Anderson, der "alte Knauser"?

Allgemeine Diskussion über Jethro Tull, Neuveröffentlichungen, etc. / General discussion about Jethro Tull, releases, etc.

Moderator: King Heath

Unisono
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Anderson, der "alte Knauser"?

Beitrag von Unisono »

Nachdem in diesem Board immer wieder mal - ohne jeden Beleg - die Behauptung weitergereicht wird, Anderson sei geizig (erst heute wieder in einem anderen Forum kolportiert), wird es Zeit, mal an seine diversen Wohltätigkeitsaktionen zu erinnern. Doch lassen wir ihn zunächst selbst zu Wort kommen - im folgenden (mir bislang nicht bekannten) Interview spricht er u.a. sehr ausführlich über sein Engagement in verschiedenen charity events:

http://celebritymagic.max-opp.com/inter ... save-cats/

Hier erfährt man unter anderem, dass er pro Jahr die laufenden Erlöse von zwei Alben spendet oder dass er, wenn er ein Wohltätigkeitskonzert spielt, sämtliche Kosten übernimmt, so dass der Erlös aus den Eintrittskarten zu 100 % dem gedachten Zweck zufließt.

Vor Jahren mal, als er die Fischfarmen aufbaute, durch die nach damaligen Presseberichten an die 400 Arbeitsplätze in einem strukturschwachen Gebiet geschaffen wurden, sagte Anderson in einem Interview, er habe eben keine Lust, sich für sein Geld einen Rolls Royce zu kaufen wie andere Rockstars, sondern er wolle es sinnvoll und zukunftsorientiert einsetzen. (Was nicht ausschließt, durch die Investitionen am Ende zusätzlich Geld zu verdienen.)

Und schon hat er den Ruf, geizig zu sein, kurios. Ein Maßstab, den etwa an Mick Jagger oder Elton John anzulegen überhaupt niemand auf die Idee käme. Aber nicht jeder, der Geld nicht verschwendet, ist deswegen gleich knausrig.

Mick Abrahams schreibt in seiner Autobiographie, Ian Anderson sei, was die Finanzen anbelangt, zwar nicht unbedingt spendabel, bis heute immer absolut ehrlich und zuverlässig mit seinen Mitmusikern (betrifft z.B. Auzahlung von Tantiemen).

Think about it ...
King Heath
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Re: Anderson, der "alte Knauser"?

Beitrag von King Heath »

Unisono hat geschrieben:Nachdem in diesem Board immer wieder mal - ohne jeden Beleg - die Behauptung weitergereicht wird, Anderson sei geizig (erst heute wieder in einem anderen Forum kolportiert), wird es Zeit, mal an seine diversen Wohltätigkeitsaktionen zu erinnern.
Wenn auch nicht mit ganz so vielen Worten ist dies bereits geschehen:

http://www.laufi.de/board/viewtopic.php?f=25&t=6791

Nichts fuer ungut, aber mit der gleichen Vehemenz die Behauptung zu vertreten, er sei doch kein Knauser, ist ebenso absurd, wie zu behaupten, er sei einer. Wir wissen es einfach nicht. Aber es gibt da eine gewisse Ethik, die dem Calvinismus entspringt und den schottischen Presbytarinismus praegt - und damit auch den anglo-amerikanischen Kapitalismus unserer Tage seit der industriellen Reformation, pardon, Revolution. In den USA versucht der Ire O'Bama gerade seinen Landsleuten eine fuer jeden bezahlbare Krankenversicherung zu besorgen. Das finden die reichen, konservativen und presbyterianischen Amis doof. Sie stehen auf dem Standpunkt, wer sich was nicht leisten kann, hat Pech gehabt. Dafuer aber sind die Reichen dazu verpflichtet, einen Teil ihres Reichtums fuer wohltaetige Zwecke zu geben.

Sehen wir hier Parallelen?

Wieviel Jagger & Co. in ihrem Leben abgegeben haben, weiss ich auch nicht. Ich weiss aber, dass Bill Gates, einst reichster Mann des Planeten, einen Grossteil seines Vermoegens in Stiftungen steckt - auch wenn es manchmal so scheint, als geschehe dies nicht ganz uneigennuetzig (Schlepptops fuer Schulen etc.).

Ich habe mir im John Knox Haus in Edinburgh mal 'ne Muetze gekauft.

KH
Wotan
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Re: Anderson, der "alte Knauser"?

Beitrag von Wotan »

"Mick Abrahams schreibt in seiner Autobiographie, Ian Anderson sei, was die Finanzen anbelangt, zwar nicht unbedingt spendabel, bis heute immer absolut ehrlich und zuverlässig mit seinen Mitmusikern (betrifft z.B. Auzahlung von Tantiemen)."

Also, jetzt aber mal ganz ohne Scheiß, wie soll ich das denn verstehen? Würde er dies nicht tun, wäre er schlicht und ergreifend ein Betrüger, ein Gangster, Verbrecher. Obwohl da gibts schon einige andere aus der Szene.
Aber ihn hier wg. ein Selbstverständlichkeit zu loben, geht einfach zu weit.
-Zitat--- Wir sind aus solchem Stoffe, aus dem die Träume sind… Sinngemäß aus: „Der Sturm“, 4. Akt, 1. Szene / Prospero, William Shakespeare ---Zitatende---
Unisono
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Re: Anderson, der "alte Knauser"?

Beitrag von Unisono »

Wotan hat geschrieben:Aber ihn hier wg. ein Selbstverständlichkeit zu loben, geht einfach zu weit.
gut, schreiben wir an Autor und Verlag, der Satz muss in einer eventuellen zweiten Auflage gestrichen werden! Selbstverständlichkeiten sollten in Büchern selbstverständlich niemals erwähnt werden.
Unisono
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Re: Anderson, der "alte Knauser"?

Beitrag von Unisono »

King Heath hat geschrieben:Nichts fuer ungut, aber mit der gleichen Vehemenz die Behauptung zu vertreten, er sei doch kein Knauser, ist ebenso absurd, wie zu behaupten, er sei einer.
Richtig! Ich möchte auch lediglich die hier immer wieder im Tonfall einer erwiesenen Tatsache kolportierte Behauptung vom Knausertum relativieren. Und dabei auch die Frage aufwerfen, warum überhaupt dieser Maßstab angelegt wird. (Ins unterstellte gegenteilige Extrem würde ich erst dann verfallen, wenn ich ihn als den ersten Wohltäter der Menschheit darzustellen suchte.)

IA hat sich in diversen Interviews zu einer Art "verantwortungsvollem Kapitalismus" bekannt; vor diesem Hintergrund sind seine Wohltätigkeitsaktionen zu sehen. Sicherlich spendet er dabei nicht nach dem "Give 'till it hurts"-Prinzip - nach Einschätzung englischer Medien hat er ein Gesamtvermögen von 100 Millionen Dollar (http://www.celebritynetworth.com/riches ... net-worth/).

Interessante Aussagen von IA zum Umgang mit Geld - und nebenbei viele Detailinformationen zu seiner Biographie - findet man u.a. hier:
http://www.telegraph.co.uk/finance/pers ... erson.html#
Wotan
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Re: Anderson, der "alte Knauser"?

Beitrag von Wotan »

"gut, schreiben wir an Autor und Verlag, der Satz muss in einer eventuellen zweiten Auflage gestrichen werden! Selbstverständlichkeiten sollten in Büchern selbstverständlich niemals erwähnt werden."


So so!
-Zitat--- Wir sind aus solchem Stoffe, aus dem die Träume sind… Sinngemäß aus: „Der Sturm“, 4. Akt, 1. Szene / Prospero, William Shakespeare ---Zitatende---
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Birgit
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Re: Anderson, der "alte Knauser"?

Beitrag von Birgit »

Unisono hat geschrieben:Nachdem in diesem Board immer wieder mal - ohne jeden Beleg - die Behauptung weitergereicht wird, Anderson sei geizig
....Think about it ...
Das hatte, meine ich, mit dem jahrelangen Betttuch-Bühnenbild, dem Zugfahren 2. Klasse und dem Ausleihen eines Instruments zu tun, für das Ian die Fracht zu teuer war.
Oder?
Birgit
Unisono
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Re: Anderson, der "alte Knauser"?

Beitrag von Unisono »

Birgit hat geschrieben:Das hatte, meine ich, mit dem jahrelangen Betttuch-Bühnenbild, dem Zugfahren 2. Klasse und dem Ausleihen eines Instruments zu tun
hatte damit zu tun, ja. Aber das sind doch keine Belege. Die sind sogar widerlegbar:
1. Ich erinnere mich an Interviews, in denen Ian Anderson davon sprach, dass er bei der DB 1. Klasse fährt (ist ja bei jemandem, der die Masse so scheut, auch naheliegend).
2. Wenn man sich entscheidet, an die 200 Konzerte im Jahr zu spielen, ist einfach nichts mehr mit aufwändigem Bühnenbild. Das geht vom Auf- und Abbau her nicht, geschweige denn von den Transportkosten. Zudem scheint mir der zunehmende Minimalismus auf der Bühne ein ästhetisches Prinzip: Die Beschränkung auf das Wesentliche.
3. Ich halte die Geschichte mit dem Akkordeon nach wie vor in erster Linie für einen Mediengag. (Belegen kann ich das nun allerdings auch nicht.)

Das Stereotyp von Anderson dem Knauser wird in erster Linie durch seine eigenen Äußerungen genährt: So hat er jahrelang immer wieder den Scherz mit der Bambusflöte gemacht, er habe sie gekauft, weil sie so billig sei. (Er hat aber an anderer Stelle geäußert, dass er sich eigens eine Bambusflöte von einem Instrumentbauer habe anfertigen lassen, weil diejenigen, die man so fertig kaufen kann, katastrophal unsauber klingen.) Mehrfach spielte er selbstironisch auf seine schottische Herkunft an. Und ich erinnere mich an einen Text, in dem er schreibt, er fände das Verhältnis zm Publikum ok, wenn er nach dem Konzert auch mal mit einem Fan ein Bier trinken könne (naja, ob das oft vorgekommen ist?), um dann sofort anzuhängen "But don't expect me to pay!"

Das ist eben das Gefährliche an der Selbstironie: sie wird oft nicht bemerkt und die Aussagen werden für bare Münze genommen.
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Re: Anderson, der "alte Knauser"?

Beitrag von folkfreak »

Bei einigen Leuten hier fange ich an mich zu fragen, ob sie ein eigenes Leben haben, oder warum sonst man die unwichtigsten Nichtigkeiten ellenlang pseudowissenschaftlich beleuchten muss.....

Und das geht mir in zwischen in mehreren Threads so.


Alex
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Re: Anderson, der "alte Knauser"?

Beitrag von King Heath »

folkfreak hat geschrieben:Bei einigen Leuten hier fange ich an mich zu fragen, ob sie ein eigenes Leben haben, oder warum sonst man die unwichtigsten Nichtigkeiten ellenlang pseudowissenschaftlich beleuchten muss.....

Und das geht mir in zwischen in mehreren Threads so.
Hübscher Rundumschlag. Nur darauf Antworten ist nicht so einfach. Geht es etwas genauer?

KH
Unisono
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Re: Anderson, der "alte Knauser"?

Beitrag von Unisono »

folkfreak hat geschrieben:Bei einigen Leuten hier fange ich an mich zu fragen, ob sie ein eigenes Leben haben, oder warum sonst man die unwichtigsten Nichtigkeiten ellenlang pseudowissenschaftlich beleuchten muss.....
Hallo Alex,

nachdem ich dieses Thema losgebrochen habe, geht Deine Kritik offenbar gegen mich.

Ich kann Dich beruhigen: Ich habe durchaus ein eigenes Leben. Aber ein Teil dieses Lebens ist es, sich mit solchen Details in aller Genauigkeit zu beschäftigen. Das ist nicht so bierernst, wie es aussieht, sondern da ist viel Spaß und Scherz und Freude dabei. "An old guy, having fun", um den Meister zu zitieren.

Das muss Dir nicht ebensoviel Spaß machen wie mir. Aber Du musst es auch nicht lesen. Und dann lass es doch bitte ganz einfach unkommentiert.

Herzlichen Gruß
A.
Wotan
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Re: Anderson, der "alte Knauser"?

Beitrag von Wotan »

folkfreak hat geschrieben:Bei einigen Leuten hier fange ich an mich zu fragen, ob sie ein eigenes Leben haben, oder warum sonst man die unwichtigsten Nichtigkeiten ellenlang pseudowissenschaftlich beleuchten muss.....

Und das geht mir in zwischen in mehreren Threads so.


Alex
Eigentlich hat Str. Av. es schon genau auf den Punkt gebracht. Steht hier irgendwo.
-Zitat--- Wir sind aus solchem Stoffe, aus dem die Träume sind… Sinngemäß aus: „Der Sturm“, 4. Akt, 1. Szene / Prospero, William Shakespeare ---Zitatende---
King Heath
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Re: Anderson, der "alte Knauser"?

Beitrag von King Heath »

Wotan hat geschrieben:
folkfreak hat geschrieben:Bei einigen Leuten hier fange ich an mich zu fragen, ob sie ein eigenes Leben haben, oder warum sonst man die unwichtigsten Nichtigkeiten ellenlang pseudowissenschaftlich beleuchten muss.....

Und das geht mir in zwischen in mehreren Threads so.


Alex
Eigentlich hat Str. Av. es schon genau auf den Punkt gebracht. Steht hier irgendwo.
Angeblich pseudowissenschaftliche Beiträge - gerne auch ellenlang - sind mir allemal lieber als nichtssagende pseudo Waldorf und Statler Kommentare aus dem Off. Wenn ihr zwei was zu sagen habt, dann sagt es. Aber "bei einigen Leuten" und "steht hier irgendwo" hört's wirklich auf.

Ich könnte auch sagen, dass von "einigen Leuten" hier nur negative Kommentare kommen und ich mich anfange "zu fragen", ob die jeden morgen mit dem falschen Fuß aufstehen, aber das "steht hier irgendwo".

KH
Unisono
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Re: Anderson, der "alte Knauser"?

Beitrag von Unisono »

Wotan hat geschrieben:Eigentlich hat Str. Av. es schon genau auf den Punkt gebracht. Steht hier irgendwo.
irgendwo in seinen 865 Beiträgen. Wie soll ich das finden?
Wotan
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Re: Anderson, der "alte Knauser"?

Beitrag von Wotan »

-Zitat--- Wir sind aus solchem Stoffe, aus dem die Träume sind… Sinngemäß aus: „Der Sturm“, 4. Akt, 1. Szene / Prospero, William Shakespeare ---Zitatende---
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