Alice Cooper's Theatre Of Death - 12.11.2010 Dortmund

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Whistling Catfish
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Alice Cooper's Theatre Of Death - 12.11.2010 Dortmund

Beitrag von Whistling Catfish »

They keep killing him….but he keeps coming back!

So stand es auf den Plakaten zu lesen und so ist ja nun auch schon seit über vierzig Jahren. Und das ist wohl auch gut so! Ich hatte ja, nach dem schockierend schlechten „Along Came A Spider“ Album, eigentlich kaum mehr Lust auf den den ollen Schrumpel vom Saturn aber - da mich ja schon die kürzlich erschienene DVD schon ganz vorzüglich unterhalten hatte - konnte ich dann, auch aus alter Verbundenheit, nicht umhin ins benachbarte Dortmund zu pilgern, um ihm erneut die Aufwartung zu machen. Ich habe es nicht bereut…im Gegenteil.

Die Show:
Mit der „Theatre Of Death“ Produktion hat Alice Cooper seine übliche und über Jahrzehnte erprobte Geisterbahn zwar nicht neu definiert, aber doch immerhin massiv beschleunigt. Quasi für die MTV-Generation mit ausgeprägter Aufmerksamkeitsdefizitstörung kompatibel gemacht. War die traditionelle Exekution des „bösen Alice“ in der Vergangenheit DAS visuelle Highlight- ja der Höhepunkt - der Show, wird er in dieser Produktion gleich viermal gemeuchelt.

Die Show legt sowohl visuell wie auch musikalisch ein irrwitziges Tempo vor. Los geht’s mit dem was früher Zugabe war: School’s Out – dem wohl bekanntesten Alice Cooper Song. Gefolgt von weiteren Klassikern, die allesamt an sich schon „zugabenwürdig“ gewesen wären. Zwischendrin wurde noch eine dunkle Gestalt effektreich auf einen Mikrofonständer gespießt und kaum das der Nasenmann 15 Minuten auf der Bühne war, rollte das Fallbeil herein – rumms – die Birne ab (was aber nach wie vor ein geiler Effekt ist) - Fallbeil wieder raus und weiter im Text. Weitere 15 Minuten und vier oder fünf Hits später wurde Alice zu den Klängen von Poison mit einer Riesenspritze vergiftet, nur um wenige Minuten später weiter durch sein nostalgisches Greatest Hits Programm zu hetzen.

Jetzt aber beginnt der wirklich grandiose Teil dieser Show – der Teil, indem Alice wie auch seine „Nebendarstellerin“ Tiffany ???? schauspielerisch zu Hochform auflaufen. Denn die Art und Weise wie er die Songs „From The Inside“ und „Nurse Rozetta“, von seinem wahrscheinlich nach wie vor besten Soloalbum „From The Inside“, vorträgt, ist allein den Eintrittspreis wert. Und während der beiden einzigen (und obligatorischen) Balladen im Set, „Only Women Bleed“ vom 75er Meisterwerk „Welcome To My Nightmare“ und dem nicht minder schönen „I Never Cry“, kommt es zum visuellen und dramaturgischen Höhepunkt der gesamten Show! Wie die geschundene Dame ihn (hass-)liebevoll am Galgen beweint - und dann mitten in der Ballade den Stuhl, auf dem er stand, der den lebenden vom hängenden Alice unterschied, unter ihm hinwegtrat, war schlicht genial. Fies - aber grandios inszeniert!

Er hätte es m. E. nach bei diesem einen Tod belassen sollen – denn das war wirklich shocking! Klasse! Doch Alice Cooper lässt dem Rockfan keine rechte Zeit zum Genießen und jagt direkt weiter im Programm, um am Ende noch (ebenfalls sehr effektreich) in einer eisernen Jungfrau perforiert zu werden. Zwischendrin das übliche Degenfuchteln, Puppenspiel und so weiter und so fort.

Wenn das jetzt ggf. alles sehr kritisch anmutet ist das allerdings auch geheuchelt. Ich fand es schlicht geil – aber es war manchesmal halt ein wenig zuviel des Guten.

Musikalisch fand ich die Alice Cooper Band deutlich besser als in den vergangenen Jahren – auch wenn es (wahrscheinlich getrieben durch die straffe Dramaturgie) der Show – manchmal ein wenig abgespult herüberkam. Nach wie vor beeindruckend sind Coopers stimmliche Fähigkeiten. Während er auf der DVD manchesmal schlicht nur brüllt, hat er an diesem Abend in Dortmund seinen veritablen Bariton (neben dem obligatorischen und natürlich geilem „Sneer“) wunderschön entfaltet.

Es war eine geile Show - da gibt es nichts – und ich würde lügen wenn ich sagen würde ich hätte mich nicht köstlich amüsiert. Aber das war es dann auch! Halt ein bisschen wie Hollywood Mainstream Kino! Man ist zwar blendend unterhalten, aber herzlich wenig berührt.

Ich bin überzeugt, er könnte einen auch noch wirklich am Herzen, am Verstand UND an den Eiern rühren, wenn er sich denn nur trauen würde und sich nicht – wie bei dieser Produktion – hinter seinen (zugegeben sehr gelungenen) Gimmicks verstecken würde. Naja – vielleicht beim nächsten Mal!

Im Vorprogramm spielten Eisbrecher (?), eine Art Rammsteinverschnitt mit dem Checker von DMAX als Frontmann. Musikalisch völlig irrelevant aber sympathisch. Und Ex-Nightwish Sängerin Tarja Turunen, die musikalisch unerträglich, aber hübsch war – aber eben nicht hübsch genug, als das ich meine Nikotinsucht hätte vergessen können und so bin ich – zum Schutze meiner Ohren und Schaden meiner übrigen Gesundheit - während ihrer Show eine rauchen gegangen.

PS: Während „Poison“ zeigte Alice Cooper (neben vielen anderen Frauen) auch auf die meine und brüllte:"She's Poison!". Er hat Recht....aber woher weiss er das? :;-):
I wish I was a Catfish, swimmin' in the deep blue sea....
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