Love it! Ein absolut würdiges Comeback Album einer meiner absoluten Lieblingsbands!
Ich habe Psychotic Waltz zum ersten Mal im Jahr 1990/91 bewusst wahrgenommen. Zu dieser Zeit war ich 17 Jahre alt und kaufte mir noch regelmäßig die einschlägigen Musikmagazine wie Rock Hard, Metal Hammer und die damals ebenfalls noch erhältliche Rock Power. Und – ich glaube es war im Metal Hammer – war eine kurze, aber euphorische Review zum damals erschienenem Erstling der Band mit dem Titel „A Social Grace“. in der der Autor in Bezug auf Buddy Lackeys/Devon Graves‘ Flötenspiel auch Tull erwähnte. Mein Interesse war natürlich sofort geweckt – aber das Album war gar nicht so einfach zu bekommen. Proper Underground – und 1992 gabs auch noch kein Internet für jedermann. Man hat ja fast vergessen wie das damals war. Egal – über zig Umwege bekam ich irgendwann „A Social Grace“ in die Hände. Und meine Güte – was war das für ein Brett?
Knallhart, komplex, extrem dicht und dann wieder trippy, psychedelisch, sphärisch, hippiesque, episch. Und über allem ein manchmal klagender, machmal geifernder und oft engelhaft verletzlicher Gesang.
I fell in love immediately. Und nun – mit gut 30 Jahren Abstand bin ich noch immer der Meinung, das „A Social Grace“ nicht nur ein Meilenstein des modernen Progressive Metals ist – dieses Album ist vielmehr GENREDEFINITION! Dream Theater’s „When Day And Dream Unite“ erschien zwar ein Jahr vorher – klingt aber wie eine Schlagerplatte im Vergleich zu „A Social Grace“! Ich fand Psychotic Waltz immer irgendwie GEILER als DT - aber während Dream Theater in den 90ern die Weltherrschaft des Prog an sich rissen, blieben Psychotic Waltz klassischer Underground. Was ich irgendwie auch geil fand. Das war eben Geheimtipp – für die echten Freaks. So bescheuert hat man ja als junger Nerd damals gedacht….
However – Psychotic Waltz liefen in den Neunzigern stets unter dem Radar…….so habe ich den Release von „Into The Everflow“ 1992 komplett verpasst und erst ein Jahr später von dem Album erfahren.
Aber – irgendwie bekam man es ja dann doch mit. Langer Rede – kurzer Sinn: Die 1990er Jahre brachten uns vier ganz wundervolle PW – Alben. „A Social Grace“ (1990), „Into The Everflow“ (1992), das trippige „Mosquito“ (1994) und „Bleeding“ (1996).
Und ich habe sie alle geliebt. Heiss und innig. Und tue das natürlich noch immer. Aber das ist keine Musik die man im Hintergrund hören mag (speziell nicht die ersten beiden) – aber das ist Musik die am besten ist, wenn man ihr erlaubt den Hörer in diese kauzigen, harten und gleichzeitig wunderschönen und einzigartigen Klangwelten hineinzuziehen. Diese Musik hat was meditatives – etwas magisches. Und so hört man PW nicht täglich – aber ‚zelebriert‘ diese Musik „from time to time!“
Leider war es mir bisher nur ein einziges Mal vergönnt „PW“ live zu erleben. Und zwar auf der finalen „Bleeding“ Tour 1996 in Kölle. Und – aus der Erinnerung – das WAR GEIL. Ich bin zwar mit meinem damaligen Musikkumpel Johannes (der bis heute in Köln in lebt aber nicht mehr mein Kumpel ist….
) danach noch extremst in der Stadt abgestürzt. Happy Hazy Memories…..
FAST FORWARD 23 years:
Ich hab‘ extra mal ein bisschen weiter ausgeholt um mein persönliches Empfinden für dieses Comeback nach zweieinhalb Dekaden zu verdeutlichen. Mittlerweile gehe auch ich stramm auf die 50 zu – und Bands wie Psychotic Waltz oder Dream Theater sind die Prog Bands MEINER Generation. Ich kann mich erinnern, Dream Theater in einem Klub namens „Cult“ im sauerländischen Arnsberg gesehen zu haben. Damals….1991….auf ihrer ersten Europa Tournee.
Und während Dream Theater über die Jahre halt irgendwie abgestanden, unoriginell und ein wenig nervig wurden, verschwand Psychotic Waltz einfach. Sang- und klanglos. Sie tauchten einfach nicht mehr auf.
(Ok – Dead Soul Tribe erschien einige Jahre später auf der Bildfläche und hat diese „GOD SHAPED VOID“ doch recht unterhaltsam - aber eben niemals komplett ausgefüllt)
Doch jetzt sind sie zurück. Nicht nur live – sondern auch mit einem 5. Album in Original Besetzung.
Da geht mein Middle-Aged-Family-Man-Midlife-Crisis-Nostalgometer direkt in den Overdrive.
Und ich bin nicht enttäuscht. Sie ist wieder da….die Magie, die legendären Double-Guitar-Leads, die durchaus auch mal mit Viertel-, Halb- und gar ganzen Noten glänzen und nicht der sonst genretypischen 32tel Wixerei verfallen…..der trockene Drum Ton……und ja…..auch die Flöte. Die Lyrics, die Dunkelheit, das Licht - und vor allem Devon/Buddy’s Stimme. Und die Songs! Die Songs! Die Songs! Die Songs! Die Songs! Man kann es gar nicht oft genug sagen. Die Songs! Denn in diesem Genre wird ja oft sportlich eindrucksvolles Notengespritze mit Kunst verwechselt – hier nicht. Wunderbar angenehm brezelt und zirpelt sich dieses schöne Album ins Ohr. Und "schön" ist m. M. überhaupt ein wichtiges Wort im Psychotic Waltz Kosmos. Ich habe bisher keine andere Band gehört, die so bretthart und ZUR GLEICHEN ZEIT so wunderschön und verletzlich klingen kann wie diese. Hier ist alles am Platz…..kein Ballast, kein Gewichse! Zeitloses Prog-Metal!
„The God Shaped Void“ – painfully felt for almost 25 years - but now filled again. By the ones left it in the first place some 24 years ago
. Danke, lieber Devon, Dan, Brian, Ward und Norm! Thank you for the music! Gleichzeitig wünsche ich mir, dass die nunmehr ebenfalls leicht ergrauten Herren im Zuge des aktuellen Prog Revival endlich die Annerkennung bekommen, die sie in der Undergroundszene schon immer hatten.
Wie ich eingangs schon schrieb: „ LOVE IT!“ Und ich freue mich auf eine weitere Gelegenheit die Jungs mal wieder live zu sehen. Top Band. Ich hab‘ mir sogar wieder ein schwarzes T-Shirt bestellt…………und das in meinem Alter….