UK, Trier, Festplatten - Überflüssiges zu IA's Stimme
Verfasst: Mi Jul 30, 2014 10:55 am
Ich möchte angesichts der doch sehr kontroversen Diskussion meinen völlig belanglosen Eindruck von IA’s Performance anno 2014 nicht verschweigen, nicht ohne zuvor kurz einmal auf das Medium „Bootleg“ als Quelle höherer Erkenntnis zu sprechen zu kommen. Wer hier schreibt, dass (aktuelle) Amateur-Liveaufnahmen tendenziell keine Rückschlüsse zulassen würden, will doch wohl nicht ernst genommen werden, oder? Die Digitalaufnahmen, die man im Dutzend von der aktuellen Tour herunterladen kann, mögen ihre Macken haben (meist zu schwache Bässe, dynamische Mängel), sie geben die getroffenen oder nicht getroffenen Töne aber zutreffend wieder. Wie sollte das auch anders sein? Ebenso zeigen sie, ob die Stimme kratzig, brüchig, belegt etc. ist oder aber „glatt“ daherkommt. Laufi und andere haben also recht, wenn sie etwas pointiert schreiben, dass man dies letztlich mathematisieren könne. Es mag so sein, dass bei einem Live-Besuch all das nicht so auffällt, weil der geneigte Zuschauer durch die Performance abgelenkt ist. Geht mir bei anderen Bands auch so. Das ändert aber m.E. nichts daran, dass Mitschnitte in der heutigen Qualität valide Dokumente der Gesangsqualität von IA sind und angesichts der Digitaltechnik auch sein müssen.
Zurück zum Thema. Ich habe mir die ersten drei Abende in UK live gegönnt und muss sagen, dass insbesondere der dritte Tournee-Stop in Salisbury musikalisch und gesanglich überzeugend war. Ian hat in Brighton, wo die Band sehr nervös wirkte, nach meinem Eindruck vor Ort sehr unkonzentriert gesungen, was mich nicht gewundert hat. Ohne allzu viel vorwegnehmen zu wollen, ist die Show technisch sehr anspruchsvoll mit einer Reihe von lippensynchronen Videos etc. Das war eine typische Premiere. Southampton war besser, litt aber an indiskutabler Akustik in einer indiskutablen Halle. Salisbury war laut, knackig und trotz einiger Patzer soundmäßig und musikalisch klasse, wobei mich Ian’s Gesang besonders begeistert hat. Hierbei bleibe ich auch nach x-fachem Hören. Die Show bekommt man u.a. auch im Internet, es gibt sie in 16 und 24 Bit. Für mich eine Art Referenz für die HE-Tour. Diese Gesangsqualität hat Ian nach weniger intensivem Hören diverser anderer Mitschnitte (u.a. London) im Wesentlichen aufrechterhalten, wobei Ausnahmen die Regel bestätigen. Wer mithin meint, dass HE im April/Mai eine signifikante Verschlechterung des Gesangs bedeutet hat, irrt oder hat ein „Ausreisser-Konzert“ vor Ohren, von denen es immer mal wieder welche gab und gibt.
Und nun zu Trier. Lieber Katzenfisch, bei allem Respekt, aber das war für mich gesanglich das Schlechteste, was ich von IA jemals gehört habe. Absolut unterirdisch (Krächzen, gebrochene Stimme) waren die nachfolgenden Tracks, wobei kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben wird:
With You There To Help Me
Sweet Dream
Teacher
Songs From The Wood
Farm On The Freeway
Der Rest schwankte auf niedrigem Niveau, am besten war m.E. Aqualung und Loco, wohl auch Enter The Uninvited. Zitat aus der Zeitung (Derwisch mit Stimmbandproblemen: Ian Anderson im Amphitheater):
„Leider trifft das für die Stimmbänder weit weniger zu als für den Bewegungsapparat. Manchmal geht das noch ganz gut (…). Manchmal tut es aber auch weh, etwa bei „Sweet Dreams“, wo er verzweifelt Töne sucht, die längst außerhalb seiner Reichweite liegen. Oder bei „Songs from the wood“, wo der einst faszinierende Bänkelsänger krächzt und ächzt.“
Mein 24 Bit Master belegt exakt das, was der im Übrigen äußerst wohlmeinende Rezensent empfunden hat. Hier liegt –zurückhaltend formuliert- eine deutliche Verschlechterung zum Gesang der letzten Jahre und erstaunlicherweise auch der HE-Tour im April/Mai vor. Aufgefallen war mir auch, dass Ian sogar bei der Masse der Ansagen regelrecht gekrächzt hat. Ich habe mir sodann gezielt einige Sachen bei youtube angeschaut und muss leider feststellen, dass Trier zwar der bisherige Tiefpunkt zu sein scheint, andere Open-Air-Shows aber auch nicht viel besser waren.
Zwischen Salisbury und Trier muss eine Menge aus dem Ruder gelaufen sein, was mich zunächst etwas sprachlos macht. Geschichte wiederholt sich nicht, sie reimt sich, schrieb Mark Twain. 2014 ist nicht 1984, aber ich befürchte, dass ähnliches passieren wird. Beim ersten Hören von HE habe ich gedacht, dass Ian sich gesanglich viel zu viel zumutet. Doggerland, Wild Child Coming, After These Wars, Cold Dead Reckoning, das ist schon recht anspruchsvoll. Die Show selbst (HE) hat zu allem Überfluss noch Überlänge, lässt kein situatives Weglassen zu und die schiere Anzahl der Konzerte lässt jegliches Haushalten vermissen. Ich mag mir im Moment nicht vorstellen, was von der „Stimme“ nach ca. 40 US-Shows bleiben wird. Ich hoffe, dass ich völlig falsch mit meiner Einschätzung liegen werde, aber vermutlich wird Salisbury am 01.05.2014 die Referenz der HE-Tour bleiben, so wie 30 Jahre zuvor London am 07.09.1984. Der Mann wird aus Schaden halt nicht klug!
Gruß, Marengo
Zurück zum Thema. Ich habe mir die ersten drei Abende in UK live gegönnt und muss sagen, dass insbesondere der dritte Tournee-Stop in Salisbury musikalisch und gesanglich überzeugend war. Ian hat in Brighton, wo die Band sehr nervös wirkte, nach meinem Eindruck vor Ort sehr unkonzentriert gesungen, was mich nicht gewundert hat. Ohne allzu viel vorwegnehmen zu wollen, ist die Show technisch sehr anspruchsvoll mit einer Reihe von lippensynchronen Videos etc. Das war eine typische Premiere. Southampton war besser, litt aber an indiskutabler Akustik in einer indiskutablen Halle. Salisbury war laut, knackig und trotz einiger Patzer soundmäßig und musikalisch klasse, wobei mich Ian’s Gesang besonders begeistert hat. Hierbei bleibe ich auch nach x-fachem Hören. Die Show bekommt man u.a. auch im Internet, es gibt sie in 16 und 24 Bit. Für mich eine Art Referenz für die HE-Tour. Diese Gesangsqualität hat Ian nach weniger intensivem Hören diverser anderer Mitschnitte (u.a. London) im Wesentlichen aufrechterhalten, wobei Ausnahmen die Regel bestätigen. Wer mithin meint, dass HE im April/Mai eine signifikante Verschlechterung des Gesangs bedeutet hat, irrt oder hat ein „Ausreisser-Konzert“ vor Ohren, von denen es immer mal wieder welche gab und gibt.
Und nun zu Trier. Lieber Katzenfisch, bei allem Respekt, aber das war für mich gesanglich das Schlechteste, was ich von IA jemals gehört habe. Absolut unterirdisch (Krächzen, gebrochene Stimme) waren die nachfolgenden Tracks, wobei kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben wird:
With You There To Help Me
Sweet Dream
Teacher
Songs From The Wood
Farm On The Freeway
Der Rest schwankte auf niedrigem Niveau, am besten war m.E. Aqualung und Loco, wohl auch Enter The Uninvited. Zitat aus der Zeitung (Derwisch mit Stimmbandproblemen: Ian Anderson im Amphitheater):
„Leider trifft das für die Stimmbänder weit weniger zu als für den Bewegungsapparat. Manchmal geht das noch ganz gut (…). Manchmal tut es aber auch weh, etwa bei „Sweet Dreams“, wo er verzweifelt Töne sucht, die längst außerhalb seiner Reichweite liegen. Oder bei „Songs from the wood“, wo der einst faszinierende Bänkelsänger krächzt und ächzt.“
Mein 24 Bit Master belegt exakt das, was der im Übrigen äußerst wohlmeinende Rezensent empfunden hat. Hier liegt –zurückhaltend formuliert- eine deutliche Verschlechterung zum Gesang der letzten Jahre und erstaunlicherweise auch der HE-Tour im April/Mai vor. Aufgefallen war mir auch, dass Ian sogar bei der Masse der Ansagen regelrecht gekrächzt hat. Ich habe mir sodann gezielt einige Sachen bei youtube angeschaut und muss leider feststellen, dass Trier zwar der bisherige Tiefpunkt zu sein scheint, andere Open-Air-Shows aber auch nicht viel besser waren.
Zwischen Salisbury und Trier muss eine Menge aus dem Ruder gelaufen sein, was mich zunächst etwas sprachlos macht. Geschichte wiederholt sich nicht, sie reimt sich, schrieb Mark Twain. 2014 ist nicht 1984, aber ich befürchte, dass ähnliches passieren wird. Beim ersten Hören von HE habe ich gedacht, dass Ian sich gesanglich viel zu viel zumutet. Doggerland, Wild Child Coming, After These Wars, Cold Dead Reckoning, das ist schon recht anspruchsvoll. Die Show selbst (HE) hat zu allem Überfluss noch Überlänge, lässt kein situatives Weglassen zu und die schiere Anzahl der Konzerte lässt jegliches Haushalten vermissen. Ich mag mir im Moment nicht vorstellen, was von der „Stimme“ nach ca. 40 US-Shows bleiben wird. Ich hoffe, dass ich völlig falsch mit meiner Einschätzung liegen werde, aber vermutlich wird Salisbury am 01.05.2014 die Referenz der HE-Tour bleiben, so wie 30 Jahre zuvor London am 07.09.1984. Der Mann wird aus Schaden halt nicht klug!
Gruß, Marengo