Die junge (?) Dame mit der Telefonübertragung war natürlich ich.
Aldo und sein Team haben es mal wieder geschafft, ein fantastisches Wochenende zu organisieren.
Hier zunächst eine Kurzfassung:
- Freitagabend: Probe in der Halle. Als ich zur Tür reinkam, wurde ich von "Master´s Voice" empfangen, der gerade mit der Coverband Beggar´s Farm probte und sich tierisch über deren Schlagzeuger aufregte. Zu einigen Songs gesellte sich Peggy dazu und auch er war sehr unglücklich mit Sergio am Schlagzeug. Peggy kam dann auf die glorreiche Idee, den Knaben an ein reduziertes Percussion Kit zu setzen, da konnte er nicht ganz so viel Unfug mit anstellen. Nach Stunden war dann auch Anderson mit dieser Alternative halbwegs zufrieden.
Irgendwann sollte dann auch Clive noch mit Lincoln proben. Zum ersten Mal wurde Budapest gespielt, aber Lincoln hatte die Noten dazu in Venedig vergessen und Clive hatte schon 1 bis 3 Gläser Wein getrunken. Das Ergebnis war entsprechend katastrophal. Mir schwante Schlimmes für Samstag.
Unsere Unterkunft war ca. 10 Kilometer von der Halle entfernt. Ein fünf Sterne Hotel auf einem Hügel, am Fuß des Hügels ein einfaches Motel. Ratet, wer wo gewohnt hat.
Peggys Freundin Ellen hatte Geburtstag, also hockten wir uns in deren Motelzimmer zusammen und feierten noch ein bisschen.
- Samstag: Bereits um 8.30 Uhr klopfte Glenn Cornick an unsere Tür. Er hatte Frau und 4jährigen Sohn Alex dabei. Da Kinder ja stets zu völlig unchristlichen Zeiten aufwachen, mussten auch wir nun aus den Federn, um mit Familie Cornick zu frühstücken. Mit einem Auto wurden wir abgeholt und den Berg hoch zum Hotel gefahren.
Im Frühstücksraum saß bereits Ian. Clive wurde stürmisch umarmt und blieb der einzige Mensch des gesamten Wochenendes, der nicht mit Rubbing Elbows begrüßt wurde.
Die beiden Buben hockten sich zusammen und quatschten stundenlang miteinander, während ich Kaffee, Müsli, Brötchen und Kram anschleppen durfte. Aber das macht man als Fan ja gerne.
Um 10 Uhr wurde Wild Turkey zur Halle gefahren, um ebenfalls noch eine Probe zu absolvieren. Mit Garys Freundin Shawn, Glenns Frau Brigitte und dem unglaublich lebhaften Alex setzte ich mich ins Städtli ab. Während die Jungs 3 1/2 Stunden probten, bummelten wir über einen Antikmarkt und durch alle Schuhgeschäfte und Parfümerien.
Mittags wurden wir in der Halle gefüttert.
Die Convention begann um 15 Uhr mit den üblichen Verkaufsständen und Auftritten von diversen Coverformationen auf einer kleinen Nebenbühne.
Wir zogen uns aber lieber zu einer kleinen Siesta ins Motel zurück.
Um 17.30 Uhr wurden wir wieder abgeholt und fuhren in einem Auto mit Mr. Anderson zurück zur Halle. Er unterhielt uns während der Fahrt mit superwitzigen Geschichten, sodass mir die Tränen die Wangen runterliefen.
Franco, der Frontmann von Beggar´s Farm, lag leider im Krankenhaus. Ich hatte eine nette Karte besorgt und alle unterschreiben lassen. Nur noch eine Unterschrift fehlte, die vom Großen Meister. Er nahm die Karte dann mit in seine Garderobe. Kurze Zeit später standen wir irgendwo dumm rum, als ein Mitarbeiter ankam und sagte, dass er nun zu Franco ins Krankenhaus fahren wolle. Wo war die Karte? Ian meinte: "Oh ich glaub, die liegt in meiner Garderobe." Ich: "Dann hol sie, aber schnell." er zuckte kurz zusammen, lief dann aber los und führte meinen Befehl aus. Clive meinte: "Oh, das war dein Lehrerton. Und du hast noch nicht mal please gesagt." Oops. Tja, der Beruf verdirbt den Charakter.
Ich mischte mich unters Convention Volk und traf jede Menge liebe Leute: die deutsche Abteilung mit Birgit nebst Ehegespunst, Jörg, der wispernde Katzenfisch, Manni, Michael Veith und noch ein paar Leute aus dem Schwabenland, die Spanier um Conventionorganisator Jose, das A New Day Team, ... Die große internationale Tull Familie war wieder zusammen.
Jörg wurde irgendwann richtig sentimental und meinte: "Wenn das hier tatsächlich die letzte Itullian Convention ist und Tull auch nicht mehr wirklich existieren, werden wir viele Freunde nie wieder treffen."
Mir selbst ist dieser Gedanke auch schon gekommen, nun aber mitten zwischen all diesen lieben Menschen machte er mich richtig traurig.
Jörg konnte ich dann aber wieder aufheitern, indem ich ihm einen großen Wunsch erfüllen konnte. Er ist ein bekennnender Fan von Gentle Giant und der Schlagzeuger John "Pugwash" wie-heißt-der-mit-Nachnamen war als special Guest mit Wild Turkey da. Der Mann ist schwer krank, aber ein absoluter Schatz. Also schmuggelte ich Jörg backstage und stellte ihn John vor. Die beiden plauderten angeregt miteinander, aber Jörg wird euch das sicher selbst erzählen.
Es fand wie üblich eine Verlosung statt und Glenn, Clive und Peggy wurden auf die kleine Nebenbühne gebeten, um die Lose zu ziehen. Ich hatte auch welche gekauft und rechnete fest damit, Clives signierte Trommelstöcke zu gewinnen, bekam dann aber ein vom Meister signiertes Exemplar der Orchester- Geschichte.
Nach der Ziehung der Lose sagte Aldo dann spontan: "Und jetzt geben die Musiker Autogramme."
Ihr könnt euch nicht vorstellen, welcher Tumult nun losbrach. Glenn machte sich sofort aus dem Staub, aber Peggy und Clive signierten, lächelten in 1748 Kameras und wurden mehrfach von wildfremden Italienern umarmt und geschmatzt. Ich besorgte ein paar Security Leute, um irgendwie eine Art von Ordnung in das Gewühl zu bekommen, aber die Leute waren völlig außer Rand und Band. Dass bei der Aktion niemand zu Tode kam, ist ein Wunder.
Kurz danach bat Anderson zur Signierstunde und da lief es hübsch gesittet ab. Die Fans wurden in der Halle in Reih und Glied aufgestellt und wurden dann einzeln zum Meister geführt, der hinter einer Absperrung stehend seine Autogramme gab, aber auch für Fotos postierte. Es war faszinierend die Fans zu beobachten. Viele schritten auf den Großen Meister in tiefster Ehrfurcht zu wie bei einer Papstaudienz und es hätte mich nicht gewundert, wenn sie vor ihm auf die Knie gefallen wären, um ihm die Füße zu küssen.
Um 20.30 Uhr war dann Showtime für Wild Turkey. Sie spielten etliche Songs des neuen Albums "You And Me In The Jungle", aber auch etliche Klassiker. Das Publikum ging begeistert mit. Glenn hatte einen blutjungen Gitarristen aus den USA mitgebracht, der die große Geste liebt und ordentlich Stimmung macht.
Das Ganze wurde von mehreren Kameras auf eine große Leinwand übertragen.
Nun kam Clives unvergesslicher Moment: sein Comedy Schlagzeugsolo. Der Regisseur, der die Kameraführung für die Leinwand schnitt, machte einen fantastischen Job und Clive, ganz Schauspieler, nutzte die Chance und baute die Comedy noch weiter aus. Man muss das gesehen haben.
Die Halle tobte. Peggy konnte nicht mehr vor lauter Lachen.
Zu einem Song gesellte sich dann Ian dazu und fügte sich gut in die Band ein.
Danach kamen "Beggar´s Farm" auf die Bühne.
Hat jemand eigentlich eine Setlist?