Jahre später....
meine nach- wie ungezügelten Ansichten zum Thema:
Vor der VÖ des Sets habe ich schon Monate vorher bewusst darauf verzichtet, mir die Original-MITG anzuhören, um dieses Mal dem erbsenzählerischen Vorher/Nachher-Vergleich zu entgehen. Was mir jedoch beim Song Minstrel sofort auffiel im Vergleich
ist der gelungenere Übergang vom Akustikpart zum Elektrogewitter, weil der Unterschied durch die härtere Gangart der E-Gitarre nun gewollt krasser und damit besser kommt. Noch immer nicht ganz so "schön" wie auf Bursting Out, aber trotzdem.
Überhaupt klingt mir die E-Gitarre jetzt glaubwürdiger, es hört sich für mich so an, als wären etliche Schichten an Overdubs abgetragen worden, die das ganze unkonsequenterweise gesoftet haben. Und die Bass-Drums sind natürlich wieder der Hammer. Apropos Bass: der könnte für meinen Geschmack etwas lauter sein, ist jetzt aber schon besser rauszuhören.
Leider findet sich aber auch ein Fehler (von mindestens 2 technischen Fehlern auf der CD) auf dem Song, nämlich ein paar Höhenausreißer, insgesamt 4 oder 5 mal: Z. Bspl. bei ca. 4:40 (the MINstrel in the Gallery...) und gleich nochmal bei ca. 4:48 (he MET the gazes...) geht der Höhenpegel hörbar nach oben, gut zu erkennen am Gesang und den Becken. Ist bei mir bei beiden CD-Ausführungen gleich gut zu hören. Habe ich Fehlpressungen? Keiner hier hat sich bisher dazu geäußert.
Cold wind to Valhalla hat eine der schönsten Cello Strophen ever, jetzt mit schönem warmen, harzigen Cello-Schmelz. Mein Liebling Black Satin Dancer kommt auch wunderbar, die neuen Flöten-Einsprengsel gefallen mir gut und die Cowbell ist jetzt noch besser zum heimischen Mittappsen.
Der zweite Fehler auf der CD ist tatsächlich der Sprachschnippsel auf Baker Street-Muse, eigentlich hört man nur so etwas wie "T", auffällig ist an dieser Stelle aber der dick aufgetragene Hall, vielleicht der Versuch den Fehler wegzuhallen?. Was mir besonders auf "Seite 2" und am ganzen Album aber am besten gefällt und den Remix wirklich aufwertet ist der neue Gesang. Gerade bei den akustischen Stücken war der oft unnötigerweise überzeichnet, zu laut und/oder zu hallig und damit nervig. Jetzt klingt die Stimme angenehm, aber trotzdem prägnant und ausdrucksstark.
Die Extra-Tracks sind auch fein. Aber was mir bei allen Remixes bisher gefehlt hat, sind Alternative-Takes der "grossen" Songs. Bei Aqualung Aqualung. Oder eine frühe Loco-Breath-Version. Hier wäre es z. Bspl. MITG oder Black-Satin Dancer. Aber das ist meckern auf hohem Niveau, die Sachen sind schon schön.
Die BBC Aufnahmen sind willkommen, in Sound und Interpretation interessant bis verwunderlich. Aqualung in Zeitlupe und mit wirren Streicher-Einsätzen.
Sooo, die Aufnahme aus Paris: ????????? Ich dachte, ich hätte vielleicht eine Art ungemixte rough-version ergattert!? Was für eine Rarität! Aber der Mann am Mixer hat das wohl ernst gemeint! Da fahren ferngesteuerte Autos auf dem Mars herum und dann das. Aber im Ernst: das ist eine der schlechtesten öffentlichen, legalen Live-Aufnahmen, die ich kenne. Die Instrumente sind in keiner Balance. Live-Feeling: Null. Ich hab das bisher nur kurz angespielt. Was für eine vertane Chance. Habe mir kürzlich von Wishbone Ash die Live Dates 2 zugelegt, ungefähr aus der gleichen Ära. Welch für ein Unterschied. Allerdings hat sich jetzt meine Meinung gefestigt, dass Bursting Out hauptsächlich aus overdubs besteht. Und der Minstrel-Clip? Für mich ist nicht synchron auch nicht live (zwar nicht ganz so leicht durchschaubar beim A-Video, aber trotzdem zusammen geschnippselt). Außerdem bewegt er sich irgendwie komisch... wie gelähmt, also im Sinne von lahm.
Trotzdem ist Minstrel die für mich bisher schönste Ausgabe in der Reihe der Remixes. Günstiger Preis und wieder schönes Booklet. Und vor allem hat SW hier am wenigsten falsch und meisten richtig gemacht. Die durchsichtigen Arrangements sind vielleicht leichter zu handeln als die komplexeren von Passion Play oder War Child.
Weiter so! Aber bitte nicht im 40-Jahre-Jubiläums-Rhythmus, da werden wir ja nie fertig.
Thomas