Jethro Tull Board @ www.laufi.de

Hallo!
Mich würde interessieren, welche Flötensoli in den recorded works von Ian ihr besonders gerne habt und wieso. Vielleicht gibt es da sogar einen klaren Favoriten für manche?
Mich interessiert, welche "Ära" in der Entwicklung seines Flötenspiels hier so bevorzugt wird und warum.

Ich selber sehe es so, dass er zwar über die Jahre seine Technik immer weiter verfeinert bzw. abgeändert hat, es aber leider Zeiten gab, in denen er die Flöte nur wenig im Vordergrund eingesetzt hat. Da waren eben die Songs oder die Stücke als solche wichtiger, die Flöte nicht so sehr. Besonders "groß" war seine Flöte wohl vor allem Ende der 60er (This Was, Stand Up) und über die 90er weg (Divinities, Roots to Branches, Dot Com). Dass er auch in der Zeit dazwischen nicht schlechter auf der Flöte, sondern gleichbleibend großartig war, zeigen z.B. der Pine Martens Jig auf "A" oder King Henrys Madrigal auf "Stormwatch". Diese Ausflüge in die instrumentale Musik mit Flötenschwerpunkt sind aber doch nicht so häufig neben all den Songs mit gelegentlichem Flötensolo.

EDIT: Achso, meine liebsten Flötensoli sind weit verstreut, ich kann sie sicher nicht alle hier aus dem Gedächtnis aufschreiben. Konkret fallen mit jetzt einige Soli auf This Was ein, die ich besonders toll finde. Weiters z.B. das Solo am Ende von "Wounded, Old and Treacherous", das ich gestern wieder gehört habe. Aber auch das tolle Solo in "Fat Man" live 1983 bei der Rocknacht im Zirkus Dingsbums (hab ich vergessen). Gut, das ist live, aber zeigt auch, wie er ein hohes Level auf der Flöte trotz kürzlich aufgenommenem Synth-Album (Walk Into Light) gehalten hat, bei dem so gut wie keine Flöte vorkommt (und wenn dann nur im Hintergrund).

Was denkt ihr?
LG

Pibroch
My God
Thick as a Brick (irgendwo Seite 2)
Budapest (Live)
Rock Island
Wounded, old and treacherous

Schöne Liste.

Die Introduktion der Bambusflöte bei dot.com (ich meine den Song, nicht das Album)! Sowohl in der Fassung der CD als auch live, etwa auf "Living with the past". In wenigen Takten alles ausgebreitet, was man auf dem Instrument machen kann, fast jeder Ton eine andere Färbung, ein anderer Einschwingvorgang, garniert mit verschiedensten, immer wieder überraschenden Ornamenten. Als ob er in wenigen Takten hätte alles reinpacken (oder auspacken) wollen, was er dem Instrument abgerungen hat. Offenbar war es damit für ihn aber auch ausgereizt - und die Bambusflöte kam wieder in den Schrank. Ich finde es ja schade, dass er sie in den letzten Jahren kaum mehr (oder eigentlich gar nicht mehr) eingesetzt hat.

Ich bin auch der Meinung, dass die Flötenline in Dot.Com wunderbar ist. Sie umfasst soweit ich es beurteilen kann wohl den gesamten Tonumfang der Bambusflöte (wobei ich mir nicht sicher bin, in wie weit die dritte Oktave erreicht werden kann. Einen Ton dieser Lage spielt er ja, und es ist auch jener Ton, den ich auf meinen 6-löchrigen Tin Whistles und Bambusflöten gerade noch hinbekomme. Vielleicht ist da bei professionellen Flötern noch mehr drin, das weiß ich jetzt nicht.

Ich finde es auch sehr schade, dass sich sein Flöteninstrumentarium (vor allem live) auf die Konzert-Querflöte beschränkt, wobei wir doch wissen, was er nicht alles spielen kann. Selbst die Tin Whistle gräbt er, soweit ich es weiß, live nicht mehr aus. Eine große Ausnahme war ja das Claghorn, dass er bei einigen Konzerten 2008 für Dharma for One neu gebastelt hat. Das hat mir auch sehr gefallen, einfach wegen der ungewöhnlichen Klangfarbe und der rotzigen, ziemlich daneben klingenden Intonation.

Hat denn sonst niemand was zu dem Thema zu sagen? Immerhin geht es um das Instrument, weswegen Tull ja so berühmt sind, wenn auch nicht unbedingt zurecht. Wenn man bedenkt, wie viel von seiner Musik völlig ohne Querflöte ausgekommen ist bzw. auskommen würde, dann müsste man die Flöte für große Teile der Wirkungszeit von IA eigentlich lediglich als populäres Symbol betrachten, weniger als wichtiges Musikinstrument. Gewagte Aussage? Bitte, gerne hitzige Diskussionen über den Stellenwert der Flöte in IAs Musik. ^^