Birgit hat geschrieben:
Dann erzähl doch mal, bitte!
Gruß
Birgit
...besonders viel gibt’s ja nicht zu erzählen. Von einer, durch die Aufnahmesessions zu TAAB 2 entfachten, Euphorie der Band hat man eigentlich nix gemerkt (kleine Ausnahme Flo O., der jetzt recht viel mit I.A. rumalbert), mehr Business as usual, nachzuhören auf I.A. plays the Orchestral Jethro Tull. Lag ja vielleicht auch an dem Programm. Hoffentlich wird’s auf der TAAB Tour besser. Was nicht heißt, dass es schlecht war, musikalisch hat alles gesessen.
Das, gerade im Kreuzüberbereich, hochgepriesene Filmorchester Babelsberg hat mich nicht gerade vom Hocker gerissen. Das lag vielleicht auch daran, dass die Konzertmeisterin eher den Eindruck machte, sie würde gleich einschlafen. Entweder hatte sie nicht geschlafen oder mit jemand anders oder sie war einfach nicht so begeistert von dem „Gesang“ des verehrten Meisters oder seinen Mätzchen. Andere im Orchester sahen das wohl anders und zeigten mehr Enthusiasmus, aber wenn die erste erste Geigerin als Leader da nicht vorangeht, nützt das wohl alles nix. Der Soloflötist im Griminelli’s Duo riss mich auch nicht zu Begeisterungsstürmen hin. Es machte ihn sichtlich nervös mal so weit vorne im Rampenlicht zu stehen. Wie man Flöte in ein Mikrofon spielt, schien er auch nicht zu wissen, was Ian zwischenzeitlich auch mal veranlasste, während er selbst spielte, die rechte Hand kurz von der Flöte zu nehmen und den Kollegen ans Mikro zu schieben!
David G. und John O. kennt man ja nun, Flo war recht lebhaft und gut, ist aber natürlich kein M.B. Das möchte ich ihm zwar nicht zum Vorwurf machen, aber zuweilen ist sein Spiel genauso klischeehaft wie sein Posing.
Scott Hammond? Mmmh. Bin noch nicht schlau aus ihm geworden. Zu hören war er jedenfalls viel zu gut, was nicht an ihm lag, er spielt alles andere als kraftvoll. Da die Orchesterkonzerte ja immer recht leise daherkommen (was ja auch in Ordnung ist), hatten sie früher mit James Duncan immer ein elektronisches Schlagzeug. Hier nicht so. Eigentlich ist mir das auch lieber, aber wenn dann das Schlagzeug fast ganz vorne rechts an der Bühne steht übertönt es einfach alles andere was aus der PA kommt. Jedenfalls für die vordere Hälfte des Saals und vor allem die arme Leute auf der rechten Seite. Wie kann man nur so blöd sein?
Ansonsten kann er wohl, wie der Rest der Band, nach Noten spielen und genau das hört man! Leider im negativen Sinne. Mag aber auch am Format mit Orchester gelegen haben.
Als Besonderheiten im Programm sind hervorzuheben:
- Poet & Painter Teil in Brick. Obwohl schon seit einiger Zeit im Programm, habe ich das seit 1978 wieder das erste Mal gehört und in voller Länge mit dem zweiten „Cattle quietly grazing“ Teil sogar seit 1973! Vergleiche erspar ich mir und Euch lieber, aber gute Musik ist schwer totzukriegen. Auch hier, wie gehabt die erste Hälfte vom „Cattle“-Teil gesprochen, was eigentlich eine Erlösung war. Don’t say more.
- Der kleine Ausschnitt aus Quantz’ Konzert war allerliebst mit einem ganz versteckten Happy Birthday arrangiert (übrigens ohne Orchester, wenn ich nicht irre) und war richtig gut von Ian gespielt. Hat mich überrascht. Normalerweise ist er in dem Bereich nicht sooo fit. Ich musste, als ich Teenie war, so was jeden Tag fünf Stunden üben und habe in den letzten 40 Jahren etliche andere ausgebildete Flötisten hören dürfen und können, kann das also einigermaßen beurteilen.
- A Change Of Horses gab’s diesmal mit Orchesterbegleitung, im Bollywood Stil mit Glissandostreichern, was den Ursprung des Stücks als „Indian Instrumental“ für Anoushka Shankar und Tull, mit dem Titel „Celtic Cradle“, wenn ich nicht irre, wieder mehr betont hat.
- Das neue Stück Cosy Corner von TAAB2 war ein witziges Kabinettstückchen, gesungsprochen von Ian, mit einem Blech- und Holzbläserarrangement im Militärkapellchen-Stil. Ob das auf der CD auch so ist? Es handelt von Gerald Bostock als Otto Normalverbraucher, bzw. als kinderlosem Besitzer eines kleinen Eckladens, der als Hobby Modelleisenbahnen sammelt.
Dem Potsdamer Publikum scheint’s gefallen zu haben. Mir gefällt Potsdam! Wer mal nach Berlin kommt, sollte einen Besuch unbedingt einplanen. Nein, ich bekomm kein Geld vom Touristenverband, würde aber gerne.
War wohl doch viel zu erzählen....mmmh...diese alte Leidenschaft, eigenartig.
P.S. Wer es noch nicht gesehen hat, der gucke hier:
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In dem Buch wird es auch VIELE bisher unveröffentlichte Fotos von einem richtig guten Fotografen geben!