Hey
Na, wie wär’s mit ein paar schönen Erinnerungen an ein tolles Sommerwochenende?
Die Wettervorhersage für die wichtigsten drei Tage im Jahr war nicht ganz eindeutig, schlussendlich wurden wir aber für das schlechte Wetter vom letzen Jahr entschädigt. Es war stets etwas bewölkt, immer wieder zeigte sich aber die Sonne. Eigentlich das perfekte Festivalwetter, nicht zu heiss während des Tages, und nicht zu kalt in der Nacht.
Nach ein paar Tagen in Wales machte ich mich von Norden her auf den Weg nach Oxfordshire. Ich wunderte mich ab dem Englischen Zeit- und Fahrplanverständnis; ich kam um 14.17 fahrplanmässig mit dem Schnellzug vom Norden her (Birmingham) in Banbury an, der Bus nach Cropredy geht aber bereits um 14.15. Das führte aber dazu, dass ich in den Genuss kam, mir ein Taxi mit zwei netten Mädels zu teilen (denen ich dann immer mal wieder begegnet bin während des Festivals) und ich so nach Cropredy kam. Wie heisst es doch; viele Wege führen nach Cropredy…
Auch dieses Jahr herrschte wieder buntes Treiben auf den Gässchen im Dörfchen. An der Schlange vor dem Festivaleingang durfte ich schon die nächste nette Bekanntschaft machen, voller Vorfreude auf das Festival und die netten Leute, die ich ein Jahr schon nicht mehr gesehen habe.
So war es dann, wie es sich wohl gehört, auch ein emotionales und freudiges Wiedersehen mit vielen Bekannten, als ich nach dem Platzbezug und Zeltaufstellen endlich Zeit hatte, den schönsten Ort des Festivals aufzusuchen: Die Bar.
Leider gingen da auch bereits die ersten Gerüchte um das Ende von Jethro Tull um, was die Stimmung etwas drückte. Nun, vielleicht dürfen wir ja dafür nächstes Jahr Martin Barres neue Band in Cropredy sehen, wär’ doch auch was!
Neben mir haben Edmund und Dave aus Nordengland campiert. Dave ist sehr gesprächig, man muss mindestens die doppelte Zeit einberechnen, um in seiner Anwesenheit sein Zelt aufzustellen oder abzubrechen (was mir am Sonntagmorgen fast zum Verhängnis wurde, der Flug wartet schliesslich nicht). Edmund ist nahezu blind und wird seit einer Begegnung mit den Fairport Jungs an einem ihrer Gigs jedes Jahr aufs Neue eingeladen, am letzen Festivalabend seine Trompete zu „Meet on the Ledge“ zu spielen.
Cropredy ist ein gemütliches Plätzchen, was ich einmal mehr erleben durfte. Wenn man gegen Mittag, mit Kaffee und Donut in der Hand, gemütlich auf dem Feld vor der Bühne weilt und dem ersten Konzert lauscht, gemütlich mit hunderten Anderen auf der Wiese chillt, und später den Tag abwechselnd vor der Bühne oder bei guten Gesprächen an der Bar verbringt, kommt schon eine ganz andere Stimmung auf, fern vom Alltag und allen Sorgen, umgeben von Leuten, die ebenso fühlen und die gute Zeit nur zu gerne teilen. In dem Sinn, an alle die einen Besuch dieses netten Festivals auch schon in Erwägung gezogen haben, kommt her und geniesst ein tolles Wochenende! Ich würde mich freuen, und ihr würdet es nicht bereuen!
Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass es auch dieses Jahr viele nette Bands mit einem Rucksack voller guter Musik zu hören gab. Mir persönlich hat zwar das Line-up der letzen Jahre besser gefallen, dennoch gelang es Peggy & Co. auch dieses Jahr, einige (für mich) Überraschungen sowie unbekannten Perlen wie auch etablierten Grössen nach Cropredy zu locken. Anscheinend ist das um diese Jahreszeit gar nicht so einfach, da es an dem Wochenende auch noch unzählige andere Festivals gibt.
Ein paar wenige Eindrücke möchte ich euch nicht vorenthalten.
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Das Festival haben die Fairport Jungs gleich selbst eröffnet, mit einem kurzen „Fairport Acoustic“ Set. Nett, aber eigentlich überflüssig – die gleichen Songs spielten sie am Samstag Abend.
Weiter ging es mit den beiden Sprösslingen Katriona Gilmore & Jamie Roberts, welche ruhigen gefälligen Folk spielten; erstere ist übrigens auch was fürs Auge.
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Blair Dunlop, der anschliessend spielte, schien sich seiner sicher. Der Auftritt im Trainingsanzug war nicht mein Cup of Tea.
Home Service, entstanden aus ehemaligen Mitgliedern der Albion Band, spielten angenehm süffigen Folk- Rock und waren definitiv das Highlight vom Donnerstag. Unbedingt reinhören!
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Hayseed Dixie, die Hinterwäldler aus den USA, spielten bekannte Rocksongs im Bluegrass- Stil. Die Jungs machten ordentlich Stimmung und tranken später auch ordentlich einen an der Bar.
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Am Freitag spielten The Travelling Band aus Manchester eine Mischung aus Pop, Soul und Folk. Später waren Steve Tilston & The Durbervilles mit erfrischendem Folk und Folk-Rock an der Reihe. Spitzen Musiker mit tollen Songs die mir leider bis dahin unbekannt waren.
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Ich bin nicht so der Dylan- Kenner, war dennoch begeistert vom „Dylan Project“, wo auch Peggy und Gerry sowie PJ Wright mit dabei sind und Dylan- Songs in angenehm rockiger Weise spielten.
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The Urban Folk Quartet spielten stimmigen, fetzigen Folk. Die Pop- Musik von The Coral (The Oral?) habe ich mehr oder weniger verpasst, macht aber nichts.
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Zum Schluss des Freitag Abends, und für mich auch das Highlight, spielte Seasick Steve aus den USA einen einfachen, aber druckvollen und manchmal auch gefühlvollen Blues. Er hat jahrelang auf der Strasse gelebt, wurde irgendwann entdeckt und ist mittlerweile recht bekannt. Er spielt verschiedene alte, reparierte oder selbst gebastelte Gitarren, unter anderem eine mit nur noch drei Saiten. Aldo, der aus Italien anreiste und meine Leidenschaft für guten Blues teilt, und ich schauten uns das Konzert aus nächster Nähe an und waren absolut begeistert. Gefallen hat mir auch sein Schlagzeuger, der voll mitgeht und gerne auch mal etwas weiter ausholt. Ich hab mir seine CD „You can’t teach an old dog new tricks“ gekauft, welche absolut empfehlenswert ist. Wie im Festival Programm steht, hätte Seasick Steve an dem Wochenende eigentlich schon was anderes vor gehabt. Peggy kam aber über Robert Plants Manager, den er kennt, an Seasick Steve ran. Als der hörte, dass er von Fairport Convention eingeladen wird, sagte er sofort zu, denn er durfte vor langer Zeit als unbekannter Strassenmusiker einmal an einem Fairport Gig auftreten, nachdem Peggy ihn auf der Strasse spielen hörte und sein Talent lobte.
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Am Samstag eröffnete, wie so oft, Richard Digance mit seinen Liedern und Geschichten und animierte das Publikum zu Tanz und Trubel.
Später ging es mit den sehr ansehnlichen „The Shee“ weiter, sechs sehr begabten Frauen, die ursprünglichen Folk zum Besten gaben.
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Die Blockheads heizten die Stimmung mit ihren rockig-funkigen Stücken auf, was sehr ausgelassen und unterhaltsam war. Gefolgt wurden sie von LAU, einer kleinen Schottischen Band, die warmen, gefühlvollen und eingängigen Folk spielten. Von denen würde ich zu gerne mehr hören!
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Was nun kam, sollte alle Tull- Fans aufhorchen lassen. Horslips sind eine Band aus Irland, die brillanten Folk-Rock inklusive Querflöte machen, absolut fantastisch und voller Energie. Eigentlich mehr eine Rock- Band mit vielen Folk Elementen, Flöte, Geige, untermauert von Gitarrenklängen. Manchmal erinnern sie tatsächlich an Jethro Tull. Die Band gab es bereits in den siebziger Jahren, waren aber nahezu dreissig Jahre inaktiv. Unbedingt reinhören!
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Vor dem grossen Finale musste noch der Badly Drawn Boy ran, der alleine mit Gitarre und guten Songs zu überzeugen vermochte. Danach war es endlich so weit. Fairport Convention waren in bester Spiellaune und spielten ein erfrischendes Set aus anfangs vielen neuen Songs von ihrem neuen Album, später auch älteres Material. Dabei wurden sie zwischendurch unter anderem unterstütz von Ralph McTell und PJ Wright, was für Slide- Gitarren- Liebhaber ein Ohrenschmaus war. Insofern war es sehr abwechslungsreich. Es ist erstaunlich, wie frisch die Fairport Jungs das gut dreistündige Konzert in einem Zug meisterten und musikalisch absolut überzeugten. „Matty Groves“ kam in etwas überarbeiteter Variation daher und brachte die Stimmung gegen Ende des Abends zum kochen. Mit dem abschliessenden „Meet on the Ledge“ fand das Festival ein würdiges und sehr emotionales Ende.
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Es hat einmal mehr grossen Spass gemacht, dabei zu sein.
Liebe Grüsse an alle, die ich getroffen habe! Bis bald!
Chris