Nachtreten ist ja eher unspochtlich, aber das lag mir schon länger auf den Fingerspitzen:
Wotan hat geschrieben:Aber leider, leider ist der Trainerstab doch eher mäßig.(...) Nein tut mit leid, mit dem Hexer aus dem Schwarzwald wird das wieder nix.
Den Fußballfachmann kann ich im Brustton der Überzeugung von mir weisen, aber immerhin habe ich vor vierzig Jahren das erste Mal auf einer Holzbank im Volksparkstadion Platz genommen (Nein, nein, nicht Sparwasser - HSV gegen Roter Stern Belgrad im UEFA Cup). Mein Tipp zur Trimm Dich WM 1974 war übrigens ganz klar die Bundesrepublik D.. Helmuth Schön mochte ich irgendwie, weil der so eine Ruhe ausstrahlte. Dass der Kaiser der eigentliche Trainer gewesen ist, wusste man damals nicht, ahnte es aber. Nach Schöns unschönem Abgang kam die grausigste Periode des deutschen Fußballs überhaupt: Anasser Brick in Derwall. Wer wissen möchte, wie schlimm dieser Fußball war, der sehe sich die Niederlande minus Robben und mienswejen auch Sneijders an. Das dürfte ungefähr hinkommen. Drei Pässe zurück, ein halber nach vorne. So wie Argentinien. Das wird furchtbar. Aber zurück zum Trainer.
Der Kaiser hat anfangs auch ordentlich auf die Krone gekriegt, weil's nicht so lief ("und dann ist der Mann noch nicht mal Trainer") und plötzlich steht die Truppe in Mexiko im Endspiel, verliert aber natürlich gegen den Handballer des Herrn. Wie es weiterging, muss ich hier niemandem erzählen.
Dass DK als Teamchef danach abdanken würde, war klar, Auftritt des Terriers. Und obwohl sich das Team von der Ära Derwall einigermaßen erholt hatte, fiel es in Teilen in totgeglaubte Spielweisen zurück. Ich gebe daran gar nicht so sehr dem Terrier die Schuld, als vielmehr Lothar M.. Nicht unbedingt, weil's stimmt, sondern weil ich es so will. Immerhin springt ein Titel - wie uns ständig erklärt wird, der letzte - dabei heraus.
Nachdem kurzzeitig Potatoe Fritz von den Gazetten zum neuen Trainer erklärt wird, übergibt der DFB das Zepter an Uli Stielike, der darauf hin den gesamten Stab feuern und neue Leute einführen möchte. Der von Angst und Schrecken gepackte DFB reisst das Ruder rum und stellt Stielike die Birne Ribbeck zur Seite bzw. vor die Nase. Die Folgen für den deutschen Fußball: Das Publikum wird in Grauenhaft genommen. Aus Verzweiflung feuert der DFB Ribbeck - und Stielike gleich mit, obwohl der jahrelang ganz gute Nachwuchsarbeit beim DFB geleistet hat - und holt Tante Käthe aus dem Altenteil zurück. Der/die spuckt in die Hände (und in Waldis Weizen). Langsam geht es zwar bergauf, aber Käthes Locken fliegen im medialen Gegenwind und er gibt entnervt auf. Auftritt DER MOTIVATOR.
Wer Klinsi noch als Spieler kennt, traut ihm diesen Erfolg und auch diesen Mut (der Bayerneinfluss im Trainerstab wird radikal gestutzt) nicht zu. Wer genau hinkuckt, denkt sich, dass wird wohl der andere Schwabe sein, der da die Mannschaft taktisch einstellt und dem Klinsmän die Aufstellung einflüstert. Wer's auch immer war, seit 2002 (Danke, Käthe) geht es bergauf und die DFB-Auswahl spielt das erste mal seit 30 Jahren wieder attraktiven und - mit der Zeit - auch sehr erfolgreichen Fußball. Und zwar wegen Jogi "Vader" Löw. Da geht es nicht um Sympathie (auch nicht um sümbadisch oder unsümbadisch), sondern um eine sehr gute Trainerleistung und die sollte man nach einem 7:1 im Halbfinale einer Weltmeisterschaft gegen den Gastgeber und fünffachen Weltmeister Brasilien gerne auch einmal anerkennen.
KH