Mother Europe

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Moderator: King Heath

Whistling Catfish
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Re: Mother Europe

Beitrag von Whistling Catfish »

King Heath hat geschrieben:
Whistling Catfish hat geschrieben:Große Sorgen mache ich mir auch konkret über meine künftige Mobilität. Habe ich mir doch erst vor zwei Jahren ein britisches Automobil angeschafft... :? :wink:
Vauxhall Astra? Mach Dir mal keine Sorgen, Ersatzteile gibt's in Rüsselsheim. Und in Polen sowieso, egal welche Marke (Höhö!).

KH
Vauxhall? Nein! Gott sei Dank isses soweit noch nicht! :P Aber es bringt mich trotzdem auf einen Gedanken? Werden in GB Opel Modelle für den Kontinent gefertigt?

Ansonsten: Rassismuss fängt schon mit solch harmlosen Witzchen an! Auch wenn ich das nicht krumm nehme, ändert es aber trotzdem nichts an der Tatsache!

Ansonsten macht das hier sehr traurig, auch wenn es nicht ganz unerwartet ist: http://www.independent.co.uk/news/uk/ho ... 04191.html

Politisch ist das ganze eine Farce! Offenbar weiß niemand was er mit dem zurückgewonnenen Königreich anfangen soll! Die Briten machen sich komplett zur Feile und der Demokratie allgemein wurde großer Schaden zugefügt! Well done, Dave C.! :evil:

Und so sehr ich Land und Leute liebe: 'Trigger Art. 50 asap now and F"ck Off quickly!

Politische Systeme sind kein Spielplatz für reaktionäre Eitelkeiten! Und für mich ist dieses Heimat! Schottland und Nordirland dürfen natürlich gerne bleiben! Die Menschen dort wissen auch was dafür zu tun ist! Wales und England sind mir jederzeit gerne wieder in der Union willkommen! Wenn sie die Vorraussetzungen erfüllen......Extrawürste gibt's dann keine mehr!

Rant over!

Edit: Nutzloses Wissen: Wenn man Vauxhall zum ersten Mal in ein Deutsch eingestelltes Smartphone eingibt, wird daraus 'Bauchnabel'! Bitte um Entschuldigung - hab's grad geändert!
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King Heath
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Re: Mother Europe

Beitrag von King Heath »

Whistling Catfish hat geschrieben:Ansonsten: Rassismuss fängt schon mit solch harmlosen Witzchen an! Auch wenn ich das nicht krumm nehme, ändert es aber trotzdem nichts an der Tatsache!
Fängt er nicht, der Rassismus, denn die Polen sind keine "Rasse". Dieser Begriff ist aller aller spätestens mit der Entschlüsselung des Humangenoms obsolet. Aber ich weiß schon, was Du meinst. Witzchen über vermeintliche Eigenschaften von Volksgruppen, wenn sie nicht bösartig gemeint sind, finde ich durchaus in Ordnung, obwohl ich als Deutscher natürlich humorresistent bin. Im Übrigen mache ich auch Ostfriesenwitze. Und Belgierwitze. Ach ja, die Iren, über die mache ich auch Witze. Einen habe ich noch:

Wenn man in einer perfekten Welt zu einer Party eingeladen wird, öffnet einem ein Italiener die Tür, ein Franzose kocht, ein Engländer sorgt für die Unterhaltung und ein Deutscher organisiert alles.
In einer nicht so perfekten Welt, öffnet der Franzose die Tür, der Engländer kocht, der Deutsche sorgt für die Unterhaltung und der Italiener organisiert alles.

Kips Hasmussen

P.S.: Nachdem nun ein paar Tage ins Land gegangen sind, stehe ich auf dem Standpunkt, dass wir uns alle nicht wie beleidigte Leberwürste aufführen sollten, nur weil ein paar Deppen in England und Wales, deren Tage gezählt sind, uns die kalte Schulter zeigen wollen. Es stellt sich doch immer mehr heraus, dass die Mehrheit der Briten (also aller Briten) für einen Verbleib ist. Diese Mehrheit hat es nur versäumt, dies bei einer populistisch inspirierten "Volksabstimmung" kund zu tun. Und selbst wenn diese Zahlen, die zur Zeit kolportiert werden, nicht stimmen sollten, so ist die Entscheidung sehr knapp ausgefallen und ich lasse doch die 48,1 %, die für den Verbleib in der EU gestimmt haben, nicht im Regen stehen. Allerdings juckt es mir in den Fingern, den rassistischen Bastarden, die sich gerade outen, ein neues Spiel mit einem Cricket bat zu zeigen. Ich bin sicherlich kein gewalttätiger Mensch, aber als ich von diesen Hasstiraden gelesen habe, wurde mir doch rot vor Augen. Meine Intoleranz beginnt bei der Intoleranz.

KH
Whistling Catfish
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Re: Mother Europe

Beitrag von Whistling Catfish »

Interessanter Beitrag, der auch mal auf die 'technischen' und juristischen Details eingeht! Meine Fresse - people what have you done?

https://m.facebook.com/story.php?story_ ... =724880284
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King Heath
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Re: Mother Europe

Beitrag von King Heath »

Whistling Catfish hat geschrieben:Interessanter Beitrag, der auch mal auf die 'technischen' und juristischen Details eingeht! Meine Fresse - people what have you done?

https://m.facebook.com/story.php?story_ ... =724880284
Ein interessanter Beitrag, indeed.

Es zeigt einmal mehr, wie gefährlich es ist, sich auf eine politische "Elite" zu verlassen. Die Franzosen haben ein ähnliches Problem und ich lehne mich, glaube ich, nicht zu weit aus dem Fenster wenn ich behaupte, dass es die islamistisch inspirierten Anschläge in Paris nicht gegeben hätte, wenn es in Frankreich eine ausgewogene politische Führung gäbe, die aus allen Schichten der Gesellschaft käme.

Und nun - quelle surprise - möchte de Pfefel also Kalif werden anstelle des Kalifen. Und wenn auf der anderen Seite des großen Wassers der Pleitièr Zoppo Trump in die Erdmännchenfestung einzieht, wird uns verbleibendenden Wirsche, Wolde, Gilche und Murke das Lachen bald vergehen.

KH
Whistling Catfish
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Re: Mother Europe

Beitrag von Whistling Catfish »

This is brilliant! You just have to love the Scots! Hahaha..... http://www.joe.co.uk/news/this-trolling ... kers/49390

Astrein!
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Whistling Catfish
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Re: Mother Europe

Beitrag von Whistling Catfish »

FMOB! What a prick! Es ist natürlich einfacher die Karre in den Dreck zu fahren, als sie rauszuziehen! What a mess!! http://www.bbc.com/news/video_and_audio ... 75?SThisFB

Gove ist mir aber mind. genauso ein Schwan"kopf wie de Pfefel! Vllt. Sogar noch ein bisschen ekelhafter! Da haben sich die Briten aber ganz schön in die Scheisse geritten. Mannomann!
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King Heath
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Re: Mother Europe

Beitrag von King Heath »

Whistling Catfish hat geschrieben:Gove ist mir aber mind. genauso ein Schwan"kopf wie de Pfefel! Vllt. Sogar noch ein bisschen ekelhafter! Da haben sich die Briten aber ganz schön in die Scheisse geritten. Mannomann!
Nun haben de Pfefels alte Schulkameraden ihn also dezent darauf hingewiesen, dass er auf jeden Fall nicht Kalif wird (anstelle des Kalifen). Eine weise Entscheidung. Fretchenfresse Gove - und ich entschuldige mich ausdrücklich nicht für billig beleidigende Äußerungen über machtgierige Tories des entschieden nicht mehr vereinigten Königreichs - wird auch nur eine unattraktive Randerscheinung der Geschichte bleiben. Stattdessen haben wir es also mit einer Schauspielerin zu tun, deren Lieblingsrolle zweifelsohne die "Eiserne Lady" ist.

Aber nunmal ganz ernsthaft: das EU-Referendum und dessen Ausgang sind das traurige Finale eines viele Jahrzehnte (und vermutlich über hundert Jahre) andauernden Trauerspiels im "Mutterland der Demokratie" - die Griechen lassen wir außen vor, die sind pleite. Ein Grund hierfür ist die Weigerung der führenden Elite, das Wahlsystem in GB von einem Mehrheitswahlsystem in ein Verhältniswahlsystem zu ändern. Margret T. hatte nie eine Mehrheit bei allen Wählern. Auch Tory Blair nicht. Es reichte pro Wahlkreis immer eine knappe Mehrheit von sagen wir 30 % für Conservative oder Labour aus, damit genügend Abgeordnete der einen oder anderen Fraktion gewählt wurden (1997 waren es außergewöhnlich viele Wahlkreissiege für "New" Labour, weil die Leute von John Mayor einfach gelangweilt waren). Maggie T. hat da aktiv dran gedreht, in dem sie die Wahlkreise so neu ordnen ließ, dass möglichst wenig Labourwähler mit vielen Konservativen in einem Wahlkreis zusammen gefasst wurden. Das nennt man Gerrymandering. Der Ausgang von Unterhauswahlen hat also nie die wirkliche Mehrheitsmeinung der Briten widergespiegelt, was insbesondere den Schotten gestunken hat und stinkt. Die beiden großen Parteien haben sich auch in nichts nachgestanden, wenn es um den Beschiss ihres Volkes ging ("New Labour" my arse). Das Volk stand resignierend davor. Wie oft habe ich Gespräche mit verzweifelten Engländern geführt, die schon fast so weit waren, Nazis zu wählen. Nicht, weil sie welche waren, sondern um irgendetwas zu verändern. Sie haben dann doch die Finger von der National Front gelassen. Die Grünen in England haben übrigens einen ausgesprochen schlechten Ruf und werden auch gerne in die ganz rechte Ecke gestellt. Sie hätten mit den deutschen Grünen jedenfalls herzlich wenig zu tun, wurde mir des öfteren erzählt.

Aus diesem Gebräu ist das Abstimmungsverhalten bei dem durch und durch unverantwortlichen EU-Referendum jedenfalls auch entstanden - nicht nur. Die Briten sind verzweifelt, weil man ihnen immer nur die Wahl zwischen Pest und Cholera lässt.

Und wir sind auf dem besten Wege dorthin. Wäre es anders, wüssten wir nicht einmal, wofür die Abkürzung AfD steht.

Im Übrigen empfehle ich die BBC Serie "Yes Minister", soweit noch nicht bekannt. Die gibt es auch in einer anständig synchronisierten deutschen Fassung. Die Dialoge zwischen Jim Hacker (Minister for Administrative Affairs) und seinem Staatssekretär Sir (!) Humphrey Appleby - inklusive der charmanten Bemerkungen von Hackers Private Secretary Bernard Wolley - gehören zu den feinsten politischen Satiren, die das Vereinigte Königreich je gesehen hat.

KH
HansJuergen
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Re: Mother Europe

Beitrag von HansJuergen »

Jetzt schmeißt Farage hin!!
Sacht ma': Was sind denn das für verantwortungslose Hackfressen da drüben auf der Insel?? Erst das eigene Volk aufhetzen, mit Lügen und falschen Zahlen herumballern und dann diejenigen, die einem in treudoofem Glauben hinterhergerannt sind, im Regen stehen lassen! Welche Realsatire geht denn da ab?
Wenn mans positive sehen will, kann man ja sagen, dass die Vollpfosten nun ihre wahre Visage zeigen und offenbaren, dass sie nicht die geringste Spur von Verantwortung und Plan haben, sondern einfach nur mal, weils so schön ist, das Volk aufwiegeln wollten und das Chaos fürs eigene Land billigend in Kauf nehmen. Man möchte halt jetzt mal "sein eigenes Leben leben"! Wass'n das für'ne Begründung?
Wird Zeit, dass die Queen das Zepter des Handelns übernimmt und für Ordnung sorgt. Dann kann Farage sein eigenes Leben im Tower mal so sichtig schön genießen. "Absolute Monarchie auf Zeit" wär doch mal was fürs British Kingdom.

Meine Fresse, nee .... :?
Whistling Catfish
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Re: Mother Europe

Beitrag von Whistling Catfish »

Die ganze Misere treffend aufbereitet.... :wink: https://www.buzzfeed.com/lukebailey/the ... .dawJ88DPb
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HansJuergen
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Re: Mother Europe

Beitrag von HansJuergen »

Das Schäbige am Rückzug dieses Nigelverarsch ist ja nicht nur, dass er mit fadenscheinigen Begründungen kneift, sondern dass er von der EU - also das Projekt, das für ihn den Untergang, die Hölle und alles Böse schlechthin darstellt, auch in Zukunft seine Tausender pro Monat in Empfang nimmt und abkassiert. Skrupelloser geht's eigentlich nicht mehr. Er sollte vor Scham im Boden versinken und sich dezent aus der Öffentlichkeit zurückziehen. Aber dann wäre er ja nicht das ... sorry, jetzt muss ich das Wort doch loswerden: Arschloch, das er ist.
King Heath
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Re: Mother Europe

Beitrag von King Heath »

Die Briten, und insbesondere die Engländer, unterscheiden sich vom Rest Europas vor allem durch ein anderes Staatsverständnis. Schon in der Legende von Robin Hood wird dieses Staatsverständnis deutlich gemacht: der böse König John war ein Tyrann, den es gegeben hat und der so beknackt war, dass nie wieder ein König den Namen John angenommen hat. Robin Hood lehnt sich gegen ihn und den Stellvertreter des Königs in Nottingham auf. Die Legende will es, dass es nicht nur um die Macht geht (sonst hieße Robin Hood wohl Fidel Castro), sondern um Gerechtigkeit fürs Volk. In der Verfilmung mit Russel Crowe geht es auch um die Unterzeichnung der Magna Carta, mit der dem Monarchen Macht weg genommen und vor allem beim Restadel verteilt wurde. Es wurden aber auch Grundrechte für alle "Untertanen" in der Magna Carte bzw. deren Zusätzen verankert.

Im 17. Jahrhundert gab es einen höchst unangenehmen protestantischen Puritaner namens Oliver Cromwell, der sich mit dem König anlegte. Tatsächlich ging es um die Macht des Parlaments. Am Ende des Konflikts wurde König Charles I. einen Kopf kleiner gemacht. Zwar wurde die Monarchie ein paar Jahre später wieder restauriert, aber die Macht des Parlamentes war nachhaltig gestärkt worden. Es ging hier auch um Selbstbestimmung des Einzelnen, selbst in einer strengen Klassengesellschaft, wie der Englischen - damals wie heute, siehe de Pfefel und Konsorten. Aus diesen und anderen geschichtlichen Ereignissen hat sich ein eigentümliches Selbstverständnis entwickelt, dass vor allem die Einmischung des Staates in das Leben des Individuums ablehnt. Die USA sind in dieser Einstellung noch extremer als die Briten. Ich könnte jetzt allerhand Alltagsbeispiele für diese Einstellung nennen, will es aber bei zwei belassen.

Es kann in Großbritannien relativ leicht passieren, dass man seinen Job verliert. Der Schutz des Arbeitsverhältnisses, wie wir es aus Deutschland kennen, wo der Staat durch Gesetze ein Arbeitsverhältnis genau regelt und gegebenenfalls schützt, gibt es so in Großbritannien nicht. Die Folge ist, dass jemand, der seinen Job verliert, gesellschaftlich nicht schief angekuckt wird und sich im Gegenteil ziemlich schnell um eine neue Arbeit bemüht, was auch deswegen kein Problem ist, weil es unser strenges Kastensystem - einmal Metzger, immer Metzger - in GB nicht gibt. IA hat nicht Kunst studiert, weil er Künstler werden wollte, sondern weil es seinen Interessen entgegen kam. Er hätte sich mit dem Abschluss der Kunsthochschule auch bei einer Versicherung bewerben können und wäre vermutlich genommen worden. Glücklicherweise ist es anders gekommen.

Mein zweites Beispiel ist der Knast. Man kann in GB relativ leicht im Knast landen, auch für kleinere Vergehen. Das wird nicht notwendigerweise als Makel gesehen. Ich kenne einen Chartered Accountant (bei uns so eine Art Steuerberater), der wegen VAT (Mehrwertsteuer) Hinterziehung ein paar Monate abgesessen hat. Als er wieder rauskam, durfte er zwar erst mal nicht mehr als Accountant tätig sein, aber seinem Unternehmen, das von seiner Frau weiter geführt wurde, ging es blendend, obwohl die Mandanten wussten, dass er im Knast war. Bei uns wohl eher undenkbar.

Das Individuum steht in der Britischen Gesellschaft im Vordergrund, Einmischungen des Staates oder der EU sind unerwünscht. Aus dieser Tradition heraus muss man den Erfolg der BREXIT Kampagne sehen.

Und auch auf die Gefahr hin, dass ich langweile, will ich das andere, nämlich unser Staatsverständnis erwähnen. Wir leben noch immer in einem Obrigkeitsstaat. Gut, der Schutzmann ist nicht mehr für jeden eine Respektsperson, aber der Ruf nach Papa Staat ist nach wie vor groß. Tatsächlich ist unser politisches System (noch) stark, weil wir Respekt vor dem Staat und seinen manigfaltigen Institutionen haben, an die wir uns ohne Rücksicht auf Stand oder Ansehen wenden können. Im Idealfall natürlich, dass es Ausnahmen gibt, liegt auf der Hand. Eine totale Gerechtigkeit scheitert an der Natur des Menschen.

Eine Voraussetzung für diese Art des menschlichen Zusammenlebens ist das Vorhandensein einer Zivilgesellschaft. In einer Zivilgesellschaft handelt das Individuum nach den Maßstäben der Vernunft. Wenn ein Politiker zum Ausdruck bringt, dass er die Interessen des Individuums vertreten wird, dann wird das Individuum diesen Politiker wählen, egal ob der Politiker Katholik oder Protestant ist, ob er Heinz, Inge oder Eische heißt. Die Zivilgesellschaft ist dort in Gefahr, wo ein politischer Kandidat nicht gewählt wird, wenn er oder sie, obwohl der offensichtlich am besten geeignete Kandidat, Eische oder Ali heißt oder gar schwarz ist oder Jude.

Liebe Freunde aus den "neuen Ländern", seid auf der Hut. Dass es in vielen alten Köpfen mit der Zivilgesellschaft nicht so ganz klappt, ist nach 56 Jahren Diktatur nicht weiter verwunderlich, wie man an den PEGIDA Zombies deutlich erkennen kann, aber ihr relativ jungen und nicht ganz so doofen, dürft Euch die Zivilgesellschaft von diesem alten und neuen Nazipack nicht wegnehmen lassen. Kämpft dafür!
Wir ollen Bundesrepublikaner aus dem Westen (inkl. Westberlin) können uns selbstverständlich auch nicht bequem zurück lehnen. Aber in meiner Stadt wurde noch jeder Aufmarsch der Intoleranz mit Intoleranz beantwortet.

Wohin der Mangel an Zivilgesellschaft führen kann, sieht man leider auch bei unseren Nachbarn in Polen, Tschechien und Ungarn. Vor ein paar Wochen habe ich mich mit einer ungarischen Rechtsanwältin unterhalten, die in Deutschland aufgewachsen ist und ihr Abitur gemacht, aber in Ungarn studiert hat. Das ungarische Rechtssystem entspricht wohl ungefähr dem unseren. Ich habe sie gefragt, wie es sich denn in einer quasi Diktatur lebt. Sie ist der Frage ausgewichen, hat aber doch so viel gesagt, dass sie die ungarische Regierung ganz o.k. findet. Sie wäre halt nicht so wie ich. Wenn sich der Ungar anpasst, geht es dem Ungarn gut - es sei denn, er ist Roma oder Sinti oder schwul.

Und über PIS in Polen kann das Fischlein referieren. Die Entmachtung des höchsten Gerichts wirkt sich jedenfalls negativ auf die Entwicklung einer Zivilgesellschaft aus. Und Polen hat als Staat eine relativ kurze Geschichte, woran auch die Deutschen nicht ganz unschuldig sind. Ein ganz trauriges Beispiel der polnischen Geschichte ist das Judenprogrom von 1946. Da denkt doch jeder vernünftige Mensch, dass nach 6 Jahren deutscher Besatzung und Krieg das Morden als Freizeitbeschäftigung eher unbeliebt ist. Da haben wir aber die Rechnung ohne die Unvernunft gemacht. Ich beurteile ein Volk nicht nach den Taten einzelner und ein Urteil über DIE Polen verbietet sich ganz selbstverständlich. Es ist allerdings sehr erschreckend, wenn mir ein ehemaliger polnischer Kollege, der keine 30 Jahre alt ist, den Satz sagt: "WIR mögen die Juden nicht." Der Mann war kein Nazi, aber auch kein Kandidat für eine echte Zivilgesellschaft. Und sehr katholisch - jeden Sonntag in die Messe. My God.

In Griechenland wurde der Staat vor allem als Rentenkasse ohne Einzahlungspflicht gesehen. Ich habe im Laufe der Jahre einige Griechen aus allen Bereichen des Lebens kennen gelernt (nicht nur Gastwirte, will ich damit sagen). Steuerhinterziehung wurde leicht gemacht, ebenso die Frührente. Möglich gemacht wurde das u.a. auch durch die Gelder der EU. Jetzt zwar nicht mehr, aber lange genug. Dass derartige Praktiken bei den Briten nicht so gut ankommen, liegt auf der Hand - siehe oben.
Die EU, insbesondere Deutschland, hat die Griechen auch gerne mal abgezogen. Da wurde den Siechen ein Milliardenkredit gewährt, aber für 70% des Geldes mussten U-Boote Made in Germany gekauft werden. Super Deal.

Fazit: der BREXIT ist eine komplexe Angelegenheit, der seine Ursachen nicht nur in GB hat, sondern in ganz Europa, denn unsere unterschiedlichen Gesellschaftsysteme stehen in einer Beziehung, die nicht immer offensichtlich ist.

Schalten Sie auch nächste Woche wieder ein, wenn Sie Dr. Bob sagen hören wollen: "Kommen wir nun zu den wirtschaftlichen Ursachen des BREXIT." Nur ohne mich. Referenten vor.

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King Heath
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Re: Mother Europe

Beitrag von King Heath »

Der Wahnsinn kennt kein Ende: de Pfeffel wird neuer Außenminister.

Wen schicken wir? Oliver Pocher ist die richtige Mischung aus Selbstüberschätzung, Dummschwätz und Humorlosigkeit unter dem Mantel Witzisch. Der wird sich mit de Pfeffel bestens verstehen. Von Diplomatie haben beide noch nie gehört.

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Unisono
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Re: Mother Europe

Beitrag von Unisono »

Was mich wundert: Ian Anderson äußert sich doch rund um die Uhr zu allen nur denkbaren Themen. Ein Statement zum Brexit scheint es aber nicht gegeben zu haben. Oder?
King Heath
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Re: Mother Europe

Beitrag von King Heath »

Unisono hat geschrieben:Was mich wundert: Ian Anderson äußert sich doch rund um die Uhr zu allen nur denkbaren Themen
Never ever on daily politics.

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Re: Mother Europe

Beitrag von Unisono »

doch, zum Schottland-Referendum z.B.
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