jan.gast hat geschrieben:
Ich fürchte eher, alles ist verdammt ernst gemeint - und ich finde es schon (abgesehen von den vier Demos, zu denen ich nach kurzem Hören noch keine rechte Meinung habe) beinahe tragisch bis lächerlich, dass sich ein Profi-Musiler in einem solchen »My Space« - Sammelsurium allen Ernstes mit seinen Kreationen präsentiert.
Meine Herren, dass doodled aber ganz schön. Ich habe gerade “Automatic“ gehört und finde es furchtbar. Erinnert irgendwie an die nachgespielte Zwischen-den-Meldungen-Mucke beim Deutschlandfunk. Ist auch bestens als Testbildmusik zu gebrauchen. Glücklicherweise gibt’s das Testbild nicht mehr. Also wenn schon so’n elektronisches Gedöhns, dann richtig: Diese Art von nichts sagender elektronischer Tonerstellung nach Muster A oder B ist einer der Gründe dafür, dass ich Under Wraps nach wie vor für ein Meisterwerk halte.
Der “Walzer für den flachen Bergarbeiter in E“ (Essen?) ist eine Variation auf ein Thema, dass er irgendeinem, ich glaube russischem, Komponisten abgekuckt hat. Macht aber fast nichts, denn auch dieses Stück verliert sich alsbald in Beliebigkeit und ist wieder nach Schema gestrickt. Sicherlich sollte jeder Herrn G. künstlerische Freiheit zugestehen. Nur hat diese Fahrstuhlmusik mit Kunst nicht viel zu tun.
“Angel“ perlt mit einer Künstlichkeit daher, dass man Enya hören möchte.
Harfe auf Synthesizer kommt auf meiner Ekelskala ganz dicht an
südamerikanischen Panflöter in Fußgängerzone heran. Wenn dieses ungenießbare Zeugs nur Demos darstellen soll, bin ich für ein sofortiges Demonstrationsverbot. Ich hoffe, nichts davon kommt auch nur in die Nähe des Studios, in dem Tull demnächst aufzunehmen gedenken (so sie denn gedenken).
“Weightless“ dito. Aber sofort habe ich Fernsehpausenbilder im Kopf. “Meine Damen und Herren, bis zur nächsten Sendung haben wir noch einige Minuten Zeit. Wir zeigen Ihnen daher die Ruhr vom Ballon aus gesehen.“ Es ist eine Schande, dass sich ein handwerklich doch sehr guter Keyboarder aus Mangel an Arbeit und Übermaß an Freizeit dazu verleiten lässt, seinen Ruf so schamlos zu urinieren. Schon aus diesem Grunde steht zu hoffen, dass sich Tull demnächst ins Studio und dann auf Tour begeben.
Wenn ich so’n Zeug höre, verfluche ich den Tag an dem der Synthesizer und der Sequenzer geheiratet haben.
Es kann natürlich auch sein, dass ich diese Klänge ganz falsch einschätze und sie für Call Center und andere Telefonwarteschleifen gebastelt wurden. Sollte dies so sein, würde ich gerne um die Nennung der Auftraggeber bitten, damit ich diese Leute auf keinen Fall anrufe.
Das klingt jetzt alles ganz schön überzogen, was? Aber so geht es mir, wenn ich mich schlechter Musik aussetze. Und das hat NICHTS mit “Geschmack“ zu tun (Geschmack findet eh im Mund und der Nase statt und nicht im Ohr).
Kritisch Heath