte.
Besser gesagt, die ich noch nicht kannte, denn spätestens als ich mich zusammen mit ihr vor ihrem Camper am Cider trinken wieder fand, haben wir uns ganz gut verstanden… War ganz lustig, plötzlich kamen drei Männer vorbei, die für uns ein Ständchen hielten, mit Fiddle, Banjo und Bodhran. Keine weiteren Details hier.
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http://www.youtube.com/watch?v=hrygQscWrIk
Am Samstag ging es dann weiter mit schier endlosen Queues an den Duschen. Wollen halt alle zur gleichen Zeit. Dafür sind sie gut, sauber, warm. Genau wie die Toiletten in den Campsites, ebenfalls eine netter Pluspunkt, welcher man vielen anderen Festivals definitiv nicht geben kann. Wie auch immer, mit Anstehen an den Duschen hatte ich dieses Jahr keine Mühe, denn ich hab’s nicht so ganz gecheckt, und es konnte mir auch kein Steward sagen, wo denn von Field 6b aus die nächsten Duschen sind. Hmm, schlussendlich hab ich mich verirrt, bin plötzlich in einem Bereich gelandet mit Duschen, die mit „Crew Only“ angeschrieben sind, aber kein Mensch weit und breit in der Schlange stand. Naja, was soll’s, dacht’ ich mir, wird schon keinen Ärger geben…
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Breabach
Für mich das Higlight vom Nachmittag! Die Band aus Schottland, bestehend aus vier Jungs und einem Mädel, spielen wunderschönen, sehr abwechslungsreichen Folk. Die Musiker sind sehr talentiert, richtig virtuos; Musik zum „reinleben“. Hat mir super gefallen!
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ahab
Die vier Männer machen eine mitreissende Mischung aus Country und etwas Folk und Pop. Hat mir sehr gefallen, zuhören und mittragen lassen. Sehr schön!
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Easy Star All-Stars
Wer Reggae mag findet hier sicher eine gute Band. Hab nur zwischendurch reingehört und fand die ganz ordentlich, obwohl ich mit Reggae und irgendwelchen Pink Floyd Cover im Reggae- Stil nicht so viel anfangen kann.
Rick Wakeman & The English Rock Ensemble
Als Fan von Yes der 70er Jahre hab’ ich mich natürlich auf Rick’s Gig sehr gefreut. Ich wurde nicht enttäuscht, mal abgesehen davon, dass er nur eine Stunde spielte. Er spielte Songs Querbeet durch seine Soloprojekte und zum Schluss „Starship Trooper“ von Yes. Es ist einfach unglaublich, ihm bei der „Arbeit“ zuzusehen, wie er von einem Keyboard zum nächsten, von Synthie zu Synthie und von Regler zu Regler eilt und in ungeheurem Tempo die Tasten drückt. Die Band, als Yes Fan zwar gewöhnungsbedürftig, hielt ganz gut mit. Ok, der Sänger wirkte bei den langen Instrumentals manchmal etwas deplatziert.
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http://www.youtube.com/watch?v=sB-HGc7mv7I
Martyn Joseph
Den Singer/ Songwriter aus Wales hab ich leider grösstenteils verpasst. Aber was ich vom Curry- Stand aus hörte, hat mir sehr gefallen. Ein sehr leidenschaftlicher, talentierter Sänger und Gitarrespieler.
Fairport Convention & Excalibur
Das Set von Fairport war ziemlich anders als letztes Jahr und hat mir sehr gut gefallen. Lustig waren die Comic- Videos auf dem Screen während Matty Groves und ein paar andern Songs. Eine riesen Überraschung, vor allem für die Band, war natürlich Dave Swarbrick, der eigentlich nur als Zuschauer dort war. Er kam auf die Bühne, wollte zuerst nicht spielen, trotz dem Angebot von Ric Sanders, jederzeit seine Fiddle übernehmen zu können. Als Dave ein paar Minuten später wieder auf die Bühne kam, nahm er dann doch Ric’s Geige und sagte, er wolle „Sir Patrick Spens“ spielen. Die Band war überhaupt nicht vorbereitet, mussten sich zuerst absprechen. Simon Nicol meinte dann, sie werden es probieren, jedenfalls den Anfang, aber es handle sich wohl eher um eine Jam- Session. Das war sehr lustig! Schlussendlich hat es aber bestens geklappt und Dave schien es sichtlich zu geniessen. Das Publikum sowieso. Simon meinte noch, Dave sei wohl die beste Werbung für den NHS (National Health Service).
Zwischendrin folgte dann das Excalibur- Set mit Alan Simon, Martin Barre, Pat O’May, Jacqui McShee, Johnny Logan, Luc Bertin, James Wood und Konan Mevel. Eine Stunde purer, fetziger Folk- Rock vom Feinsten! Mir, und den Leuten um mich, hat es super gefallen! Am besten gefiel mir der Song „Lugh“, wo Chris Leslie zu Beginn alleine singt und auf der Fiddle begleitet (damals beim Musical von Feen umgeben). Sehr melancholisch und leidenschaftlich. Der Song baut sich dann aber immer mehr auf und plötzlich lässt es Martin Barre an der Gitarre nur so krachen. So heftig, dass es just in dem Moment zu regnen und blitzen begann. Ich kann euch sagen, das war ein Erlebnis dass es mir nur so den Rücken runter lief! Ich glaube Martin war für viele Anwesende der geheime Star des Abends.
Wie immer beendete Fairport Convention das Festival mit dem eingängigen „Meet on the Ledge“ und dem Feuerwerk auf dem Bühnengerüst. Ein andächtiger Moment.
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Tja, das war’s dann wohl vom Festival. Noch ein paar Bier und Unterhaltungen, dann war leider alles schon wieder vorbei. Aber die Daten für nächstes Jahr stehen ja bereits…
Am Sonntag Vormittag war es, entgegen dem Wetterbericht, einigermassen schön, so dass man Zelt & Co im trockenen verpacken konnte. Für mich ging die Reise dann noch ein paar Tage weiter, aber das ist eine andere Geschichte.
Ich Grüsse dich herzlich Ulla! Und grüss Clive von mir! King, ich grüsse auch dich; schön hat’s dieses Jahr geklappt!
Macht’s gut!
Chris