Hey Ho, liebe Tullies,
ich habe heute den folgenden Artikel über ein Video von Helge Schneider gefunden. Das Video kann man am Ende des Artikels ansehen. Und während ich mir - wie wir alle - nun schon seit etlichen Wochen so meine Gedanken über die ganze Corona-
misere mache, war es dieses kleine Video welches mich dazu veranlasst hier mal ein paar Zeilen zu schreiben.
https://www.berliner-zeitung.de/kultur- ... 8MNVcUwa6M
Ich bin geneigt dem Helge Schneider hier zuzustimmen. (Wohlwissend, dass er - wie er ja auch selber sagt - finanziell in einer etwas anderen Lage
ist als manch anderer freischaffender Künstler.)
Ich selber - als Mensch und als "Teilnehmer der Wirtschaft" sehe mich außerstande zu beurteilen, ob die bisher ergriffenen Maßnahmen nun sinnvoll
und angemessen sind oder nicht. Traditionell habe ich stets immer einen aufmerksamen Blick auf die Geschehnisse in Großbritannien und den Vereinigten Staaten - und vor diesem Hintergrund bin ich mir jedoch relativ sicher, dass unsere Bundesregierung hier bisher eine überaus gutes Krisenmanagement gezeigt hat. Ich mache das gar nicht mal an den aktuellen Fall- oder Todeszahlen oder den zahlreichen finanziellen Hilfsprogrammen fest - sondern vor allem auch an der Transparenz und der Kommunikation der getroffenen Maßnahmen.
Da ich selber weder Virologe noch Mediziner bin, muss ich hier schlicht vertrauen. Und das tue ich auch und befolge die Regeln entsprechend. Weil ich verstehe, warum sie eingeführt worden sind und was sie bezwecken sollen. Und auch weil ich verstehe, dass im Falle von COVID 19 eben auch die Wissenschaft noch nicht alles weiss und wir hier alle quasi auf Sicht manövrieren müssen. Und dennoch - so langsam breitet sich bei mir eine gewisse Frustration aus, aus der ich mich stets auf's Neue versuche mühsam herauszuarbeiten.
Gehörig auf den Sack geht mir allerdings das Gequatsche von "der neuen Normalität"! Das wir langsam aber sicher unsere Wirtschaft wieder öffnen müssen ist klar. Das wir auch weiterhin (wahrscheinlich sogar noch sehr lange) mit der Einschränkung von ganz grundlegenden Freiheitsrechten leben müssen ebenso. Aber der Begriff "neue Normalität" wirkt auf mich eher verstörend als motivierend.
Solange es mir nicht möglich ist, weitestgehend sorglos mit fremden Mitmenschen in eine Kneipe, in ein Konzert, ins Kino, auf ein Volksfest oder in ein Stadion zu gehen, gibt es auch keine Normalität. Auch keine
neue. Denn ich empfinde das als höchst unnormal. Denn - obwohl ich mich selber eher als Individualist sehe - so sehe ich mich doch als Mensch und somit eben auch als ein soziales Wesen. Und bestimmte, ganz maßgebliche Dinge in unserem Leben funktionieren für mich eben auch nur im "Kollektiv". Musik, Fussball, Theater......alles was "live" ist, macht keinen Spaß ohne die Emotionen und Reaktionen von Artgenossen. Ein Konzert z. B. ist immer nur so gut, wie die Stimmung des Publikums.
Wenn ich im Supermarkt eine Maske tragen muss, dann tue ich das. Kein großes Problem. Wie oben bereits beschrieben. Ich kann ich das nachvollziehen. Aber es wird für mich niemals "normal" sein.
Es ist für mich auch nicht normal, dass ich von meinen Mitarbeitern im Betrieb stets 2 m Abstand halten soll. Trotzdem versuche das natürlich. Aber
normall ist das nicht. Und das wird es auch NIE werden. Und wenn es bis an mein Lebensende so sein sollte. Normal wird das für mich nicht mehr. Denn das ist nicht normal. Das ist eine absolute Ausnahmesituation. Das ist Krise. Das ist Scheisse. Das ist für mich alles - aber auf keinen Fall in irgendeiner Form "normal"!
Und wenn ich jetzt z. B. lese, dass es mittlerweile "Autokonzerte" gibt, dann muss ich Helge Schneider uneingeschränkt recht geben. Das ist weder normal, noch kann das für mich in irgendeiner Form ein Surrogat oder Kompromiss sein.
Es tut mir unendlich leid für alle Kulturschaffenden, alle Gastronomen, Reiseveranstalter etc. etc. Aber ich bin in meinem Alter absolut nicht mehr bereit auf dem Felde der "leibhaftigen" Unterhaltung oder der Zerstreuung auch nur ansatzweise einen Kompromiss einzugehen. Wenn ich derartige Dinge nicht wie zuvor sorglos zusammen mit meinen Zeitgenossen erleben kann - dann verzichte ich lieber komplett darauf.
Wie seht Ihr das?
Bleibt gesund und bis hoffentlich bald,
J.